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Aus der Neuen Solidarität Nr. 26/2008

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Die zentralen Fragen: Nahrungsmittelkrise und Hyperinflation

Im Wortlaut. Lyndon LaRouche machte die folgenden Bemerkungen am 18. Juni auf einer Pressekonferenz in Rom, die er zusammen mit seiner Frau Helga Zepp-LaRouche und der italienischen Senatorin Lidia Menapace abhielt.

Im vergangenen Jahr, am 25. Juli 2007, habe ich in einer international verbreiteten Videosendung darauf hingewiesen, daß wir am Rande einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des jetzigen Weltfinanzsystems standen. Drei Tage später setzte die Krise ein. Törichte Leute sprachen von einer „Immobilienkrise“. Es war der Zusammenbruch des Hypothekenmarktes geringster Qualität, doch in Wirklichkeit begann damit der Krach des gesamten Finanzsystems.

Dieser Prozeß läuft seither kontinuierlich weiter, und er ähnelt teilweise den Geschehnissen in Deutschland 1923. Wir befinden uns in einer globalen hyperinflationären Krise. 1923 war Deutschland völlig von den Versailler Bedingungen eingeschnürt, so daß es nach kürzester Zeit zum Untergang verurteilt war, sobald die hyperinflationäre Phase einsetzte.

Die heutige Krise, die auch eine Hyperinflationskrise ist, findet unter der Bedingung statt, daß die gesamte Weltwirtschaft daran beteiligt ist. Es gibt vielerlei Bemühungen, die Krise zu managen und sie etwas zu verlangsamen. Doch man betrachte nur eine spezifische Folgewirkung, die Frage der Ölpreissteigerung. Gehen wir zu den Jahren 1971-75 zurück; 1971 wurde das Weltfinanzsystem, das Bretton-Woods-System, von der US-Regierung zum Einsturz gebracht. Anschließend kam der Schwindel der internationalen Erdölinteressen, die sogenannte Ölkrise. Sie diente dazu, die „Petrodollar-Spirale“ in Gang zu setzen, die dazu führte, daß der US-Dollar an sich nicht mehr die bestimmende Währung der Welt war, sondern ein von britischen Interessen kontrollierter „Petrodollar“ zur beherrschenden Währung auf der Welt wurde. Es folgte der Zusammenbruch des amerikanischen Wirtschaftssystems unter der Trilateralen Kommission 1977-81 und danach, was zum Auslöser des Verhängnisses für die gesamte Weltwirtschaft seither wurde.

Anders gesagt, ein britisch kontrollierter Petrodollar, basierend auf dem Amsterdamer Spotmarkt, bestimmt den Wert der Währungen auf der ganzen Welt. Wir haben es mit einem System zu tun, unter dem die Weltwirtschaft samt Industrie usw. zusammenbricht. So etwas wird in den Geschichtsbüchern eine „Zusammenbruchskrise des Wirtschaftssystems“ genannt.

Unter diesen Bedingungen treiben natürlich die Leute, die die Ölmärkte kontrollieren, den Preis des Erdöls nach oben. Die Inflation der Ölpreise vor allem auf dem Spotmarkt, plündert die ganze Welt aus. Das Machtmonopol der spekulativen Ölinteressen ist derzeit das kontrollierende Element der Krise. Doch der Ölpreis selbst steht unter hyperinflationärem Druck.

Unter diesen Bedingungen und angesichts der Umstrukturierung der Nahrungsmittelproduktion ist jetzt auch eine weltweite Hungerkrise entstanden - eigentlich eine Krise der Nahrungsmittelpreise, aber auch eine reale Nahrungsmittelknappheit. Wenn man sich anschaut, was in den Jahren seit 1971-75 mit der Nahrungsmittelerzeugung geschehen ist, so sieht man einen Prozeß, bei dem die gesamte Erzeugung aus bestimmten Ländern abgezogen und in andere Länder verlagert wurde. Infolgedessen ist eine Lage entstanden, in der internationale Finanzinteressen diesen Sektor kontrollieren, weil im allgemeinen das, was in einem Land verbraucht wird, in einem anderen Land erzeugt wird.

Was die Nahrungsmittel insgesamt angeht, herrscht wirklich Knappheit, denn Länder, die eigentlich Nahrungsmittel produzieren könnten, werden angewiesen, diese nicht zu produzieren, weil der Anbau anderswo erfolge. Auf diese Weise kontrollieren die anglo-holländischen Interessen jetzt den Weltmarkt.

