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Neue Solidarität
Nr. 26, 29. Juni 2017

Warum die Briten Shakespeare zerstören,


um amerikanische Präsidenten zu ermorden

Von Dennis Speed

„Das ist Goebbels! Ihr seid wie Goebbels! Das ist Aufhetzung zum Terrorismus! Das Blut von Steve Scalise1 klebt an euren Händen! Goebbels wäre stolz!“ – Mit diesen Zwischenrufen machten die beiden Demonstranten, die kürzlich die Aufführung von William Shakespeares Drama Julius Caesar im Central Park störten (in der die wie Donald Trump aussehende Figur des „Julius Caesar“ unter dem Vorwand der „poetischen Freiheit“ und der „Aktualität“ auf der Bühne ermordet wird), unmißverständlich ihre Ansicht hierüber bekannt und verunsicherten so das Publikum – jedenfalls für diese 45 Sekunden. Aber das war das einzige, richtig aufgeführte Drama, das dieses Publikum an jenem Abend zu sehen bekam.

Lyndon LaRouche hat wiederholt betont, daß die Figur des Casca in Shakespeares Drama die wirkliche Tragödie des Stücks enthüllt:

Cassius: Hat Cicero etwas gesagt?

Casca: Ja, er sprach griechisch.

Cassius: Was wollt’ er denn?

Casca: Ja, wenn ich Euch das sage, so will ich Euch niemals wieder vor die Augen kommen. Aber die ihn verstanden, lächelten einander zu und schüttelten die Köpfe. Doch was mich anlangt, mir war es griechisch.

Cascas arrogante Ignoranz warnt uns vor dem Schicksal, das Amerika erleiden muß, wenn wir uns weigern, jene Ideen zu meistern, die für unser weiteres dauerhaftes Überleben notwendig sind, so fremd sie uns auch erscheinen mögen. Als beispielsweise Präsident Trump sich im März in seiner Rede in Kentucky auf das Amerikanische System der Ökonomie und in diesem Kontext auf Kentuckys Abraham Lincoln berief, da wäre es nützlich gewesen zu erwähnen, daß Lincoln die Gewohnheit hatte, seinem Kabinett aus Shakespeares Dramen vorzulesen, was er im Krieg gegen die Rebellen – dem sog. „Bürgerkrieg“ - von 1861-1865 oft getan hat. Das tat er in der klaren Absicht, sich und seine Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, die Dinge außerhalb des Systems der wirtschaftlichen und sozialen Tragödie zu betrachten, die er in seiner Rede zum Antritt seiner zweiten Amtszeit – die eigentlich eher ein Monolog als eine Rede war – so eloquent beschrieben hat.

Es gibt eine unglückliche Verbindung zwischen William Shakespeare und britischen Angelegenheiten, was eigentlich nicht sein sollte. Die Briten haben Shakespeare nach seinem Tod 150 Jahre lang abgelehnt – bis die Kraft der Tragödien von Friedrich Schiller sie zwang, Shakespeares Dramen als eine „Alternative“ zu Schiller wiederauferstehen zu lassen. Im Fall von Straftaten, wie etwa der Nutzung des Dramas als Vorwand, um zu kriminellen Akten anzustacheln, ist es nicht nur nützlich, sondern auch richtig, auf die Verbindungen zwischen Schauspielern und Mördern, die vom britischen Geheimdienst ausgebildet wurden, hinzuweisen.

Schon vor dem Beginn der Präsidentschaft Donald Trumps machten die britischen Geheimdienste deutlich, daß sie es vorziehen würden, wenn Trump abgesetzt oder beseitigt würde. Das Dossier des „früheren“ MI-6-Agenten Christopher Steele, das den Vorwand lieferte, die Ermittlungen wegen angeblicher „Rußland-Verbindungen“ gegen den Präsidenten und seine Mitarbeiter einzuleiten, ist ein Produkt des britischen Geheimdienstes – wie auch die ganze Kampagne wegen der angeblichen Einmischung „russischer Hacker“ in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf.2  

Die Massenagitation in den Vereinigten Staaten für die Ermordung Trumps, die durch gossenartige Ergüsse von etwa 15 Trump-feindlichen Möchtegerne-Prominenten weiter angeheizt wurde, wird unter dem Vorwand einer nationalen Kampagne für die Absetzung von Trump von Netzwerken koordiniert, die zwar in Amerika ansässig sind, aber Verbindungen zu britischen Geheimdiensten haben.

