» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 26/2007

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Die Regeln zum Überleben

Von Lyndon LaRouche
- 24. Mai 2007 -

Ich habe während der letzten Jahrzehnte wiederholt darauf hingewiesen, daß es in einer kompetenten Wirtschaftswissenschaft keine „Kristallkugeln“ gibt.  Mit keinem mathematischen System läßt sich das Datum für den Zusammenbruch des derzeitigen Weltfinanzsystems vorhersagen. In jeder Krise gibt es einen gewissen, wenn auch marginalen  Spielraum für freien Willen. Deshalb müssen Prognosen auf einer Kombination zweier Methoden der Vorhersage aufbauen, die zu einer einzigen zusammengefügt werden müssen.

1. „Mathematisch“ sollte jene Phase des Weltsystems erkannt werden, in der sich die Wirtschaft derzeit bewegt. Bereits 1998-2000 befanden wir uns z.B. auf einem Gelände, das nach Vorlage meiner „Kollapsgraphik“ 1995-1996 für eine Detonation des Systems reif war, wenn wir es nicht entsprechend meiner Vorschläge stoppen und zu dem Modell des Bretton-Woods-Systems von Präsident Franklin D. Roosevelt zurückkehren würden. Das lieferte uns jedoch nur die groben Parameter zur Bestimmung des Zeitpunktes und der Lösung der Krise.

2. Man kann jedoch auch den betreffenden Geisteszustand bestimmter Individuen und auch sozialer Schichten beobachten, um einzuschätzen, ob sich die betreffenden Institutionen tatsächlich einem Verhalten annähern, welches einen schon potentiell existierenden wirtschaftlichen Kollaps auslösen, nicht auslösen oder verzögern würde.

Im Herbst 1998 verschob das Eingreifen der Regierung Clinton einen allgemeinen Finanzkollaps, der damals schon in Gang war. Die Rechnungen jedoch, die für diese Rettungsaktion beglichen werden müssen, stapeln sich seitdem mitsamt den anfallenden Zinsen, einschließlich der zusätzlichen Riesenkosten für die Lügengeschichten von US-Vizepräsident Dick Cheney und Tony Blair, um uns in einen scheinbar permanenten und ebenso hoffnungslosen Krieg im Nahen Osten zu verwickeln.

Vom Standpunkt des Finanzsystems selbst ist die derzeitige Weltlage demnach hoffnungslos. So gesehen, wäre ein neues dunkles Zeitalter unausweichlich, wenn wir nicht das System selbst ändern. Wie bald das geschieht? Wer weiß? Erkennbar ist, wie wir in die Endphase dieses von Präsident Richard Nixon 1971-72 geschaffenen und jetzt gescheiterten Systems eingetreten sind, das bald so oder so für immer verloren sein wird. Man kann auch erkennen, wie schrecklich überfällig der Kollaps des Systems bereits ist. Man kann die subjektiv bestimmten Muster menschlichen Verhaltens abschätzen, die entscheiden, ob ein schon überreifer Kollaps ausgelöst oder verzögert wird.

Die Voraussetzungen sind demnach gegeben, die Zeit ist „ungefähr jetzt“. Wie man an der Wall Street zu sagen pflegte: die Bullen und Bären mögen überleben, aber die Schweine, die jetzt auf den Markt getrieben werden, werden geschlachtet.

Von meinem Standpunkt als Ökonom, der jenem amerikanischen System der politischen Ökonomie anhängt, gegen welches Nixons Leute verstießen, gibt es jedoch immer noch ein potentielles Türchen, durch welches ein Weg zum Aufschwung gefunden werden könnte, wenn wir die Gelegenheit jetzt beim Schopfe packen. Das bedeutet, die gleichen Prinzipien auf eine heute veränderte Welt anzuwenden, mit deren Hilfe Präsident Franklin Roosevelt uns erfolgreich aus der plötzlichen und tiefen Depression von 1929-1933 herausführte - aus der Depression, welche die Politik der Präsidenten Calvin Coolidge und Herbert Hoover den USA eingebrockt hatte.

Es ist möglich, wenn man die Prinzipien kennt und kompetent anwendet. Zuallererst müssen heute viele von Ihnen, innerhalb und außerhalb von Regierungen oder Parteiführungen, damit aufhören, die immer beliebter werdenden Fehler in Urteil und Handeln zu begehen, die seit 1971 zur überwiegenden politischen Gewohnheit geworden sind. Sie müssen die ausgetretenen Pfade verlassen, in denen unsere führenden Regierungsvertreter bislang gedacht haben; geschieht dies nicht, gibt es keine Hoffnung mehr für die USA oder die Welt insgesamt.

Es mußte soweit kommen, da Sie nicht entsprechend handelten, um den Kurs zu ändern. Wie im Augenblick der Entscheidung zwischen Weltkrieg und Frieden ist die Zeit für diese Entscheidung jetzt gekommen..

- Lyndon

Einführung

Die ganze Welt ist derzeit in den letzten Phasen einer allgemeinen Zusammenbruchskrise gefangen, für die es in der modernen europäischen Geschichte seit dem dreißigjährigen Religionskrieg 1618-1648 keinen wirklichen Vergleich gibt. Tatsächlich hat das sogenannte „neue finstere Zeitalter“ Europas im 14. Jh. noch die größte Ähnlichkeit zu der gegenwärtigen Gefahr. Während dieses Kollapses Mitte des 14. Jahrhunderts verschwand die Hälfte der Gemeinden von Europas Landkarte, und die Bevölkerung schrumpfte etwa um ein Drittel.

