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Aus der Neuen Solidarität Nr. 14/2002 |
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Ein Exklusivinterview mit Lyndon LaRouche
Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Lyndon LaRouche hat am 26. März in einem Gespräch mit dem arabischen EIR-Korrespondenten Hussein Al Nadeem zu den brennenden Fragen des Nahostkonflikts Stellung genommen. Eine wirkliche Lösung der Krise werde nur im Rahmen einer Weltwährungsreform und eines wirklichen Dialogs der Kulturen möglich sein.
Hierzu sollte man auch die gegenwärtige Lage in Afghanistan betrachten, wo die USA behaupten, sie hätten praktisch schon gesiegt, während im selben Augenblick die erwartete langfristige Phase des Krieges gerade erst begonnen hat. Nach rationalen militärischen Erwägungen würde keine Macht, die ihre Sinne beisammen hat, einen so dummen Fehler begehen, die Erfahrungen der Sowjets mit dem Bergkrieg in diesem Gebiet zu wiederholen. Wer sich in die Pose eines großen "hundertjährigen" Krieges in vielen Teilen der Welt, u.a. dem Irak, begibt, und gleichzeitig Berichte über die blamablen jüngsten Entwicklungen in Afghanistan unterdrückt, verhält sich nicht wie eine realistische strategische Weltmacht, sondern wie eine Regierung, die durch die unhaltbare finanziell-wirtschaftliche und strategischen Weltlage zur Verzweiflung getrieben wird. Man denke nur an den berühmten englischen König Richard III., wie er verzweifelt nach einem Pferd ruft.
Das Problem ist, die Weltlage heute ist so beschaffen, daß die amerikanischen Utopisten keine anderen Handlungsoptionen tolerieren als solche, die direkt in immer größere weltweite Kriege führen. Es gibt Alternativen zum gegenwärtigen Weltfinanzkollaps, jedoch keine Alternativen, welche die führenden eingebunkerten Desperados in Israel und den USA akzeptieren würden. Nur wenn sie gezwungen werden, Alternativen zu akzeptieren, die sie nicht tolerieren wollen, gibt es eine Hoffnung, den allerschlimmsten Ausgang dieser weltweiten Krisenperiode zu vermeiden.
Wir sind in einer Weltlage gefangen, in der gewöhnliche Vorhersagen mit irgendeinem Grad an Zuverlässigkeit nicht mehr möglich sind. Wann immer in der Vergangenheit eine Kultur in eine ähnliche Lage geraten war, war das Resultat im Endeffekt für die meisten davon betroffenen Teile der Menschheit furchtbar.
Als die britische Monarchie im Januar 1933 Adolf Hitler zur Macht verhalf, wollte sie ursprünglich die USA aus dem neuen Krieg, den England für Europa plante, heraushalten. Als London dann entdeckte, daß Hitler zuerst gegen England und Frankreich losschlagen würde, wurde der nunmehr peinliche König Eduard VIII. entthront, und man setzte auf die Entschlossenheit Franklin Roosevelts, eine Kriegsmobilisierung gegen Hitler in Gang zu setzen.
Nach dem Krieg und der Entlassung General Douglas MacArthurs setzte eine radikale Wende in der Militärpolitik ein. Am Ende der Amtszeit Eisenhowers setzte sich diese neue Politik durch, die sich am Vorbild der antiken imperialen römischen Legionen sowie der Waffen-SS der Nazis orientierte und die sowohl Eisenhower als auch MacArthur ablehnten. Dabei fand sie Unterstützer in Spanien, Frankreich und anderen Staaten. Die Mordanschläge auf den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle sind beispielhaft für diese Veränderungen.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989-1991 verstärkte die "utopische" Fraktion mit Brzezinski und anderen ihre langfristigen Bemühungen, den souveränen Nationalstaat überall in der Welt abzuschaffen. Die sogenannte "Globalisierung" ist ein Beispiel für diese Politik. Der Kissinger-Freund Michael Ledeen hat dieses Konzept zutreffend als "Universalfaschismus" bezeichnet. Dabei handelt es sich in Prinzip darum, die Ziele der Waffen-SS wiederaufleben zu lassen, so wie Scharon gegenüber den Palästinensern die gleichen Maßnahmen und Vorgehensweisen einsetzt wie die SS im Warschauer Getto.
Was ist die Alternative zur derzeitigen Politik?
