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Der jüngste Vorstoß der Taliban nach Nordafghanistan löste große Sorge in den angrenzenden zentralasiatischen Republiken aus und hat auch die Kluft zwischen Teheran und Islamabad vergrößert. So hat sich Irans Außenminister Kharrazi bei seinem pakistanischen Amtskollegen Asis darüber beschwert, daß die Taliban elf Diplomaten des iranischen Konsulats in Mazhar-e-Sharif entführt haben. Besorgte Stimmen gab es auch in Moskau und Taschkent; Usbekistans Präsident Karimow beschuldigte Pakistan, Afghanistan und Tadschikistan, den radikalen usbekischen Islamisten Unterschlupf zu gewähren und deren Ausbildungslager zu tolerieren.
Moskau, das z.Z. seine Truppen entlang der afghanisch-tadschikischen Grenze über die bisher schon stationierten 25000 Mann hinaus verstärkt, hat sich bitter über die Einmischung von Pakistan und den Taliban in Tschetschenien beklagt. Am 18. Juli verlängerte der tschetschenische Präsident Maschchadow den Notstand und die Ausgangssperre, die er nach einem Mordanschlag auf ihn verhängt hatte, um weitere zehn Tage. Er bezeichnete die Ausbreitung der "antiislamischen bösartigen Wahhabiten-Doktrin" als Ursache der militanten anti-russischen Abspaltungstendenzen in Tschetschenien. In einer scharf formulierten Erklärung verurteilte das russische Außenministerium "die direkte Beteiligung der pakistanischen Armee an der Planung und logistischen Unterstützung der Taliban-Operationen"; weiterhin hieß es in der Erklärung, Rußland behalte sich das Recht vor, zusammen mit den Mitgliedstaaten der GUS die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Grenzen zu unternehmen.
Die Rolle von Pakistans ISI
Die Taliban, eine ehrgeizige und fanatische puschtunische
Truppe, wurden von orthodoxen Mullahs in Pakistan mit
Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes ISI trainiert
und bewaffnet. Schon seit geraumer Zeit wurde der ISI von
ausländischen Geheimdiensten - und besonders vom britischen MI6
- unterwandert und wird längst nicht mehr von Islamabad
kontrolliert. Außerdem verfügt der ISI über große Mengen
modernster Waffen, die der Westen Pakistan in den 80er Jahren
geliefert hatte, um die Rote Armee in Afghanistan zu
bekämpfen. Als die Taliban im letzten Jahr durch die Vorstöße
der verbündeten nördlichen Streitkräfte in Kabul stark unter
Druck gerieten, organisierte - so der Londoner Sunday
Telegraph damals - ISI-Chef Brigadegeneral Afridi persönlich
den Aufbau der Verteidigungspositionen der Taliban.
Aufgrund ihrer von den Saudis übernommenen Wahhabit-Richtung des Islam behandeln die Taliban insbesondere Frauen schlecht und verfolgen alle nichtorthodoxen islamischen Gruppen. Außerdem haben sie viele afghanischen Politiker und Bürger wegen Verletzung der religiösen Bräuche der Taliban öffentlich hingerichtet. Auch haben die orthodoxen Taliban-Sunniten die afghanischen Schiiten verfolgt und Teheran als ihren Hauptfeind bezeichnet. Iran konterte mit der Charakterisierung, die Taliban seien "eine kriegslüsterne, extremistische und radikale" Gruppe.
Darüber hinaus hat der "Informationsminister" der Taliban, Amir Khan Muttaki, letztes Jahr zugegeben, daß Osama bin Laden, der reiche saudiarabische Terroristenführer, der an Gewaltakten gegen die USA beteiligt war, "mein Gast" war. Der Terrorist Aimal Kansi, der zwei CIA-Offiziere in Langley (Virginia) ermordet hat, hat ebenfalls dem Vernehmen nach Unterschlupf bei den Taliban gefunden.
Hinter ihrer religiösen Fassade bauen die Taliban - trotz gegenteiliger Beteuerungen ihrer Anführer - Drogen in Afghanistan an. Überhaupt beruht ihre militärische Stärke auf Waffen und Drogen. Den Taliban wurde nicht nur vorgeworfen, die tschetschenische Rebellion gegen Moskau mit "Freiheitskämpfern" zu unterstützen, sondern Afghanistan gilt auch als eines der wichtigsten Ausbildungszentren der "Islamischen Milizen", die im indischen Teil Kaschmirs, in der westchinesischen Provinz Xinjiang und in Südtadschikistan operieren.
Ramtanu Maitra
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