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Aus der Neuen Solidarität Nr. 2/2008

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Die Euro-Lüge: Der Kapitalismus und seine Gesetze

Von Lyndon LaRouche

Prof. Wilhelm Hankel war Staatssekretär im Bundesfinanzministerium unter Karl Schiller und zehn Jahre lang Chefökonom der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Zusammen mit den Professoren Schachtschneider, Nölling und Starbatty klagte er 1997 gegen die Einführung des Euro. Schon 1999 und seitdem mehrfach sprach Prof. Hankel bei Konferenzen des von Lyndon LaRouche gegründeten Nachrichtenmagazins EIR. Im Herbst des vergangenen Jahres veröffentlichte Prof. Hankel das Buch Die Euro Lüge … und andere volkswirtschaftliche Märchen (Signum Verlag, Wien, 248 Seiten, ISBN 978-3-85436-392-7, 19,90 Euro), das LaRouche zu diesem Aufsatz veranlaßte, den wir in dieser und den folgenden Ausgaben in mehreren Teilen abdrucken.

Professor Wilhelm Hankel war einer der wenigen deutschen Ökonomen von Format und Persönlichkeiten von Einfluß, die einen letzten Versuch unternahmen, das Unheil von Deutschland abzuwenden, zu dem die deutsche Regierung ihre Zustimmung gegeben hatte, nämlich, die damals souveräne Landeswährung, die Deutsche Mark, aufzugeben. Dieser Versuch, Deutschland zu ruinieren, wurde mit Hilfe eines postmodernen Turmbaus zu Babel durchgeführt, jener strategischen Giftmischung, die man als den in sich inflationären und gegenwärtig zusammenbrechenden Euro kennt.1

Abgesehen von den anderen bösartigen Auswirkungen auf Kontinentaleuropa bedeutete die Einführung des Euro, daß Deutschland die Kontrolle über die bestehenden souveränen Mechanismen der Finanzpolitik und die Kontrolle über sein nationales Bankensystem verlor, durch die sich das Land gegen die Plünderung hätte verteidigen können, die mit dem Euro einherging.

Zum Teil infolge der Einführung des Euro wurde ein viel größerer Crash in weltweitem Maßstab seit ungefähr dem Ende des vergangenen Juli ausgelöst, als es die angesehenen Gegner der Euroeinführung berechtigterweise damals befürchtet hatten. Damals, genauer gesagt am 25. Juli, habe ich in einem international ausgestrahlten Internetforum erklärt, die Welt sei in das Stadium des endgültigen Zusammenbruchs des bestehenden Weltfinanzsystems eingetreten. Seitdem hat der Zusammenbruch eine galoppierende Inflation ausgelöst, die von einer katastrophalen Auslöschung von Nominalwerten von Banken- und anderem Kapital begleitet war, die sich gegenwärtig auf mehr als 1 Bio. $ beläuft. Wir haben es mit einer Art von Krisen zu tun, die heutige erfahrene Ökonomen und Historiker an die Lage erinnern sollte, die gegen Ende 1923 in Weimar-Deutschland herrschte.

Der gegenwärtige Zusammenbruch ist nicht mehr länger nur eine drohende Gefahr: Der große Krach von 2007 geht um Größenordnungen über den berühmten Krach vom Oktober 1929 hinaus, und er ist, wie ich soeben festgestellt habe, bereits eine historische Tatsache - ungefähr seit dem 25. Juli 2007.

Die Volkswirtschaften auf beiden Seiten des Atlantiks sind seit diesem Datum an erster Stelle und am härtesten betroffen; aber auch die Volkswirtschaften Ost- und Südasiens werden jetzt in zunehmendem Maße die unangenehmen Auswirkungen der bald eintretenden und verschärften Schläge spüren. Der wesentliche Punkt, den ich hier hervorheben muß, ist, daß der Krach nichts ist, was eintreten könnte. Der Krach hat bereits stattgefunden; er ereignete sich, wie ich soeben betont habe, in der letzten Juliwoche; jener Krach hat das zusammenbrechende Weltfinanzsystem fest im Griff. Die jetzt zu erwartenden, anschwellenden Wellen des Zusammenbruchs des gegenwärtigen Weltfinanzsystems müssen als Nachbeben eines großen, globalen Erdbebens erkannt werden, das schon stattgefunden hat.

Dieses gerade zusammengebrochene Finanzsystem kann nicht erhalten werden; es muß durch ein neues System ersetzt werden. Ohne dringend notwendige Reorganisierungsmaßnahmen für ein neues Finanzsystem würde das ganze Weltwirtschaftsgefüge in einem atemberaubenden Desintegrationsprozeß auseinanderfallen, der an die Vorstellungen des englischen Faschisten H.G. Wells und sein Buch aus den 30er Jahren, The Shape of Things to Come, erinnern würde.

Dies sind einige der bemerkenswerteren Reflektionen der Wirkungen, welche die Einführung des Euro nicht ursächlich herbeiführte, aber zu deren Ausbruch sie doch erheblich beitrug. Professor Hankel faßt in seinem Vorwort zu seinem neuen Buch noch einmal die politischen Lügen zusammen, die aufgefahren wurden, um die Auflösung der D-Mark zugunsten des Euro zu rechtfertigen, und die eine entscheidende Rolle in der gegenwärtige Zusammenbruchskrise spielen.2 Er schließt sein Buch angemessen mit einem relevanten, positiven Thema, das im zweiten der angefügten letzten Kapitel, seinem Epilog Kapitalismus und seine Gesetze, entwickelt wird.

