Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 8-9, 22. Februar 2012

Den Zusammenbruch des Euros als Chance begreifen

Von Helga Zepp-LaRouche

Die Bundesvorsitzende der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Zepp-LaRouche, eröffnete ihr Internetforum am 11. Februar mit dem folgenden Vortrag, der in englischer Sprache gehalten wurde.

Wegen der Dringlichkeit der strategischen Lage und da ich mich derzeit in der Nähe von Washington aufhalte, habe ich mich entschlossen, einen internationalen Webcast in englischer Sprache zu halten.

Ich wende mich an all jene von Ihnen, die erkennen, daß sich die Zivilisation derzeit in einer tödlichen Gefahr befindet. Jedem denkenden Menschen auf dieser Erde sollte klar sein, daß eine Fortsetzung der derzeitigen Politik möglicherweise zur Auslöschung der gesamten Menschheit führt. Ich möchte an Sie alle, die mir darin zustimmen, appellieren, sich der Mobilisierung anzuschließen und alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um die Gefahr eines Zusammenbruchs der Zivilisation abzuwenden.

Es trifft durchaus nicht zu, daß eine solche Katastrophe unabwendbar ist, und bevor ich einige recht schwierige Fragen anspreche, möchte ich sagen, daß man die Vorstellung, man könne nichts ändern, aus dem eigenen Denken streichen sollte. Dieser Satz ist der wohl am häufigsten gesprochene Satz in Deutschland: „Man kann ja sowieso nichts machen!“ Genau dagegen möchte ich Stellung beziehen, denn es gibt Lösungen, die noch rechtzeitig durchgesetzt werden können. Dafür ist jedoch eine dramatische Veränderung der globalen Finanzordnung und eine genauso dramatische Veränderung im Denken der meisten Leute erforderlich.

Wir haben es derzeit mit zwei unmittelbaren Krisen zu tun. Die eine ist der anhaltende Kollaps des transatlantischen Finanzsystems, der bereits zum Auseinanderbrechen des Euro führt, wie man ganz deutlich an der Lage in Griechenland sehen kann. Wenn Griechenland aus dem Euro ausscheidet, was geschehen wird, da es gar keine andere Wahl gibt, werden der Euro und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die EU auseinanderbrechen. Zweitens stehen wir vor der unmittelbaren Gefahr eines thermonuklearen Krieges, der durch die Ereignisse in Syrien und Iran ausgelöst werden kann, aber keineswegs auf diese beiden Länder beschränkt wäre, sondern auf einen Regierungswechsel bzw. die Zerstörung von Rußland und China abzielt.

Offensichtlich können Sie das, was ich hier sage, nicht in der Bildzeitung oder in anderen Massenmedien lesen. Aber ich versichere Ihnen, daß ich diese Dinge nicht leichtfertig dahin sage, sondern ich versuche, die Lage so zu schildern, wie sie ist. Und nur, wenn man die Dinge so rational und ungeblockt wie möglich betrachtet, lassen sich die notwendigen Lösungen finden.

Die Rolle des Britischen Empire

Die eigentliche Frage ist das „Imperium“ bzw. genauer das „Britisches Empire“. Ich weiß, daß viele Leute sagen: „Was für ein Britisches Empire? Das gibt es doch schon lange nicht mehr!“ Dazu muß man verstehen, daß das Imperium, welches Europa und praktisch die gesamte Welt seit fast 4000 Jahren beherrscht, wie ein Schleimpilz die Tendenz hat, in immer neuem Gewand, in neuen Formen und Farben zurückzukommen; heute tritt es unter einem neuen Namen auf, der sogenannten „Globalisierung“.

Versteht man unter „Britischem Empire“ das komplexe System von Zentralbanken, Investmentbanken, Hedgefonds, privaten Beteiligungsgesellschaften, Versicherungskonzernen und Schattenbanken, dann wird klarer, was ich mit Empire meine. Dieses Finanzsystem ist für den Paradigmawandel der letzten 40-45 Jahre verantwortlich, bei dem die Produktion physischer Güter, d.h. die Realwirtschaft, immer mehr reiner Spekulation, der Idee der Profitmaximierung und dem reinen Monetarismus geopfert wurde. Solange die Sowjetunion als zweite Supermacht existierte, stieß das System der Globalisierung noch an bestimmte Grenzen. Doch als der Warschauer Pakt 1989-91 zu zerfallen begann, stand die Welt an einem Wendepunkt.

Mit dem Ende des kommunistischen Systems bestand die Chance für eine neue Friedensordnung des 21. Jahrhunderts. Es gab keinen Feind mehr, und man hätte die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Ressourcen der gesamten Welt dazu benutzen können, die dringenden Aufgaben der Menschheit zu lösen, die damals und genauso auch noch heute darin bestehen - den Hunger zu eliminieren, den unterentwickelten Teil der Welt zu entwickeln und mit gemeinsamen wissenschaftlichen Durchbrüchen die nächste Entwicklungsstufe der Menschheit zu erreichen.

Doch anstatt daß die Vereinigten Staaten die Chance erkannten und die Prinzipien der Amerikanischen Revolution bekräftigten, die Amerika einmal zum „Tempel der Freiheit und Leuchtfeuer der Hoffnung“ gemacht hatte, traten mit der Regierung von Präsident Bush senior die Neocons auf die Bühne und verfolgten die Doktrin des „Neuen Amerikanischen Jahrhunderts“, die auf der Idee beruhte, auf Grundlage der „anglo-amerikanischen Sonderbeziehung“ die Welt als Imperium zu beherrschen.

Wir von der internationalen LaRouche-Bewegung entwickelten damals einen Plan, der sich zunächst das „Produktive Dreieck Paris-Berlin-Wien“ und später die „Eurasische Landbrücke“ nannte. Das wäre die Grundlage einer neuen Friedensordnung gewesen, doch aus Gründen, auf die ich kurz eingehen will, wurde dies abgelehnt.

Die Politik der „Regimewechsel“

Damals beschloß man die Politik des Regimewechsels gegen alle Länder, die nicht bereit waren, sich dem Imperium zu unterwerfen. Erster Ausdruck dieser Politik war der erste Golfkrieg im August 1990, die sogenannte „Operation Wüstensturm“, die ausdrücklich das Ziel verfolgte, „den Irak ins Steinzeitalter zurückzubomben“ - was auch tatsächlich geschah.

