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Aus der Neuen Solidarität Nr. 25/2005

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Denkt an Walter Rathenau

Von Lyndon LaRouche

Am 10. Juni veröffentlichte Lyndon LaRouche die folgende Erklärung, die sich mit der politischen Weltlage und besonders den Entwicklungen in Westeuropa seit dem französischen Referendum gegen die EU-Verfassung vom 29. Mai befaßt.


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Der geschichtliche Zusammenhang

Bei wichtigen Ereignissen der gegenwärtigen Weltgeschichte wird die Erinnerung an die Ermordung des großen deutschen Industriellen Walter Rathenau am 24. Juni 1922 wieder wach. Wie damals lähmen auch heute wieder Furcht und Schrecken die Willenskraft von Staatsführungen, sie zittern vor den bösartigen Geldmächten hinter den Kulissen - Mächten, die jeden Politiker oder andere maßgebliche Persönlichkeiten, die bei den Plänen zum Diebstahl der Renten und anderer Mittel des Gemeinwohls der Völker dazwischenkommen, ermorden lassen könnten, so wie nach dem Abschluß des Vertrags von Rapallo am 16. April 1922 während der Konferenz von Genua eine Welle von Morden an Walter Rathenau und anderen Beteiligten in Gang gesetzt wurde.

Drei Monate nach Rathenaus Ermordung inszenierte ein Helfershelfer der Briten, der altgediente "Jungtürke" und Bankier Graf Volpi di Misurata aus Venedig, am 27.-28. Oktober 1922 Benito Mussolinis Marsch auf Rom. 13 Monate später entfesselte der damalige Möchtegern-Mussolini Adolf Hitler seinen Putschversuch in München, der fehlschlug.

Die Ereignisse waren miteinander verknüpft und nicht zufällig. Hinter diesen Ereignissen im Jahr 1922 standen die gleichen oligarchischen Kreise, vor allem in London und Paris, die seit dem Versailler Vertrag beherrschenden Einfluß auf ganz Europa ausübten. Die Welt lief bereits darauf zu, daß der Weltkrieg, den wir heute den Zweiten nennen, zwar noch nicht unausweichlich, aber immer wahrscheinlicher wurde. Heute werden maßgeblichen Politikern in aller Welt wieder Drohungen der Art, denen Rathenau und andere zum Opfer fielen, übermittelt oder sind auf dem Wege, übermittelt zu werden.

Was man später Faschismus und den Zweiten Weltkrieg nennen wird, kam zustande, weil die maßgeblichen Kreise Europas die Drohung der Finanzkreise hinter den Verhandlungen von Versailles, die der Mord an Rathenau unausgesprochen darstellte, nicht mutig und sachgerecht reagierten. Ein ähnliches mörderisches Schicksal traf schon bald viele der maßgeblichen Teilnehmer der Verhandlungen von Rapallo, mit Ausnahme des Briten Lloyd George. Heute trifft man bei den entsprechenden führenden Politikern auf eine ähnliche Nachlässigkeit wie jene von damals, die daran schuld war, daß die Auftraggeber dieser Mordwelle weitermachen konnten. Diese Nachlässigkeit kann ziemlich bald in etwas münden, was noch weit schlimmer wäre als das, was wir den "Zweiten Weltkrieg" genannt haben.

Wir sollten aus der Geschichte solcher und ähnlicher Vorgänge gelernt haben, daß man nur selten Persönlichkeiten findet, die weise und mutig genug sind, solch schreckliche Wendungen der Geschichte zu verhindern. Deshalb ist es dringend notwendig, daß von Zeit zu Zeit wohlgesinnte Menschen an einflußreicher Stelle das außergewöhnliche Maß an Weisheit und Mut aufbringen, dem außerordentlichen Risiko, das eine politische Führung zum Wohl der gegenwärtigen und künftiger Generationen auf sich nehmen muß, nicht auszuweichen - den Mut, der Hölle in den Rachen zu schauen und ihr zu trotzen. Dies ist ein solcher Zeitpunkt.