Die Briten haben wiederholt amerikanische Präsidenten ermordet – seit der Ermordung Alexander Hamiltons, des Mannes, der eigentlich anstelle von Jefferson oder Adams hätte Nachfolger Präsident Washingtons werden sollen. Bei diesen Mordanschlägen setzten sie manchmal Schauspieler - auch amerikanische Schauspieler – als Helfer und Mitverschwörer ein – nicht nur weniger bekannte, sondern auch berühmte.

Lincoln ist ein weiteres Beispiel eines Präsidenten, der durch die Kugel eines von den Briten ausgesandten Mörders getötet wurde. (Großbritannien unterstützte den Süden in jener Revolte gegen die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten, die zu Unrecht als „Bürgerkrieg“ bezeichnet wird, und der Staat Kanada wurde vor 150 Jahren geschaffen, um zu verhindern, daß sich verschiedene kanadische Provinzen den Vereinigten Staaten als Bundesstaaten anschlössen.)

John Wilkes Booth

Man sollte sich an dieser Stelle an den Schauspieler John Wilkes Booth und seinen erfolgreichen Mordanschlag auf Präsident Lincoln erinnern. Booth traf im Oktober 1864, sechs Monate vor dem Mord, in Montreal mit Jacob Thompson zusammen, dem Leiter des Geheimdienstes der Konföderierten in Kanada. Auf seinem Bankkonto bei der Ontario Bank lagen noch 455$, als er getötet wurde, und die Tatsache, daß er seine konföderierten Freunde und Unterstützer in der Stadt mit Rezitationen aus Der Kaufmann von Venedig und anderen Stücken von Shakespeare unterhielt, erklärt, warum Michael W. Kauffman 2005 für sein Buch über John Wilkes Booth den Titel „American Brutus: John Wilkes Booth and the Lincoln Conspiracies“ (Amerikanischer Brutus: John Wilkes Booth und die Lincoln-Verschwörungen) wählte.

Wenn man Shakespeare dazu mißbraucht, für eine laufende Operation zur Ermordung des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu werben und die manipulierbare Masse dazu zu verleiten, daß sie das auch noch lautstark unterstützen – wie es auch in Shakespeares Julius Caesar selbst geschieht – dann ist dies das Gegenteil der Absicht dieses Stücks. Aber es ist gleichzeitig ein wirksames Mittel, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die wahren Hintergründe des eigentlichen Mordanschlages, die vertuscht werden sollen, glaubhaft abgestritten werden können, auch wenn sie deutlich zu sehen sind.

Das ist aber nicht die klassische Idee oder Funktion der Tragödie. In seiner Schrift Ein zweiter Westfälischer Friede für die kommende eurasische Welt3 sagt uns Lyndon LaRouche:

„Eine große klassische Tragödie wird als platonischer Dialog komponiert und aufgeführt, so daß die Zuschauer die Darstellung der Geschichte auf der Bühne wie auf einer geistigen Empore verfolgen. Von diesem erhöhten Standpunkt aus ist das Publikum aufgefordert, die Handlung zwischen den Personen auf der Bühne von einer höheren Warte zu betrachten als praktisch alle dargestellten Charaktere...

Die Schauspieler bilden die Handlung auf der Bühne des wirklichen Lebens ab. Dichter und Schauspieler müssen sichtbar machen, welches System hinter der ablaufenden Handlung steckt, welches System die dargestellten Figuren lenkt, ohne daß es der einzelne an der realen Begebenheit Beteiligte erkennt.