Das heißt nicht, daß solch ein Ereignis unausweichlich ist. Es bedeutet aber, daß möglicherweise bald etwas viel Schlimmeres als jener mittelalterliche Horror über der Welt als Ganze hereinbrechen wird, es sei denn, wir nehmen bestimmte spezifische und willentliche Veränderungen in der praktischen Wirtschaftspolitik unserer Nation und der Welt vor - und zwar sofort. Das derzeitige Finanzsystem selbst ist bereits dem Untergang geweiht; ein Kurswechsel, die richtige Wahl eines neuen Systems, um das heutige, gescheiterte zu ersetzen, ein Wechsel zur Politik Präsident Franklin Roosevelts könnte uns immer noch sicher aus dieser Krise herausführen, während die leere Hülse des gescheiterten Finanzsystems zurückbleibt.

Um diese notwendigen Veränderungen geht es im Kern dieses Dokumentes.

Ein erfolgreicher Aufschwung ist wahrscheinlich immer noch eine denkbare Option. Er wäre aber nur unter der Bedingung möglich, daß wir all die Trends, die etwa seit 1. März 1968 in unserer sowie bestimmten anderen Nationen zur generellen Sicht transatlantischer Geld - und Wirtschaftspolitik geworden sind, umkehren. Wir müssen in der Tat zu den politisch-wirtschaftlichen Grundsätzen des Wiederaufbaus der Nachkriegszeit zurückkehren, zu Methoden, welche von den USA fortgesetzt worden wären, hätte Präsident Franklin Roosevelt lange genug gelebt, um sein vierte Amtszeit zu beenden.

Abgesehen von dem Zeitraum zwischen der Amtseinführung Präsident Franklin Roosevelts im März 1933 bis kurz nach der Ermordung Präsident John F. Kennedys ist die Welt über drei Jahrhunderte hinweg entweder direkt oder indirekt von der Wirtschaftslehre des anglo-holländischen liberalen Systems des Monetarismus beherrscht worden. Der Einfluß dieses liberalen Systems hat uns unter Präsident Johnson in den betrügerisch organisierten Krieg der USA in Indochina 1964-1972 geführt. Dieser Einfluß ließ den Krieg über die erste Amtszeit Präsident Richard Nixons hinaus andauern. Kurz vor Ende des Indochinakrieges zerstörten Nixon und George Shultz Franklin Roosevelts Bretton-Woods-System. Der lange Indochinakrieg, der (offiziell) von 1964-1972 andauerte, hat viel dazu beigetragen, uns zugrunde zu richten. Die Lügen der Regierungen Tony Blair und George W. Bush haben ähnlich sinnlose Kriege in Südwestasien vom Zaun gebrochen, die den Ruin unseres Landes heute nahezu vollendet haben.

Dies spielte sich etwa in der gleichen Zeit ab, als die Sowjetwirtschaft, aus ähnlichen Gründen, immer instabiler wurde. Die kulturellen Einflüsse, die zu unserem, wie auch zum Untergang des Sowjetsystems führten, ergänzten sich letztlich gegenseitig und hätten nur vermieden werden können, wenn die sowjetische Regierung das Verhandlungsangebot angenommen, das ihr am 23. März 1983 von US-Präsident Ronald Reagan unterbreitet worden war. Wirklichen Tragödien können große Nationen nur entrinnen, wenn man „wider den Stachel löckt“ [Apostelgeschichte des Lukas, 26/14] und einen Ausweg einschlägt, der aufgrund bestehender Gewohnheiten, wie heute, eher versperrt erscheint.

Die verschiedenen marxistischen Wirtschaftssysteme, so sehr sie sich auch in einigen ihrer bekannten politischen Ziele von anderen Zweigen der britischen Wirtschaftslehre unterscheiden mögen, waren ironischerweise keine Abweichung von den tieferen Prinzipien des anglo-holländischen Systems der politischen Ökonomie. Karl Marx und seine Anhänger haben wiederholt auf diese Verbindung hingewiesen.1 Trotz der Feindseligkeiten zwischen der sowjetischen und der „westlichen“ Spielart anglo-holländischer Geldsysteme hingen beide außerdem eng zusammen, ganz besonders, seit das Sowjetsystem jenes sprichwörtliche „Trojanische Pferd“, die malthusianische Systemanalyse Bertrand Russells, in seine Grenzen eingelassen hatte.

Allgemeiner gesehen hat es somit seit 1763 weltweit nur zwei bedeutende Wirtschaftsmodelle gegeben: auf der einen Seite zwei unterschiedliche Arten desselben „Adam-Smith“-Modells, das anglo-holländische und das marxistische, die beide aus der britischen Version des anglo-holländischen Liberalismus hervorgingen; und auf der anderen Seite die entgegengesetzte Tradition, die mit der US-Verfassung als „amerikanisches System“ etabliert wurde.2

Der sich bis heute fortsetzende, wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Weltsystemen liegt in der Tatsache, daß das anglo-holländische liberale System (dazu gehören im übrigen auch faschistische Wirtschaftsformen) ein monetäres System ist, dessen Wurzeln sich aus den überlebten Resten des sogenannten ultramontanen, mittelalterlichen Systems der „Globalisierung“ herleiten - jener imperialen Form des Mittelalters, die durch die merkwürdige Partnerschaft der venezianischen Finanzoligarchie mit der normannischen Ritterschaft zustande kam.