Wir haben damit zusammenhängend gesehen, wie versucht wurde, den jetzt gescheiterten Lissabon-Vertrag durchzusetzen. Man will sämtliche Länder daran hindern, Schutzmaßnahmen für die Nahrungsmittelerzeugung und -versorgung im nationalen Interesse zu ergreifen. Es ließe sich mit dem Turmbau zu Babel in der Bibel vergleichen: Alles kommt in einen großen Turm hinein, und dieser Turm steht in Amsterdam, London oder an ähnlichen Orten.

Infolge der allgemeinen Zusammenbruchskrise des Systems haben wir es also auch mit einer Nahrungsmittelkrise zu tun.

Bei dem Ergebnis der irischen Abstimmung über den Lissabon-Vertrag sieht man etwas, was auch bei den jüngsten Vorwahlen in den USA sichtbar wurde. Dazu sollte man natürlich wissen, daß Senatorin Hillary Clinton bei diesen Vorwahlen die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte und dennoch nicht zur Siegerin erklärt wurde. Doch das Stimmverhalten ist viel interessanter, und die Nahrungsmittelkrise verdeutlicht den Zusammenhang. Man sollte sich bestimmte Teile der Bevölkerung und ihr Wahlverhalten betrachten. So kamen die Stimmen für Hillary überwiegend aus den Schichten mit einem geringen Familieneinkommen, die ungefähr 80% der Bevölkerung ausmachen. Bei der Abstimmung in Irland konzentrierten sich die Stimmen gegen den Vertrag in den entsprechenden Schichten. Diese Tendenz findet ihre Entsprechung in der Nahrungsmittelfrage.

Anders gesagt, bei den derzeitigen politischen Trends muß man den Umstand berücksichtigen, daß aus Gründen des eigenen Interesses die unteren 80% der Einkommensschichten die Kreise sind, wo der meiste Widerstand gegen den Prozeß der Globalisierung und ähnliche Maßnahmen entsteht. Man sieht auch, daß die politischen Parteien, die traditionell in der Politik in ihren Ländern das Sagen haben, jetzt immer mehr zerfallen, weil sie nicht mehr auf die Interessen der Menschen in ihren Nationen reagieren. Die Parteien, die die Interessen der zentralisierten Regierungen vertreten, gehen unter, weil die Regierung nicht mehr das Wohl der Menschen im Auge hat.

Die Frage ist also, an welcher Stelle die Menschen sich gegen die Parteien, die von der Politik ihrer Feinde kontrolliert werden, durchsetzen können. Dabei kommt man schnell zu den Grundfragen, auf die die Leute reagieren: dem Ölpreis - sie beeinflussen ihn nicht, aber er bringt sie auf. Das naheliegendste Problem sind die Nahrungsmittel, worin sich das Eigeninteresse der meisten in der Bevölkerung ausdrückt.

Nahrungsmittel sind deshalb das Thema, dem die größte politische Bedeutung zukommt, aber nicht nur das. Allgemein ist es aus Sicht von Regierungen eine Tatsache, daß nach Qualität und Menge nur halb so viel Nahrungsmittel erzeugt werden, wie für eine angemessene Ernährung der gesamten menschlichen Bevölkerung über die kommenden Generationen erforderlich ist. Wenn man sich die Umsetzung von Agrarprogrammen betrachtet, sprechen wir von Zeiträumen einer ganzen Generation, die es dauert, um ein landwirtschaftliches Potential auf ein deutlich höheres Niveau zu heben. Es dauert eine Menschengeneration, um beispielsweise aus einer kleinen Anfangsgruppe eine Herde von Hochleistungs-Milchkühen zu entwickeln. Selbst der Anbau einfacher Feldfrüchte erfordert Vorbereitungen über mehrere Jahre.

Außerdem müssen hierfür die weltweiten Wasserressourcen ganz anders organisiert werden. Und in dieser Hinsicht ist seit langer Zeit sehr wenig geschehen. Dazu kommt ein Mangel an hochwertigen Energiequellen, und um neue Kraftwerke zu bauen, sind drei bis fünf oder sechs Jahre erforderlich. Aber was immer in einem solchen Prozeß notwendiger langfristiger oder mittelfristiger Planungen geschieht - worauf die Menschen reagieren, ist, wenn diese Woche nicht genug Essen auf dem Tisch steht.

Wie sich an den Widersprüchlichkeiten der FAO-Konferenz hier in Rom ablesen läßt, ist die Nahrungsmittelfrage die unmittelbarste, drängende politische Frage, um die Menschen für etwas zusammenzubringen. Nicht nur ist es für die Menschen die drängendste Frage, es ist die Frage, auf die sie aus ihrer Sicht am schnellsten reagieren müssen.