Die so gedichtete und inszenierte klassische Tragödie ist daher das Vorbild dafür, wie man einfachen Bürgern, Jugendlichen oder anderen einen echten Sinn für Geschichte einpflanzen kann. Die Worte des Geschichtsschreibers und die Vorlesung des Historikers müssen die gleiche Wirkung anstreben und erfüllen: das Wesen der Geschichte zu der Zeit und an dem Ort, wo sie sich zugetragen hat, im Geiste der Zuhörer – wie des Historikers selbst – wieder lebendig werden zu lassen.

Das klassische Drama, nach dieser Methode geschrieben und aufgeführt, ist die angemessene, obligatorische Grundlage zur Erziehung aller, die einmal ihrer Aufgabe als Bürger einer Republik genügen sollen.“

Der Zuschauer sollte, wie der Dichter Friedrich Schiller in seinem Vortrag Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet sagte, das Theater als besserer Mensch verlassen, als er es betreten hat. Der „Central-Park-Cäsar“  mit seiner pornographischen, symbolischen Ermordung des Präsidenten tut das Gegenteil. Cassius’ berühmte Aussage, „Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge“, sollte das Publikum, sobald man sie hört, dazu veranlassen, das Theater sofort zu verlassen – wenn sie verstanden würde. Aber für die Schauspieler und den Regisseur war es nur „griechisch“. „Ihr seid wie Goebbels“ war die einzige poetische Idee, die an diesem Abend präsentiert wurde. Aber es ist nicht überliefert, ob auch nur ein einziges Mitglied des Publikums sich an jenem Abend fragte: „Sind wir der Mob aus Shakespeares Schauspiel?“

Wenn sie ein qualifizierter Bürger für Hamiltons Republik werden wollen, dann überspringen Sie den Central-Park-Shakespears (wie auch das Schauspiel Hamilton). Bleiben Sie lieber zuhause und rezitieren Sie die Berichte des Ministers Hamilton über das Manufakturwesen, den öffentlichen Kredit und die Nationalbank und deren Verfassungsmäßigheit.4 LaRouches „Vier Gesetze“,5 die Hamiltons Berichten in einer fortgeschritteneren Form entsprechen, liefern eine neue wirtschaftliche Plattform für die Vereinigten Staaten, die wir nicht länger zurückweisen dürfen, als wären sie „griechisch“. Man kann Hamiltons Berichte und die Vier Gesetze in kleinen Gruppen studieren, um sicherzugehen, daß man diese Prinzipien versteht und meistert.

Lyndon LaRouches oben zitierte Idee der Republik steht in direktem Widerspruch zu den modernen Vorstellungen von Tragödie, Drama und der Kunst überhaupt. Die Vereinigten Staaten sind – zum Glück – keine reine Demokratie, sie sind eine Hamiltonische Republik mit einer Hamiltonischen Präsidentschaft. Und nur das Verständnis der klassischen Tragödie wird der amerikanischen Bevölkerung den Ausweg weisen und sie dazu veranlassen, nicht Cäsars Krone zu akzeptieren, sondern den Olivenzweig der „Win-Win-Kooperation“, den Xi Jinping und Wladimir Putin der Welt – und den Vereinigten Staaten – als Ausweg aus der Krise angeboten haben.


Anmerkung

1. Der Kongreßabgeordnete Steve Scalise, Fraktionschef der Republikanischen Partei im Repräsentantenhaus, wurde am 14. Juni bei einem Attentat niedergeschossen und schwer verletzt.

2. Vgl. „Britischer Geheimdienst entlarvt sich in Operationen gegen Trump“, Neue Solidarität 3/2017.

3. Als Serie abgedruckt in Neue Solidarität 1-8/2005.

4. Wesentliche Auszüge aus Alexander Hamiltons Bericht über den öffentlichen Kredit (1790), seinem Bericht über eine Nationalbank (1790) und seinem Bericht über das Manufakturwesen (1791) finden Sie in Neue Solidarität 12-13/2017.

5. Siehe „Vier neue Gesetze, um die USA zu retten – Keine Option, sondern unmittelbare Notwendigkeit“, Neue Solidarität 25/2014.