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Aus der Neuen Solidarität Nr. 6/2009

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Leserforum

Arbeitsfreies Einkommen verbieten!

Die Weltfinanzkrise hat die Schweiz mit voller Wucht erreicht. Unser heutiges Finanzsystem hat ausgedient. Der „Raubtierkapitalismus“, wie Heiner Geißler ihn nannte, muß ersetzt werden durch eine ausbeutungsfreie Wettbewerbswirtschaft, denn jeder achte Mensch leidet an Hunger, und täglich sterben 25.000 Menschen an Unterernäh­rung.

Statt Hilfen für die Großbanken, hätten gegen diese Konkursverfahren eingeleitet werden müssen. So aber plünderten Sie - mit dem Segen von Bundesrat und den eidg. Räten - auch noch unsere Staatskasse um mehr als 65 Milliarden Franken, was in etwa dem Anderthalbfachen des Jahresein­kommens des Bundes entspricht. Sozialhilfe für die Banken, Brosamen für die Armen: Eine Erhebung aus dem Jahre 2008 der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigte, daß täglich an den Börsen im Durchschnitt 5,3 Billionen Dollar umgesetzt wer­den, davon 3,2 Billionen Dollar im Devisenhandel und 2,1 Billionen zusätzlich mit Devisen- und Zinsderivaten, (das sind schlicht Wetten, wie beim Pferderennen). An diesem Punkt verharzt das monetäre System.

Die vorstehenden Zahlen lassen vermuten, daß wir es heute mit Spielsüchtigen zu tun haben, die von Großbanken nominiert wurden und die nur noch „Alles oder Nichts“ spielen durften und die jetzt nach dem Desaster den Staat um Hilfe angehen und deren Bitten von den Verantwortlichen in Bern - Bundesrat und eidg. Räte - praktisch ohne Auflagen abgesegnet wurden. Wußten Sie, daß in der Schweiz 2007 durch Spekulationen einer Minderheit mehr „verdient“ wurde, als durch Arbeit von allen? Als erster Schritt zur Besserung wären die Börsen zu schließen, denn diese sind längst zum „Hort für Falschspieler“ verkom­men. Es ist dem Schreibenden klar, daß sich die Zunft der weltfremden Wirtschaftswissenschafter eine solche Maßnahme gar nicht vorstellen kann.

Jetzt tritt ein, was der seinerzeit maßlos angefeindete Wirtschaftsreformer und Freiwirtschafter, Silvio Gesell, wie folgt umschrieb: „Keine andere Erfindung hat solches Unglück geschaffen, wie der Zins“, der auch den „Zwang zum Wachstum“ auslöst. Auch mit viel (zu viel) Hilfe werden wir nicht mehr aus diesem weltmörderischen Finanzsystem herausfinden. Die gesamte, heute völlig überzogene Kreditwirtschaft, befördert die reale Umverteilung von Staat nach Privat und von Arm zu Reich.

Das bisherige System kann und darf aber auch nicht mehr gerettet werden, weil weltweit und auch in der Schweiz ein gigantischer Schuldenberg aufgebaut wird, der nach dem „selbstmörderischen Prinzip“ des Zinseszinses abgerechnet und über­haupt nicht mehr zu bezahlen sein wird. Dieses System zu ret­ten ist schizophren. Die heutigen „Kapital-Verbrecher“ und „Falsch-Spieler“ haben ausgedient und sind an einem Punkt an­gekommen, wo sie auch noch unser Volksvermögen ins Visier neh­men und die Gelder aus der AHV und der privaten Pen­sionskassen sowie der Krankenkassen zu verspielen drohen. Daher sind die Banken und die Wirtschaft schleunigst auf neue gesetzliche Richtlinien mit ethischen Leitlinien zu verpflich­ten, und der in allen großen Religionen verbotene Zins (und mit ihm der Zinseszins), ist als „arbeitsfreies Einkommen“ zu verbieten und abzuschaffen. Wie man das macht, dafür gibt es erprobte Vorschläge.