Zugegeben, die Gefahr, die eine wahre Führung auf sich nimmt, ist groß - so wie es bei Johanna von Orleans und bei den Vätern des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges war. Nur wer begreift, daß er für ein unsterbliches Ziel lebt, wird wohl den Mut in sich finden, in solchen Zeiten tapfer voranzugehen.

Rathenau war weder der erste noch der letzte Deutsche, der von ähnlich motivierten Kräften ermordet wurde. 1977 standen Generalbundesanwalt Siegfried Buback (April), Jürgen Ponto von der Dresdner Bank (Juli) und Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer (September-Oktober) auf der Liste. Hinsichtlich der strategischen Umstände ist der Mord am Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen am 30. November 1989 mit dem an Rathenau völlig vergleichbar. Die Stelle, die für alle diese und vergleichbare Fälle verantwortlich ist, von Rathenau bis zu Herrhausen und Rohwedder, war stets die gleiche, wie weiter unten beschrieben wird.

Es wäre nicht angemessen, wenn ich hier Namen von Personen nennen würde, die gegenwärtig Zielscheibe entsprechender Drohungen aus dem Umfeld gewisser mächtiger Finanzinteressen hinter den Kulissen in Europa und anderswo sind. Drohungen laufen bereits um. Einen anderen Weg, dieser akuten Gefahr zu begegnen, ist alles in allem nützlicher, als schon bekannte und wahrscheinliche Ziele solcher dunkel angedeuteter Warnungen zu benennen, und ist deshalb in diesem Augenblick angebrachter.

Es sind nun zwei Wochen seit jenem denkwürdigen Wochenende [vom 21.-22. Mai 2005] vergangen, als demokratische und republikanische Senatoren gemeinsam die amerikanische Verfassung quasi vor einem Umsturzversuch des Weißen Hauses unter George W. Bush retteten. Denken wir an die beängstigende Anhäufung von Gefahren, die den Vereinigten Staaten und anderen Nationen durch die schon laufende weltweite Zusammenbruchskrise des Währungs- und Finanzsystems drohen. Der wichtigste Tagesordnungspunkt für die maßgeblichen Strategie- und Nachrichtendienstexperten der Welt sollte heute sein, daß Stellen wie der amerikanische Senat die Putschmentalität, die von der Regierung Cheney/Bush und ihren noch fanatischeren Hintermännern wie den Kreisen um George Pratt Shultz ausgeht, im Zaum halten können.

Damals wie heute geht die Gefahr von Umstürzen wie den faschistischen Machtübernahmen, die den berüchtigten finanziellen und wirtschaftlichen Vorgaben des Versailler Vertrags entsprangen - wozu die Ermordung Rathenaus gehörte - , von den internationalen Finanzierskreisen aus, die daran beteiligt waren, in Europa faschistische Regimes an die Macht zu bringen und den Zweiten Weltkrieg zu entfesseln. Diese Finanzkreise entstammen der anglo-holländischen liberalen Strömung, die sich im 18. Jh. selbst die "Venezianische Partei" nannte, weil sie die Grundsätze ihres Denkens und Handelns auf die oligarchische Partei Venedigs um die Anhänger des Gründers des modernen Empirismus, Paolo Sarpi, zurückführte. Natürlich haben sich seit dem 18. Jh. die Zeiten geändert; heute ist die Gefahr für die Zivilisation, die von den finanzoligarchischen Interessen der Tradition der Venezianischen Partei ausgeht, möglicherweise noch viel größer als selbst in den 20er und 30er Jahren.