Einigen, wenn auch nur wenigen der von Professor Hankel behandelten oder implizit berührten Themen wende ich hier meine besondere Aufmerksamkeit zu. Ich habe diese Themen mit Blick auf zwei herausragende Ziele ausgewählt: um Europa zu retten, und das teilweise vor sich selbst, und um die von Professor Hankel zum Ausdruck gebrachten Sorgen zum Anlaß zu nehmen, Kreise in den USA zur Vernunft zu bringen, die vom Niveau der anlaufenden  Vorwahlkampagne angewidert sind. Prinzipiell geht es mir darum, einige ausgewählte, tiefere Implikationen der von Professor Hankel dargestellten Materie zu erhellen. Ansonsten spricht das Buch zu den Deutschen, die es sich noch leisten können, gut genug für sich selbst.

*  *  *

Für den Historiker und die führenden Politiker der heutigen Welt generell ist das Thema, das Professor Hankel in seinem neuen Buch von vorne bis hinten behandelt, von einigem Interesse; behandelt es doch einige jener gegenwärtig äußerst wichtigen sozialen und politischen Phänomene, die mit dazu beigetragen haben, nicht nur den Krach des Euro, sondern die Krise insgesamt auszulösen. Das von ihm aufgeworfene Thema ist von historischer Tragweite: Er identifiziert einen Sack voller popularisierter Lügen, die von klassischen Historikern als Ausdruck einer modernen Form von Sophismus verstanden werden wird; ein Sophismus, dessen Auswirkungen weit über das Problem des Euro hinausreichen und die heutige, moderne, global ausgeformte europäische Zivilisation heimsuchen. Wenn es nicht zu drastischen Reformen kommt, wäre das Ergebnis dieses Prozesses ein Leidensweg, der bald genau so schlimm, wenn nicht noch schlimmer verliefe als das selbstverschuldete Elend, in das sich das Griechenland des antiken Perikles stürzte.

Um dem heutigen Beobachter eine Hilfestellung zum Verständnis der gegenwärtigen, weltweiten Krise an die Hand zu geben, können wir auf die Erkenntnis des größten modernen Dichters, Dramatikers, Philosophen und Historikers Friedrich Schiller zurückgreifen, der die bekannte europäische Geschichte als ein zusammenhängendes Ganzes definierte, als einen Prozeß, in dem sich ein großer Konflikt entfaltete: zwischen der delphischen Tradition des Lykurgischen Sparta und dem Geist der Reformen des Solon von Athen.

Wie Plato herausgearbeitet hat, trug der Einfluß des sophistischen Kults von Delphi auf das Athen unter Perikles und seinen Nachfolgern dazu bei, daß es den eigenen Untergang über sich brachte. Aber es war auch eine Form des Sophismus, die heute in Gestalt des modernen philosophischen Liberalismus wiederaufersteht und die Wurzel einer nachhaltigen Korruption geworden ist, die die heutige, weltweit verankerte europäische Zivilisation bedroht. Dies ist eine wichtige Erfahrung, die wir aus der Zeit unter Perikles wieder wachrufen sollten, um die Auswirkungen auf die globale europäische Zivilisation, ihre Kulturen und ihre heutigen Katastrophen zu verstehen.

Wie Professor Hankel diesen Punkt im einleitenden Kapitel für heutige Historiker illustriert, erleben wir heute, genau wie er es dort beschreibt, tatsächlich die Effekte eines politischen Sophismus, der dem gleicht, durch den sich Athen u.a. durch die Torheit des Peloponnesischen Krieges zerstörte. Dieses Erbe tritt im existentialistischen Charakter der Lügen zutage, durch die die zerstörerische Zustimmung zum Euro erkauft wurde. Es ist die gleiche antike Tradition des Sophismus, die für die Zerstörung der Volkswirtschaften in West- und Mitteleuropa und auch in Nord- und Südamerika verantwortlich ist, und zwar im Verlauf der letzten Jahrzehnte. Die Bedrohung für die transatlantische Zivilisation, wird jetzt, wenn sie nicht unmittelbar aufgehalten wird, immer mehr zu einer pandemischen Gefahr eines generellen realwirtschaftlichen Kollapses der weltweiten Zivilisation.

Offensichtlich liegen Professor Hankel und ich bezüglich unserer Auffassungen zur Lage der politischen Ökonomie auf einer Wellenlänge; es ist ironischerweise eine Übereinstimmung, die für die wahrhaftige Einschätzung der gesamten bekannten Geschichte von Zivilisationskrisen typisch ist: Der Professor und ich unterscheiden uns in unseren eingenommenen Standpunkten, von denen aus wir die Jahrzehnte beurteilen. Wir kommen aber zu ähnlichen Urteilen über den zeitweiligen Erfolg des ursprünglichen Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse und der Währungsreformen, die den Zeitraum von 1944/45 bis hin zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy ausmachen. Professor Hankel nimmt den Vorschlag von John Maynard Keynes aus dem Jahre 1944 zum Ausgangspunkt der Entstehung des Nachkriegswährungssystems; ich für meinen Teil nehme einen anderen Standpunkt ein, der in den Begriffen der physischen Ökonomie von Gottfried Leibniz wurzelt, die auch die Herangehensweise von Präsident Franklin Roosevelt beeinflußten, aber im Gegensatz zu rein monetären Kategorien stehen.

