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Neue Solidarität
Nr. 43, 24. Oktober 2012

Ein Kämpfer für das bessere Amerika

Nachruf: Mervyn M. Dymally (1926-2012)

Von Harley Schlanger

Die Menschheit verlor einen leidenschaftlichen Kämpfer für das Gute, als der frühere kalifornische Kongreßabgeordnete Mervyn Dymally am 7. Oktober im Alter von 86 Jahren starb. Aber sein Leben bleibt ein Vorbild dafür, daß „Grundsätze wichtiger sein müssen als Parteien“, wie Lyndon LaRouche es fordert, damit man Amerika und die Welt retten kann.

Mervyn wurde 1926 in Trinidad geboren und entwickelte schon als Kind eine starke Abneigung gegen das Britische Empire. Er erzählte uns, wie er im Zweiten Weltkrieg die aktuellen Berichte im Kino sah, und erinnerte sich lachend daran, wie er zusammen mit den anderen Zuschauern buhte, sobald Winston Churchill ins Bild kam, und applaudierte, wenn über Franklin Roosevelt berichtet wurde. Auch wenn er politisch noch nicht engagiert war, als er nach dem Krieg in die Vereinigten Staaten kam, hatte das Bild von Roosevelt als Führung im Krieg, aber auch in der Leidenschaft für die Armen und Unterprivilegierten ihn sehr geprägt, und es trieb ihn dazu, sein Leben in den Dienst der Politik als „Roosevelt-Demokrat“ zu stellen.

Mervyn wurde 1962 zum ersten Mal in den Landtag von Kalifornien und 1966 - als erster Schwarzer - in den Landessenat gewählt, wo er acht Jahre lang blieb. Diese Zeit als Landessenator fiel zusammen mit den beiden Amtszeiten des republikanischen Gouverneurs Ronald Reagan. Mervyn sprach oft darüber, wie er trotz der erheblichen inhaltlichen Differenzen mit Reagan Kompromisse in schwierigen Haushaltsfragen wie Krankenversorgung, Bildung und sozialen Diensten ausarbeiten konnte. „Reagan hatte feststehende Ansichten“, sagte er, „aber als Gouverneur wußte er, daß er sich mit dem Leben aller Kalifornier befassen mußte. Wir konnten zusammenarbeiten, weil wir uns beide dem Amerikanischen Traum verpflichtet fühlten - das war ihm wichtiger als Parteipolitik.“

Ganz anders seien die konservativen Republikaner, mit denen er nach seiner Rückkehr aus dem politischen Ruhestand 2003 zu tun hatte, als er in den Schwarzenegger-Jahren in den Landtag zurückkehrte und Parteipolitik und ideologische Verbohrtheit Kalifornien und ganz Amerika lähmten. Diese Leute bezeichneten sich selbst als „Reaganisten“, aber sie kannten den wahren Reagan nicht. Als diese Republikaner als Sparmaßnahme ein Programm abschaffen wollten, aus dem Beerdigungen für Pflegekinder finanziert wurden, konnte Mervyn sie beschämen und zum Rückzug bewegen, indem er sie fragte: „Ist Kalifornien so tief gesunken? Soll das der kalifornische Traum sein?“

Kampf für wirtschaftliche Gerechtigkeit

Nach vier Jahren als erster farbiger Vizegouverneur Kaliforniens (1975-79) wurde er in den Kongreß gewählt, dem er von 1981-93 angehörte und wo er schließlich den Vorsitz des „Black Caucus“ (CBC), des Ausschusses der afro-amerikanischen Abgeordneten, übernahm. In seinen Jahren im Kongreß weitete er den Einsatz für die Bürgerrechte auf den Kampf für wirtschaftliche Gerechtigkeit aus, so wie dies auch Martin Luther King angefangen hatte. Dazu gehörte sein Einsatz im Kongreß für die Krankenversorgung (er war gegen Obamas „Gesundheitsreform“, die sei nur ein „Gesetz für die Versicherungen“), für Bildung und die Integration, und er wollte, daß der Black Caucus sich für Afrika und für alle Entwicklungsländer einsetzt.