Hansjürg Weder, Alt-Nationalrat, Basel

 

Sehr geehrter Herr Weder,

herzlichen Dank für Ihre Zuschrift. Ich stimme Ihnen in der Analyse im Großen und Ganzen zu. Wir fordern in diesem Zusammenhang eine Untersuchung der offenbar betrügerischen Vorgänge, die zu der Finanzkrise und den Rettungspaketen geführt haben. Wir würden uns freuen, wenn diese Initiative auch in der Schweiz aufgegriffen würde, und vielleicht können Sie ja etwas dafür tun.

Nicht zustimmen kann ich Ihnen jedoch in Bezug auf die These, daß das von Silvio Gesell angeprangerte Zinseszins-System die Wurzel dieses Übels sei. Wenn die Zinsen das Problem wären, müßte Japan seit fast zwei Jahrzehnten ein Wirtschaftswunder erleben, da dort die Zinsen seit Jahren faktisch bei null liegen.

Wie Herr LaRouche in seinen Schriften immer wieder verständlich zu machen sucht, muß man die Wirtschaft, um sie richtig zu begreifen, als physischen Prozeß betrachten und die finanziellen Aspekte zunächst einmal hintan stellen. Das wird heutzutage nicht zuletzt dadurch enorm erschwert, daß in der Naturwissenschaft, wie sie derzeit betrieben wird, selbst in der wissenschaftlichen Physik, der Mathematik sozusagen Vorrang gegenüber der Natur eingeräumt wird; man konstruiert umfangreiche Theorien am Computer, aus denen man dann auf die Realität schließt. Genauso geht es einem in der Wirtschaftswissenschaft, wenn man sie vom Geld her aufzieht und nicht von der physischen Realität, die sich hinter den meist recht willkürlichen monetären Bewertungen verbirgt.

Nicht das Zinseszinssystem löst den Zwang zum Wachstum aus, sondern die Gesetze der Natur: Bei jedem konstanten technologischen Niveau kommt es zu einer relativen Erschöpfung der Rohstoffe, was zur Folge hat, daß der physische Aufwand zur Erhaltung der Bevölkerung - und nichts anderes ist unsere Realwirtschaft - ständig wächst. Diesem Problem der tendenziellen Erschöpfung der Rohstoffe kann man nur durch eine Steigerung des technologischen Niveaus begegnen, die jedoch stets mit einer größeren Arbeitsteilung und dem Zwang zur ständigen Höherqualifizierung der Arbeitskraft einhergeht, was wiederum eine Verbesserung des Lebensstandards voraussetzt. Also muß die Wirtschaft mitwachsen, damit der Lebensstandard aufrecht erhalten werden kann. Die Steigerung der Produktivität am Ort der Produktion setzt jedoch stets einen Ausbau der physischen und humanen Infrastruktur voraus.

Tatsache ist, daß die derzeitige weltweite Implosion der Finanzwerte vor allem darauf zurückzuführen ist, daß sich die realwirtschaftlichen Defizite seit Jahrzehnten akkumuliert haben, weil in die Infrastruktur, in die Produktion und generell in die Entwicklung der Welt viel zu wenig investiert wurde. Tatsächlich verfiel unsere Infrastruktur immer mehr, sodaß der physische Aufwand immer mehr wuchs. Man denke etwa an das unsinnige Wachstum des Güterverkehrs im Zuge der sog. Globalisierung.

Dadurch ergab sich ein immer größeres Mißverhältnis zwischen den papierenen Forderungen und den realen Werten, das schon nach dem Börsenkrach von 1987 ein weltweites Insolvenzverfahren über das Finanzsystem erfordert hätte, und nun eine Wertberichtigung erzwingt. Der Bankrott wurde durch Greenspans Politik der gezielten Blasenbildung übertüncht, die aber das eigentliche Problem - das Mißverhältnis zwischen Finanz- und Realwerten - nur verschlimmern konnte.

Da wir diese Problematik hier aus Platzgründen nur grob skizzieren können, verweise ich zum näheren Studium auf die Schriften von Herrn LaRouche, etwa sein Buch Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Hartmann

 

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