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Obama, das Soufflé:
oder die Verführbarkeit der deutschen Massen durch „charismatische Führer“

Von Helga Zepp-LaRouche

Jeder Koch weiß, wie schwierig es ist, ein Soufflé heil aus dem Ofen zu kriegen - ist die Zusammensetzung der Zutaten nicht richtig, oder stimmt die Temperatur nicht genau, fällt es in sich zusammen, und es bleibt nur ein kleines unansehnliches Häufchen undefinierbarer Masse übrig. Ein Soufflé, mit viel heißer Luft, das kurz vor dem Zusammenfall steht - dieses Bild drängte sich auf bei Obamas Rede vor der Siegessäule.

Denn der Mann ist einfach flach, hat wenig Substanz, aber was seine PR-Redenschreiber in den Text zwischen rhetorischen Luftblasen eingemischt haben, ist kaum unterscheidbar von der Politik der jetzigen Bush-Cheney-Administration: Kampf gegen den Terrorismus, bei dem sich Europa stärker engagieren soll, Stärkung der EU für internationale Interventionen - konkret nannte er Sudan, Zimbabwe und Burma - mehr deutsche Truppen für Kampfeinsätze in Afghanistan und mehr deutsche „Hilfe“ im Irak. Also das volle Programm der imperialen Politik, was ja auch nicht verwundert, nachdem er bei einem jüngsten transatlantischen Internetforum mit britischem Publikum bereits versprochen hatte, daß er die anglo-amerikanische Sonderbeziehung noch über das bisherige Niveau (sprich Blair/Bush) hinaus verbessern und den Briten in Zukunft sogar öfters die Führung überlassen wolle. Und seine Aussage vor einer Konferenz der AIPAC, daß Jerusalem nur die Hauptstadt für Israel sein solle, plazierte ihn sogar rechts von der Position der israelischen Regierung an der Seite von Netanjahu.

Das wirklich erschreckende aber war nicht Obamas Rede, die inhaltlich nichts brachte, was er nicht  schon vorher gesagt hätte, von einigen Bezügen auf die Luftbrücke einmal abgesehen, worauf jeder professionelle Redenschreiber kommen mußte. Viel beunruhigender ist, daß die deutschen Massen anscheinend nichts aus der Geschichte gelernt haben, und bei bombastisch aufgezogenen Massenversammlungen offensichtlich eine fatale Neigung haben, in Manien zu verfallen. Dabei scheint es egal zu sein, ob es Hitler in Nürnberg, Gorby auf Deutschlandreise, der Dalai Lama oder eben jetzt das Soufflé Obama ist. Und auch wenn das Verhalten der „Fans“ auf der Fan-Meile, die diesmal nicht für die „Love-Parade“ oder die Fußball-Weltmeisterschaft gekommen waren, sondern für den Popstar Obama, auf den ersten Blick harmloser aussieht, so ist die Verführbarkeit der deutschen Massen schon bedenklich.

Denn Schein und Sein liegen bei Obama meilenweit auseinander, und sein angebliches Charisma ist ein reines Medienprodukt. Lesen wir dazu einen Artikel aus dem Spiegel vom 19.7.2007 mit dem Titel „Obama unplugged“: „Manchen erscheint Präsidentschaftskandidat Barack Obama wie der Heiland der amerikanischen Politik. Ein Ausflug in die Niederungen des Vorwahlkampfs offenbart Ernüchterung: Der Mann hält nicht, was der Hype um ihn verspricht.“

Und weiter nach einer „stump speach“ in Anacostia, Washington DC, Obama auf dem Weg nach draußen „ist im Abgang von Stille umgeben. Der Applaus trägt ihn nicht mal bis in die Kulisse.  Seine Schuhe klackern auf dem Holzboden.

Das Publikum... reagiert damit nicht etwa ungnädig, nur ehrlich. Der Senator aus Illinois ist erkennbar nicht die Erscheinung, für die er verkauft wird. Als „Star der Schwarzen“ wurde er bezeichnet; das war am Anfang, als man noch bescheiden war. Dann griffen die Politikverkäufer ins obere Regal: der neue Kennedy, der neue Martin Luther King, der erste schwarze Präsident.“

Der Artikel beschreibt weiter, wie die PR-Teams sich anstrengen, dieses Etikett mit Inhalt zu füllen, indem sie schicke Reden für ihn schreiben, Claqueure mitbringen, die Applaus in Wellen organisieren, den Anschein erwecken, „eine ‚Graswurzel-Revolution’ sei im Gange...

Das Publikum in der Washingtoner Armensiedlung weiß mehr, es hat ‚Obama unplugged’ erlebt.

