» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 34/2006

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Das Sonnensystem wird unsere Heimat

Von Lyndon LaRouche

Zukunft liegt nicht nur auf der Erde. Auszüge aus einem Vortrag, den Lyndon LaRouche Anfang August vor Mitgliedern seiner Jugendbewegung in Seattle im US-Bundesstaat Washington hielt.


Kernspaltung und Kernfusion
Das Sonnensystem beherrschen lernen

Man muß sich bewußt machen, daß das Universum nicht von mathematischen Formeln regiert wird. Eine mathematische Formel kann nützlich sein, aber sie ist nur eine grobe Annäherung an den Schatten der eigentlichen wissenschaftlichen Idee. Eines der Probleme des modernen reduktionistischen Denkens besteht darin, daß die Wissenschaft seit den 20er Jahren und noch verstärkt seit Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Die älteren Wissenschaftler starben aus ...

Die 68er-Generation, die mit den Theorien Norbert Wieners und John von Neumanns (die eigentlich alle von Bertrand Russell kamen) gehirngewaschen wurde, ist mit ganz wenigen Ausnahmen grundsätzlich wissenschaftlich inkompetent. Sie glauben nicht mehr an wissenschaftliche Prinzipien, sondern nur an die Formeln. Und eine Formel ist nie mehr als eine beschreibende Annäherung an die Wirkung eines Prinzips, sie stellt nie das Prinzip selbst dar. Die Leute glauben, man könne wissenschaftliche Prinzipien über Deduktion oder ähnliche Methoden ableiten. Sie verstehen nicht, daß man ein wissenschaftliches Prinzip nur durch experimentelle Methoden entdecken kann. Und zwar experimentelle Methoden, die eine Diskontinuität zeigen und so beweisen, daß ein Prinzip existiert, das unseren bisherigen Vorstellungen über die Arbeitsweise des Universums widerspricht.

Wenn wir uns mit den Krisen der heutigen Welt befassen, müssen wir von dem Zeitalter der Technologien, die wir in jüngster Zeit kennen, in ein neues Zeitalter übergehen, in dem Kernspaltung und Kernfusion die Markenzeichen der Wissenschaft sein werden. Man wird in diesen die Organisationsprinzipien des Sonnensystems sehen, seit es vor langer Zeit als einzelne, sich schnell drehende Sonne zu existieren begann ...

Die junge Generation zwischen 18 und 30 Jahren, die ihr vertretet, ist die Zukunft. Die gegenwärtige Weltordnung wird sehr bald zusammenbrechen. Und dann ist die Frage, was an ihre Stelle tritt. Wird es die Hölle auf Erden sein? Das Chaos? Oder etwas Lebensfähiges? Der Trick ist, die gescheiterten Generationen in dieser Hinsicht zu "überspringen", um zu den Grundlagen der neuzeitlichen europäischen Zivilisation zurückzukehren - u.a. zu ihren Ursprüngen im antiken klassischen Griechenland - und eine Generation zu erziehen, die als Führung die Menschheit wieder aufs richtige Gleis bringt.

Wir werden bald in Berlin eine Konferenz veranstalten, deren Thema die Zukunft der Zivilisation sein wird. D.h. die Welt muß sich jetzt, in der Zeit des Zusammenbruchs des gegenwärtigen Weltwährungs- und Finanzsystems, verändern, hin zu einer neuartigen Wirtschaft, einem neuen Menschenbild, anders als das bisher geltende. Und Kernspaltung und Kernfusion werden die Leitthemen einer neuartigen Gesellschaft sein, einer Nationengemeinschaft auf der Grundlage des Prinzips des souveränen Nationalstaats, wie er in der amerikanischen Verfassung im wesentlichen definiert ist ...

