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Der Club of Life unterstützt eine Unterschriftenaktion des Bundesverbandes Dialysepatienten Deutschlands e.V., der zu recht einen drastischen Sparbeschluß der Kassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als "Einstieg in die Begrenzung lebensrettender Therapien" bezeichnet.
Dialysepatienten werden in Deutschland offenbar zu teuer. Ähnlich wie in England, wo es eine strikte Altersbegrenzung für die Verordnung von Nierenwäschen gibt, soll jetzt auch bei uns im Zuge von Sparmaßnahmen die Zahl der Dialysepatienten reduziert werden. Das ist die zwingende Folge einer geplanten Absenkung der Vergütung für die ambulante Dialyse. Ab Januar 2002 soll nicht mehr jede Behandlung einzeln (zwischen 280 und 410 Mark schwankend) abgerechnet werden, sondern eine Wochenpauschale von 1134 Mark eingeführt werden. Diese soll von Anfang 2003 auf 1056 Mark und ab 1. November 2003 auf nur noch 997 Mark sinken.
Der Bundesverbandes Dialysepatienten Deutschlands e.V. hat dagegen schwerste Bedenken erhoben. "Durch die geplanten Sparmaßnahmen sehen wir die erforderliche Qualität und Sicherheit bei der lebenserhaltenden Dialysebehandlung in Zukunft nicht mehr gewährleistet", heißt es in einer Erklärung. Die zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und den Kassen getroffene Vereinbarung enthalte keinen Nachweis darüber, daß der derzeitige notwendige Qualitätsstandard bei der Dialysebehandlung aufrechterhalten werden könne.
Zu recht fordert deshalb der Verband Dialysepatienten Deutschlands e.V.: "Es darf keinen Einstieg in die Begrenzung lebensrettender Therapien geben!"
Nach Bekanntwerden der Vereinbarung warnte der Vorsitzende des Dialysepatienten Deutschlands e.V., Peter Gilmer, vor den Konsequenzen einer pauschalen Senkung der Sachkostenvergütung. "Mit der geplanten Neureglung wird es nicht mehr möglich sein, dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten auf Dauer die erforderliche Qualität und Sicherheit bei der Dialysebehandlung zu garantieren. Eine kurzfristige Soll- und Haben-Rechnung der Kostenträger berücksichtigt nicht, daß neben einer starken Reduzierung der Lebensqualität auch die Verkürzung der Lebenszeit von rund 50000 Dialysepatientinnen und Dialysepatienten im Raum steht. Die psychische Situation der Betroffenen wird bereits durch die entstandene Diskussion auf unerträgliche Weise belastet."
Auch die Deutsche Dialysegesellschaft hat sich extrem besorgt über diese Entwicklung geäußert. Bisher, so hieß es in einer Stellungnahme, sei Deutschland eines der wenigen Länder weltweit gewesen, in dem alle chronisch Nierenkranke ohne Einschränkung versorgt worden seien. Doch mit der jetzt geplanten effektiven Senkung der Kostenerstattung um ein Viertel werde die Versorgung eines großen Teils der insgesamt mehr als 50000 Dialysepatienten ambulant in der notwendigen Qualität und Sicherheit unmöglich. Der Vorsitzende der Deutschen Dialysegesellschaft, Dr. Heinrich Kütemeyer (Pforzheim), ist empört über den leichtfertigen Umgang der gesetzlichen Krankenkassen mit dem Schicksal ihrer Versicherten und die Zustimmung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: "Steigende Sterblichkeit und verminderte Lebensqualität der Patienten werden offenkundig bewußt in Kauf genommen."
Wenn die Krankenkassen die beabsichtigten Absenkungen durchsetzten, müßten viele Dialysepatienten stationär in die Kliniken überwiesen werden, wo die notwendige Versorgung aber schon nach den bisher bestehenden Kostensätzen durchschnittlich um 50 Prozent teurer sei als die gleiche Therapie in ambulanter Form. Mangels Behandlungskapazitäten in den Kliniken sei mit katastrophalen Versorgungsproblemen zu rechnen.
Und noch ein absurder Auswuchs der Sparhysterie im Gesundheitswesen kommt hier zum Ausdruck. Erst vor kurzem wurden die Beitragserhöhungen der Krankenkassen mit erhöhten Kosten für die Versorgung chronisch kranker Patienten begründet. Somit grenzt es schon an bösartige Irreführung, wenn nur wenig später die lebenserhaltende Versorgung für besonders schwer betroffene Patienten aus dieser Gruppe in Frage gestellt wird.
In aller Eile hat der Verband Dialysepatienten Deutschlands
eine Unterschriftenaktion gegen das Sparen auf Kosten der
Nierenkranken ins Leben gerufen, denn es bleibt wenig Zeit, um
noch wirksam gegen den Beschluß vorzugehen (bereits am 14.
September will nämlich der Landesausschuß der KBV über die
Vergütungsregelung entscheiden). Der Club of Life
unterstützt diese Aktion voll und ganz. Wenn Sie auch helfen
wollen, vervielfältigen Sie den
hier abgedruckten Aufruf
und schicken ihn mit soviel Unterschriften wie möglich bis
spätestens Freitag, dem 7. September 2001, an die
DD e.V. Geschäftsstelle
Weberstraße 2
55130 Mainz
Eine eigene Kopiervorlage (Liste) können Sie auch als selbstextrahierende ZIP-Datei von der Homepage der DD e.V. herunterladen: www.dialysepatienten-deutschlands.de.
Dr. Wolfgang Lillge
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