Diese letzteren Begriffe, die ich vor allem vertrete, sind historisch mit den nordamerikanischen Geistesgrößen unter den Anhängern von Gottfried Wilhelm Leibniz` Wissenschaft der physikalischen Wirtschaft (oder des Kreditsystems), anstatt eines monetären Systems, verbunden. In dieser Frage befinde ich mich mit meinen Auffassungen in der Gesellschaft der Gründer des Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie wie Cotton Mather, Benjamin Franklin, Finanzminister Alexander Hamilton, Mathew Carey und dessen gefeiertem Sohn Henry C. Carey. Die Krone der Schönheit in all dem ist die für das Deutschland Professor Hankels wunderbar ironische Tatsache, daß Henry Carey während der Kanzlerschaft Otto von Bismarcks Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts Deutschland besuchte und direkt Einfluß nahm und dazu beitrug, daß die brilliant erfolgreichen sozial- und wirtschaftspolitischen Reformen durch Bismarck eingeführt wurden. Dies stürzte den Onkel des Kaisers, den britischen Prinzen von Wales, in jene Wutanfälle, aus denen später der sogenannte 1. Weltkrieg entstand.3

Ich möchte die bedeutsamsten Unterschiede der beiden Systeme so einfach wie möglich zusammenfassen: Die amerikanische Verfassung behandelt die Währung als Schöpfung und Gegenstand des Staates; dagegen behandelt das europäische parlamentarische Regierungssystem den Staat normalerweise nur als Lastträger des Geldes, selbst wenn es völlig fiktiv ist. Jedenfalls ist das relativ bei Keynes der Fall, und ganz extrem bei der EU.

Trotz aller Unterschiede zwischen Professor Hankels Ansicht und meiner gibt es ein hohes Ausmaß an Übereinstimmung, was als bemerkenswerte Überlappung erkannt werden sollte. Diese Überlappung, die Professor Hankel allzu deutlich macht, liegt in unserer gemeinsamen moralischen Haltung, daß es bei allen wirtschaftlichen Systemen ein am Wohlergehen der Menschen in der Gesellschaft orientiertes Ziel geben muß.

Es bleibt festzuhalten: Der angedeutete Unterschied in der Funktionsweise des Finanzsystems liegt im Kern im Gegensatz zwischen dem immer noch vorherrschenden Modell der parlamentarischen Traditionen in den Hauptstaaten Europas auf seiner Seite, und des Präsidialsystems der amerikanischen Verfassungsordnung auf meiner Seite.

Nach unserem amerikanischen Verfassungsrecht ist die Vorstellung einer von staatlicher Überwachung unabhängigen Zentralbank undenkbar, zumindest im Denken unterschiedlicher amerikanischer Patrioten. In der patriotischen Lesart des amerikanischen Verfassungsrechts steht die nationale Währung unter der Kontrolle der Bundesexekutive, aber nur in Übereinstimmung mit dem Kongreß, besonders dem Repräsentantenhaus. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Systemen ist, daß das amerikanische Verfassungssystem, wenn es nicht verletzt wird, ein bundesstaatliches Kreditsystem ist, im Gegensatz zum europäischen monetaristischen System, das sich in globalistischen Formen implizit finanzimperialistischer, neovenezianischer Prägung zeigt.

Es hat Zwittergebilde gegeben, vor allem in Europa, in denen sich Elemente des europäisch-parlamentarischen und des amerikanischen Präsidialsystems vermischt haben. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau in Deutschland, mit der Professor Hankel verbunden war. Die Kreditanstalt war eine wunderbar erfolgreiche Innovation in ihrer Zeit; eine Institution, deren Funktionsweise dem Beispiel der Politik Roosevelts folgte, die Hermann Abs u.a. studiert hatten. Die ausgesprochene deutsche Sympathie für diese Mischform geht in der Geschichte der beiden Republiken zurück auf die transatlantische Rolle des Marquis de Lafayette und seines deutsch-amerikanischen Schützlings Friedrich List.Allerdings bleibt überall dort, wo das parlamentarische System anstelle des amerikanischen vorherrscht, auch der doktrinäre Einfluß von Keynes auf die Meinungsbildung dominant, wie sich dies auch im Insiderwissen von Professor Hankel über die Vorgänge der Gründung des Bretton-Woods-Systems zeigt.

Zum Verständnis von Aspekten, die bei der Lösung der gegenwärtigen globalen Zusammenbruchskrise wichtig sind, sollte bestimmten wichtigen Punkten in Professor Hankels Buch besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dies sollte sich auf die Art konzentrieren, wie die beiden unterschiedlichen Systeme (das amerikanische, auf Verfassungsrecht gegründete Kreditsystem und das Geldsystem europäisch-parlamentarischer Prägung) einmal koexistierten und immer noch innerhalb eines einzigen, globalen, politisch-wirtschaftlichen Systems souveräner Nationalstaaten wirksam koexistieren könnten.

Es muß immer wieder betont werden, daß die Welt insgesamt gegenwärtig fest im Griff einer globalen Währungskrise ist, die vergleichbar ist mit der Krise, welche die Weimarer Republik in isolierter Form in der zweiten Jahreshälfte von 1923 erschütterte. Man sollte deshalb hervorheben, daß es diesmal kein Wundermittel wie das Gold des Dawes-Plans gibt, mit dem damals die starke Mittelklasse Deutschlands ausgepreßt werden konnte. Wer zahlt die angehäuften Kriegsschulden ab, oder ihre Entsprechung der Maastricht-Schulden, vor allem unter den jetzigen Bedingungen der globalen Finanzkrise?

Unter den besonderen Bedingungen dieser Finanzkrise bietet allein das Amerikanische System einen inhärent angelegten Lösungsweg. Dagegen tun dies die heutigen Systeme West- und Mitteleuropas nicht. Es ist der gleiche Lösungsweg, den Roosevelt für die internationale Währungsreform in der Nachkriegszeit beschritt; dagegen hätte ein Keynesianisches Modell nach europäisch-parlamentarischem System als solchem keine Lösung geboten.