Eine Unterbrechung dieser Politik gab es in den acht Jahren der Clinton-Administration zwischen 1992 und 2000, doch im Hintergrund spielte die gleiche Einstellung in Form der Politik des „Clean Break“ weiter eine Rolle, die besagte, jede Regierung, die nicht Israel-freundlich sei, müsse gestürzt werden. Das war eine klare Reaktion auf die damaligen Bemühungen Präsident Clintons, mittels des Oslo-Abkommens Frieden im Nahen Osten zu schaffen. Die israelische Regierung unter Netanjahu begann diese Politik, die dann unter Bush und Cheney massiv aufgegriffen und von der britischen Regierung ohnehin die ganze Zeit unterstützt wurde.

George W. Bush jun., der diese Länder die „Achse des Bösen“ nannte, leitete als nächstes Ziel den zweiten Irakkrieg ein, der, wie wir jetzt wissen, vollständig auf vom MI5 und Tony Blair fabrizierten Lügen basierte. Der damalige US-Außenminister Colin Powell begründete damit vor den Vereinten Nationen den Angriff, was er später jedoch als „den schlimmsten Fehler in meinem Leben“ bezeichnete.

Das stand auch hinter dem Angriffskrieg auf Libyen und der Ermordung Gaddafis, denn zu diesem Zeitpunkt konnten die Kräfte, die den Regimewechsel vorantrieben, nicht warten, um Gaddafi vor Gericht zu stellen, weil ihr Plan die sofortige Fortsetzung desselben Feldzugs gegen Syrien und Iran war. Ein Gerichtsverfahren wäre zu langwierig gewesen, und Gaddafi hätte womöglich einige sehr unangenehme Einzelheiten über die Geschäfte mit seinen früheren Verbündeten ausgeplaudert.

Jetzt hat diese Kampagne Syrien und Iran erfaßt, doch hat sie eigentlich gar nichts mit diesen Ländern zu tun, sondern richtet sich gegen Rußland und China. Wenn man die Beschuldigungen gegen Syrien und Iran hört, ist das wie ein déjà vu, denn das gleiche, was heute dem Iran vorgeworfen wird, wurde damals auch über den Irak gesagt. Der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA), der Iran könne innerhalb eines Jahres eine Atombombe bauen oder verlege seine Anlagen unter die Erde, so daß sie nicht mehr zerstört werden könnten, widerspricht völlig der Einschätzung des U.S. National Intelligence Estimate vom Oktober 2011, worin die Bewertung aus dem Jahre 2007, der Iran habe 2003 sein militärisches Atomprogramm eingestellt, bestätigt wurde. Viele Beobachter sagten außerdem, sämtliche Informationen der IAEA stammten von westlichen Geheimdienstkreisen, und der frühere Vorsitzende der IAEA, Hans Blix, bemerkte dazu, daß keinerlei neue Informationen hinzugekommen seien.

Der Krieg hat schon begonnen

Im Grunde hat der Krieg schon begonnen. NBC News berichtete vor einigen Tagen, der israelische Mossad habe Mitglieder der Organisation Mujahideen e-Khalq (MEK), die meines Wissens auf der Liste von Terrorgruppen des US-Außenministeriums geführt wird, rekrutiert und ausgebildet, um Mord- und Bombenanschläge in Iran auszuführen. Dies wurde von Seiten der Obama-Administration und auch in einem Interview mit Mohammad Laridschani - dem Bruder des iranischen Parlamentspräsidenten Ali Laridschani - bestätigt, der gegenüber NBC sagte, daß MEK-Mitglieder im Iran bei dem Versuch gefaßt wurden, iranische Nuklearwissenschaftler zu ermorden. Laridschani forderte daraufhin, die Vereinigten Staaten müßten Israel im Zuge ihres erklärten Kriegs gegen den Terrorismus vor dem UN-Sicherheitsrat wegen „Staatsterrorismus“ anklagen.

Es sei daran erinnert, daß es in den letzten zwei Jahren zu mehreren Explosionen in iranischen kerntechnischen Anlagen gekommen ist, und daß vier iranische Atomphysiker nach der gleichen Vorgehensweise umgebracht wurden.

Das russische Außenministerium ist sehr besorgt über Berichte der israelischen Webseite DEBKAfile, die später vom Institut für Orientstudien der Russischen Akademie der Wissenschaften bestätigt wurden, wonach Sondereinheiten aus Großbritannien und Katar in Syrien operieren. Die russische Regierung hat sehr deutlich erklärt, daß sie über die Verletzung der syrischen Souveränität durch solche Akte sehr besorgt sei. Diese Söldner aus Katar, Großbritannien und möglicherweise Saudi-Arabien sollen die Rebellen in Homs in großem Stil mit Munition versorgen.

Grafik: LPAC
Abb. 1: In ihren derzeit am Persischen Golf und im östlichen Mittelmeer eingesetzten Flottenverbänden haben die USA insgesamt mehr als das 22.000fache an nuklearer Sprengkraft versammelt, als in Hiroshima zum Einsatz kam.

Seit Ende letzten Jahres sind im Persischen Golf, dem Indischen Ozean und dem Mittelmeer gigantische Militärkräfte zusammengezogen worden. In der Golfregion befinden sich zwei US-Flugzeugträger, und ein dritter wird im März mitsamt zahlreichen Fregatten und Lenkwaffenzerstörern dort eintreffen. Von den Flugzeugträgern können Hunderte von Kampfflugzeugen starten. Außerdem befinden sich dort acht oder mehr U-Boote der Ohio-Klasse, die mit je 24 Trident-Raketen ausgerüstet sind, von denen jede 6-8 Atomsprengköpfe von je 100 Kilotonnen hat. Jedes U-Boot verfügt somit über eine 1476fache Zerstörungskraft der Atombombe, die über Hiroshima explodierte. Zu dieser Kriegsmacht kommen noch britische, israelische, kanadische und französische Kriegsschiffe hinzu.

Die in dieser Region massierte Gesamtfeuerkraft (Abbildung 1) steht in absolut keinem Verhältnis zu dem angeblichen Einsatzziel, nämlich, die Rebellen in Syrien zu unterstützen und den Iran von seinem Atomprogramm abzubringen: Offenbar geht es um etwas ganz anderes. US-Verteidigungsminister Panetta hat davon gesprochen, daß Israel den Iran höchstwahrscheinlich zwischen April und Juni angreifen werde; andere Quellen sprachen jüngst von einem früheren Zeitpunkt im April oder noch früher, und es gibt Gerüchte, wonach es noch davor zu einem Angriff auf Damaskus kommen soll.