Schauen Sie sich die Liste an

Um die gegenwärtige Gefahr aus der richtigen Sicht zu betrachten, lese man eine kurze Auflistung der wichtigsten Finanz- und Wirtschaftskrisen, vor denen die amerikanische Regierung und Bevölkerung jetzt stehen:

1. Die ganz akute Gefahr ist in diesem Augenblick der fortschreitende Zusammenbruch der amerikanischen Automobilindustrie. Das trifft wahrscheinlich umgehend kettenreaktionsartig die Einkommen und Renten von einer halben Million oder mehr Menschen, die von dieser Branche abhängig sind. Ganze Städte und Bundesstaaten der USA würden in diesen Zusammenbruch hineingezogen. Es gefährdet nicht nur die Menschen und die Gemeinden, in denen sie leben. Wenn die Maschinen- und Anlagenbaukapazitäten dieser Industrie verlorengingen, wäre das eine strategische Gefahr für die Vereinigten Staaten als Nation. Amerika fiele damit noch nicht gleich zurück in die Steinzeit, aber als Großmacht wäre es am Ende, und das auf Jahrzehnte hinaus oder länger.

Bisher hat die amerikanische Regierung noch nichts getan, um eine nicht mehr umkehrbare Katastrophe zu verhindern. Ein sofortiges Eingreifen des Kongresses ist erforderlich, um die allerschlimmsten Folgen zu verhindern.

2. Die Finanzinteressen, die in der Automobilindustrie das Sagen haben, haben deutlich zu erkennen gegeben, daß sie die Rentenverpflichtungen dieser und der damit verwandten Branchen der staatlichen Betriebsrentenversicherung PBGC (Pension Benefit Guaranty Corporation) aufbürden wollen. So ist es im Fall von United Airlines bereits geschehen und droht entsprechend auch bei den Fluggesellschaften Delta und American Airlines. Dies geht Hand in Hand mit den weiterhin vehement betriebenen tollen Rentenprivatisierungsplänen des kläglichen, hinterhältigen und verwirrten Präsidenten George W. Bush. Dieser Schwindel wurde dazu erdacht, daß die Aktienhändler der Wall Street der Mehrheit der Amerikaner die letzte Rentenkasse, die demnächst überhaupt noch vorhanden sein wird, auch noch abschwindeln können, wenn der kindische und unsinnige Vorschlag des Präsidenten, die Staatsanleihen der USA als wertlose Schuldscheine zu behandeln, hingenommen wird.

Hätten nicht einflußreiche Leute in aller Welt längst vermutet, daß der Präsident nicht ganz bei Trost ist, dann hätte seine Aussage, amerikanische Staatsanleihen seien wertlose Schuldscheine, schon ausgereicht, im gesamten Weltwährungs- und Finanzsystem Panik und daraufhin einen völligen Zusammenbruch auszulösen.

Die aktuellen Gesetzesvorschläge der Republikaner im Repräsentantenhaus zu diesen Rentenfragen hätten massenmörderische Folgen, wenn sie angenommen würden.

3. Unterdessen ist dadurch, daß der Federal Reserve-Vorsitzende Alan Greenspan erlaubt hat, Nebenwetten als Finanzkapital einzusetzen - die "Derivate" - , eine explosive weltweite Finanzblase entstanden, neben der die LTCM-Blase aus dem Jahre 1998 fast wie ein kleiner Zwischenfall erscheint. Großbanken in aller Welt, etwa in den USA und Deutschland, die sich mit dieser Hedgefondsblase eingelassen haben, stehen nun vor einer Katastrophe, die größer ist, als es sich die meisten Bürger, ja selbst die meisten Mitglieder des amerikanischen Kongresses bisher überhaupt vorstellen können. Schon jetzt sind zwischen 20 und 40% der fraglichen Hegdefondsgelder ganz oder beinahe ausgelöscht. Den meisten Menschen würde schwindlig, wenn sie sich die Verbindlichkeiten der Banken aus diesen Hegdefondsgeschäften vorstellen sollten. Der Ausbruch der Krise um General Motors hat das Zusammenfallen dieser Hegdefondsblase offenbar nur ausgelöst und beschleunigt.

Bisher wurde noch nichts getan, um die USA darauf vorzubereiten, diese allgemeine Krise, die das gesamte Weltsystem zum Einsturz bringen könnte, irgendwie in den Griff zu bekommen.