Für uns heute wie für Hermann Abs in der Nachkriegszeit gibt es einen Ausweg in der Art, wie Präsident Franklin Roosevelt die Vorzüge des amerikanischen Dollar-Kreditsystems nutzte, um ein System fester Wechselkurse aufzubauen und das überwiegend durch eigenes Verschulden zerstörte „Alte Europa“ zu retten. Diese Lektion der Geschichte war und bleibt noch heute der Schlüssel für eine Renaissance wahrhaft souveräner Nationalstaaten, auch in Regionen, wo die Herrschaft europäischer Mächte über Kolonien oder Halbkolonien einst Zerstörung angerichtet hat, wie auch heute wieder in den großen Verbrechen gegen die Souveränität der Nationen Afrikas.

Das transatlantische Erbe

Für ein kompetentes, systematisches Verständnis bestimmter Fragen, auf die Professor Hankel sich bezieht und die für die Wirtschaftspolitik von prinzipieller Bedeutung sind, ist es unverzichtbar, einige der heute gängigen, vereinfachenden Ansichten über die Vereinigten Staaten und ihr Verhältnis zu Europa beiseite zu räumen. Diese falsche Meinung verdirbt gegenwärtig die Sichtweise einflußreicher Kreise auf beiden Seiten des Atlantiks und darüber hinaus.

Man kann die wesentlichen Elemente, durch die die aktuelle Krise zustande kam, nicht angemessen verstehen, wenn man nicht zunächst die Tatsache anerkennt, daß die grundlegenden Absichten hinter der Politik der Regierung Truman - gegenüber den USA selbst und der Welt im allgemeinen, vor allem gegenüber den kolonialen und semikolonialen Regionen - denen der Politik von Präsident Franklin Roosevelt im Krieg und seinen Absichten für die Nachkriegszeit diametral entgegengesetzt waren. Das schließt die Absicht hinter Präsident Roosevelts Einberufung der Bretton-Woods-Konferenz ein. Roosevelt war mit der finanz-imperialistischen Weltsicht des Briten Keynes hinsichtlich der Pläne für die Nachkriegswelt überhaupt nicht einverstanden - während Präsident Harry Truman, wie er selbst zugab, offensichtlich mit Churchills Sicht dieser Fragen übereinstimmte.

Roosevelts Vorstellung der Nachkriegswelt sah die Abschaffung des britischen Empire vor, und statt dessen eine Weltordnung nationaler Souveränitäten, die reale Entwicklung der früheren Kolonien und Halbkolonien eingeschlossen, Trumans Vorstellung dagegen diente der Stützung des britischen Empire. Unter Truman unterwarfen sich die USA den gemeinsamen Interessen der amerikanischen Finanzoligarchie und des britischen Empire, was den organischen Charakter des britischen Systems als Weltreich im neovenezianischen Stil des imperialen anglo-holländischen Finanzliberalismus betrifft.

Kurz, Präsident Trumans Rolle als Gegner von Präsident Roosevelt und dessen Erbe bestand darin, für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein Dogma zu zementieren, das als „Atlantizismus“ bekannt wurde. Dieser Atlantizismus ist seither für Kontinentaleuropa immer wieder zum anglo-amerikanischen Fluch geworden. Daher ist es wesentlich, sich an das innovative Verhältnis von US-Präsident Eisenhower zum französischen Präsidenten de Gaulle und den ähnlichen offenen Vorstoß Eisenhowers und Kennedys sowohl gegenüber de Gaulles Frankreich als auch dem „Adenauer-Faktor“ in Deutschland zu erinnern und dies genau zu studieren. Das waren mehr oder weniger die letzten Atemzüge der Bemühungen bestimmter maßgeblicher Kreise auf dem amerikanischen Kontinent und Europa, für welche die Präsidenten Eisenhower und Kennedy standen, die schreckliche Angewohnheit des „Atlantizismus“ abzulegen. Das, so muß man erkennen, ist die Bedeutung der wiederholten Mordversuche an Präsident Charles de Gaulle, des inszenierten „Profumo-Skandals“, durch den die britische Regierung MacMillan gestürzt wurde, des hastig erzwungenen Abgangs von Konrad Adenauer in Deutschland, Bertrand Russells übler Rolle in der großen Raketenkrise 1962 und der Ermordung Präsident Kennedys im November 1963.

Um den weltweiten Wendepunkt der Zeit vom Sputnik bis zum Beginn des Krieges der USA in Indochina zu verstehen, muß man erkennen, daß Trumans „atlantische“ Politik ein Widerhall der Weltsicht der verbündeten New Yorker und Londoner Finanzinteressen ist, die früher den Aufstieg und die Machtergreifung der Diktaturen Mussolinis und Hitlers voll und ganz unterstützt hatten.

Auf Präsident Franklins Roosevelts Drängen hin hatte die Londoner Finanzwelt vorübergehend den Kurs gewechselt, ihre frühere Rückendeckung für Mussolini und Hitler aufgegeben und sich gegen diese Diktatoren gestellt. Doch sobald Hitler und Mussolini beseitigt und Roosevelt „kaltgestellt“ war, nahmen die „amerikanischen Tories“ der Finanzwelt von Manhattan ihre früheren pro-faschistischen Verbindungen und Rivalitäten zu den fabianischen und anderen Spielgesellen in der Londoner City wieder auf. Der Fortbestand des „Atlantizismus“ war ein Produkt dieser späteren Wendung gegen das Rooseveltsche Erbe.