Die iranische Regierung hat über ihren Botschafter bei den Vereinten Nationen darauf hingewiesen, daß der Iran das Recht habe, sich zu verteidigen und dazu auch in der Lage sei. Seit November ist auch in Israel eine heftige Debatte ausgebrochen, in der die früheren Chefs von Mossad und Shin Beth sowie frühere Generalstabschefs vor einem Angriff auf den Iran gewarnt haben, denn dadurch geriete nicht nur Israel in Gefahr, sondern die gesamte Region könnte für 100 Jahre in völligem Chaos versinken.

Nach sorgfältiger Einschätzung der Lage mit Hilfe vieler informierter Kreise auf der ganzen Welt soll es nach meinem besten Wissen zu einem Irankrieg kommen, und aufgrund der Logik der Situation wird er nicht auf die Region beschränkt bleiben. Sobald er anfängt, besteht die akute Gefahr, daß daraus ein globaler Atomkrieg wird.

Der russische Außenminister Lawrow hat in diesem Zusammenhang erklärt, ein Angriff auf den Iran würde zu einer Kettenreaktion führen, die die ganze Welt destabilisieren könnte. Niemand wüßte, wo dies enden würde.

„Gegenseitig zugesicherte Zerstörung“

Ich denke, es ist noch schlimmer. Es liegt in der Logik der dort angehäuften Waffen, daß man einen solchen Krieg nicht mit einer einzelnen Atombombe beginnt, dann auf den Vergeltungsschlag wartet und anschließend eine zweite einsetzt, sondern man hat es eindeutig mit einer Situation der „Gegenseitig Zugesicherten Zerstörung“ (Mutually Assured Destruction) zu tun, was die NATO-Doktrin zu der Zeit war, als es noch den Warschauer Pakt gab. Ein Element dabei ist, daß Kernwaffen so schrecklich sind, daß es einem normalen Menschen gar nicht in den Sinn käme, jemand könnte sie jemals einsetzen, da dies zur Auslöschung der Zivilisation führen würde.

Die Gefahr liegt darin, daß jemand, der einen solchen Krieg plant, wahrscheinlich in einem Überraschungsschlag das gesamte Arsenal auf einmal abfeuern würde, um als einzige Siegermacht zurückzubleiben. Jeder Militärexperte in Europa oder jeder Nahostbeobachter weiß und wird einem im privaten Gespräch bestätigen, daß ein Krieg gegen den Iran das Äquivalent des Dritten Weltkriegs wäre. Und da dies allgemein bekannt ist, eröffnet sich da nicht für jemand die Möglichkeit, den Krieg mit einem großen Bluff zu gewinnen?

Man kann sich das als ein nukleares „Chicken Game“ vorstellen. Wahrscheinlich kennen Sie das „Experiment“ mit dem sogenannten „Feiglingsspiel“, das man vor vielen Jahrzehnten in Kalifornien machte: Zwei Autos rasen mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zu, und verloren hat der, der als erster die Nerven verliert und im letzten Moment dem Zusammenstoß ausweicht.

Das allein ist schon ziemlich verrückt, aber das gleiche mit Atomwaffen zu versuchen, ist der Höhepunkt von Kriminalität und Wahnsinn. Der Wahnsinn geht hierbei so weit, daß man die Auslöschung der gesamten Menschheit riskiert. Wie leicht könnte angesichts der Vielzahl der dort konzentrierten Kriegsschiffe, Raketen usw. so etwas durch einen Zwischenfall ausgelöst werden? Wie schnell könnte es zu einem Tonkin-Zwischenfall kommen, der das ganze in die Luft gehen läßt?

Rückblickend läßt sich eindeutig sagen, daß für Truman keinerlei Notwendigkeit bestand, die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen, denn Japan hatte praktisch bereits kapituliert; über den Vatikan waren bereits Verhandlungen angelaufen. Die Bomben wurden trotzdem abgeworfen, um das Prinzip der Schrecklichkeit zu demonstrieren, das Prinzip, daß es jetzt eine Waffe gebe, die so schrecklich ist, daß von nun an niemand mehr es wagen würde, sie einzusetzen. Dies diente auch jenen als Vorbereitung, die dachten, nach dem Zweiten Weltkrieg werde es zum Dritten Weltkrieg kommen, und man erinnere sich an die berühmte Äußerung von Bertrand Russell 1946, als er einen präventiven Atomschlag gegen die Sowjetunion vorschlug.

Dadurch eröffnet sich im Grunde die Option eines Bluffs, d.h. zu sagen: „Ihr müßt kapitulieren. Wenn nicht, werden wir einen globalen Atomkrieg anfangen!“ Hinter diesem Denken stecken die Kräfte des Britischen Empire, und auch wenn es für einen normal denkenden Menschen sehr schwierig zu verstehen ist, gibt es Leute, die gern die Weltbevölkerung von jetzt sieben Milliarden auf eine Milliarde Menschen reduzieren wollen. Prinz Philip hat es viele Male gesagt, und es läßt sich belegen, daß darüber nachgedacht wird.

Mobilisierung des Westens richtet sich gegen Rußland und China

Grafik: LPAC
Abb. 2: Betrachtet man die derzeitige und geplante Ausweitung der US-Truppenpräsenz in Eurasien, im Indischen Ozean und im Pazifik, wird deutlich, warum Rußland und China sich als Ziele einer Einkreisungsstrategie sehen.

Angesichts des derzeitigen Militäraufgebots ist ganz klar, daß es hierbei nicht nur um Syrien und Iran, sondern um Rußland und China geht. Rußland macht seit langem geltend, daß das europäische Raketenabwehrsystem, das derzeit in Polen, Tschechien und wohl auch in Rumänien errichtet wird, Teil der Nato-Ausdehnung nach Osten und der Einkreisung Rußlands ist (Abbildung 2). Jeder weiß, daß diese sogenannten Raketenabwehrsysteme sehr schnell in Offensivsysteme umgewandelt werden können, und dann könnten diese Raketen Moskau in weniger als drei Minuten erreichen. Der russische Generalstabschef Makarow erklärte bereits vor einigen Monaten, daß es aufgrund dieses Systems die Gefahr eines Kernwaffenkriegs in Europa gebe, der dann völlig außer Kontrolle geraten könnte.

