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Aus der Neuen Solidarität Nr. 29/2008 |
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Biotreibstoffe verantwortlich für Preisinflation bei Nahrungsmitteln
Ein geheimer
Bericht der Weltbank enthüllt, daß 75% des Preisanstiegs bei Nahrungsmitteln
durch die verstärkte Produktion von Biotreibstoffen verursacht wurden. Die
Studie war schon im April, bevor die Nahrungsmittelkrise in die Schlagzeilen
kam, fertiggestellt worden. Das berichtet der Londoner Guardian, dem ein
Exemplar des Berichtes vorliegt, in seiner Ausgabe vom 4. Juli und somit am
Vorabend des G8-Gipfeltreffens in Hokkaido (Japan).
Die weitverbreitete
Behauptung, der Grund für die galoppierenden Nahrungsmittelpreise läge weder an
Spekulationen noch an Biotreibstoffen, sondern allein in der verstärkten
Nachfrage in Indien und China, kommentiert der Bericht folgendermaßen: „Ein
rapides Einkommenswachstum in Entwicklungsländern hat nicht zu einem großen
Anstieg des weltweiten Getreideverbrauchs geführt und war kein wichtiger Faktor
für die großen Preiserhöhungen.“ Selbst die Trockenheit in Australien habe nur
einen marginalen Effekt gehabt.
Vielmehr sei es
die Kampagne für Biotreibstoffe in den USA und Europa gewesen, die sich am
stärksten auf Nahrungsmittelversorgung und -preise ausgewirkt habe: „Ohne die
vermehrte Produktion von Biotreibstoffen hätten die weltweiten Weizen- und
Maisvorräte nicht derart abgenommen, und von anderen Faktoren ausgehende
Preiserhöhungen wären moderat geblieben“, schreibt der Autor des Berichtes. Die
in der Studie untersuchten Preise eines Nahrungsmittelkorbes stiegen von 2002
bis Februar 2008 um 140%. Der geschätzte Anteil der Düngemittelpreise an diesem
Preisanstieg habe nur bei 15% gelegen, während Biotreibstoffe während dieser
Periode für 75% des Preisanstiegs verantwortlich gewesen seien.
Der Guardian
schreibt, der Bericht „lege dar, daß die Produktion von Biotreibstoffen die
Nahrungsmittelmärkte in dreifacher Hinsicht deformiert habe. Erstens stünde
durch die Nutzung von Getreide zur Treibstoffherstellung weniger für
Nahrungsmittel zur Verfügung. Mehr als ein Drittel des US-Mais wird jetzt zur
Produktion von Äthanol benutzt, und ungefähr aus der Hälfte des Pflanzenöls in
der EU wird Biodiesel produziert. Zweitens seien Landwirte ermuntert worden,
mehr Land für den Anbau der Grundstoffe von Biosprit zu nutzen. Und drittens
habe das die Finanzspekulation mit Getreide ausgelöst, wodurch die Preise noch
weiter hochgetrieben wurden.“
So wichtig diese
Weltbankstudie im Detail ist, sollte nicht übersehen werden, daß die „global
player“ aufgrund des Bankrotts des gesamten Weltfinanzsystems den Schwerpunkt
ihrer Spekulationen in jene Rohstoffbereiche verlegt haben, die für die
Menschheit existentiell sind: Nahrungsmittel und Energie.
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