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Aus der Neuen Solidarität Nr. 45/2006
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Wie nach Watergate
Der demokratische Abgeordnete John Murtha (Pennsylvania), der den Rückzug der US-Truppen aus dem Irak fordert, führt einen äußerst aktiven Wahlkampf, oft vor großem Publikum - aber er wird von den Medien weitgehend ignoriert.
Am 23. Oktober sprach Murtha neben dem Abgeordneten Pascrell, der seine fünfte Wiederwahl anstrebt, vor Studenten der Montclair State University in Patterson. Auf den Irakkrieg und die Regierung anspielend, sagte er: "Nach unserer Wiederwahl werden wir die Fakten herausfinden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen". New Jersey Herald News zitierte Pascrell, "anstatt Krieg zu führen, müssen wir mit diplomatischen und politischen Mitteln die Beziehungen zu den islamischen Nationen der Welt normalisieren. ,Wir müssen eine globale Strategie verfolgen, um Ideen auszutauschen.'" Die Lokalreporter berichteten über die offenbar typische Intervention zweier Störer gegen Murtha: "Zwei ältere Männer in Satin-Bomberjacken störten Pascrell und vor allem Murtha und nannten ihn "Feind im Innern". Beide Männer verließen die Veranstaltung schreiend, aber sie gaben sich nicht zuerkennen und sprachen auch nicht mit der Presse."
Einen Tag zuvor kamen 400 Demokraten im Westen Pennsylvanias zu Murthas Jahresempfang und feierten ihn stürmisch. Murtha verglich die heutige "Wahlintensität" mit der Zeit nach Watergate. Er sei 1974 erstmals in den Kongreß gewählt worden, noch vor dem Watergateskandal, und habe nur 122 Stimmen Vorsprung gehabt. Aber 1976 habe er bei seiner Wiederwahl 24 000 Stimmen Vorsprung gehabt, als die Republikaner massiv verloren. "Wenn ich jetzt durchs Land reise, sehe ich die gleiche Intensität wie damals. Das Land muß den Kurs wechseln, und wenn Sie wählen gehen, wird auch George W. Bush seinen Kurs wechseln müssen." Murtha bezeichnete die Angabe der Regierung, im Irak eine "neue Strategie" zu verfolgen, als billige Wahlkampfpropaganda, und wiederholte seine Forderung, die US-Truppen müßten aus dem Irak abgezogen werden.
wi