Präsident Medwedew hat kürzlich in Reaktion auf Präsident Obamas Entscheidung, die Politik von Bush und Cheney fortzusetzen, die Radarsysteme in Kaliningrad aktiviert. China kam zu dem gleichen Schluß, als Obama den strategischen Schwerpunkt in den Pazifik verlegte, wo die USA neue Basen in Australien und den Philippinen einrichten und neue Militärbündnisse schließen wollen, die auf eine Einkreisung Chinas hinauslaufen.

Damit steht ein Regimewechsel in Rußland und China auf der Tagesordnung. Im Augenblick ist das Netzwerk mobilisiert, das bereits für die „Orangene Revolution“ in der Ukraine und die „Rosenrevolution“ in Georgien verantwortlich war. Jetzt wird eine „weiße“ oder „Schneerevolution“ in Rußland gefordert. Dahinter stehen das Project Democracy, das National Democratic Institute (NDI), das International Republican Institute IRI, die Leute um Soros und andere.

Zu diesem Apparat gehört leider auch der neue US-Botschafter in Moskau Michael McFaul (wozu man nur sagen kann: nomen est omen), der bereits 1990 in Moskau für das NDI gearbeitet hat. Privat hat er sich immer damit gebrüstet, 1996 die Wiederwahl von Boris Jelzin „arrangiert“ zu haben. Tatsächlich haben die NDI-Netzwerke Jelzin irgendwie durchgedrückt, obwohl er bei den Russen absolut verhaßt war, die ihm zu Recht vorwarfen, Rußland an die Oligarchen und den Westen verkauft zu haben.

Dieser gleiche Apparat ist seit September letzten Jahres voll mobilisiert, um zu „beweisen“, daß die letzten russischen Parlamentswahlen gefälscht worden seien.

Auch für China steht ein Regimewechsel auf der Tagesordnung. So hat US-Senator McCain auf der Sicherheitskonferenz in München einen „Arabischen Frühling“ in Beijing gefordert, was eine klare Provokation gegen den chinesischen Vertreter auf der Konferenz war.

Grafik: LPAC
Abb. 3: In etlichen Ländern der arabischen Welt und Südwestasiens versucht der Westen, Regimewechsel durchzusetzen, Rußland und China sollen mindestens destabilisiert werden.

Das ist die Stoßrichtung der Empire-Fraktion seit 1990 (Abbildung 3). Man sieht hier die Länder, in denen auf einen Regimewechsel hingearbeitet wurde oder wird.

Vom Standpunkt des Imperiums ist diese Politik jetzt aber absolut vordringlich geworden, denn die transatlantische Region kollabiert, während Asien wirtschaftlich weiter wächst: China hat eine Wachstumsrate von 8-10%, Indien von 7-8%, in anderen Ländern ist es ähnlich, während Europa und die USA in der Krise versinken. In der russischsprachigen Ausgabe der chinesischen Volkszeitung hieß es, Rußland und China hätten festgestellt, daß beide Länder zur Zielscheibe gemacht wurden, seit Putin ankündigte, erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren. Deswegen sei jetzt eine starke Militärallianz zwischen beiden Ländern gegen diese Gefahren aufgebaut worden.

Schon vor der jetzigen Eskalation konzentrierten sich Rußland und China auf die Entwicklung modernster Wissenschaft und Technik, auf Investitionen in Anlagen höherer Energieflußdichte, den Bau inhärent sicherer Kernkraftwerke der 4. Generation, die Erschließung der Arktis und generell auf neue wissenschaftliche Grenzbereiche. Rußland will nach dem Vorbild einer möglichen Mondsiedlung oder einer isolierten Weltraumstation in der Arktis eine überkuppelte Stadt namens Umka mit 5000 Bewohnern bauen, die sich mit Nahrungsmitteln selbst versorgen kann. Geplant ist eine Stadt unter einem riesigen Dach von 1,5 km Länge und 800 m Breite, die im übrigen nur 6-8 Mrd. $ kosten würde - „Peanuts“ in unserer heutigen Welt der Rettungspakete. Ministerpräsident Putin hat in bemerkenswerten Reden und Artikeln deutlich gemacht, daß das Hauptproblem der Welt im Augenblick die Finanzblasen seien und er sich für ein System einsetze, in dem wieder die Produktion für die Realwirtschaft im Vordergrund stehe.

Auch die bemannte Raumfahrt ist ein wichtiges Thema zwischen Rußland und China. China hat erklärt, noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zu einer führenden Weltraumnation werden zu wollen. So wollen die Chinesen auf dem Mond Helium-3 abbauen, das sehr wichtig für die Kernfusion sein wird, und generell ist deutlich, daß Asien prosperiert, während die transatlantische Region kollabiert.

Griechenland zeigt: der Euro ist gescheitert

Lassen Sie mich dies klar sagen: Das Britische Empire, wie ich es eben definiert habe, wird lieber den Dritten Weltkrieg riskieren, als zuzulassen, daß Asien zur führenden Macht auf der Erde wird. Und das trotz der Tatsache, daß der Euro vollkommen gescheitert ist, wie man nirgends deutlicher sehen kann als in Griechenland, das jetzt kurz vor der Explosion steht. Gerade eben haben die großen Gewerkschaften Griechenlands zu einem allgemeinen Aufstand gegen die Abmachungen aufgerufen, die die berüchtigte Troika Griechenland aufgezwungen hat. Die Polizeigewerkschaft hat sogar angeregt, Haftbefehle gegen die Mitglieder der Troika zu erwirken. Mit einem gewissen Sinn für Humor wurde in einem Flugblatt inzwischen eine Belohnung von 1 Euro für die Inhaftierung der Troika-Mitglieder angeboten, was zeigt, wieviel Wert sie diesen Leuten beimessen.

Die griechische Bevölkerung ist vollkommen verzweifelt, und ich möchte nur ein paar Zahlen nennen, um zu zeigen, was die Politik der EU in Griechenland angerichtet hat. Griechenland ist schließlich die Wiege der Demokratie und vor allem von Solons Idee, daß der Zweck der Menschheit Fortschreitung im Schillerschen Sinn ist. 27,7% der griechischen Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, das sind rund drei der zehn Millionen Einwohner. Diese Zahlen sind von 2010, und 2011 ist die Lage noch viel schlechter geworden. 28,7% der Kinder unter 17 Jahren leben in Armut, womit Griechenland jetzt auf gleicher Stufe mit Lettland, Ungarn, Litauen und Polen steht. Im November 2011 war die Arbeitslosigkeit 20,9% - 48% mehr als 2010. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt jetzt bei 48%, d.h. jeder zweite Jugendliche ist arbeitslos! 50% der Ingenieure sind ohne Arbeit. Das ist wahrscheinlich das größte Vergehen, denn diese Leute wären für den Wiederaufbau der griechischen Wirtschaft unverzichtbar. Seit Beginn der Rettungspakete hat das Verhältnis der Verschuldung zum Bruttosozialprodukt von 120% auf 159% zugenommen.

