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Aus der Neuen Solidarität Nr. 1-2/2007
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Hinrichten für die Demokratie
Präsident Bush und manch anderer, wie hierzulande die BILD-Zeitung, meinen ja, mit der
Hinrichtung von Präsident Saddam Hussein im Irak sei die Demokratie im
Zweistromland ein großes Stück vorangekommen. Am Ende habe die Gerechtigkeit
über den Despoten gesiegt. Nun, welche Gerechtigkeit? Die Selbstgerechtigkeit
bestenfalls.
Wie souverän die neue irakische Regierung bei dem Mordspektakel vorgegangen ist, die sich,
laut BILD-Propaganda, dem Wunsch einer großen Besatzungsmacht –– pardon:
befreundeten Nation –– nach einer Aufschiebung der Hinrichtung bis nach den
islamischen Feiertagen entzogen habe, wird durch die kleine aber nicht
unbedeutende Tatsache untrüglich demonstriert, dass Präsident Saddam Hussein
sagenhafte fünf Minuten vor seiner Hinrichtung aus amerikanischer
Gefangenschaft an seine willigen Henker übergebe wurde.
Seltsam mutet an, daß gerade viele vorgeblich bibeltreue Amerikaner die Hinrichtung bejubeln,
die speziell auch durch die unheimlich heimlichen Videomitschnitte zu einer
besonderen Volksbelustigung wurde, wie man sie aus vergangen geglaubten Zeiten
kennt. Wie war die Geschichte in einem vom Römerreich besetzten Gebiet, daß man
einen Menschen opfern müsse, um das Volk zu befriedigen? Mir liegt fern, Saddam
mit Christus zu vergleichen, mir geht es hier um das Schauspiel der inszenierten
Hinrichtung als nervenkitzelnden Akt des Terrors.
Tatsächlich ist diese Hinrichtung nichts anderes als ein weiteres Kriegsverbrechen in
diesem Terrorkrieg gegen den Terror. Mit dieser Tötungsaktion wurde nicht nur
gegen den gesunden Menschenverstand, sondern ganz handfest gegen die Haager
Landkriegsordnung und die Genfer Konvention (Tötung von Kriegsgefangenen)
verstoßen, von den zahlreichen Verstößen gegen die UN-Charta (Verbot von
Angriffskriegen, besonderer Schutz von Angehörigen der Regierung auch im
Kriegsfall, etc.) ganz zu schweigen.
Die Verbreitung des Grauens ist wichtiger Teil dieses Terrorkrieges, und die
Steigerung der Verbrechen bis zur Auslöschung ganzer Völker und Nationen ist
vorprogrammiert, wenn gegen die wahren Urheber dieses Terrorkrieges nicht in
kürzester Zeit durchgegriffen wird. Hierzu ist es völlig ungenügend, mit dem
Finger nur auf Amerika zu zeigen, schließlich war es der damalige
NATO-Generalsekretär Lord Robertson, der am 12.09.2001 die tolle Idee hatte,
die Anschläge in den USA vom Vortag dazu zu nutzen, den Artikel 5 des
NATO-Vertrages anzuwenden und den Bündnis-, sprich: Kriegsfall, zu erklären.
Christian Huth