Die neue Welt wird durch die Zusammenarbeit zwischen Nationalstaaten geprägt sein. Im Mittelpunkt wird Eurasien stehen, weil das der größte Erdteil ist. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen dem westlichen Kontinentaleuropa und Asien entscheidend, wobei Rußland als kulturell und wissenschaftlich eurasische Nation den Dreh- und Angelpunkt bilden wird. Die Entwicklung der Bevölkerung Eurasiens in den nächsten 50 Jahren, über zwei Generationen, ist ein Musterfall dessen, was zu tun ist.

Kernspaltung und Kernfusion

Die Frage der Kernspaltung und Kernfusion taucht auf zweierlei Weise auf. Erstens herrscht ein Mangel an Wasser für den menschlichen Verbrauch. Man sieht das in verschiedenen Teilen der Welt. Deshalb werden wir Trinkwasser erzeugen müssen. Und derzeit ist die Kernspaltung die einzige wirtschaftliche Methode, mit der wir das tun können. Dazu müssen wir von der Vorstellung der "Kalorien" wegkommen, denn nur ein Dummkopf redet so über Energie, und stattdessen von der "Energieflußdichte" sprechen. Das ist die Energiekonzentration pro Quadratkilometer, die Energiedichte, die als Äquivalent der Temperatur der Energie auftritt. Deshalb brauchen wir Hochtemperaturreaktoren, Hochtemperatur-Energiequellen, um das chemische Problem zu lösen. Und wer sich mit den Problemen der Chemie befassen will, muß sich mit Kernspaltung und Kernfusion befassen.

Damit haben wir eine Wirtschaft, die sich für ihre Energiequellen hauptsächlich auf der Sonne selbst stützt. Wir benutzen Sonnenenergie nur zu einem einzigen Zweck, nämlich Dinge grün zu machen. Wir lassen nicht zu, daß Leute Sonnenstrahlung vergeuden, denn anorganisch ist sie sehr ineffizient, aber im Zusammenhang mit dem Leben ist sie hocheffizient, indem die Kraft der Sonne es ermöglicht, daß das Chlorophyll Kohlendioxid in Sauerstoff umwandelt und ähnliches.

Wir brauchen also als grundsätzliche Energiepolitik ein weltweites Kernspaltungsprogramm für das nächste Vierteljahrhundert und länger. Wir müssen den Bau von Kernreaktoren überall vervielfachen, und derzeit werden wir uns dabei weitgehend auf den gasgekühlten Hochtemperaturreaktor des Jülich-Typs bzw. dessen Ableger konzentrieren.

Aber es gibt noch ein zweites Problem, das wir lösen müssen. Wir müssen nicht nur ausreichend preiswertes Trinkwasser für alle Teile der Welt liefern und mehr Wasser bereithalten, um die Wüsten zu begrünen, wir müssen auch weiter denken, an ein Problem der Chemie. Bisher begnügen wir Menschen uns mit den chemischen Stoffen, die wir in der Biosphäre vorfinden. Wasser und Atmosphäre beispielsweise sind Produkte lebender Prozesse. Sie sind nichts Präbiotisches. Sie haben vielleicht eine präbiotische Existenz, aber ihre weite Verbreitung als Ozeane, Flüsse usw. ist eine Folge des Lebens, und nicht andersherum. Die Atmosphäre entsteht durch lebende Vorgänge, sie kam nicht "natürlich". Sie ist keine Gabe der Natur, sondern eine Gabe des Wirkens des Lebens über einen sehr langen Zeitraum, wodurch dieser Planet von einer, wie man sagt, präbiotischen Phase, in einen vom Leben beherrschten Prozeß verwandelt wurde.

Aber viele der sog. "Rohstoffe", die in der Biosphäre als fossile Hinterlassenschaften lagern, gehen allmählich zur Neige. Wir brauchen vor allem den sog. "hochgradigen" Teil davon auf, also den, der für unsere Zwecke besonders günstig lagert. Die Weltbevölkerung wächst, und sie muß ihren Lebensstandard und ihre Produktivität verbessern, was bedeutet, daß wir diese Stoffe schneller verbrauchen werden. Und sie werden teurer, da ihre Qualität für die Zwecke der heutigen Produktion abnimmt.