Aus meiner Warte betrachte ich die Frage so, wie man die Menschen dazu bringt, sich selbst politisch zu organisieren, damit sie ihre eigenen Interessen verteidigen. Wenn die großen Parteien versagen, wenn die politischen Institutionen durch das „existierende System“ korrumpiert wurden, wie können sich die normalen Bürger wirksam um Ideen organisieren, die sie verstehen, um für eine Veränderung des Systems zu kämpfen?

Aus diesen beiden Gründen ist die Nahrungsmittelfrage heute das wichtigste Thema auf der Welt: Es ist die wichtigste Frage für die Menschen, aber auch die Frage, um die sie sich am leichtesten organisieren können. Und wenn sie sich nicht schlagkräftig organisieren, werden sie sich nicht durchsetzen, um die Nahrungsmittel zu bekommen, die sie brauchen. Wenn sie sich jedoch in der Nahrungsmittelfrage organisieren können, wird sie das befähigen, sich auch in anderen Fragen, die für die ärmeren 80% der Bevölkerung wichtig sind, zu organisieren. Das ist also die entscheidende politische Frage in der Welt heute, was das öffentliche Interesse und die politische Wirksamkeit angeht.

Für mich war die Frage immer, wie man Leute dazu bringt, für ihre eigenen Interessen zu kämpfen. Viel zu lange haben die Leute Regierungen als etwas betrachtet, was von oben nach unten organisiert ist. Aber Regierungen und Parteien sind dabei, sich von oben nach unten aufzulösen, so daß wir jetzt an einem Punkt angelangt sind, an dem Fortschritt nur noch von unten nach oben möglich ist.

Genau das ist in Hillary Clintons Wahlkampf geschehen. Er ist ein Beispiel dafür, auch wenn das auf der Welt nicht ehrlich so dargestellt wird. Aber aus meiner Position in den Vereinigten Staaten konnte ich diese Entwicklung Tag für Tag ganz aus der Nähe beobachten. Seit der ersten Vorwahl in New Hampshire hat Clinton eine mutige Wende vollzogen: Sie hat die übliche Agenda aufgekündigt und sich mit konkreten Fragen an die unteren 80% der Bevölkerung gewendet. Sie hat die Dinge nicht vereinfacht, den Leuten nicht nach dem Mund geredet, sondern hat konkrete Fragen angesprochen, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, daß sich jemand tatsächlich um diese Frage kümmert. Insgesamt hat sie damit großen Erfolg gehabt.

Ihr Problem dabei ist jedoch, daß internationale Finanzinteressen beschlossen haben, niemals zuzulassen, daß sie Präsidentin wird. Die internationalen Medien, internationale Finanzkreise, internationale politische Kreise führen eine regelrechte Lynchmob-Kampage gegen sie.

Betrachtet man sich die andere Seite, die Obama-Kampagne, so sieht man das gegenteilige Phänomen: Obama hat keine eigenen Verdienste, aber er hat mächtige Hinterleute. Er wird nie Präsident werden. Sie werden ihn einfach fallenlassen. Sein einziger Nutzen bestand darin, Hillary auszuschalten.

Natürlich stehen wir auch mit vielen Schichten in Obamas Lager in Kontakt. Obama feuert inzwischen Leute in seiner Mannschaft, die sich deutlich für die unteren 80 Prozent eingesetzt haben, und ersetzt sie durch die korruptesten, alten Parteibonzen. Es ist, als ob man bei einem Auto völlig abgefahrene Reifen aufzöge. Er ist verloren, denn der eigentliche Plan ist, in den Vereinigten Staaten im Umkreis der Republikaner ein wirklich faschistisches Regime zu schaffen.

In den nächsten 60 Tagen wird sich einiges ändern. Die Nominierungsparteitage der Demokraten und der Republikaner finden im August statt. Zwischen jetzt und Anfang August wird auf der Welt besonders in finanzieller und realwirtschaftlicher Hinsicht die Hölle losbrechen. Die Inflationsrate beschleunigt sich - generell vergleichbar mit dem, was 1923 in Deutschland geschah, langsamer, aber fast genauso. Bear Stearns wurde noch umständlich zu Grabe getragen. Lehman Brothers wird das nicht erleben, denn man kann sich für große Unternehmen die Beerdigungskosten nicht mehr leisten. Sie werden einfach bei Nacht und Nebel verscharrt.

Die Situation ist also völlig offen, und die Nahrungsmittelfrage ist die zentrale Frage, mit der weltweit organisiert werden muß, um die politischen Kräfte für einen Wandel in Gang zu setzen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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