4. Dies geht einher mit dem, was vermutlich auch Alan Greenspans Träumen im Schaumbad entsprungen ist: Seine Mitwirkung am Aufblähen der "Jahr 2000"-Blase. Sie platzte 2000, gehört in das gleiche Verhaltensmuster, worin Fannie Mae und Freddie Mac verwickelt sind, aus dem eine inzwischen monströse und hochanfällige Immobilien- und Hypothekenblase entstand. Immer häufiger berichten nun führende Nachrichtenmedien über wichtige Hinweise auf die Gefahr eines kettenreaktionsartigen Zusammenbruchs innerhalb der "Hypothekenbranche", der sich von den schlimmsten Auswüchsen der durch "Finanzderivate" verdorbenen Politik der Fed[eral Reserve] unter Greenspan auf die ganze Branche ausweiten kann.

Trotzdem kommt unsere politische Führung in dieser Überlebensfrage entweder nur ganz langsam in die Gänge, oder verdrängt sie sogar aus ihrem Bewußtsein, weil es eine unangenehme Wahrheit ist, an die sie bisher genausowenig denken will wie die meisten Bürger auch.

5. Dabei läuft gerade jetzt ein neuer großer Immobilienschwindel an, diesmal aus Donald Rumsfelds Verteidigungsministerium: der Schwindel um die Schließung inländischer Militärstützpunkte. Eine hübsche allerletzte Füllung des Futtertrogs für Rumsfelds und Cheneys Geschäftsfreunde, wenn es denn tatsächlich dazu käme.

Zu alledem kommen noch die wütenden Drohungen Vizepräsident Dick Cheneys mit vorbeugenden Kriegen und ähnlichen Unternehmungen hinzu, angefangen möglicherweise mit Nordkorea - gemäß des Kriegsplanungsdokuments Conplan 8022. Einige Folgen von Conplan 8022 an sich kann man schon durchaus klinisch nennen, aber die eigentliche Gefahr wird übersehen. Damit sind wir wieder beim Hintergrund der Ermordung Walter Rathenaus im Juni 1922.

Der Geist der amerikanischen Bundesverfassung ist immer noch da. Unsere Republik hat zwar ein paar sehr schlechte Regierungen erduldet - einige waren, offen gesagt, in gewisser Hinsicht sogar landesverräterisch - , aber unsere Verfassungsordnung haben wir niemals verloren, wohingegen die gewählten europäischen Regierungen immer wieder Staatsstreichen und Diktaturen der einen oder anderen Art unterlagen. Der Griff des Weißen Hauses unter Bush nach diktatorischer Macht wurde abgewehrt, weil der Senat sich dagegen stemmte und das Verfassungsprinzip der Beratung und Abstimmung verteidigte, so wie der Kongreß früher schon einen ähnlichen Vorstoß unter Präsident Richard Nixon abgewehrt hatte.

Seit der ersten Amtseinführung von George W. Bush jr. erleben wir öfters, daß die US-Regierung - wie etwa in Abu Ghraib und Guantanamo - , bestimmte Dinge tut, die an Adolf Hitler und ähnliche Regierungen Europas erinnern. Beispielhaft dafür ist die Art und Weise, wie die Regierung Bush die Ereignisse des 11. September für ihre Zwecke nutzte, etwa für das schon vorher zusammengeschusterte Patriot-Gesetz; und wie sie wiederholt Lügen benutzte, die sie in Zusammenarbeit mit der liberal-imperialen Regierung Blair im Vereinigten Königreich fabrizierte, um der Welt einen neuen Irakkrieg aufzuzwingen, dessen Scheitern mit schrecklichen Folgen sich in den immer noch anhaltenden Kämpfen zeigt. Die entscheidende Bedeutung des Vorschlags, kleine Atombomben in einem vorbeugenden Angriff auf Nordkorea einzusetzen, liegt in den psychologischen Auswirkungen, die das auf der Welt und auch in den USA selbst hätte. Es wäre die "Mini-Atombomben-Variante" davon, wie die damals beiden einzigen existierenden Prototypen von Kernwaffen sinnlos auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, zu einem Zeitpunkt, als die Bedingungen im wesentlichen schon die waren, unter denen Kaiser Hirohitos Japan später kapitulierte.