In dem Entwurf des modernen anglo-holländischen liberalen Systems kommt ein geringfügiger, doch entscheidender Unterschied zu dem gescheiterten alten Modell des imperialen venezianischen Systems des 14. Jahrhunderts zum Ausdruck. Der Unterschied ergab sich aus dem Versuch, die Reformen des großen ökumenischen Konzils von Florenz zu tilgen. Daraus entwickelte sich die reaktionäre Form des neuen liberalen venezianischen Systems des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, das von Paolo Sarpi aufgebracht wurde. Sarpis Reform bestand in seinem sogenannten philosophischen Liberalismus, der dem anglo-holländischen liberalen Dogma des Monetarismus zugrunde liegt, und seither ist Sarpis Reform das Schlüsselelement nicht nur der monetaristischen Lehre und Politik, sondern auch der gegenwärtigen Bewegung zu einem imperialen neuen Turmbau zu Babel, „Globalisierung“ genannt.

Durch den Friedensvertrag von Paris im Februar 1763 etablierte sich die britische Ostindiengesellschaft als imperiale Macht. Dem folgte 1789-1815 der Zerfall Frankreichs zunächst durch den Amoklauf der von London gesteuerten Jakobiner und dann durch Napoleon Bonaparte, der von Graf Joseph de Maistres martinistischer Freimaurerloge aufgebaut wurde. Der mehr oder weniger zwangsläufige Fall Bonapartes etablierte das britische liberale System der politischen Ökonomie praktisch bis auf den heutigen Tag als international vorherrschendes Macht - von der bedeutenden Ausnahme jener Jahrzehnte abgesehen, als die Welt unter dem starken Einfluß des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie stand.

Seemacht und Wirtschaft

Ich habe in verschiedenen Publikationen die Gelegenheit gehabt, auf die historischen Vorteile maritimer Entwicklung gegenüber der Entwicklung im Landesinneren zu verweisen. Ich betone hier „historisch“, da die Vorteile nicht für alle Zeiten und Orte gelten, aber dennoch für die bekannten langen Wellen der Geschichte und auch für bestimmte Teile der menschlichen Vorgeschichte entscheidende Bedeutung haben, bis es zu dem steilen Anstieg von Veränderungen kam, die in den technologischen Fortschritten der jüngsten Zeit stecken. Dieses Thema hat ganz besondere Bedeutung im Zusammenhang mit der früheren Rolle des britischen Empire bei der Schaffung jener institutionellen Grundlage, die zu der heute heraufziehenden Gefahr eines allgemeinen Zusammenbruchs der weltweiten Zivilisation geführt haben. (Man sehe im Keller nach, um zu verstehen, warum das Haus zusammenbricht.)

Wie ich in verschiedenen Veröffentlichungen während der letzten 25 Jahre betont habe, hat in der gesamten bekannten Geschichte und in den Spuren der Vorgeschichte der potentielle strategische Vorteil stets bei den überlegenen maritimen Kulturen gegenüber den Siedlungen im Landesinneren gelegen. Das sieht man typischerweise an der bekannten Gründung Mesopotamiens durch Siedler einer nichtsemitischen Seefahrerkultur aus dem Indischen Ozean; außerdem zeigt es sich an den umfangreichen archäologischen Belegen für die stärkere wirtschaftliche und allgemein kulturelle Entwicklung maritimer Kulturen an der Küste im Vergleich zu Funden, die die Entwicklung im Landesinneren erhellen. Die anfängliche Entwicklung der Zivilisation verlief hauptsächlich von Küstensiedlungen die Flußläufe hinauf.

Dieser Vorteil von Seemächten wie denen des britischen Weltreichs geriet mit dem Aufkommen nationaler Eisenbahnsysteme erstmals ernsthaft in Gefahr, insbesondere durch das Hervortreten der USA als Kontinentalmacht nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Angesichts der heutigen Möglichkeit, daß die Kernspaltung zur generellen Energiequelle wird und die Magnetschwebetechnik den Massentransport revolutioniert, schwindet auch der sogenannte „geopolitische“ Vorteil der Seemacht, die relative Überlegenheit maritimer gegenüber inländischen Kulturen.

In dem uns besser bekannten Teil der Frühgeschichte europäischer Zivilisation seit ungefähr 700 v.Chr. spitzte sich jedoch in dem Konflikt zwischen den Achämeniden aus Mesopotamien und den Griechen eine entscheidende Auseinandersetzung der landumschlossenen und maritimen Kulturen zu.  Das strategische Muster aller europäischen und damit verwandten Kulturgeschichte seit jener Zeit ist geprägt von dem mehrdeutigen Ausgang des Sieges, den  Athen gegen den Versuch der Perser errang, mit einer scheinbaren Übermacht über Griechenland und seine Verbündeten herzufallen. Athen und seine Bündnispartner besiegten zwar das Achämenidenreich, indem sie die persischen Truppen auf dem Land mit einem Sieg zur See überlisteten, aber dann verlor Athen den längeren Krieg gegen die „dritte Kolonne“ der Perser, die die führenden Familien Athens mit Hilfe des delphischen Kultes unterwanderten und - ganz ähnlich wie auch in der heutigen 68er-Kultur - unter den Jugendlichen der führenden Familien im Athen des Perikles einen apollonisch- dionysischen Sophismus verbreiteten.

