Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 46, 14. November 2012

Britisch-saudische Umtriebe treiben zum globalen Krieg

Während führende israelische Sicherheitskreise vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs warnen, schüren der britische Premier Cameron und der saudische Prinz Bandar die Flammen.

Nur wenige Tage, nachdem Lyndon LaRouche im Washingtoner Nationalen Presseclub gewarnt hatte, die Politik von Briten, Saudis und Obama drohe die Welt in einen dritten Weltkrieg zu stürzen, platzten in Israel zwei politische Bomben, die diese akute Gefahr erneut unterstreichen.

Erstens enthüllte das Israelische Institut für Studien zur Nationalen Sicherheit (INSS), daß Israel im September eine Stabsübung („Kriegsspiel“) durchgeführt hat, deren Szenario ein israelisches Bombardement der iranischen Atomanlagen war - und zwar für den 9. November, drei Tage nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl! Zweitens enthüllte der israelische Fernsehsender Kanal 2, daß Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Verteidigungsminister Ehud Barak 2010 einen Krieg gegen den Iran anfangen wollten, die Führung der Streitkräfte und Geheimdienste dies jedoch verhinderte.

Diese Schritte zur Vermeidung eines Krieges kommen in einer extrem anfälligen Lage in der Region. Der gesamte Nahe Osten, seit über 100 Jahren ein Tummelplatz der britisch-imperialen Kräfte, befindet sich im Aufruhr, wobei derzeit das belagerte Syrien im Mittelpunkt steht, aber auch der Libanon, die Türkei und andere Länder erfaßt werden.

Einer der wichtigsten Akteure in dieser gewalttätigen Destabilisierung ist das Königreich Saudi-Arabien, Londons wichtigster Partner beim Aufbau und Einsatz islamischer Terrorgruppen. Mit der zunehmenden Gewalt wachsen die Spannungen zwischen Briten, USA und NATO auf der einen Seite, und Rußland und China, die keine weiteren gewaltsamen „Regimewechsel“ mehr zulassen wollen, auf der anderen. So nimmt das Gespenst einer thermonuklearen Konfrontation immer deutlichere Züge an.

Das Kriegsspiel des INSS

Das Szenario des Kriegsspiels des INSS war ein israelischer Angriff auf die iranischen Atomanlagen, auf den der Iran und seine Verbündeten mit verschiedenen begrenzten Aktionen antworten. Nach Aussage von Briten, die das Manöver filmten und am 5. November mit dem Daily Telegraph darüber sprachen, war das Resultat des Manövers, daß ein solcher Angriff Israels zu einem begrenzten regionalen Konflikt, jedoch zu keinem ganz großen Krieg führen werde. Aber das INSS berichtet in seinen Schlußfolgerungen nach dem Manöver, einige der Beteiligten seien zu dem Schluß gelangt, daß der israelische Angriff „zum Dritten Weltkrieg führen“ werde, vor allem weil Rußland und China eine extreme Gegenposition zu Israel und den USA bezogen.

Nach Aussage eines hochrangigen US-Geheimdienstmitarbeiters, der bei den Bemühungen zur Verhinderung eines Krieges sehr engagiert ist, war die Veröffentlichung des INSS-Berichtes Teil eines neuen Vorstoßes israelischer Militär- und Geheimdienstkreise gegen die Gefahr, daß Premierminister Netanjahu einen einseitigen israelischen Angriff auf den Iran durchsetzt.

Dieser US-Experte verwies in dem Zusammenhang auch auf Enthüllungen in der israelischen Zeitung Ha’aretz, die am 5. November in einer Dokumentarsendung des britischen Fernsehsenders Channel 4 untermauert wurden, wonach Netanjahu 2010 tatsächlich schon einmal präventive Luftangriffe auf den Iran angeordnet hatte, dies jedoch von der Führung der Streitkräfte und des Mossad blockiert wurde.

Nach dem Bericht von Ha’aretz stellte sich der Generalstabschef der Streitkräfte, Gen. Gabi Aschkenasi, auf den Standpunkt, der Premierminister sei nicht befugt, einen solchen Angriff ohne Zustimmung des Kriegskabinetts oder des zuständigen Ausschusses der Knesset anzuordnen. Der damalige Mossad-Chef Meir Dagan wies Netanjahu nicht weniger scharf zurecht, er soll gesagt haben: „Sie treffen möglicherweise eine illegale Entscheidung, einen Krieg zu beginnen... Nur das Kabinett ist befugt, dies zu beschließen.“ Netanjahu mußte zurückstecken, und kurze Zeit später warnte Dagan öffentlich vor einem Alleingang Israels mit einem Angriff gegen den Iran.