Das Charakteristische an der Mentalität der Regierung Nixon, die der alte Intrigant Karl Rove in das Weiße Haus unter George W. Bush hinübergetragen hat, ist das Aufwühlen wahnsinniger Leidenschaften, die Roves verrückte "religiöse Rechte" heute an den Tag legen. Moderne Historiker fühlen sich an den Fanatismus der Zeit von 1922-45 in Kontinentaleuropa und an den wahnsinnigen Geist der Religionskriege von 1492-1648 erinnert. Dieser Geist der Diktatur, der die Zeiten der Religionskriege und der faschistischen Bewegungen auszeichnete, ist die Politik des Weißen Hauses unter dem Nixon-Veteranen Karl Rove. Es ist der Geist der Regierung Bush/Cheney und ihres politischen Impulses heute.

Dies waren Beispiele für die uns heute unmittelbar bedrohende Lage.

Der geschichtliche Zusammenhang

Nach dem Niedergang und Machtverlust der Interessen, wie sie Fürst Metternichs Heilige Allianz verkörperte, bildeten die anglo-holländischen Finanzinteressen um die Londoner City die vorherrschende imperiale Macht auf der Welt. Sieht man den Ersten Weltkrieg, wie es jeder sachkundige Historiker tun sollte, als Neuauflage des von den anglo-holländischen liberalen Interessen angezettelten Siebenjährigen Krieges, der im Februar 1763 mit dem Pariser Frieden endete, dann versteht man folgendes besser: Der Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg bot einem multinationalen Zusammenschluß privater Finanzinteressen um einige mächtige Familien - der Synarchistischen Internationale - die Gelegenheit, mit einem großen Plan das Geschehen der 20er und 30er Jahre so zu beeinflussen, daß am Ende jene Kräfte hervortraten, die von 1939-45 Hitlers Regime unterstanden. Das Denken eines H.G. Wells oder Bertrand Russell ist nur ein Beispiel dafür, wie die dem Zweiten Weltkrieg folgenden Jahrzehnte nach dem Willen der Synarchistischen Internationale aussehen sollten.

Russells Absicht der Jahre 1945 und 1946, die Sowjetunion mit Atombomben anzugreifen, um das zu schaffen, was er "Weltregierung" nannte, ließ sich nicht verwirklichen, weil die Sowjetunion als erste eine einsatzfähige Wasserstoffbombe entwickelte. Aber die allgemeine Stoßrichtung des synarchistischen Denkens blieb über die Phase der "Entspannungspolitik", oft auch eher tastend, bis zur heutigen Form der "Globalisierung" bestehen.

Es ist oft erstaunlich, welch hartnäckige Dummheit Leute, die es besser wissen sollten, an den Tag legen können. Der Antrieb der Bewegung für diesen Wahnsinn namens "Globalisierung" ist der Haß auf den souveränen Nationalstaat, der Haß, den im 18. Jh. Lord Shelburnes Britische Ostindiengesellschaft, im 19. Jh. das britische Empire ausstrahlten und heute die bekennenden liberalen Imperialisten und Geschöpfe der Fabianischen Gesellschaft wie Premierminister Tony Blair. Der Globalisierungsfeldzug der Finanzkreise - besonders seit der Zeit der Regierung Nixon mit ihrer Zerstörung des Bretton Woods-Systems - ist typisch für diesen langfristigen Trend in den internationalistischen Kreisen wie der Synarchistischen Internationale, die uns damals die Nazis bescherte und heute die größte Gefahr für die Nationen der Welt.