Die sophistische Zersetzung der führenden Familien Athens führte zu dem langen Peloponnesischen Krieg, der Athens Macht zerstörte, ganz wie die Feinde der USA die Ermordung von Präsident John F. Kennedy als Möglichkeit nutzten, in den USA durch die betrügerisch eingefädelten langen Kriege in Indochina während der Amtszeiten der Präsidenten Johnson und Nixon einen Prozeß der Selbstzerstörung einzuleiten; und jüngst wurde noch unter Präsident Bush, der wie von seinem Vizepräsidenten Dick Cheney hypnotisiert erscheint, ein nicht gewinnbarer, sich ausbreitender, langer Krieg in Südwestasien in Gang gesetzt.

Das unmittelbare Vorbild für die politische Schwächung der USA durch die verbliebene Seemacht des anglo-holländischen Liberalismus geht auf jene mediterrane Seemacht zurück, die vorübergehend von Alexander dem Großen und seiner Allianz mit den ionischen Stadtstaaten und den Kyrenaikern gegen Tyros besiegt wurde. Später wurde sie von den Römern im Kampf gegen Karthago und Syrakus übernommen, woraus die Methoden der Seeherrschaft von Rom und Byzanz wurden, die ihre imperiale Macht errichteten und solange verteidigten, wie es ging.

So konnte Alexander beispielsweise seinen Sieg über das Persische Reich letztlich nur dadurch erringen, daß zuvor der persische Seestützpunkt bei Tyros abgebaut wurde. Alexanders Sieg wäre ohne seine vorherige Aufforderung an seine eigentlichen Verwandten unter den kyrenaischen Priestern, eine Revolte gegen das Perserreich einzuleiten, unmöglich gewesen.

Auf ähnliche Weise finden sich die Wurzeln des zukünftigen britischen Weltreichs in der Machtverschiebung im Mittelmeerraum von Byzanz nach Venedig, einer Verschiebung, die sich dadurch ergab, daß Byzanz anfänglich sächsische Piraten aus Jütland und der näheren skandinavischen Umgebung gegen die angelsächsische Zivilisation einsetzte, und aus der wichtigen Rolle der schwindenden byzantinischen Macht, die gleichen Nordseeräuber gegen die Reste der Herrschaft Karls des Großen einzusetzen. Der innere Verfall von Byzanz ebnete den Weg für eine neue imperiale Vorherrschaft: für die imperiale Seemacht der venezianischen Finanziers des 11. bis 14. Jahrhunderts.

Der Aufstieg der venezianischen Macht war nicht nur in dieser Hinsicht der Vorläufer dessen, was als britische imperiale Geopolitik des späten 18. Jahrhunderts und danach bekannt wurde. Die anglo-holländische liberale Seeherrschaft selbst war ein Produkt von Paolo Sarpis Reformen an der venezianischen Seemacht, wodurch sich der Stützpunkt der venezianischen Finanzoligarchie von seiner immer schwächeren strategischen Position an der oberen Adria in nördliche Gegenden an der Nordsee, dem Ärmelkanal und der Ostsee verlagerte.

Die eigentliche langfristige Bedrohung für die Seevorherrschaft des anglo-holländischen liberalen Systems wurde dann in der Entwicklung der USA als großer Kontinentalmacht zwischen zwei Ozeanen und seinen nördlichen und südlichen Grenzen deutlich, wie John Quincy Adams als Außenminister es formuliert hatte. Der Sieg der USA unter Präsident Abraham Lincoln über die britische Marionette der Konföderierten Staaten und die explosive innere Entwicklung, die mit dem Bau des transkontinentalen Eisenbahnsystem einherging, veränderten die Richtung der modernen Geschichte. Die Seeherrschaft dauerte zwar an, aber ihre Hegemonie war wirksam in Frage gestellt.

Man bedenke den jüngsten Versuch, unsere Republik zu zerstören, welchen die atlantische liberale Fraktion nach dem Tod von Präsident Franklin D. Roosevelt einleitete. Diese Zerstörung und die beabsichtigte Eingliederung dessen, was dann von uns übrig bleiben würde, war seit spätestens Februar 1763 und noch viel ausdrücklicher seit 1865-1879 der imperiale Plan des anglo-holländischen Liberalismus. Nach dem Sieg über Lord Palmerstons Marionette, die Südstaaten-Konföderation, waren die USA eine mächtige Nation, die durch militärische Übergriffe von außen nicht mehr hätte zerschlagen werden können. Unsere USA, die den Einfluß des Amerikanischen System der politischen Ökonomie nach Deutschland, Rußland, Japan und darüber hinaus trugen, galten seither in den Augen der britischen Monarchie als eine unerträgliche Bedrohung, deren Macht auf die eine oder andere Weise zerstört werden müßte. Die britische Monarchie betrachtete insbesondere Bismarcks „amerikanische“ Reformen in Deutschland als unmittelbarste Bedrohung des anglo-holländischen Imperialismus; London beabsichtigte, diesen Bismarckschen Ausdruck des amerikanischen Einflusses auszumerzen, indem es einen Krieg zwischen den beiden Neffen von König Edward VII., dem deutschen Kaiser Wilhelm und dem russischen Zaren Nikolaus II., anzettelte. In diesem Rahmen verwandelten sich die USA unter den fanatisch anglophilen Präsidenten Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson nach der Ermordung Präsident William McKinleys vorübergehend von einem Rivalen in einen Mitläufer und regelrechten Verbündeten der Briten.