Dennoch behielt das Bretton-Woods-System in der Zeit nach Franklin Roosevelts Tod von 1945-70 viele wichtige Elemente des ursprünglichen Bretton-Woods-Entwurfs bei. Aber mit dem Mord an Präsident John F. Kennedy waren auch diese verbliebenen Elemente des Rooseveltschen Erbes praktisch dem Untergang geweiht. Der lange, verzehrende Krieg in Indochina, der Aufstieg der zerstörerischen, zur Gewalt neigenden „68er“ und der Vorstoß in Richtung Faschismus durch die Kräfte hinter der amerikanischen Regierung Nixon und der Trilateralen Kommission haben die Volkswirtschaften Amerikas und Kontinentaleuropas von innen heraus ruiniert und uns auf einen Kurs in eine weltweite Hölle gesetzt - wenn jetzt nicht umgehend gehandelt wird, um diesen Trend der Zeit seit 1963 umzukehren.

Daher bietet heute nur ein Wiedererwecken des tiefverwurzelten Erbes des amerikanischen Systems der Volkswirtschaft, wie es Franklin Roosevelts Regierung verkörperte, eine glaubwürdige strategische Option für ein Entkommen aus einem ziemlich plötzlichen Absturz unseres ganzen Planeten in eine Hölle auf Erden - Schrecken wie Ex-Vizepräsident Al Gores Variante eines einstürzenden weltweiten Turms zu Babel wie auch einer entsprechenden Flucht in den „Wilden Westen“.

Um diesen wichtigen einschränkenden Punkt zusammenzufassen: Bis zur Zeit nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy liefen einige wesentliche Elemente der amerikanischen Beziehungen zu Westeuropa teilweise in der von Präsident Franklin Roosevelt beabsichtigten Richtung weiter. Roosevelts Nachfolger Harry S Truman führte eine Veränderung ein, die sich als ein großer, möglicherweise tödlicher Fehler der amerikanischen Politik erwies: der verderbliche Einfluß von Trumans bösartiger Churchill-Fantasie. Hauptsächlich unter dem Einfluß der Geldinteressen des Vereinigten Königreichs und der Niederlande wurden die Vereinigten Staaten nach Franklin Roosevelt mehr und mehr zum Förderer der Wiederbelebung der inhärent verderblichen Absichten der politischen und wirtschaftlichen Macht der maßgeblichen europäischen imperialistischen Mächte der Nachkriegszeit.

Unter dem Trumanschen Erbe erlaubte man es beispielsweise den nominell unabhängig gewordenen afrikanischen Staaten, (fast!) ihre eigenen Regierungen zu haben, aber diese Regierungen hatten nicht die Freiheit zu regieren - bis auf den heutigen Tag! Das Währungssystem, das als Gemeinschaftsunternehmen von Manhattan und London aus betrieben wurde, behielt die imperiale Herrschaft - mit Hilfe der beiden Alternativen Korruption und brutale Gewalt, eingeschlossen Mittel, die man von der Tradition des Römischen Reiches übernommen hatte, wie etwa Mord, und das war so vom Augenblick von Trumans Amtsantritt bis zum heutigen Tage.

Seit Kennedys Ermordung

Die Schockeffekte, die durch die Ermordung Präsident Kennedys hervorgerufen wurden, und wahrscheinlich auch beabsichtigt waren, trieben den politischen Prozeß in einen Wahnsinn, der an die schlimmsten Impulse der Regierung Truman erinnerte.5 Die Zustimmung des US-Senats zur Tonkin-Resolution - gegen Präsident Kennedys Politik und gegen den Rat so hochrangiger Veteranen des Zweiten Weltkriegs wie den Generälen Dwight Eisenhower und Douglas MacArthur - hat den Vereinigten Staaten seither über die gesamte Periode von 1964-2007 wiederholt, fast gewohnheitsmäßig, den Ruin beschert auf eine Art und Weise, die an den selbstverschuldeten Niedergang von Perikles’ Athen im Peloponnesischen Krieg erinnert.

Einmal abgesehen von den Übeln, die in der amerikanischen Politik seit dem Kennedy-Mord überhand genommen haben, darf man nicht vergessen, daß die USA schon vorher lange Zeiten der Korruption durchgemacht hatten. Dies geschah hauptsächlich unter einigen jener früheren Präsidenten, die nicht ermordet oder auf andere Weise aus dem Amt gedrängt oder am Wahlsieg gehindert wurden, so in der finsteren Zeitspanne von der Wahl des verräterischen Schurken Andrew Jackson bis zu Präsident Abraham Lincolns Antritt, und ähnlich vom Mord an Präsident William McKinley bis zur Amtseinführung von Präsident Franklin Roosevelt. Ein paar große Präsidenten bildeten die Ausnahme von der sonst offenbar gewohnten Praxis unserer gefährdeten Republik - einer närrischen Herrschaft von der Spitze her -, so wie dies auch unter den gekrönten und anderen Häuptern und Kopflosigkeiten russischer und anderer europäischer Staaten die Regel war.

Diese Regel ist kein Zufall. Nur wer in seinem Denken so reif ist, daß er die ganze lange Welle der jahrtausendelangen Geschichte der europäischen Zivilisation seit Thales, Solon von Athen, den Pythagoräern und Platon als dynamisch funktionale Einheit versteht - etwa in den Begriffen, die Friedrich Schiller dargelegt hat -, ist qualifiziert, die Krise, die heute den Fortbestand der europäischen Zivilisation von innen heraus bedroht, wirklich zu verstehen.

Männer und Frauen sind keine Mitglieder der Tiergattungen (der Biosphäre), sie sind Teil einer höheren Existenzform, der Noosphäre, in dem Sinne, wie es das erste Kapitel der Genesis darlegt. Sie sind ein Abbild des Schöpfers, wie dies kein Tier je sein kann, und sind ausgestattet mit schöpferischen Geisteskräften und entsprechenden Aufgaben im Universum, die keine niedrigeren Lebensformen zum Ausdruck bringen könnte.