Inzwischen sind immer mehr griechische Eltern gezwungen, ihre Kinder in SOS-Kinderdörfern abzugeben, weil sie sie nicht mehr ernähren können. Das ist einmalig in Europa; so etwas passiert sonst nur in Afrika und anderen armen Teilen der Welt. Doch zusätzlich zu den schon 200.000 Entlassenen will die Troika noch weitere 150.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes entlassen. Das Budget für Medikamentenlieferungen an Apotheken von 2,5 Mrd. soll um 1 Mrd. Euro gekürzt werden. Das bedeutet direkt eine Erhöhung der Sterblichkeit! Anders kann man das nicht ausdrücken. Auch das Mindesteinkommen von 740 Euro soll um weitere 22% gekürzt werden, bei Jugendlichen sogar um 32%. Gleichzeitig werden die Steuern angehoben werden: die Grundsteuer um 250% selbst für Leute mit einem kleinen Häuschen, und die Mehrwertsteuer auf 23%.

Das ist der Grund, warum die griechische Bevölkerung vor der Explosion steht und sagt: „Bis hierher und nicht weiter!“

Das Ende des Euro steht bevor

Sollte Griechenland den Euro verlassen, bedeutete dies höchstwahrscheinlich das Auseinanderbrechen der gesamten Eurozone. Das hätte Auswirkungen auch auf die amerikanischen Banken und könnte durchaus das gesamte Weltfinanzsystem zum Einsturz bringen. Der einzige Grund, warum das bisher noch nicht geschehen ist, liegt darin, daß die Federal Reserve und die EZB Geld drucken, wie es die Reichsbank 1923 in Deutschland getan hat. Das ist offensichtlich eine äußerst kurzsichtige Politik. Einige Zyniker sagen sogar, Gelddrucken und die daraus folgende Hyperinflation seien der einzige Weg, um die Staatsschulden zu senken. Das ist aber auch die brutalste Form, die Bevölkerung zu enteignen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle vor kurzem in einer Rede erklärt hat, die Rettungsversuche für den Euro und die forcierte europäische Integration führten zu einem Demokratieverlust in Europa. Das ist zwar immer noch eine maßlose Untertreibung, aber für jemanden in dieser Position ist das ein ziemliches Eingeständnis.

Man wird aus dieser katastrophalen Situation nur herauskommen, wenn man zugibt, das das Euro-Experiment gescheitert ist; es konnte nicht funktionieren, weil es von Anfang an darauf abzielte, Europa zu einer Unterabteilung eben des Britischen Empire zu machen. Denkt man noch einmal an 1989 zurück, was schließlich eine große historische Chance für Europa bedeutet hatte, so zwangen Thatcher, Mitterrand und Bush senior Deutschland damals, als Preis für die Wiedervereinigung die D-Mark aufzugeben. Thatcher begann ihre unerhörten Haßtiraden auf das „Vierte Reich“, und Jacques Attali, der Berater des französischen Präsidenten, hat berichtet, daß Mitterrand Deutschland sogar mit Krieg drohte. Die Bush-Administration setzte lieber auf Eindämmung durch Selbsteindämmung, indem man Deutschland die EU-Zwangsjacke verpaßte, was dann durch die EU-Verträge von Maastricht bis Lissabon geschah.

Die Bevölkerung wurde nie gefragt. Die Volksabstimmungen in Frankreich und Holland gingen negativ aus, und danach durfte sich das Volk nicht mehr dazu äußern, ob es diese Politik überhaupt wollte.

Die Befürworter des Euro-Experiments machten alle möglichen Versprechungen. Der Euro sollte für immer den Frieden in Europa garantieren. Die Realität ist heute, daß es seit 1945 noch nie soviel Haß zwischen den Nationen gegeben hat wie heute - gegen Deutschland, gegen Griechenland, gegen die EU.

Eine weitere Lüge lautete: „Europa stärken gegenüber den aufstrebenden Nationen“. Doch die Uneinigkeit, die derzeit in Europa herrscht, macht uns zum Gespött der ganzen Welt. Oder: „Stärkung der europäischen Wirtschaftsmacht“. Doch warum fährt Frau Merkel wie eine Bettlerin nach China, um Stützungsgelder für den Euro zu erbitten, wenn klar ist, daß die Chinesen zu schlau sind, sich auf so etwas einzulassen?

Grafik: LPAC
Abb. 4: Nach den Vorstellungen einiger westlicher Strategen sollen sich die USA künftig mehr um den pazifischen Raum „kümmern“, während Europa die „Verantwortung“ für Einsätze in Afrika übernehmen soll.

Der frühere Verteidigungsstaatssekretär Lothar Rühl schrieb vor kurzem in der Frankfurter Allgemeinen, die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik stehe vor neuen Herausforderungen, weil sich Amerika inzwischen mehr zum Pazifik orientiere; nach dem arabischen Frühling liege die Verantwortung Europas mehr im Westen, und da islamistische Fundamentalisten nach wie vor eine große Herausforderung im Krieg gegen den Terror bedeuteten, solle sich Europa besonders auf die Regionen östlich und südlich von Libyen konzentrieren, also auf Tschad, Sudan, das Horn von Afrika und das Arabische Meer (Abbildung 4). Im Zuge dieser einnehmenden Politik hat die EU soeben beschlossen, vermehrt mit Drohnen gegen afrikanische Flüchtlinge vorzugehen, die das Mittelmeer zu überqueren versuchen.

Eine solche europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik verlangt natürlich den Aufbau von Eingreiftruppen, Ferndistanzwaffen, Aufklärungsmöglichkeiten zu Luft und See, strategische Truppentransporte über große Entfernungen, Luftlandekapazitäten usw. usw. All das war bereits im Lissabon-Vertrag vorgesehen, weswegen wir ihn damals auch strikt abgelehnt haben. Diese Politik ist das beste Beispiel dafür, daß Europa nur noch der regionale Ausdruck eines globalen Imperiums ist, wenn es dafür überhaupt noch eines weiteren Beweises bedürfte.