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem die Präsidenten Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson die USA angestiftet hatten, die Briten in ihrem geplanten geopolitischen Konflikt mit den europäischen Kontinentalmächten zu unterstützen, revanchierte sich Großbritannien damit, daß es sich Anfang der zwanziger Jahre anschickte, mit seinem neuen königlichen Helfershelfer Japan gemeinsame Sache zu machen. Es sollte ein entscheidender Schlag gegen die amerikanische Seemacht geführt werden, wobei Japan damals die Rolle zufiel, sich auf die Zerstörung der US-Marinebasis in Pearl Harbor vorzubereiten. Als Großbritannien später, unter dem Druck des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, von der beabsichtigten Verständigung mit Adolf Hitler abließ, spielte das verzweifelte Japan, jetzt mit Nazideutschland im Bunde, seinen Part weiter, um den früheren anglo-japanischen Angriffsplan auf Pearl Harbor auszuführen. Hätte unser Flugzeugträgerverband nicht den japanischen Flugzeugträgerverband in der Folge besiegt, hätten die Nazis über ihre Machenschaften in Mexiko versucht, einen gemeinsamen deutsch-japanischen Angriff auf Kalifornien zu führen.3

Präsident Franklin Roosevelt war natürlich von ganz anderem Kaliber als Theodore Roosevelt, Woodrow Wilson oder Harry Truman. FDRs vorzeitiger Tod wurde in amerikanischen und anderen Kreisen, denen eine Art ständiges Weltreich des anglo-holländischen/amerikanischen Liberalismus (heute „Globalisierung“ genannt) vorschwebte, sehr willkommen geheißen.4 Aus diesen Gründen haben einflußreiche Finanzkreise, darunter eine der Führung der Demokratischen Partei nahestehende Person, wiederholt mir gegenüber geäußert, daß ihre Gesinnungsgenossen in hohen US-Kreisen es niemals zulassen würden, daß das Amerika von Präsident Franklin Roosevelts wieder aufersteht. Diese heutigen Apostel der „Globalisierung“ agieren gegen mich in der Demokratischen Partei, in der Presse und anderswo, wenn auch mit unwesentlichem Erfolg.5

Ich werde nun zeigen, warum diese Leute mich insbesondere seit März 1983 ausdrücklich als eine schwere Bedrohung für ihre vermeintlichen finanziellen und anderen Sonderinteressen wahrnehmen.

Die entscheidenden Lehren aus der Geschichte

Alles, was ich soeben über die Wurzeln des heutigen anglo-holländischen Imperialismus dargestellt habe, betrifft die Geschichtsspanne seit ungefähr 700 v.Chr., in der sich die europäische Zivilisation als unabhängiges Phänomen in der Weltgeschichte entwickelt hat - eine relativ kurzes, aber sehr bezeichnendes Stück Geschichte menschlichen Daseins insgesamt. So kurz dieser Abschnitt der Geschichte in Hinblick auf die größeren und längeren Geschehnisse sein mag, gibt es zwei extrem wichtige Fragen, die bezüglich der Zivilisation als eigenständiger Prozeß seit ungefähr 700 v.Chr. angesprochen werden müssen, wie das jeder Versuch zum Verständnis der menschlichen Natur erfordert.

Wie Platon berichtet, haben die ägyptischen Weisen einmal zu dem Vertreter Athens gesagt: „Ihr Griechen habt keine alten Männer unter euch.“ Ich möchte mich hier auf diese Bemerkung Platons beziehen, um etwas sehr Wichtiges auszusagen. Ich wünschte, daß diese wichtige Frage im Verständnis des Lesers die gesamte Spanne des Wissens durchziehen möge, welches er benötigt, um die genaue Natur des gefährlichen Moments zu verstehen, vor dem unmittelbar nicht nur die USA, sondern die ganze Zivilisation stehen. Ich bin zwar schon ein alter Mann, aber einer, von dem jene alten Ägypter in ihrer nüchternen Sicht der bestimmenden Faktoren des historischen Entwicklungsprozesses damals wie heute wohl angenommen haben mögen, ich sei erst kürzlich geboren.

Wenn man sich die jüngsten Jahrtausende der menschlichen Geschichte vom Standpunkt eines aufmerksamen Tierökologen betrachtet, ergäbe sich die erstaunliche Tatsache, daß die Menschheit in der Lage ist, ihre potentielle relative Bevölkerungsdichte zu steigern, wie dies keine Tierart, auch nicht die höheren Affen, nachahmen kann. Wichtig dabei ist, daß sich der größte Teil menschlichen Verhaltens nicht als „instinktiv“, sondern als Produkt kultureller Weitergabe von einer Generation zur nächsten beschreiben läßt.