Lyndon LaRouche: Ein Dialog der Kulturen sollte nicht als Verhandlung zwischen Religionen, sondern als Prozeß gesehen werden, in dem es nicht so sehr um die Einzelheiten, sondern um die gemeinsamen Prinzipien geht, die nach unserem gemeinsamen Willen in unseren Staaten vorherrschen sollten. Entscheidend dabei ist das als "Gemeinwohl" bekannte Prinzip, das als verfassungsrechtliche Forderung an die Regierungen gestellt werden und auch dem Streben der Zusammenarbeit zum allseitigen Nutzen zwischen den Staaten zugrundeliegen muß. Der Westfälische Frieden von 1648 gilt bis heute in dieser Hinsicht als Vorbild und Richtschnur. Seine zentrale Übereinkunft besagte, daß sich die Völker, die sich 30 Jahre lang in einem Religionskrieg gegenübergestanden hatten, trotz ihrer Unterschiede nunmehr mit Liebe begegnen sollten.
Der US-Notenbankchef und die Wall Street reden derzeit von einem Wirtschaftsaufschwung. Ist das nur ein Produkt ihrer Phantasie oder gehört das zu der angestrebten Kriegsmobilisierung?
Lyndon LaRouche: Es ist schlimmer als eine Phantasievorstellung; es ist eine bewußte Lüge. Da bahnt sich überhaupt kein Aufschwung an, sondern alles ist ein gigantischer Betrugsversuch, um die dumme und leichtgläubige Mehrheit der Bevölkerung noch ein bißchen länger zu täuschen. Das Bekanntwerden von Berichten über die jüngste Sitzung des Offenmarktausschusses belegt die Betrugsabsichten der Federal Reserve, die Öffentlichkeit weiter hinters Licht zu führen. Die sogenannte Kriegsmobilisierung ist in ihrer derzeitigen Form eine Farce.
Seit dem 11. September sind die Hoffnungen auf einen Dialog der Kulturen geschwunden, wie ihn etwa der iranische Präsident Khatami in seiner Rede vor der UNO im Jahre 2000 oder wie Sie ihn auf einer Konferenz in Khartum im Januar 2001 gefordert haben. Kann ein solcher Dialog wiederbelebt werden? Und wie müßten die Grundlagen eines solchen Dialogs aussehen?
Lyndon LaRouche: Es könnte funktionieren. Aber nur dann, wenn die möglichen Beteiligten verstehen, daß ein Scheitern dieses Dialogs sehr schmerzhafte Folgen hätte. Die meisten klammern sich an kleine Unterschiede, bis ihnen klar wird, daß ein Scheitern einer vernünftigen Vereinbarung eine Katastrophe für alle Beteiligten wäre. Dies war das Geheimnis des Erfolgs des Westfälischen Friedens von 1648, der einen dreißigjährigen schrecklichen Religionskrieg beendete.
Wie hängt das mit dem Wiederaufbau der Weltwirtschaft und des Weltfinanzsystems zusammen?
Lyndon LaRouche: Dazu müssen wir uns den Grundfragen der Wirtschaftswissenschaft, der physischen Ökonomie, zuwenden, die mein Spezialgebiet ist. Es gibt keine sog. nachhaltige Wirtschaft, die auf festen sozialen oder physikalischen Modellen beruht. Es gibt nur die Alternative Fortschritt oder Untergang durch Verschleiß. Nur wenn der Mensch die großen Entdeckungen und die darauf folgenden Errungenschaften der Vergangenheit nachvollzieht und die Verbesserungen, die für die Zukunft benötigt werden, verwirklicht, kann er das Gefühl entwickeln, an der Bewältigung der Zukunft als Ebenbild des Schöpfers einen wichtigen Beitrag zu leisten.
Die Verbreitung bösartiger Ideen in den letzten Jahrzehnten, wie etwa das Hirngespinst der Überbevölkerung, hat ein Gefühl von Haß geschaffen. Das drückt sich schlimmstenfalls in Konzepten aus, wonach Palästinenser sterben sollen, damit israelische Siedler noch mehr Land und Wasser beanspruchen können. Das entspricht genau der Ideologie Hitlers vom "Lebensraum", die von den heutigen Anhängern des offenen Faschisten und einstigen Hitler-Bewunderers Wladimir Jabotinsky übernommen wurde.
Im Gegensatz zu den naziähnlichen Konzepten der Kräfte um Scharon ist die Entwicklung Israels und die Wasserversorgung des Nahen Ostens die einzige dauerhafte Grundlage für Frieden in dieser Region. Auch in anderen Gegenden, im Inneren Chinas oder anderswo, ist die Lage ähnlich. Wir als Menschen müssen Gutes zum Wohle zukünftiger Generationen tun, und wir müssen Wege finden, wie wir als Individuen am Zustandekommen dieser guten Taten mitwirken können. Erst wenn wir die bösartigen Dogmen von Kissingers Lieblingsphilosophen Thomas Hobbes abgeschüttelt haben, ist anhaltender Frieden auf diesem Planeten möglich.
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