Der US-Geheimdienstexperte kommentierte, man wisse nicht, ob ein solcher Angriff schon in allernächster Zukunft stattfinden werde, aber wenn Netanjahu im Januar 2013 wiedergewählt werde, dann würde er sofort eine neue „rote Linie“ gegenüber dem Iran ziehen, was dann einen Angriff im Frühjahr praktisch unausweichlich machen würde. Netanjahu setzt dabei darauf, daß die sog. P5+1-Gespräche der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates und Deutschlands mit dem Iran bis dahin nicht zu einer Verhandlungslösung führen und daß Israel dann in einer besseren Position sein wird, die USA zu einem gemeinsamen Angriff zu bewegen.

Verrückte Annahmen

David Patrikarakos vom Londoner Daily Telegraph sprach mit dem iranischen Unterhändler bei den Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm Dr. Hossein Mousavian darüber, wie realistisch die Annahmen und Ergebnisse des israelischen Kriegsspiels waren. Patrikarakos zufolge sagte Mousavian: „In der Realität würde der Iran mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln antworten und die gesamte Macht seiner Streitkräfte einsetzen, um Israel in einen langfristigen Krieg hineinzuziehen.“

Zweifellos würde der Iran die USA dabei als Komplizen Israels betrachten. Die Iraner, so Mousavian, „sehen in Israel bloß ein Baby..., das niemals ohne Unterstützung der USA handeln würde“.

Selbst Gruppen wie Al-Kaida, obwohl selbst Feinde des Iran, würden amerikanische Ziele angreifen und Vorteile aus der allgemeinen Reaktion der Muslime auf einen Angriff auf ein islamisches Land ziehen. „Die ganze Region würde hineingezogen“, sagte Mousavian. Es sei ein schwerer Fehler, anzunehmen, der Iran würde nicht reagieren, bloß weil der Irak und Syrien dies früher auch nicht getan hatten, als Israel deren Atomanlagen bombardierte.

Bandar und Syrien

Während die britisch-imperialen Strippenzieher hinter der Kriegsfraktion in Israel (mit Hilfe ihrer Marionette Obama in den USA) rücksichtslos auf einen Krieg gegen den Iran drängen, tun ihre Juniorpartner in der saudischen Monarchie ihren Teil, um die Flammen des Krieges auch in der übrigen Region zu entfachen. Die Saudis unterstützen die Dschihadi-Rebellen in Syrien, darunter viele aus dem Al-Kaida-Umfeld, massiv mit Geld und Waffen. Das Ziel ist nicht bloß, das Assad-Regime zu beseitigen, sondern, was aus Sicht des Britischen Empire wichtiger ist, Rußlands Widerstand gegen den Angriff auf die nationale Souveränität zu brechen.

Wie der Online-Nachrichtendienst SITE Monitoring Service unter Bezug auf zwei Videos auf islamistischen Internetseiten berichtet, hat der nominelle Al-Kaida-Chef Ayman Al Sawahiri alle Muslime aufgefordert, sich dem Aufstand gegen die Regierung Assad anzuschließen. Er warf den westlichen Mächten vor, Assad einen Freibrief zum Töten seiner Gegner zu geben, weil sie nicht alle militärischen Mittel zu seinem Sturz einsetzten.

Im Mittelpunkt dieses blutigen Unternehmens steht Prinz Bandar bin Sultan, der in Großbritannien ausgebildete frühere saudische Botschafter in den Vereinigten Staaten, der persönlich daran beteiligt war, die Attentäter des 11. September 2001 mit Geld zu versorgen und ihnen Schutz zu gewähren. Prinz Bandar, der in dieser Sache mit Tony Blair verbündet ist, wurde am 19. Juli 2012 auf dem Höhepunkt der Syrienkrise zum Chef des saudischen Geheimdienstes ernannt. In der Funktion soll er nicht nur die Bewaffnung der Terroristen gegen das Assad-Regime ausweiten, sondern auch ein Assad-feindliches, von den Saudis gesteuertes Regime im Libanon an die Macht bringen, damit man noch mehr Waffen und Terroristen nach Syrien einschleusen kann.