Solche Männer und Frauen verkörpern das Prinzip der Noosphäre, wie es Nikolaus von Kues in seiner Docta Ignorantia streng definierte. Dies war für Kues der Ausgangspunkt für die Gründung der modernen europäischen Experimentalwissenschaft mit ausdrücklichen Kues-Anhängern wie Luca Pacioli, Leonardo da Vinci, dem Seefahrer und Entdecker Christoph Kolumbus und - wie Albert Einstein später betonen sollte - dem einzigen wahren Gründer der modernen universellen Naturwissenschaft, Johannes Kepler. Die Kreativität, verkörpert in der Methode von Nachfolgern des Cusaners wie Kepler, Fermat, Leibniz, Gauß und Bernhard Riemann sowie Einstein selbst, definiert den Einzelmenschen als potentiellen Vertreter einer unsterblichen Gattung, bei der die aktive Rolle ihrer Mitglieder in der Geschichte der gesamten Menschheit mit ihrem Tod als sterbliche Wesen nicht endet.

Die eigentliche Menschheitsgeschichte besteht nur in den Kämpfen für den Fortschritt, der nur durch die Schöpferkraft des individuellen Vertreters der Menschheit und des Universums als ganzem geschaffen wird.

Die Geschichte ist also dynamisch im Sinne - wie Leibniz betonte - von dynamis bei den antiken Pythagoräern und Platon und Leibniz’ anti-kartesischer Auffassung von Dynamik. In diesem Sinne ist die Geschichte der europäischen Zivilisation, wie wir sie seit Thales, Heraklit, den Pythagoräern und Platon kennen, eine dynamische Einheit. Wir sind also innerhalb dieser Dynamik interaktiv und Ausdruck der erwähnten jahrtausendelangen, auf- und abwogenden Welle der europäischen Zivilisation als ganzer, so wie Friedrich Schiller diese Geschichtsvorstellung bei Gelegenheiten wie seinen berühmten Jenaer Vorlesungen explizit ausdrückte.

Das wesentliche Element chronischer Anfälligkeit für Fehlschläge in der neuzeitlichen europäischen Zivilisation zeigt sich in Form der Auswirkungen oligarchischer Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, die hartnäckig auf populistische Formen der Unterdrückung der im ersten Kapitel der Schöpfungsgeschichte dargelegten Qualität von Mann und Frau setzt. Diese Unterdrückung hat die Form einer von oben herab erzwungenen Verdummung der großen Mehrheit der Bevölkerung der jeweiligen Nationen. Ein Beispiel ist die Unterdrückung der wiederbelebten Humboldtschen Bildungsreformen im Deutschland der Nachkriegszeit.

Obwohl diese Praxis in der Neuzeit selten das Extrem des Kults des olympischen Zeus erreicht, hält sich eine solche Tendenz überall in der neuzeitlichen europäischen Zivilisation hartnäckig, wenn nicht das Böse sogar die absolute Herrschaft erringt wie in der Förderung des internationalen Sklaven- und Opiumhandels durch das spanische, portugiesische, holländische und britische Finanzkapital.

Modernistische Trends in einflußreichen Periodika und verwandte Trends der Zeit nach 1945, wie der Kongreß für kulturelle Freiheit in Europa, zielen auf die Verdummung des Intellekts und der Moral eines immer größeren Teils der zeitgenössischen Generationen.

Beispiele sind die schon von mir erwähnte Zerstörung des klassisch-humanistischen Bildungswesens in Deutschland nach 1945 durch vernunftfeindliche Sekten wie die Existentialisten à la Heidegger, Adorno, Arendt und Brecht und die damit verwandte Förderung des geistig-moralischen Niedergangs durch den genannten Kongreß für kulturelle Freiheit und die Verschmutzung von Geist und Moral in der These von der „autoritären Persönlichkeit“ bei Theodor Adorno und Hannah Arendt. Das sind typische Beispiele für die Verdummung der allgemein verbreiteten Kultur und somit indirekt einer zersetzenden Verdummung der breiten Bevölkerung in den USA und Europa, welche die politische Urteilskraft, ja selbst die Grundfesten der Vernunft der Großteils dieser Bevölkerung verdirbt.

Das Endergebnis einer dermaßen verrohenden und verdummenden politischen Praxis ist die immer wieder zu erfahrende moralische und intellektuelle Degeneration der Mehrheit der politischen Klasse unserer Bevölkerungen. Es ist vor allem diese Degeneration, mit der Nationen beherrscht werden.

Solange wir nicht die große Mehrheit unserer Bürger zum Teil der herrschenden moralische und geistigen Elite machen, so wie man dies in Deutschland in der Zeit nach Hitler mit der Erneuerung des Humboldtschen Bildungsprogramms versuchte, bis die Existentialisten die Überhand gewannen, solange ist der Fortschritt und derzeit auch der Fortbestand der Zivilisation selbst alles andere als sicher.

Das Amerikanische System

Von unserer Gründung als verfaßte Republik, die von dieser Verfassung her dem in Europa noch tief verwurzelten oligarchischen Erbe entgegengesetzt war, gab es einen Faktor transatlantischer Überlappungen zwischen der Geschichte Europas und Nordamerikas. Diesen Zusammenhang gab es, seitdem Christoph Kolumbus Auszüge aus dem Testament des Kardinals Nikolaus von Kues gelesen hatte, was ihn zu seinem Plan der Atlantiküberquerung inspirierte, den er 20 Jahre später, sobald er über die Mittel dazu verfügte, ausführte. Man begann dann, dieses Vermächtnis dessen, was Cusa dargelegt hatte, an solchen Stellen wie dem Neuengland der Winthrops und Mathers im 17. Jahrhundert aufzubauen.

