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Neue Solidarität
Nr. 32, 11. August 2010

Die Tage des Empire sind gezählt

Insider in der City of London befürchten das Schlimmste für ihren Finanzplatz. Wenn die mit Schulden überladene Wirtschaft des Vereinigten Königreichs ins Wanken komme, könnten sich die mit eigenen Problemen kämpfenden britischen Banken als untauglich erweisen, den Schock aufzufangen. Dann ginge man den Weg Griechenlands. Auch viele der zum Commonwealth gehörigen Steueroasen, von den Cayman-Inseln bis Guernsey und Isle of Man, zeigen seit Ausbruch der Finanzkrise stark rückläufige Einnahmen, manchen droht gar der Staatsbankrott. So verloren die Cayman-Inseln, deren Bruttoinlandsprodukt zu 55% von sogenannten „Finanzdienstleistungen“ erzeugt wird, im Jahr 2009 fast 40% der dort registrierten Firmen.

Und daß im Ausland das Prinzip „Teile und Herrsche“ nicht mehr so einwandfrei funktioniert, mußte jetzt der britische Premierminister David Cameron in Indien erfahren. Zuvor war mit großer Fanfare verkündet worden, Großbritannien wolle sich nun statt Europa und den USA vor allem Brasilien und Indien zuwenden. Das sind zwei der sog. BRIC-Staaten (neben Rußland und China), auf welche die britische Finanzempirefraktion versucht, besonderen Einfluß zu nehmen, um LaRouches Vier-Mächte-Konzept für ein neues Weltkreditsystem souveräner Nationen, unter der Führung der USA, Rußlands, Chinas und Indiens, zu zerstören.

Am Tag von Camerons Ankunft empfing die indische Regierung jedoch den Staatschef Myanmars, General Than Shwe, in Neu Delhi mit großen Ehren, und Cameron mußte erstmal ins südindische Bangalore ausweichen. Offensichtlich sind Neu Delhi gutnachbarschaftliche Beziehungen in der Region wichtiger, als die Beziehungen zur einstigen Kolonialmacht. Ein besonderer Affront dabei ist, daß gerade Myanmar seit langem eine Zielscheibe britischer Angriffe ist.

Bei seinem Versuch, in Indien gegen Pakistan Stimmung zu machen, verursachte der britische Premier dann gleich bei seiner ersten Rede in Bangalore vor Geschäftsleuten einen diplomatischen Zwischenfall. Er beschuldigte die pakistanische Regierung, Terrorismus zu exportieren und sagte, „Wir können in keiner Weise die Idee tolerieren, diesem Land [Pakistan] zu erlauben, doppeltes Spiel zu treiben, Terrorismus zu befördern und zu exportieren, ob nach Indien ob nach Afghanistan oder sonst wohin“. Das unter anderem von Al-Dschasira verbreitete Zitat führte sofort zu scharfen Reaktionen pakistanischer Regierungskreise. Pakistans Hochkommissar in Großbritannien, Wadschid Schamsul Hassan, bezeichnete Camerons Rede als Sammelsurium von Halbwahrheiten. Fakt sei, daß der CIA und andere Dienste die Taliban- und Afghansi-Netzwerke im Kampf gegen die Sowjets schufen und dabei auch den pakistanischen ISI benutzten. Im Londoner Guardian schrieb Hassan: „Ein bilateraler Besuch, der darauf bedacht ist, Geschäfte einzufädeln, könnte auch durchgeführt werden, ohne die Perspektiven für Frieden in der Region zu gefährden.“

Aber auch in New Delhi wurde diese Provokation als Versuch Camerons bewertet, sich bei den Indern einzuschmeicheln, um eine neue „Sonderbeziehung“ zum einstigen „Kronjuwel“ des British Empire aufzubauen. Das Problem für Cameron ist aber, daß die Inder gar keine Sonderbeziehung mit England mehr wollen.

Dann wurde die Situation für Cameron noch schlechter. In Neu-Delhi versuchte Cameron, einige der einflußreichsten Personen der Opposition, wie die Vorsitzende der Kongreßpartei, Sonja Gandhi und ihren Sohn Rahul, der als möglicher nächster Regierungschef gehandelt wird, zu treffen. Beide Begegnungen kamen nicht zustande. Ein Sprecher der Kongreßpartei erklärte dazu kühl, es habe wohl eine Anfrage gegeben, aber ein Treffen sei nie vereinbart worden.

Am Abend wurde der britische Premier dann noch in einer Fernsehsendung gefragt, ob Großbritannien bereit sei, den 1877 aus Indien geraubten 105-Karat Diamanten Koh-i-Noor zurückzugeben. Der Diamant ziert eine Krone Queen Victorias, die anläßlich ihrer Krönung zur Kaiserin von Indien angefertigt wurde. Cameron war schnell mit der Antwort, daß er das ablehne, da man sonst ähnlichen Forderungen Tür und Tor öffnete. „Wenn man einmal ja sagt, ist das British Museum schnell leer.“ Und damit könnte er wohl recht haben.

BüSo