In dieser Position betreibt Bandar auch die Ausbreitung der Dschihadi-Gewalt im Libanon. Er spielt dort eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung der sunnitischen Bevölkerung gegen Assad und gegen die libanesische Regierung, die sich bemüht, das Land aus dem Konflikt in Syrien herauszuhalten. Kürzlich wurde der libanesische Geheimdienstchef Wissam Al-Hassam von unbekannten Tätern ermordet, was zu einer Destabilisierung des Libanon führte, in die sich Bandar als angeblicher „Vermittler“ zwischen den religiösen Gruppen einmischte. Tatsächlich finanziert Bandar eine neue sunnitische Miliz gegen die Hisbollah. Das hatten die Saudis zuletzt zur Zeit von Präsident George W. Bush versucht und dafür dem Vernehmen nach 25 Mio.$ ausgegeben, aber diese Miliz zerfiel gleich wieder bei der ersten direkten Konfrontation mit den Hisbollah-Milizen.

Im eigenen Namen

Eine neue Entwicklung in der hochanfälligen Region ist die persönliche Einmischung des britischen Premierministers David Cameron. Er besuchte Anfang November Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, warb dort für den Sturz Assads und schimpfte auf Rußland und China, weil sie sich dem „Regimewechsel“ widersetzen. Außerdem verhandelte er über eine Erneuerung des britisch-saudischen Tauschgeschäfts „Al Jamamah“ - Waffen gegen Öl. Cameron will die Saudis zum Kauf weiterer Kampfjets des britischen Rüstungskonzerns BAE bewegen und steht dabei im Wettbewerb mit dem französischen Präsidenten François Hollande, der für Jets des EADS-Konzerns wirbt. Nach Aussage eines hochrangigen amerikanischen Geheimdienstexperten, der mit dem Al Jamamah-Geschäft vertraut ist, hofft Cameron darauf, daß der neue saudische Geheimdienstchef und britische Agent Prinz Bandar das letzte Wort über den Kauf hat, und nicht König Abdullah.

Am 5. November sprach Cameron in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor Studenten und behauptete, der Iran arbeite an einer Atombombe und müsse daran gehindert werden - eine Aussage, die der offiziellen Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste widerspricht. Cameron griff Rußland und China an, weil sie eine Genehmigung des UN-Sicherheitsrates für einen weiteren „Regimewechsel“ wie in Libyen blockieren; er machte Rußland und China deshalb für das Blutvergießen in Syrien verantwortlich. Cameron deutete auch an, daß Großbritannien einen Teil der Truppen, die aus Afghanistan abgezogen werden, an den Persischen Golf schicken könnte, um den Druck auf den Iran zu verstärken.

Rußland gibt nicht nach

Die russische Regierung macht sich keine Illusionen über das Geschehen, insbesondere die Bewaffnung von Terroristen, die in Syrien Massaker verüben - und dies, wo es möglich ist, auch in den islamischen Regionen Rußlands tun. Am 24. Oktober wies Generalstabschef Gen. Nikolai Makarow darauf hin, daß die syrischen Rebellen inzwischen amerikanische Stinger-Luftabwehrraketen einsetzen; er sagte aber nichts dazu, wie sie in die Hände der Rebellen gelangen.

Unterdessen bemüht sich Außenminister Sergej Lawrow unermüdlich, die syrische Krise auf diplomatischem Wege beizulegen. Am 4. November besuchte Lawrow Kairo und sagte dort nach einem Treffen mit dem UN-Sonderbeauftragten für die Syrienkrise, Lakhdar Brahimi, und dem Chef der Arabischen Liga, Nabil El Araby:

„Das wichtigste ist, Menschenleben zu retten. Dazu müssen die Seiten des syrischen Konfliktes jedoch dazu gebracht werden, Gespräche aufzunehmen und sich darüber zu einigen, wie der Übergang zur Demokratie in ihrem Land durchgeführt werden soll. Das ist der wichtigste Punkt der Genfer Resolutionen über Syrien. Rußland unterstützt diese Resolutionen uneingeschränkt. Es ist der einzige Teilnehmer der Genfer Konferenz, der sowohl mit der syrischen Opposition als auch mit der syrischen Regierung Gespräche führt...

Mehrere westliche und andere Länder setzen sich weiter für eine UN-Resolution ein, die nur die Lage verschlimmern und Bedingungen für einen Regimewechsel in Damaskus schaffen würde. Versuche, einen gewaltsamen Regimewechsel in Damaskus herbeizuführen, würden aus dem Blutvergießen in Syrien einen Dauerzustand machen. Das ist eine Realität, die Rußland in keiner Weise beeinflussen kann.“

Anschließend hatte Lawrow ein Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi und mit Außenminister Mohamed Kamel Amr und reiste dann weiter nach Jordanien, um dort mit König Abdullah II. und Außenminister Nasser Judeh Gespräche insbesondere über die Syrienkrise zu führen.

Nancy Spannaus