Die führenden Einwanderer in das Territorium der zukünftigen USA waren keine verzweifelten Flüchtlinge, sondern Männer und Frauen mit festem Charakter und Hingabe, die das Beste des europäischen kulturellen Erbes in relativer Sicherheit vor dem oligarchisch verseuchten Europa nach Amerika verpflanzen wollten, was auch, mit ähnlichen Intentionen, viele taten, die dem Übel des Spaniens der Inquisition entkamen. Dieser spezifisch amerikanische Ausdruck des europäischen Erbes, der im kusanischen Einfluß seine Wurzeln hatte und nicht Folge bestialischer, haßerfüllter religiöser Kulte aus Europa war, machte den wesentlichen, positiven Unterschied des amerikanischen Charakters aus.

Leider folgte ein beträchtlicher Anteil wucherischer Interessen und religiöser Fanatiker, die aus Europa exportiert wurden, den Gründern der neuen Nationen westwärts über den Atlantik.

Unter den Produkten der alten Korruption dieser aus Europa kommenden Einwanderungswelle befanden sich vor allem solche von Jeremy Benthams und Lord Palmerstons britischem Auswärtigen Amt geförderte Aktivposten wie die Familie des amerikanischen Verräters Aaron Burr oder auch US-Präsidenten wie der durch den „Zug der Tränen“ [die Vertreibung der Cherokee-Indianer von ihrem Land im Südosten der USA] bekannte Andrew Jackson, wie etwa Martin van Buren, Polk, Pierce, Buchanan und solche Erben des von Lord Palmerston zu verantwortenden Südstaaten-Projekts wie Theodore Roosevelt und der Ku-Klux-Klan-Fanatiker Woodrow Wilson.

Das Problem war nicht begrenzt auf gewisse nach Amerika kommende Einwanderungsströme. In allen Nationen bedurfte es gewöhnlich einer existentiellen Krise, damit wirklich große Männer und Frauen von außerordentlicher moralischer Qualität an die höchsten Stellen des Staates aufsteigen konnten. Das war auch der Fall mit den großen Präsidenten der USA (und denjenigen unter uns, die Präsident hätten werden sollen), wie z.B. Washington selbst, Monroe, John Quincy Adams, Lincoln und Franklin Roosevelt. John F. Kennedy war Kandidat für diese Liste, und er wurde wahrscheinlich deshalb umgebracht, und die Wahrheit hinter diesem Mord wurde offiziell von John McCloy u.a. unterdrückt.

Diejenigen unter uns, die zur Statur eines wahren Staatsmanns aufgestiegen sind, werden diesen Punkt früher oder später verstehen. Nur selten erreicht „der beste Mann“ den Posten, für den er oder sie die qualifiziertesten waren, um dem wahren Interesse der Nation zu dienen. Vielmehr war es des öfteren so, daß mit der Entdeckung des Potentials einer politischen oder sonstigen Führerfigur dieser zukünftige Kandidat noch „in der politischen Wiege erstickt“ wurde. Dennoch, gleichgültig, ob gewonnen oder verloren, sollte er es so machen, wie ich es getan habe, um die Flamme der Freiheit am Leben zu halten. Es wäre schon wichtig, gute Leute in der Residenz des Präsidenten zu wissen; ob wir Führungspersonen haben, die sich auch so verhalten, daß sie dieses Amt bekleiden sollten, all das ist ein um so bedeutsameres, existentielles Anliegen in diesem Augenblick der Krise in den USA und der ganzen Welt.

So besteht die gemeinsame Strafe, die eine korrupte Wählerschaft sich selbst zufügt, in der Erfahrung, die die USA von 2000 bis heute gemacht haben. 6 Aber das betrifft nicht nur die USA und ihre gegenwärtige Regierung, sondern auch Deutschland, dessen Mittelklasse durch die Hyperinflation von 1923 ruiniert wurde. Die Auswirkungen dieses Ruins signalisierten die Möglichkeit einer zukünftigen Hitlerdiktatur. Selbst wenn es bei allgemeinen Wahlen stellenweise Wahlbetrug gegeben haben sollte, die bloße Tatsache der Wahl und dann der Wiederwahl eines offenbar geistig verwirrten US-Präsidenten und eines brutalen, mit London verbundenen, moralisch Behinderten als dessen Vizepräsidenten läßt etwas Verrottetes sowohl in der Bevölkerung als auch in der politischen Führungsschicht vermuten, etwas, das auf beiden Seiten des Atlantiks schon in dem aufrührerischen Ferment des Jahres 1968 sichtbar wurde.7

Gleichzeitig bedarf es jedoch einer Krisenzeit von bestimmter Schwere, um die Menschen und ihre Institutionen aufzuwecken, damit sie das Risiko einer großen Herausforderung auf sich nehmen, einer Herausforderung, deren Realisierung die besten Traditionen, die sie unter sich finden können, zu einem unsterblichen Erbe werden läßt. Ich hoffe, daß die Lage in den USA, die mit dem Jahr 2008 in ein Jahr allgemeiner Wahlkampagnen eintritt, sich in diese Richtung entwickelt.