In dieser Gesamtkonstellation macht sich Europa selbst zur Zielscheibe eines möglichen Kriegs. Der kürzlich neu ernannte russische Vizepremier Dmitrij Rogosin warnte vor kurzem, das Problem der NATO sei, daß sie weiter nach den vom ersten NATO-Generalsekretär Lord Ismay aufgestellten Prinzipien lebe, die da lauten: „Russen raushalten, Amerikaner drinnen halten und die Deutschen klein halten.“ Darüber sollten wir in Deutschland einmal nachdenken. Weiter warnte Rogosin vor dem geplanten europäischen Raketenabwehrsystem; die Menschen in Rumänien mögen denken, es werde ihnen helfen, doch tatsächlich machen sich die Europäer mit einer solchen Politik zu Geiseln und im Fall eines Krieges zur Zielscheibe von Vergeltungsangriffen.

Die heutige Lage ist im Grunde vergleichbar mit der Zeit Anfang der achtziger Jahre, als die Pershing-II- und SS-20-Mittelstreckenraketen in Europa stationiert wurden. Die deutsche Sicherheitslage sah damit im Kriegsfall so aus, daß Deutschland den ersten Schlag von einer Seite und dann einen zweiten Schlag von der anderen Seite erhalten und somit keinerlei Überlebenschance gehabt hätte. Genau in die gleiche Lage geraten wir heute wieder.

Eine neue Friedensordnung für die Welt

Doch selbst in dieser verrückten Situation gibt es eine Lösung! Wir müssen den Zusammenbruch des Euro als Chance begreifen. Als 1989 das kommunistische System kollabierte, bedeutete dies eine ungeheure Chance, eine neue Friedensordnung für die Welt zu schaffen. Jetzt erleben wir den zweiten Zusammenbruch eines Systems, und dieses Mal sollten wir die Lehren aus 1989 ziehen und nicht noch einmal den Fehler begehen, einfach ein System fortzuführen, das bereits völlig bankrott ist.

Wir müssen so vorgehen: Griechenland muß zur Drachme zurückkehren, die anderen europäischen Nationen sollten wieder D-Mark, Franc usw. einführen, um ihre Souveränität über Währung und Wirtschaft zurückzugewinnen. Sämtliche EU-Verträge von Maastricht bis Lissabon werden gekündigt, so daß unsere Nationen wieder ihre souveräne Kontrolle als Republiken erhalten.

Das bedeutet nicht, daß wir „anti-europäisch“ wären - ganz und gar nicht! Wir sind mehr für Europa als die jetzigen EU-Bürokraten, die sich nicht im geringsten um die europäische Bevölkerung scheren, seien es die Griechen, die Deutschen oder die Italiener. Wir brauchen wieder ein Europa der Vaterländer in der Tradition de Gaulles, und wir sollten das gleiche tun, was Franklin D. Roosevelt in den dreißiger Jahren tat, als er Amerika aus der Depression führte: Die sofortige Einführung von Roosevelts Glass-Steagall-Trennbankensystem ohne jede Abstriche.

Die fiktiven Schulden, deren genaue Höhe man wegen des Schattenbankensystems gar nicht kennt, müssen gestrichen werden. Wahrscheinlich sind das etwa 1,5 Billiarden Dollar oder Euro, was dem Umfang des gesamten Derivatemarktes entspricht.

Dann müssen wir ein Kreditsystem einführen, wie es vom ersten amerikanischen Finanzminister Alexander Hamilton entwickelt wurde: Kreditvergabe für zukünftige Produktion in Übereinstimmung mit den wissenschaftlichen Prinzipien der physischen Ökonomie. Über solche Kredite finanzierte Investitionen müssen dazu dienen, die Energieflußdichte der Wirtschaft zu erhöhen und eine neue Ebene wissenschaftlicher und technologischer Durchbrüche zu erreichen.

Die dafür erforderlichen Schritte sind wissenschaftlich definierbar. Darüber werde ich gleich mehr sagen.

Wir brauchen außerdem feste Wechselkurse wie beim Bretton-Woods-System: ein Kreditsystem zwischen vielen Nationen für die kommenden 50 bis 100 Jahre.

Das oligarchische Modell zurückweisen

Was muß man dafür tun? Als ersten Schritt muß man erkennen, daß Europa im Kontext der gegenwärtigen EU ein oligarchisches Empire ist, und wir müssen die Idee des Oligarchismus zurückweisen. Friedrich Schiller hat das oligarchische Modell in seiner Schrift über „Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon“ sehr gut beschrieben: Sparta wurde von einer kleinen, oligarchischen Elite regiert, sie hielt bewußt die Masse der Menschen dumm und hatte das Recht, sozusagen „die Herde zu keulen“, wann immer sie zu zahlreich wurde, und erlaubte der Jugend Spartas beispielsweise, die Heloten zu töten - dieses System muß für immer verschwinden.

Nun, viele erkennen das vielleicht nicht, aber die Realität ist, daß die Welt schon seit mindestens 4000 Jahren unter einer oligarchischen, imperialen Struktur lebt. Da war zunächst das Persische Reich. Als die Griechen dann dieses Persische Reich besiegt hatten, hätten sie den Attischen Seebund in ein Bündnis gleichberechtigter Partner verwandeln können, aber statt dessen beschlossen sie, daraus ein Imperium zu machen. Thukydides hat das in seiner Geschichte des Peloponnesischen Krieges beschrieben.

Darauf folgten dann das Römische Reich, das Byzantinische Reich, die Kreuzzüge, die im Interesse des venezianischen Bankensystems unternommen wurden, und das Britische Empire, das in verschiedenen Formen seit 1763 bis heute existiert, heute in Form der Globalisierung und der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung.

Ich weiß, daß sich einige aufregen werden: „Europa, die EU, ein Imperium?“ Nun, warum sagen die Leute sonst: „Man kann ja doch nichts tun?“ Was sagt das über das System aus, unter dem wir leben, wenn die Menschen das glauben? Es ist offensichtlich eine oligarchische Diktatur, wo es für den einzelnen nicht möglich ist, zu intervenieren. Warum, glauben Sie, haben die europäischen Regierungen und die Regierungen der G20 seit viereinhalb Jahren, seit dem Ausbruch der gegenwärtigen globalen Finanzkrise im Juli 2007 praktisch nichts getan, um das völlig deregulierte Finanzsystem in die Schranken zu weisen? Warum sind die Regierungschefs bloße Sprachrohre dieser oligarchischen Finanzordnung geworden?