Ein Blick auf die kulturellen Entwicklungen der europäischen Zivilisation während der letzten 2800 Jahre sollte heutige Ökologen in Erstaunen versetzen. Am erstaunlichsten sollte zuallererst die ungeheure Diskrepanz in der Ausweitung der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte des Menschen im Vergleich zu unseren vermeintlich nächsten biologischen Verwandten, den Menschenaffen, sein. Als zweites sollte die Tatsache erstaunen, daß diese Ausweitung überwiegend willentlich und nicht biologisch bestimmt war. Anders als bei den Tieren zeigt sich in allen entscheidenden Beispielen, daß jeder einzelne menschliche Kulturbereich den gleichen rohen Grad kreativen intellektuellen Potentials aufweist, so daß die oberen Leistungsgrenzen von Vertretern des jeweiligen Bereichs nur kulturell, niemals biologisch gesetzt sind.6

Beschäftigt man sich mit kompetenter Ausbildung in naturwissenschaftlichen Prinzipien, so zeigt sich, daß der größte Teil dieses nach oben gerichteten kulturellen Entwicklungspotentials nicht rein biologisch sein kann, d.h. sich nicht auf die Definitionen der Biosphäre beschränkt; es repräsentiert vielmehr eine Ansammlung kulturell übermittelten Fortschritts, den unsere Gattung in ihren Fähigkeiten über Hunderte von Jahrhunderten oder noch viel länger mittels intellektueller und nicht biologischer Kulturentwicklungen gemacht hat.7 Darüber hinaus laufen diese Entwicklungsprozesse nicht zwangsläufig in vorbestimmten Phasen ab, sondern es können ganze sogenannte „Kulturstufen“, viele offensichtliche Phasen der Kulturentwicklung in den Grenzen mehrerer Generationen übersprungen werden. (Normalerweise beträgt die Zeiteinheit, die für solche Betrachtungen gewählt werden sollte, ungefähr drei Generationen, wie zum Beispiel innerhalb einer Familie mit drei typischen Generationen.)

Das deckt sich damit, wie es der reife Albert Einstein als notwendig erachtete, die moderne Wissenschaft als integrierten Prozeß zu sehen, der eine Kontinuität geistiger Entwicklung von Kepler bis Riemann darstellt. Es gibt fraglos eine beste Ordnung in der Entwicklung jener Aspekte des Wissens, die man mit der modernen Naturwissenschaft verbindet; allerdings gibt es in der Praxis - und Einstein war in diesem Moment großzügig darüber hinweggegangen - auch lange Perioden des qualitativen intellektuellen Verfalls im sogenannten „Mainstream“ der historischen Wissenschaftsentwicklung, wie wir dies jüngst in der transatlantischen Kultur erlebt haben.

Es ist unbestreitbar, daß kein bedeutendes Prinzip wissenschaftlicher oder anderer Erkenntnis jemals durch „programmiertes Lernen“ weitergegeben werden kann. Menschen können vielleicht auswendig gelernte Formulierungen als „Gelehrtheit“ herunterrasseln, aber ein Naturprinzip läßt sich nur begreifen, wenn man den tatsächlichen Prozeß unbelehrter Entdeckungen durchläuft, wie es Nikolaus von Kues zum Beispiel vorschrieb.

Diese wenigen Beobachtungen, die ich hier eben angestellt habe, reichen aus, um aufzuzeigen, daß nur schöpferische Entdeckungsprozesse universeller physikalischer und vergleichbarer Prinzipien (wie sie in der Kunst nur durch Methoden der Klassik verkörpert werden) solche kulturellen Veränderungen unter Menschen bewirken können, die in ihrer Wirkung mit evolutionären biologischen Sprüngen niederer Tierarten vergleichbar sind. Selbst die bemerkenswerte „intellektuelle Entwicklung“ einiger Haustiere entsteht aus einer Kopplung tierischer Anlagen mit der Anleitung durch wirkliche menschliche Fähigkeiten.

Prinzipien, wie sie am Beispiel von Entdeckungen physikalischer Prinzipien durch Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci,  Johannes Kepler und Leibniz oder Kepler, Gauß und Riemann zum Ausdruck kommen, stehen für eine solche geordnete Abfolge in der Naturwissenschaft, die die biologisch vorbestimmten, instinktiven Lernfähigkeiten von Tieren übertrifft. Das sind Beispiele dafür, welche Rolle die spezifisch menschlichen Fähigkeiten spielen, die der Einzigartigkeit der scheinbar evolutionären Entwicklung der Gesellschaft und ihrer einzelnen Mitglieder zugrunde liegen. Dies verdeutlicht, was im einzelnen Vertreter der kulturellen Entwicklung des Individuums einer Gesellschaft über viele aufeinander folgende Generationen schlummert. Wenn man 2800 Jahre Geschichte der spezifisch europäischen Zivilisation untersucht, beginnt man besser zu begreifen, warum die Betonung kultureller Entwicklung so wichtig ist, anstatt bloß augenblicklich sichtbare Kulturtraditionen zu beobachten.

Das Prinzip der Tragödie

In dem hier unmittelbar vorliegenden Fall sollten diejenigen, die im heutigen kritischen Augenblick der Weltgeschichte als politische Führung für die Vereinigten Staaten geeignet sind, ihre Rolle aus der Sicht der früheren und zukünftigen Geschichte sehen - von dem informierten Standpunkt, den ich gerade umrissen habe. Unter den gegenwärtigen Krisenbedingungen auf der Welt macht diese Sichtweise den Unterschied zwischen wahrscheinlichem Erfolg und praktisch unvermeidlichem Scheitern aus. Unter solchen Bedingungen müssen wir die Qualität der scheinbaren politischen Tagesordnung ändern, anstatt töricht zu versuchen, mit einem weiteren auf Lügen begründeten Krieg zu reagieren, wie im Fall des amerikanischen Indochinakriegs und des sich gegenwärtig weiter ausbreitenden Krieges in Südwestasien. Wir müssen uns über die Grenzen der Tagesordnung erheben, wie man sie unter den festgefahrenen Gewohnheiten der Meinungsbildung derzeit allgemein einschätzt.