Fortsetzung folgt


Anmerkungen

1) Die Einführung des Euro als einheitliche Währung der Europäischen Gemeinschaft und die Ablösung der nationalen Währungen wurden durch die Unterzeichnung des Maastrichter Vertrages im Februar 1992 festgeschrieben. Der Euro-Plan wurde einige Jahre später von den einzelnen Staaten ratifiziert, so z.B. in Deutschland im Frühjahr 1998. Vom Januar 2000 an diente der Euro als Verrechnungseinheit des Interbankhandels, und zwei Jahre später wurde er alltägliches Zahlungsmittel in der Europäischen Union. Professor Wilhelm Hankel und drei weitere führende Professoren für Wirtschaftsrecht (Nölling, Starbatty und Schachtschneider) erhoben beim Bundesverfassungsgericht Einspruch, um die Ratifizierung des Maastrichter Vertrages durch den Bundestag zu verhindern. Aber das Gericht wies die Klage zurück. Die Ratifizierung wurde daraufhin im Januar 1998 im Schnellverfahren durchgezogen. Der neue Euro geriet von Anfang an unter inflationären Druck, und deshalb hat die Mehrheit der Europäer die neue Währung bis zum heutigen Tag nicht akzeptiert. In Deutschland würden etwa zwei Drittel der Bevölkerung die alte Währung, die D-Mark, vorziehen. In diesem Sinne sind Hankel und die drei anderen Kläger in ihrer Ablehnung des Euro auch bestätigt worden.

2) Wilhelm Hankel, Die Euro-Lüge – Ein volkswirtschaftliches Märchen (Signum-Verlag, Wien 2007).

3) Im Gegensatz zu in den USA und anderswo weit verbreiteten Gerüchten stand Franklin Roosevelt ganz bewußt und in wesentlichen Punkten in der Tradition seines Vorfahren Isaac Roosevelt, einem Bankier in New York, der persönlich mit Alexander Hamilton verbunden war. Er war ein Gegner von Aaron Burr, der direkt dem Spionagechef des Britischen Außenamts, Jeremy Bentham, unterstand. Mit der Ermordung von US-Präsident McKinley und während der Amtszeiten von Südstaaten-Anhängern wie Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson wurden die Säulen der amerikanischen Verfassungstradition in der Wirtschafts- und Finanzpolitik unterminiert und zum Einsturz gebracht, zugunsten der Londoner Diktate - bis zur Wahl Franklin Roosevelts. Nur sehr wenige unter den heute lebenden Europäern haben sich ein persönliches Wissen über diese Themen angeeignet, die in den großen Auseinandersetzungen des 18. und 19. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag eine so vorrangige Bedeutung innehatten.

4) Die amerikanische Institution, die Friedrich Lists Aufenthalt in den USA in die Wege leitete und förderte, war dieselbe Gesellschaft der Cincinnati, die als private Vereinigung von Offizieren des Revolutionskrieges und ihrer direkten Nachkommen die bedeutsamsten nachrichtendienstlichen Funktionen in jener Periode der amerikanischen Geschichte übernahm. Nach der Ermordung einiger Gründungsmitglieder der Gesellschaft, u.a. Alexander Hamiltons, der von dem britischen Agenten und Verräter an der amerikanischen Sache Aaron Burr erschossen wurde, übernahm der Marquis de Lafayette Mitte der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft. Der merkwürdige Umstand des Todes von Friedrich List nach seinem Besuch in England verdient in diesem Zusammenhang Beachtung.

5) Die absolut ungerechtfertigte atomare Bombardierung zweier Städte eines bereits geschlagenen Japan war das erste größere Signal von Trumans Absicht, sich des Generals MacArthur zu entledigen. Außerdem dokumentierte sich darin Trumans obszöne Bindung an Winston Churchill und Bertrand Russells Doktrin einer „Weltregierung durch präventiven Atomkrieg“.

6) Die erbärmlichste Spitzfindigkeit, die ein Kandidat sich zulegen könnte, ist die des „Ich muß diese Wahl gewinnen, wenn ich in der Lage sein soll, etwas gutes zu bewirken.“ Was wirklich niemand braucht, wie es der jämmerliche Zustand der gegenwärtigen Präsidentschafts-Bewerbungen belegt, ist ein Sammelsurium von Rivalen, die sich so sehr um den Wahlsieg sorgen, daß sie nicht in der Lage sind, die Wählerschaft für die Politik zu mobilisieren, von der vielleicht die weitere Existenz der Nation abhängen wird!

7) Die Zerstörung des mäßigend wirkenden deutschen Mittelstands unter den Versailler Bedingungen zu Beginn der 20er Jahre war die Vorbedingung für die Möglichkeit der Machtergreifung einer faschistischen Bewegung mit Massenbasis, die sich aus den wirtschaftlich Ruinierten und Wütenden rekrutierte. Heutzutage hat die Kombination aus der Zerstörung des Bretton-Woods-Systems durch die Regierung Nixon und den noch weit schlimmeren Auswirkungen der Herrschaft der Trilateralen Kommission die USA selbst in einen Zustand versetzt, in dem ein verrückt gewordener, buchstäblicher „Diktator“, der beschönigend als „Entscheider“ bezeichnet wird, ein wachsendes faschistisches Potential regiert. Dieses Potential, für das die Anhänger des früheren Vizepräsidenten Al Gore ebenso typisch sind wie die Anhänger der Nazi-Partei, die sich damals um Figuren wie Hermann Göring aus der neomalthusianischen Bewegung der 20er Jahre sammelten, gibt es heute in den USA wie auch bereits in Europa.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
"Schaden vom deutschen Volk abwenden!"
- Neue Solidarität Nr. 16-17/2006
"Die Europäische Zentralbank ist hoffnungslos überfordert"
- Neue Solidarität Nr. 31/2005
Europa nicht als Großstaat, sondern als "Republik der Republiken" organisieren
- Neue Solidarität Nr. 22/2005
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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