Da steht dann dieser Mann, überladen mit Erwartungen, und redet hölzern daher. Die Arme hängen minutenlang wie nasse Nudeln an ihm.“ .... Andrerseits seien seine Aussagen gefällig. „Obama ist in dieser frühen Morgenstunde des US-Wahlkampfes der Kandidat der Bequemlichkeit. Er sagt lauter richtige Sachen. Man kommt aus dem Nicken kaum heraus.“

Wer inszeniert die Obama-Show

Seitdem hat der DNC-Vorsitzende Howard Dean der britischen Consulting Firma WPP sowie deren Nebenfirma Dewey Square Group die Kontrolle der Vorbereitung für den Parteitag in Denver übertragen. Eine seit Goebbels beispiellose Gleichschaltung der internationalen Medien arbeitete seitdem daran, das Bild vom „charismatischen Obama“ zu verbreiten, obwohl dieser außer „Change“ bisher nicht viel versprochen hat. Nun heißt aber „change“ im englischen nicht nur „Wandel“, sondern auch Kleingeld, Obama ist also sozusagen der Kandidat der kleinen Münze.

Inzwischen haben seine Manager einen weiteren Coup gelandet. Für fünf Millionen Dollar wird Obama nämlich Co-Sponsor bei der NBC-Berichterstattung über die olympischen Spiele, und seine Werbespots werden jeweils dazwischen ausgestrahlt. Aber für jemanden, der allein im Monat Juni 52 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden eingesammelt hat, ist auch das nur „change“. Immerhin hat Obama sein früheres Versprechen, nur begrenzte Wahlspenden und dafür staatliche Wahlkampfkostenerstattung (sogenannte Matching Funds) anzunehmen, längst zugunsten unbegrenzter Spenden aufgegeben, und wie man bei den offiziellen Dokumenten der FEC sehen kann, sind darunter nicht wenige Heuschrecken.

Obwohl Hillary Clinton mit 18 Millionen Stimmen mehr Unterstützung bei den Vorwahlen erhielt, als jemals ein Kandidat zuvor, und obwohl sie in allen Staaten gewann, die für den Sieg gegen McCain im November wichtig sein werden und sie in den letzten Vorwahlen Erdrutsch-Ergebnisse zu ihren Gunsten erzielte, erzeugten die Medien den Eindruck, als liege Obama vorn. Der Zweck war einzig und allein, Obama künstlich aufzubauen, um die Kampagne von Hillary zu sabotieren. Daß Obama der nächste Präsident wird, heißt das noch lange nicht.

Denn was den verführten Teenagern auf der Fan-Meile an der Siegessäule offensichtlich nicht bekannt ist: Viele frühere Obama-Unterstützer in den USA fühlen sich an der Nase herumgeführt, afroamerikanische regionale Parteivorstände werden von seinem Apparat durch Establishment-Apparatschiks ersetzt, und in seinem Wahlkampf-Team ist keine einzige schwarze Person. Statt dessen sind eine ganze Reihe von Organisationen wie Pilze aus dem Boden geschossen, die einen offenen Parteitag, die Nominierung von Hillary Clinton und eine Kampfabstimmung fordern.

In Berlin verteilten Unterstützer einer dieser Organisationen, PUMA genannt, Flugblätter, die einen solchen offenen Parteitag forderten. Die Sicherheitskräfte Obamas nahmen diese Flugbätter nicht nur den PUMA-Aktivisten weg, sondern auch allen Zuhörern, die durch die Absperrung gingen, und ein einziges Flugblatt in den Händen hielten. Soviel für den vielzitierten „change“.

Obamas Wahlstrategen setzten bei seiner Berliner Rede auf den „Hundeschwanz-Loslaßeffekt“. Natürlich ist der Hund froh, wenn jemand seinen Schwanz losläßt, nachdem er vorher an ihm gezogen und ihm damit Schmerz bereitet worden ist, der nun aufhört. Es gehört nicht viel dazu, zu verstehen, daß die Bevölkerung in der ganzen Welt froh, ist, wenn Bush und Cheney bald aus dem Weißen Haus verschwinden. Aber in der Packung Obama ist, wie schon erwähnt, fast genau der gleiche Inhalt drin.

Obama hat bisher weder in den USA noch in Berlin, noch sonst irgendwo irgend etwas zu der sich dramatisch zuspitzenden Kernschmelze des Finanzsystems gesagt, auch nicht nach der faktischen Insolvenz der gigantischen Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fanny Mae, deren Siechtum nur durch unbegrenzte Liquiditätsspritzen der Fed verlängert wird. Obama, der sein Defizit an Wissen über die komplexe strategische Lage auch in einem Crash-Kurs von einer Woche nicht hat ausbügeln können, wird auf die Systemkrise auch in den nächsten Wochen voraussichtlich keine Antwort wissen. Wenn Obamas Wahlkampfstrategen keinen offenen Parteitag zulassen, dann sicherlich nicht deshalb, weil sie sich so sicher sind, daß Obama auch gewinnt. Und selbst wenn er nominiert würde, hieße dies angesichts der eskalierenden Systemkrise noch gar nichts.

Die Ereignisse der nächsten Wochen und Monate werden beweisen, daß das Image vom neuen Kennedy oder King eine Mogelpackung ist - oder eben ein Soufflé, das bei der ersten Berührung mit der rauhen Außenwelt in sich zusammenfällt. Man kann nur hoffen, daß die deutschen Fans lernfähig sind, und ihre, wie Spiegel-Online schrieb, „fast schon religiöse Verehrung für einen vermeintlichen Heilsbringer“ einem besseren politischen Durchblick weicht.

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