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Neue Solidarität
Nr. 41, 12. Oktober 2011

Eine Grußbotschaft an die „Besetzer der Wall Street“

Von Alexander Hartmann,
Chefredakteur der Neuen Solidarität

Mit Tausenden Protestaktionen findet Amerika zum wahren „Geist von 1776“ zurück.

Als ich mich vor 35 Jahren der politischen Bewegung von Lyndon LaRouche anschloß, war es unser Ziel, den „Geist von `76“, den Geist der Amerikanischen Revolution, wiederzubeleben, um eine gerechte, neue Weltwirtschaftsordnung zu errichten, und das ist es bis heute.

Wir wußten, daß wir einen mächtigen Gegner hatten - das, was man am besten als das neue Britische Empire bezeichnen kann, das sich seit der fatalen Entscheidung Präsident Richard Nixons im August 1971, den Dollar vom Gold abzukoppeln, weltweit mit stets wachsender Macht und immer größerer Rücksichtslosigkeit ausgebreitet hat.

Schon damals war klar - und Lyndon LaRouche hat uns von Anfang an davor gewarnt -, daß dies irgendwann in eine große Zusammenbruchskrise führen mußte, in der wir eine Massenbewegung brauchen würden, um unsere Bürger- und Menschenrechte zu verteidigen, wenn das Finanzempire in seinem Todeskampf versucht, sich auf Kosten der Menschen am Leben zu erhalten.

Vor 22 Jahren, im Herbst 1989, erlebten wir dann, wie ein anderes Imperium, das Imperium der früheren Sowjetunion, in sich zusammenbrach, als die Bürger Ostdeutschlands ihren Diktatoren die Gefolgschaft kündigten und erklärten: „Wir sind das Volk!“

Innerhalb weniger Wochen wuchs die Menge der Demonstranten, von zunächst 700, die mit ihren Kerzen in Leipzig um die Thomaskirche zogen. Schnell wurden es Tausende und Zehntausende, bis schließlich Millionen auf der Straße waren und riefen „Wir sind das Volk!“ Und das damalige Regime Erich Honeckers gab auf, das sowjetische Empire brach auseinander. Die Berliner Mauer, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hatte - sie wurde nur zwei Wochen nach meiner Geburt errichtet - fiel, und es wuchs zusammen, was zusammengehörte.

Aber das Finanzempire des Westens, das Empire der Banken an der Wall Street und in der Londoner City brach noch nicht zusammen, im Gegenteil, es bemächtigte sich weitgehend der gefangenen Nationen des früheren Ostblocks und der übrigen Welt, und es wurde stärker denn je. Die Bürger der DDR, die für die Einführung der D-Mark auf die Straße gegangen waren, bekamen statt dessen den Euro, und ihnen wurde eine Politik der wirtschaftlichen Zerstörung, der Demontage ihrer produktiven Wirtschaft und der Plünderung durch das Finanzempire aufgezwungen. Die Hoffnungen von 1989 versanken im Sumpf der Globalisierung. Und nicht anders erging es wenig später auch den anderen Industrienationen.

Als ich vor 12 Jahren im US-Präsidentschaftswahlkampf 2000 mithalf, um die Wahl von Präsident George W. Bush zu verhindern - was leider nicht gelang -, sagte ich den Gästen einer Versammlung in Detroit, daß Imperien immer dann zusammenbrechen, wenn sich ihr mächtigster Satrap gegen sie auflehnt - so, wie die Wende in Ostdeutschland das Ende des früheren sowjetischen Empires einleitete.

Der mächtigste Satrap des britischen Finanzempires sei Amerika, und dieses Finanzempire werde dann zusammenbrechen, wenn Amerika ihm die Gefolgschaft kündige. Und das werde geschehen, wenn die Menschen in den Vereinigten Staaten auf die Straße gehen, um eine solche Änderung der Politik zu verlangen.

In all diesen Jahren und Jahrzehnten hofften wir, daß in Amerika der Geist von 1776 wiederaufleben werde, und wir mußten lange warten. Amerika wählte Bush und es wählte Obama und die weltweite Lage wurde schlimmer, von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat, von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde. Immer mehr Menschen verarmten, verloren ihre Arbeit, ihr Obdach und schließlich ihr tägliches Brot.

Aus den aufstrebenden Entwicklungsländern der „Dritten Welt“ wurden die gescheiterten Staaten einer „Vierten Welt“, in die das Finanzempire die Truppen der westlichen Welt entsendet, um sich der Rohstoffe zu bemächtigen. Statt den hungernden Menschen zu helfen, zwingt man sie, Biotreibstoffe für die Industrienationen zu produzieren. Inzwischen hungern mehr als eine Milliarden Menschen weltweit, und auch in den ehemals reichen Nationen breiten sich Hunger und Elend aus.

Und die verzweifelnden Menschen in aller Welt fragten sich: Wie lange müssen wir noch warten, bis Amerika erwacht, bis die Amerikaner sich daran erinnern, wofür sie einst eine Revolution gegen das Britische Empire erkämpft haben?

Aber nun ist die Stunde gekommen, in der die Amerikaner endlich anfangen, auf die Straße zu gehen. Wenige zunächst, nicht viel mehr als damals in Leipzig, aber es werden mehr, in immer mehr Städten und Orten, die auf die Straße gehen, um ihrer Regierung und den Chefs der Banken und Konzerne zu sagen: „Wir sind das Volk - wir sind die 99%!“

Diese Bewegung wächst, schon sind es Hunderte und Tausende, in Dutzenden von Bundesstaaten und Hunderten von Städten, die auf die Straße gehen, und sie sind dabei, Amerika wieder zu dem zu machen, was es von Anfang an sein sollte: ein Leuchtfeuer der Hoffnung und ein Tempel der Freiheit.

Die Ironie ist, daß diese Bewegung diesmal nicht für den Fall einer Mauer streitet, sondern für die Wiederaufrichtung einer anderen Mauer, der Brandmauer zwischen den Geschäftsbanken und den Investmentbanken, die den anständigen Bürger vor der Gier der Spekulanten schützt: das Glass-Steagall-Trennbankensystem. Das Empire der Banken und Spekulanten, das uns durch unser gesamtes Leben begleitet hat, ist damit auf dem besten Wege, auf den Müllhaufen der Geschichte befördert zu werden.

Denn sobald dieser Schritt getan ist, werden wir feststellen, daß es mit der Macht dieses Empires gerade so bestellt ist, wie mit der Macht des Zauberers in dem Märchen Der Zauberer von Oz: Sie besteht im wesentlichen aus heißer Luft und der Furcht ihrer Opfer. Wenn die Opfer keine Angst mehr haben, löst sich die Macht des Empires in heiße Luft auf. Man erkennt, daß der wahre Reichtum nicht im Geld besteht, sondern in dem, was fleißige Menschen mit ehrlicher Arbeit produzieren, und in der Fähigkeit des menschlichen Geistes, neue Lösungen für alte und neue Probleme zu finden.

Nicht in den Banken liegt der Reichtum, sondern in den Herzen der Menschen! Bauen wir die Nationen wieder auf, bauen wir statt neuer Imperien freie Bündnisse souveräner Staaten, die gemeinsam daran arbeiten, die gemeinsamen Ziele der Menschheit zu erreichen.

Ich grüße das wiedererwachte Amerika, das dabei ist, das Leuchtfeuer der Hoffnung wieder zu entzünden und den Tempel der Freiheit wiederaufzubauen! Möge dieses Leuchtfeuer nie wieder erlöschen, und möge der Tempel der Freiheit nie wieder zerstört werden!