Aber die Oligarchie, und das werden wir noch zeigen, wird sich als nichts anderes als ein Umweg in der Evolution erweisen, als ein Irrweg, eine Fehlbildung.

Denn das oligarchische Modell setzt ein Universum voraus, das so nicht existiert. Es beruht auf der Idee, daß der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik gültig ist. Es beruht auf den Ideen des Clubs von Rom, seiner berüchtigten Idee der „Grenzen des Wachstums“, wonach die Welt ein geschlossenes System sei und wir irgendwie ein Gleichgewicht mit den endlichen Ressourcen erreicht hätten und deshalb in einem geschlossenen System das Bevölkerungswachstum die größte Bedrohung für die Privilegien der Elite sei. Das ist es offensichtlich, was Kissinger schon 1974 in seinem berüchtigten Dokument „NSSM 200“ zum Ausdruck brachte. Das war übrigens auch die Ideologie der Nazis mit ihrer Idee des „Lebensraums“ in einem angeblich begrenzten Planeten. Das ist auch der Kern der Idee der britischen Geopolitik, die Mackinder und Milner zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu der verrückten Idee brachte, daß derjenige, der das „eurasische Herzland“ beherrsche, auch den Globus beherrsche. Das war es, was zum Ersten Weltkrieg führte, und das droht uns nun in den Dritten Weltkrieg zu führen.

Das oligarchische Modell ist verbunden mit dem Monetarismus, mit der Idee der Profitmaximierung für die Machtelite, der Verarmung der Masse der Bevölkerung, und das steht hinter dem Versuch, durch die Rettungspakete seit 2007 dieses Privileg zu verteidigen. Es ist auch verbunden mit der Idee eines Eigenwerts des Geldes.

Man braucht aber nur auf die Löschtaste am Computer zu drücken, dann verschwindet diese ganze Menge des Geldes, das da draußen ist. Oder es wird sich, wenn die FED und die EZB weiter Geld drucken, wie sie es jetzt tun, einfach in Luft auflösen, und man kann dann bald seine Wände mit Eine-Billion-Dollar- oder -Euro-Scheinen tapezieren, ähnlich wie 1923 in Deutschland.

Das oligarchische Modell ist auch verbunden mit der grünen Ideologie des „Umweltschutzes“, den Leuten, denen die Käfer wichtiger sind als die Menschen. Es ist verbunden mit „Mutter Natur“, der Gaia-Idee, der zyklischen, ewigen Wiederkehr des gleichen. Das ist die Vorstellung eines Universums in der Tradition Nietzsches, daß das Gute nur aus der Zerstörung hervorgehen kann, die Ideen Schumpeters, die derzeit die gesamte Wirtschaftspolitik der EU bestimmen. Und die Idee des Sparens, der begrenzten Ressourcen, der Erhaltung des Gleichgewichts der Welt - das ist absurd, aber es wird von den Medien verbreitet, von den Regierungen, von den Vertretern des anthropogenen Klimawandels, von den Hedgefonds, die damit große Profite machen. Aber das ist völlig verrückt, es ist nicht das Universum, in dem wir leben.

Grafiken: LPAC
Abb. 5 und 6: Das Universum entwickelt sich anti-entropisch zu immer höheren Energieflußdichten. Arten, die nicht in der Lage sind, dazu beizutragen, sterben aus, wie am Ende des Paläozoikums und des Mesozoikums (oben) - nur die Menschheit ist in der Lage, ihren Energieumsatz immer weiter zu steigern, und so ihr Überleben sicherzustellen (unten).

Das Universum ist kreativ!

Das Universum ist kreativ. Das Universum entwickelt sich in anti-entropischer Weise, und mein Ehemann, Lyndon LaRouche, und sein Basement-Team haben kürzlich wichtige Durchbrüche erreicht, indem sie die letzten 500 Mio. Jahre der vermuteten 13,7 Milliarden Jahre der Existenz des Universums genauer untersucht haben. In dieser Zeit gab es fünf große Artensterben, und insbesondere die beiden größten, die sogenannte PT-Extinktion und die KT-Extinktion, lassen wirklich einiges erkennen. Die Untersuchungen ergaben, daß das Entscheidende nicht das Massenaussterben war, obwohl bis zu 96% aller lebenden Gattungen ausstarben, sondern daß nur jene Organismen überlebten, die in der Lage waren, ihre Energieflußdichte zu vergrößern. Und das ist das Prinzip des Universums insgesamt.

Und diese letzten 500 Millionen Jahre beweisen über jeden Zweifel hinaus, daß der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik für das Universum insgesamt nicht gilt.

Ist unser Planet Teil des Universums? Oder ist unser Planet irgendwie außerhalb des Universums? Offensichtlich nicht. Seit die Menschheit existiert, also in den letzten mehreren Millionen Jahren, was am großen Maßstab gemessen nur eine Minute vor zwölf ist, wurde die menschliche Kreativität zur treibenden Kraft in dieser Entwicklung. Die Gesetze des Universums sind offensichtlich anti-entropisch, und die Steigerung der Energieflußdichte hat sich über Hunderte von Millionen Jahren als das Gesetz des Universums erwiesen. Die Entwicklung vom Anorganischen zum Biologischen und zur menschlichen Kreativität - eine Unterscheidung, die wir zuerst schon im 15. Jahrhundert bei dem großen Denker Nikolaus von Kues finden, und die von Wernadskij durch seinen Begriff der Noosphäre weiterentwickelt wurde - beruht auf der richtigen Idee, daß wir es mit einem Anstieg der Energie des Systems zu tun haben.

Lyndon LaRouche hat den Begriff der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte, in dem sich dieses Gesetz des Universums widerspiegelt, ja schon vor fast 50 Jahren entwickelt. Es ist richtig, daß in der Entwicklung der Gattungen auf diesem Planeten die Ressourcen auf jeder Stufe dieser Entwicklung begrenzt sind. Entweder ist die Gattung intelligent genug, um das nächsthöhere Energieniveau zu erreichen, oder sie geht unter. Deshalb sind die Dinosaurier untergegangen, und auch solche übergroßen Säugetiere wie die Mammuts haben nicht überlebt.

Nun, auch die Oligarchie ist so eine Gattung. Man kann darüber streiten, ob sie zu den Dinosauriern oder den Mammuts gehören, in jedem Fall aber ist ihr geistiger Metabolismus so geartet, daß ihr Verbrauch, in Form primitiver Akkumulation, im Verhältnis zur Intelligenz ihres Geistes nicht sehr effizient ist. Wie die Mammuts stellen sie eine Sackgasse der Evolution dar, und sie werden verschwinden. Die einzige Gefahr dabei ist, daß sie die Menschheit mit sich reißen.