Als Einstieg in die notwendige Kompetenz, voraussehen zu können, wohin wir als nächstes gehen, sollte man heute über die Ursachen der Palette abwechselnder oder anhaltender Erfolge und Mißerfolge in der europäischen Geschichte nachdenken, die vor mindestens 2800 Jahren mit dem Aufstieg der Mittelmeerregion aus einem vorangegangenen verhältnismäßig dunklen Zeitalter begann. Aus diesem Grunde würden die alten ägyptischen Weisen Platons die meisten unserer heutigen politischen und militärischen Strategen als kleine Kinder betrachten. Zur Veranschaulichung dieses Punktes bedenke man auch den Unterschied zwischen der klassischen und der romantischen Sicht der Tragödie.

Der Gegenstand der klassischen Tragödie ist das Scheitern der gesamten jeweils dargestellten Kultur. Der klassische Dichter verwendet Personen, die er praktisch von außen in den eigentlichen Handlungsablauf einführt - so die Königin in Schillers Don Carlos oder Max und Thekla, die beiden „Kinder des Hauses“, in Schillers Wallenstein -, um dem Zuschauer einen höheren Blickpunkt zu verschaffen. So kann er erkennen, daß z.B. die Person Hamlets gar nicht das eigentliche Thema der Tragödie ist, sondern daß auch er ein Opfer der ganzen Kultur ist, die in sich tragisch ist. Ähnlich in König Lear, wo alle Beteiligten Narren sind, oder in Macbeth, wo alle Teil einer Kultur von Schlächtern sind, oder in Julius Cäsar, wo Cicero zwar mit Namen erwähnt wird, aber nicht auf der Bühne erscheint, also unsichtbar vorhanden ist, was eine wesentliche Wirkung ausmacht.

Ebensowenig ist Präsident George W. Bush heute die Ursache der tragischen Triebkraft im Drama der amerikanischen Nation. Bushs Wahl zum Präsidenten führt uns das Prinzip der Tragödie vor Augen; daß er auf die Bühne gestellt wurde und dort blieb, zeigt, daß seine Wahl und ganz besonders seine Wiederwahl undenkbar gewesen wären, wenn es in unserer Kultur nicht etwas Durchdringendes und völlig Verkommenes gäbe. Beispielhaft für diese Fäule, die sich überall breit gemacht hat, ist der Sophismus unserer Nachkriegsgeneration, ein fataler Zug, der auch bei der tonangebenden Generation der „68er“ in Westeuropa wie in Amerika heute ständig sichtbar ist.

Oft scheint es, als wolle fast jeder einen Sündenbock finden, dem er die Schuld an dem geben kann, was in Wirklichkeit die zur Gewohnheit gewordenen Katastrophen unserer ganzen Gesellschaft sind. Werdet erwachsen! Seid keine leichtgläubigen Romantiker! Törichte Romantiker geben Hamlet die Schuld. Sie verurteilen König Philip, aber nicht Posa oder Carlos: Sie finden immer eine Ausrede, um irgendeinem oder irgend etwas die Schuld zu geben, was gar nicht die schuldige Partei ist, statt der allgemein akzeptierten Kultur, beispielsweise der Mitglieder des Publikums, die Schuld zu geben.

Diese Kultur ist die eigentliche schuldige Partei auf der Bühne, etwa in Wenn der Eismann kommt, und die vermeintlich tragischen Figuren sind nur die Werkzeuge der Schuld, die dieser jeweiligen Kultur der ganzen Bevölkerung innewohnt. Der Romantiker macht aus der Tragödie, die er erlebt, eine Farce, indem er die lächerliche Behauptung aufstellt, an allen unangenehmen Folgen sei ein tragischer Fehler einer einzelnen Person oder Gruppe schuld, keinesfalls aber ein Fehler seiner eigenen Kultur. Friedrich Schillers Bemerkungen über den Posa aus Don Carlos sind in dieser Hinsicht relevant.

Der Romantiker fordert populistisch: Werft den Mann, der bei dem Lynchmord den Strick zugezogen hat, ins Gefängnis, und läßt die anderen Mitglieder seines Klans erleichtert aufatmen. Sie haben mit einem Sündenbock für das Vergnügen bezahlt, am Mord eines Menschen teilzunehmen, und bringen die Bestrafung eines Komplizen als eine Art Menschenopfer dar. Oder während und nach dem Zweiten Weltkrieg: „Was für ein Schornstein? Ich habe keinen Schornstein gesehen!“

Auf der Bühne unserer Nation wurzelt die bereits eingetretene und kommende Tragödie in der allgemein herrschenden Kultur, ganz besonders der sog. Popkultur. Jeder muß in sich selbst, aber auch bei seinen besten Freunden diesen Zug entdecken, der aus unserer Gesellschaft verbannt werden muß.