Deshalb müssen wir in eine Phase des Lebens eintreten, in der die Gesellschaft selbst Stoffe erzeugt, um das, was wir der Biosphäre entnehmen, zu ergänzen und zu ersetzen. Und das bedeutet, daß wir innerhalb eines Vierteljahrhunderts zu einer Kernfusionswirtschaft übergehen müssen, erst als Partner und längerfristig in gewisser Weise als Nachfolger der Kernspaltungswirtschaft.

Erinnern wir uns: Das Sonnensystem entstand aus der Sonne, die zuerst ganz allein war, sich sehr schnell drehte und dabei Material herausschleuderte, und so erschuf sie die Planeten mit ihren Bahnen und das Periodensystem der Elemente, wie wir es heute kennen, usw. Zu diesem Prinzip der Sonne müssen wir uns zurückwenden, und der Mensch muß die Fähigkeit erlangen, selbst "Sonnen" zu schaffen oder zu verändern. Das wird die Zukunft der Menschheit sein.

Das Sonnensystem beherrschen lernen

Das heißt auch, daß die Menschheit nun nicht mehr auf den Planeten Erde beschränkt ist. Es besteht zwar keine unmittelbare Aussicht, das nahe Sonnensystem in größerem Umfang zu besiedeln, auch nicht die inneren Planeten, besonders nicht die Venus. Der Mars käme ernsthaft für eine Besiedlung in Frage, aber das ist etwas für die Zukunft. Wir müssen dorthin, aber wir sind noch nicht soweit. Wir arbeiten daran ...

Aber wir sind jetzt in eine Periode eingetreten, in der die Menschheit - mindestens die wissenschaftlichen Denker - sich nicht mehr als Menschen auf der Erde, als "Erdlinge" sieht. Sicher, wir leben auf der Erde, aber wir sind eigentlich keine Erdlinge, sondern in gewisser Weise "Solarier", Menschen des Sonnensystems. Unser Schicksal wird immer mehr davon abhängen, daß wir das Sonnensystem regieren. Wir werden immer größere Teile davon auf unterschiedliche Art und Weise besiedeln. Und wir werden es immer mehr beherrschen.

Wir verkünden also im Vorfeld dieser Konferenz in Berlin den Eintritt des Menschen in eine neue Phase: die Phase, wo der Sinn des modernen Nationalstaats verwirklicht wird ...

Wir betreten hinsichtlich der Energieprobleme eine neue Ära. Wir wenden uns wieder ganz der Kernspaltung als Hauptenergiequelle des Menschen zu. Innerhalb eines Vierteljahrhunderts beginnt dann ein neues Zeitalter, das Zeitalter der Kernfusion als Quelle für Strom, Chemie usw. Wir werden in eine "Isotopenwirtschaft" eintreten, wo die Verwendung der Isotopen der chemischen Elemente ein entscheidender Teil unserer Zukunft wird, und sehr wichtig, um beispielsweise das Verhältnis zwischen lebenden und nichtlebenden Prozessen zu verstehen.

Wir haben schon begonnen, Menschen im Sonnensystem zu sein. Es fing zu Beginn des letzten Jahrhunderts an, als man anfing, an die Erforschung des Mondes und über Reisen zum Mond mit Raketen nachzudenken. Inzwischen glauben wir nicht mehr an den Mann im Mond, sondern gehen wissenschaftlich daran. Sobald wir begriffen hatten, daß wir den Mond erreichen und ihn als Ausgangspunkt für Reisen zu den näheren Planeten nutzen können, waren wir in dem Zeitalter, wo wir in unserem Denken schon Menschen im Sonnensystem sind. Das ist eine der Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Wenn wir überleben, werden wir "Solarier" sein, Menschen im Sonnensystem, und es viele Jahrtausende lang bleiben.

 

Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum