In einem Artikel auf der Titelseite der europäischen und asiatischen Ausgabe des Wall Street Journal vom 19. September wird der amerikanische Politiker und Ökonom Lyndon LaRouche angegriffen. Es heißt dort, der aggressive Kampf des malaysischen Ministerpräsidenten Mohamad Mahathir gegen internationale Spekulanten gehe auf LaRouche und ihm nahestehende Publikationen zurück. Diese Attacke der als Sprachrohr monetaristischer Bankenkreise bekannten Zeitung am Vorabend des Jahrestreffens von IWF und Weltbank in Hongkong zeigt, daß angesichts der weltweiten Turbulenzen auf den Finanzmärkten LaRouches Einfluß auf Regierungen im Zentrum einer hitzigen politischen Auseinandersetzung auf höchster Ebene der Weltpolitik steht.
Vordergründiger Anlaß ist Dr. Mahathirs scharfe Kritik an George Soros, dem wichtigsten Marktakteur bei den "Offshore"-Geldgeschäften der Finanzoligarchie mit Zentrum in London. Mahathir hatte den Megaspekulanten Soros seit Wochen für die spekulativen Angriffe auf die malaysische Währung verantwortlich gemacht.
Wie der Artikel, der natürlich auch in Hongkong gelesen wurde, sowie weitere Berichte in der italienischen Presse zeigen, fürchtet die Finanzwelt, Mahathir könne sich von LaRouche leiten lassen, so wie führende Politiker in anderen Teilen der Welt und in den USA LaRouches Rat suchen. Wenn Malaysia aus den USA Unterstützung im Kampf gegen die marodierenden Spekulanten wie Soros erhält, ist das eine tödliche Gefahr für das neoliberale System mit dem britischen "Club der Inseln" an der Spitze. Das Wall Street Journal vergißt nicht zu erwähnen, daß LaRouche "im Widerstreit mit der amerikanischen Mehrheitsmeinung liegt, die seine Vorschläge zur Reform des globalen Finanzsystems für extremistisch hält".
Natürlich wäre es stark übertrieben zu behaupten, erst LaRouche habe Mahathir gegen Soros aufgebracht. Es waren Soros' spekulative Angriffe auf die Währungen von Malaysia, Thailand, Indonesien und Hongkong seit dem Sommer dieses Jahres (vergleichbar mit Soros' früherer Spekulation gegen die Lira, den Franc und das britische Pfund), welche diese Länder alarmierten. Sie erkannten, daß der "freie Markt", der ihnen Prosperität bringen sollte, eher ihren Untergang herbeiführen könnte. Den Spekulanten folgte der IWF auf dem Fuße und verlangte u.a. die Einstellung von Infrastrukturvorhaben und andere Einschänkungen der nationalstaatlichen Souveränität.
Die Nationen Südostasiens einschließlich Hongkongs wollen sich gemeinsam gegen die destruktive Habgier des IWF-Systems und die "Hyäne" Soros zur Wehr setzen. Ziemlich offene Rückendeckung erhalten sie von der chinesischen Regierung. Ministerpräsident Li Peng stärkte Mahathir bei seinem Besuch in Malaysia im August den Rücken.
Um das zu verwirklichen, ist die Entwicklung neuartiger zwischenstaatlicher Beziehungen einschließlich eines neuen weltweiten Finanz- und Währungssystems notwendig. LaRouche schlägt vor (und dieser Vorschlag ist den meisten Regierungen gut bekannt), daß der amerikanische Präsident auf einer internationalen Konferenz zusammen mit anderen Staatschefs ein neues Weltwährungssystem einrichtet, das die Art von Kreditschöpfung ermöglicht, die man für internationale und nationale Entwicklungsvorhaben braucht.
Offiziell standen diese Fragen nicht auf der Tagesordnung des IWF/Weltbank-Jahrestreffens. Aber Mahathir stieß eine intensive Diskussion über die Natur des Finanzssystems an, dessen Opfer sein Land geworden war, indem er die "Allmacht" der Märkte in Frage stellte. Nach außen hin wurden in Hongkong die altbekannten Forderungen nach weiterer Globalisierung und Sparpolitik wiederholt. Aber unter der Oberfläche brodelte es.
Nancy Spannaus