Es ist einfach so, daß jeder, der nichts von Solon, den Pythagoräern und Platon gelernt hat, nichts von wirklicher Bedeutung über die Innenseite der europäischen Zivilisation heute weiß. Gewöhnlich weiß man nicht, was man nicht wissen will; man will sich auch nicht der Unannehmlichkeit aussetzen, zu wissen, was man bei seinem eigenen so normalen Selbst eigentlich ändern müßte. Um der tragischen Kraft zu entfliehen, die heute unsere Zivilisation erfaßt hat - die z.B. die Handlungsimpulse der Führung des amerikanischen Kongresses bestimmt -, müssen wir aus den Grenzen unserer allgemein akzeptierten, überaus tragischen Zwangsneurosen, unserer sogenannten Tradition politischen und verwandten Handelns heraustreten.

Gebt die verwerfliche Begierde des Romantikers nach dem schon vorher feststehenden Happyend auf! Findet heraus, was in der gegenwärtig betriebenen Kultur und entsprechend in euch selbst verändert werden muß. Findet heraus, was im gegenwärtigen Verhalten unserer Nation radikal verändert werden muß, und bringt vor allem den Willen auf, diese Veränderung auch vorzunehmen. Wer Latein und Altgriechisch spricht, möge den Schatten Ciceros herbeirufen und ihn nach solchen Dingen befragen; er könnte etwas Nützliches lernen.


Anmerkungen

1. Aus der Marxschen Lehre ergibt sich: das britische (d.h. das anglo-holländische liberale) System ist die erste und einzige „wissenschaftliche“ Lehre politischer Ökonomie, die den „Kapitalismus“ zwangsläufig und „wissenschaftlich notwendig“ durch den Marxismus ablösen würde.

2. Nicht nur war die Arbeit Adam Smiths zum großen Teil von den französischen Physiokraten Quesnay und Turgot abgekupfert, Smith hatte für sein teuflisches antiamerikanisches Traktat, Der Reichtum der Nationen, große Teile von Turgot praktisch übernommen. Smiths eigene Ansichten äußert er klarer in seiner Theorie der moralischen Empfindungen von 1759. Trotz der fortdauernden Korruption der US-Wirtschaft seit dem Tod der Präsidenten Franklin Roosevelt und Kennedy bestehen die Differenzen zwischen dem amerikanischen und dem liberalen System bis zum heutigen Tag.

3. Das berühmte Beispiel von US-General Billy Mitchell verdeutlicht die Lage während der 20er Jahre. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg über nur den Briten günstige Paritäten der weltweiten Marinestreitkräfte wurden die Kenntnisse über britisch-japanische Pläne für die gemeinsame Zerstörung eines Großteils der US-Seestreitkräfte zum Hauptbestandteil der amerikanischen Verteidigungsplanung. Der japanische Auftrag, den US-Stützpunkt Pearl Harbor „auszuschalten“, war bekannt. Mitchell beabsichtigte, wie dies während seines Militärgerichtsverfahren vorgetragen wurde, ein amerikanisches Flugzeugträgerpotential zu entwickeln, um auf spezifische japanische Pläne, in Übereinstimmung mit Britannien den Stützpunkt Pearl Harbor auszuschalten, vorbereitet zu sein.

4. Die Bemühungen, eine angloamerikanisch-holländische liberale Allianz für „Globalisierung“ zu schaffen, wurden von denselben Finanzkreisen der Bank Brown Brothers Harriman eingeleitet, die ursprünglich von dem Hitler-Freund Montagu Norman, Chef der Bank von England, gesteuert wurden. Präsident Franklin Roosevelt war ausschlaggebend dafür, daß die beabsichtigte Zusammenarbeit dieser Finanziers mit Hitler zerschlagen wurde. Nach Roosevelts Tod kam es zu plötzlichen Umgestaltungen, die noch heute die Welt heimsuchen.

5. Ich habe keinerlei „rassistische“ Vorbehalte gegen das britische Volk. Ich stamme selbst aus Neuengland und meine Wurzeln reichen in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Mindestens die Hälfte meiner Vorfahren kamen einmal von den britischen Inseln zur Zeit der normannischen Eroberungen bzw. in jüngerer Zeit aus Schottland und Irland, neben den offensichtlichen französischen Vorfahren. Ich habe etwas gegen den Imperialismus im besonderen und gegen die Oligarchie im allgemeinen. Ich möchte der britischen Bevölkerung helfen, nicht sie verletzen.

6. Z.B. unterscheidet das Akademiemitglied W. I. Wernadskij zwischen Noosphäre und Biosphäre. Siehe Lyndon H. LaRouche, Jr. „Vernadsky & Dirichlet’s Principle“, EIR, 3. Juni 2005, auf deutsch „Wernadskij und das Dirichlet-Prinzip“, in Fusion 2/2005.

7. Obwohl ich oft Vorträge über bestimmte Themen halte, widerstehe ich, wenn irgend möglich, dem Versuch, allzu typische Schulmethoden zu replizieren, indem man den Schüler anhält, deduktiv oder induktiv bestimmte Formulierungen zu „lernen“. Vielmehr soll der Schüler einen Sinn dafür entwickeln, „das Patent auf die eigene Erfahrung der Entdeckung einer Idee und ihres experimentellen Beweises zu besitzen“ und so nicht bloß eine Formulierung gelernt zu haben, sondern eine Idee „wirklich zu besitzen“, die dann mit experimentellen oder anderen passenden Methoden bewiesen werden kann.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache