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Neue Solidarität
Nr. 36, 8. September 2010

Aus Wirtschaft und Technik

Iran: Erster Kernreaktor im Nahen Osten nimmt Betrieb auf

Am 21. August begannen russische Techniker, den 1000-MW-Kernreaktor im iranischen Buschehr mit schwach angereichertem Uran zu beladen. An der feierlichen Eröffnung nahmen Spezialisten aus beiden Staaten teil, darunter der Leiter der Russischen Atomenergiebehörde, Sergej Kirijenko. Das Kernkraftwerk soll in 2-3 Monaten den Betrieb mit der Stromerzeugung aufnehmen. Dies ist ein bedeutender Erfolg gegen die britische Politik der „technischen Apartheid“ gegenüber Entwicklungsländern.

Ausschlaggebend war die Haltung der USA. Die Erklärung des Sprechers des US-Außenministeriums P.J. Crowley am 21. August spiegelte die vorangegangenen intensiven Verhandlungen zwischen Sicherheitsexperten der USA und Rußlands wider. Es hieß dort, der Reaktor in Buschehr „wird nicht als Proliferationsrisiko gesehen, weil Rußland den nötigen Brennstoff liefert und den verbrauchten Kernbrennstoff, die Hauptquelle potentieller Proliferation, zurücknimmt“.

Der Iran wollte bereits vor 36 Jahren, noch unter dem Schah, die friedliche Nutzung der Kernkraft einleiten und unterzeichnete mit deutschen Unternehmen Verträge über den Bau von zwei Reaktoren in Buschehr. Aber der Sturz des Schahs und der britisch inszenierte Iran-Irak-Krieg verhinderten die Fertigstellung, und das Vorhaben wurde unter Staatsführer Khomeini fallengelassen.

Nun ist Buschehr das erste fertiggestellte Kernkraftwerk in der ganzen Nahost-Nordafrika-Region, und dies gibt Projekten in anderen Staaten, die seit Jahren auf dem Reißbrett warten, wieder Auftrieb. Am 24. August forderte der Chef der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, die Regierung des Libanon auf, ein Kernkraftwerk im Land zu errichten. Im Fernsehsender Al Manar sagte er: „Die Baukosten des Reaktors Buschehr waren niedriger als Libanons Investitionen in das Stromnetz. Ich rufe die Regierung auf, einen Kernreaktor zur Stromerzeugung zu bauen. Dann können wir auch Syrien, Zypern und anderen Ländern in der Region Energie verkaufen.“

Am 26. August gab der ägyptische Präsident Hosni Mubarak bekannt, der Oberste Rat für Kernenergie habe den Bau eines ersten Kernreaktors in El Dabaa an der Mittelmeerküste beschlossen. El Dabaa, westlich von Alexandria gelegen, war schon in den siebziger Jahren als Standort ausgesucht worden, und Anfang der achtziger Jahre begannen Vorbereitungen für den Bau eines französischen Reaktors, doch das Projekt scheiterte an der Finanzierung.

Zwischenzeitlich haben Manager der Touristikbranche immer wieder versucht, an gleicher Stelle die Errichtung neuer Hotels genehmigt zu bekommen. Mit der Entscheidung des obersten Rates für Kernenergie in Abstimmung mit Präsident Mubarak wurde das jahrelange Tauziehen nun beendet. Die Ausschreibungen für den Bau des Kraftwerks sollen noch vor Jahresende beginnen. AP zitiert den Sprecher des Präsidenten, Suleiman Awad, daß auch Studien der Internationalen Atomenergie Agentur (IAEA) El Dabaa als den besten Platz zum Bau eines Atomreaktors ausweisen. Es existieren Pläne, das Kraftwerk mit einer Meerwasserentsalzungsanlage zu koppeln.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) unterzeichneten kürzlich einen Vertrag mit Südkorea, um vier Reaktoren von insgesamt 5600 MW zu bauen. Saudi-Arabien hat Verträge mit ausländischen Unternehmen, u.a. Toshiba aus Japan und den US-Firmen Exelon Nuclear Partners und Shaw Group, im Kernenergiebereich geschlossen. Kuwait verhandelt mit der französischen Areva, Jordanien hat Nuklearabkommen mit Frankreich, China und Kanada unterzeichnet.