Es ist unnötig und sinnlos, sich für oder gegen sogenannte "Verschwörungstheorien" zu ereifern. Es ist ein durchaus gängiges Verhalten, daß Menschen sich zu irgendetwas verschwören, und das wird wahrscheinlich noch lange so bleiben. Praktisch geht es darum, die Souveränität der Vereinigten Staaten und ihrer Menschen zu verteidigen, so wie es die Unabhängigkeitserklärung von 1776 und die Verfassung von 1789 vorschreiben. Regimewechsel in anderen Nationen kann nicht unsere Aufgabe sein. Das verstand schon ein so genialer Kopf wie Jean-Baptiste Colbert in Frankreich, der seinen irrenden Monarchen Ludwig XIV. davor warnte, zusammen mit den Resten der verrückten Fronde endlose Kriege gegen die liberalen Finanzinteressen jener Zeit zu führen. Amerikas Erfolg lag nie darin, andere Länder zu erobern, sondern darin, andere Nationen aufzubauen und Kriege nur zur Verteidigung gegen eine klare Bedrohung der Existenz unserer Republik zu führen, wie wir es im Zweiten Weltkrieg taten.

Heute wird Amerika von außen bedroht, im wesentlichen durch den Globalisierungsvorstoß der zeitgenössischen Vertreter jener Finanzkreise, die schon hinter der Synarchistischen Internationale gestanden und die Morde und faschistischen Bedrohungen der Zeit von 1922-45 gesteuert hatten. Gegen solche Gefahren müssen wir uns verteidigen, aber wir müssen dieses Ziel in der richtigen Weise angehen und mehr darauf verwenden, uns Freunde zu gewinnen und zu erhalten, als uns unnötige Feinde zu schaffen.

Die Liste der akuten Probleme, die ich eben angeführt habe, zeigt beispielhaft, worin die größte Gefahr für unsere Nation und ihre Menschen liegt. Einige dieser Bedrohungen sind neuartig. Aber sie alle lassen sich überwinden mit den Methoden, die unsere Verfassungstradition nahelegt - genauso wie uns Präsident Franklin Roosevelt damit nach der Depression, die uns die Regierungen Coolidge und Hoover hinterlassen hatten, bis zum Ende des Krieges von 1939-45 zur größten Macht der Welt machte. Wir können heute ähnlich wie damals unter Franklin Roosevelt diese Gefahren meistern, indem wir zur Tradition des Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie zurückkehren, dem System, das die größten Wirtschaftswissenschaftler der damaligen Welt, Benjamin Franklin, Alexander Hamilton, Matthew Carey, Friedrich List und Henry C. Carey, beschrieben haben. Das war das System, in dessen Dienst sich Franklin Roosevelt stellte, in den Fußstapfen seines Vorfahren, Alexander Hamiltons Verbündetem Isaac Roosevelt.

Wogegen wir uns vor allem anderen verteidigen müssen, das sind die Überreste der Synarchistischen Internationale, jene Leute, die meinten, es sei in ihrem Interesse, zwei Weltkriege zu entfesseln und in Deutschland so wichtige Menschen wie Walter Rathenau, Jürgen Ponto, Hanns-Martin Schleyer und Alfred Herrhausen ermorden zu lassen. Wir brauchen heute unsere Partner in der Tradition dieser Menschen in Europa und anderswo. Amerika muß all jenen, die dem Interesse ihrer eigenen Nationen dienen, seine Stärke leihen, damit sie überleben und Erfolg haben. Und denjenigen, die solche Persönlichkeiten beseitigen wollen, müssen wir zu verstehen geben, daß sie es dann mit uns zu tun bekommen.

Derweil gibt es für alle die Herausforderungen unserer Volkswirtschaft, die ich oben genannt habe, und für weitere vergleichbarer Art Lösungen. Wenn Amerika vorangeht, werden andere Nationen nachziehen und mit uns zusammenarbeiten. Gegenwärtig ruht die Hoffnung unserer Nation hauptsächlich in der besonderen Machtbefugnis, mit der unsere Verfassungsväter den Senat als Kernbestandteil unseres Systems der Kontrollen und Gegengewichte ausgestattet haben. Die Synarchisten bzw. ihre heutigen Gesinnungsgenossen seien gewarnt, daß wir in dieser Frage mit unseren Freunden in anderen Ländern zusammenstehen und gemeinsame Grundsätze teilen. Helfen wir alle mit, daß diese Institution ihre lebenswichtige verfassungsmäßige Aufgabe erfüllen kann, damit wir durch das Chaos, das nun über uns hereinbricht, heil hindurchkommen.

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