Auch bei seinem ersten Kontakt mit dem Schiller-Institut im Kongreß ging es um die Frage der wirtschaftlichen Entwicklung. Er sagte oft, er habe erst von uns gelernt, daß der Weltwährungsfonds eine Fortsetzung der britischen Kolonialpolitik ist, und das sei einer der beiden Punkte gewesen, die ihn für die LaRouche-Bewegung einnahmen.

Der andere Punkt war der Kampf gegen die verfassungswidrige „Operation Fruehmenschen“1, die er 1988 im Plenum des Repräsentantenhauses bloßstellte. Er war selbst als Vizegouverneur und später als Abgeordneter ein Opfer dieser Operation gewesen. Nachdem er erlebt hatte, wie sein Freund, der demokratische Kongreßsprecher Jim Wright aus Texas, mit den gleichen Methoden wie beim Fruehmenschen-Programm zum Rücktritt gezwungen wurde, beschloß er, in den Ruhestand zu gehen, und schied 1993 aus dem Repräsentantenhaus aus.

Seine aktive Beziehung zur LaRouche-Bewegung begann 1994 mit der Mobilisierung für die Anhörungen des Schiller-Instituts über die betrügerischen Methoden des Justizministeriums, wie sie beim Fruehmenschen-Programm und im Fall LaRouche eingesetzt wurden, und daraus entwickelte sich schon bald eine regelmäßige offene Zusammenarbeit. Er sprach auf zahlreichen Konferenzen und öffentlichen Veranstaltungen der LaRouche-Bewegung in Kalifornien und in Texas, nahm an unseren nationalen Konferenzen bei Washington teil und schloß sich unserer Kampagne gegen die Politik des aus Österreich stammenden kalifornischen Gouverneurs Schwarzenegger an (er war einer der wenigen Politiker, die es wagten, Schwarzenegger als „Faschisten“ anzugreifen). Er traf sich mehrfach mit Lyndon LaRouche und nannte ihn einmal den „rechtschaffensten Mann“, den er in der Politik kennengelernt habe. Er war begeistert über den Aufbau der LaRouche-Jugendbewegung und nahm sich oft die Zeit, mit unseren jüngeren Mitgliedern zusammenzuarbeiten.

Kurz gesagt, Mervyn Dymally war ein Mann von Prinzipien, der weise entschied, wo er politisch kämpfen mußte, der unerbittlich sein konnte, wenn es notwendig war, und der seine Gegner oft mit seinem Humor und seiner Ironie entwaffnete. Er war großzügig gegenüber seinen Mitmenschen und nahm sich auch dann noch für sie Zeit, als seine geschwächte Gesundheit ihn viel Energie kostete. Als das King-Drew-Krankenhaus geschlossen wurde und Los Angeles damit sein wichtigstes Lehrkrankenhaus verlor, setzte er sich unermüdlich dafür ein, daß dort eine Krankenpflegeschule eingerichtet wurde. Sie trägt heute den Namen Mervyn M. Dymally School of Nursery.

Mervyn wollte dazu beitragen, den „amerikanischen Traum“ auch für kommende Generationen zu schaffen, und das nicht nur für die Amerikaner, sondern für die ganze Welt. In unserem letzten Gespräch äußerte er seinen Ärger darüber, daß Präsident Obama einen Krieg gegen Syrien anstrebt, und stimmte zu, daß dies einen Dritten Weltkrieg auslösen könne. Und auch wenn er von Obama enttäuscht und wegen der blinden Unterstützung vieler Republikaner für eine brutale Sparpolitik in Sorge war, hielt er doch bis zum Ende seines Lebens an der Hoffnung fest, daß Amerika auch in der Zukunft seinem wahren Ideal folgen wird.


Anmerkung

1. Die „Operation Fruehmenschen“ war ein Programm des FBI, in dessen Rahmen schwarze Politiker juristisch verfolgt und ihnen Fallen gestellt wurden, um ihre Karriere zu ruinieren und sie politisch auszuschalten.