Jordanien, Algerien, Marokko und der Sudan haben im Laufe des letzen Jahres Pläne zur Nutzung der Kernenergie bekannt gegeben. Mit diesen Entwicklungen kann die momentane Atmosphäre von Krieg und Konflikten in der Region in eine optimistische wirtschaftliche Entwicklungsstrategie verwandelt werden. Frieden heißt Entwicklung - nur so kann die geopolitische Chaosstrategie des britischen Empire durchkreuzt werden.

Vietnam fördert Ausbildung von Nuklear-Fachkräften

In Vietnam, das den anderen südostasiatischen Staaten in punkto Kernenergie in großen Schritten voraneilt, wurden jetzt von der Regierung für die nächsten zehn Jahre 154 Mio. Dollar zur Ausbildung von Fachkräften im Nuklearsektor bereitgestellt. Bis zum Jahr 2020 sollen die ersten beiden Kernkraftwerke in der zentralen Provinz Ninh Thuan mit insgesamt 4000 Megawatt fertiggestellt werden. Während diese von Rußland gebaut werden, laufen die Verhandlungen für sechs weitere Kraftwerke mit internationalen Bietern u.a. aus China und Japan.

In der letzten Woche besuchte eine japanische Delegation das Land, der auch die Chefs der drei größten Firmen aus dem Kernkraftbereich angehörten. Und mit China wurde kürzlich ein Rahmenvertrag für kerntechnische Zusammenarbeit unterzeichnet.

Auf der Internetseite der Regierung war am 21. August zu lesen: „Atomenergie ist auch für den medizinischen Bereich, die Landwirtschaft und andere Wirtschaftszweige von Nutzen. Wir verfügen aber über zu wenig ausgebildete Fachkräfte. Von dem Ausbildungsplan erwarten wir, daß die Ausbildung von Fachkräften mit dem Bau nuklearer Anlagen Schritt hält.“

Die Studienmöglichkeiten an den Universitäten sollen bis 2015 auf den notwendigen Stand gebracht werden, um 2400 Nuklearingenieure und 350 promovierte Spezialisten bis 2020 auszubilden, die für den Betrieb der dann anlaufenden und den Bau der zukünftigen Kraftwerke benötigt werden. Zusätzlich werden 200 Ingenieure und 150 höhergraduierte Fachleute im Ausland auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Und nicht zuletzt sieht der Plan auch die Ausbildung von 100 Lehrern und Professoren für die Universitäten und andere Bildungseinrichtungen vor.

NASA hilft eingeschlossenen Bergarbeitern in Chile

Im chilenischen Bergwerksdrama hat Chiles Regierung über das State Department in Washington mit Experten der NASA Kontakt aufgenommen. Die Gruppe am Johnson Space Center in Houston kümmert sich normalerweise um die medizinische und psychologische Betreuung von Astronauten bei langen Aufenthalten im All. Das Johnson Space Center wurde um speziellen Rat bezüglich von Lebenserhaltungsmaßnahmen und effektiver psychologischer Unterstützung für die 33 in 700 m Tiefe eingeschlossenen Männer gebeten, für deren Rettung, wie inzwischen verlautete, wahrscheinlich noch mehrere Monate benötigt werden.

Im Laufe der vergangenen 50 Jahre bemannter Raumfahrt hatte sich die NASA mit einem breiten Spektrum psychologischer Probleme zu befassen, die auch bei normalerweise gesunden Menschen bei längeren Aufenthalten im All auftreten. Dabei hat man herausgefunden, daß einer der wichtigsten Faktoren, das Vertrauen zwischen den isolierten Menschen und denjenigen ist, die für die Missionen verantwortlich sind und den Kontakt mit den Familienangehörigen herstellen. Verderbliche Faktoren sind Langeweile und Eintönigkeit, wie z. B das Fehlen des Tag- und Nacht-Rythmus.

Bergbau-Minister Laurence Golborne hat auch den Chef der chilenischen U-Boot-Flotte konsultiert, der bestätigte, daß Menschen unter solchen Isolationsbedingungen mit klar definierten Zeiten von Arbeit, Ruhe und Erholung beschäftigt werden müßten. Zusätzlich hat sich das Ministerium von der NASA über die bestmögliche Diät für die eingeschlossenen Kumpel unterrichten lassen.