Die Frage ist daher: Gibt es genug intelligente Menschen auf diesem Planeten, die auf der Grundlage dieser Erkenntnis handeln, daß die Zivilisation kurz davor steht, vor die Wand zu fahren, und die bereit sind, das zu ändern? Können wir bewußt die nächste Stufe der Entwicklung erklimmen - der Evolution, wenn Sie so wollen -, anstatt im Bereich des sogenannten Gleichgewichts, der begrenzten Ressourcen, der geopolitischen Kriege, der thermonuklearen Zerstörung und des Aussterbens unserer Zivilisation zu verbleiben? Sind wir bereit, den nächsten Sprung in der Evolution zu vollziehen, d.h. zur nächsten Stufe der Energieflußdichte, der Kernfusion, überzugehen, zu einem beschleunigten Programm zur Entwicklung der Materie-Antimaterie-Reaktionen, und zur bemannten Raumfahrt zu Mond und Mars als Mission?

Sind wir in der Lage, gemeinsam mit den galaktischen Gefahren fertigzuwerden, die offensichtlich unseren Planeten durch Änderungen im Wetterverhalten, in Vulkanausbrüchen, Erdbeben usw. beeinflussen? Die Astronauten und Kosmonauten, die kürzlich von der Weltraumstation ISS zurückgekehrt sind, haben in ihrer Pressekonferenz praktisch erklärt, daß die Dinosaurier einen Fehler gemacht haben, weil sie ihre DNA nicht auf andere Planeten gebracht haben, und deshalb solche Herausforderungen nicht überleben konnten.

Es ist wesentlich, zu erkennen, daß der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik ein Betrug ist. Das Universum läuft nicht ab mit der Tendenz zu zunehmender Unordnung, ganz im Gegenteil, es besteht eine Tendenz zu zunehmender Anti-Entropie. Die Evolution geht nicht von unten aus, wie Darwin argumentierte, sie ist nicht das Überleben der Angepaßtesten, sie geht von oben aus. Das haben Kues und Wernadskij erkannt, daß die höhere Gattung die niederen Gattungen mit sich nach oben zieht.

Und die Existenz der menschlichen Gattung, des menschlichen Geistes, ist das höchste Element im Universum, jedenfalls bisher, bis wir vielleicht anderes Leben im Universum entdecken, das existieren könnte, von dem wir aber nichts wissen. So ist die menschliche Gattung die bisher einzige, die bewußt Sprünge in der Evolution vollziehen kann. Das ist es, was Friedrich Schiller in seinem kleinen Epigramm beschrieben hat, als er schrieb: „Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren: Was sie willenlos ist, sei du es wollend - das ist’s!“ Und das konnte er bereits sagen, als noch niemand etwas von der Photosynthese wußte.

Der extraterrestrische Imperativ

Ein alter Freund von uns, Krafft Ehricke, der im Apollo-Programm für die Entwicklung der Centaur-Rakete und der Atlas-Rakete verantwortlich war, machte die schöne Bemerkung: „Die Welt ist nur für diejenigen begrenzt, die Sklaven ihrer pessimistischen Nullwachstums-Ideologie sind. Für diejenigen, die dem extraterrestrischen Imperativ folgen, ist sie unendlich.“

Er hat die schöne Idee entwickelt, daß die Kolonisierung des Weltraums der nächste notwendige Schritt der Evolution ist. Diese Evolution ist, daß das Leben sich durch die Photosynthese entwickelte, von den Ozeanen aufs Land kam, dann höhere Energieflußdichten entwickelte durch Infrastruktur und Erfindungen, die Energiequellen neu definierten, und zwar aufgrund der Notwendigkeit, stets schneller voranzuschreiten als die Wirkung des Verbrauchs und Verschleißes. Und wenn man auf der gleichen Ebene von Produktion und Verbrauch blieb, führte die Wirkung des Evolutionsprozesses in der Vergangenheit immer wieder zur Ausrottung von Gattungen, die nicht zum steigenden Bedarf des Universums nach steigendem Energiedurchfluß in der Biosphäre insgesamt beitrugen.

Krafft Ehricke hat schon vor vielen Jahrzehnten die Industrialisierung des Mondes und die Kolonisierung des Mars als Ziele definiert. Und das kann ich nur voll und ganz unterstützen, denn das schließt praktisch alle notwendigen Durchbrüche im Bereich von Wissenschaft und Kultur mit ein, die wir schaffen müssen, wenn unsere Zivilisation weiter existieren soll. Es erfordert den Kernfusionsantrieb für die Reise zum Mars, denn mit dieser Reise neun Monate zu verbringen, hätte unglaublich negative Auswirkungen auf die Körper der Astronauten, aber mit dem Kernfusionsantrieb kann man diese Zeit auf einige Tage oder höchstens Wochen reduzieren.

Deshalb müssen wir uns jetzt entschließen, zum Mars zu fliegen, auch wenn es vielleicht drei oder vier Generationen dauern wird, bevor wir wirklich anfangen werden, neue Städte auf dem Mars zu bauen - denn es bestimmt die Richtung, in die wir gehen wollen. Es entscheidet, welche Investitionen, welche Industrien wir brauchen werden, welche höheren Energieflußdichten zur Anwendung kommen müssen, und das ist offensichtlich nur möglich mit einem Kreditsystem, aber nicht, wenn wir in einem monetären System verbleiben.

Diese Steigerung der Energieflußdichte muß der Maßstab dafür sein, ob eine Investition in der Industrie gut oder schlecht ist. Das verstorbene russische Akademiemitglied Pobisk Kusnezow war sehr froh, als er LaRouches Theorie der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte kennenlernte, und er sagte: „Wissen Sie, angesichts der Tatsache, daß die großen Erfindungen oft den Namen ihres Entdeckers tragen, wie Watt oder Ampère, wird man Herrn LaRouche als Erfinder der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte anerkennen, indem man sie als ,La’ bezeichnet.“ Man wird sie also künftig als La bezeichnen.

Der extraterrestrische Imperativ, über den wir gesprochen haben, muß und wird der nächste Schritt der Evolution sein. Uns droht jetzt die mögliche Ausrottung, entweder durch einen thermonuklearen Krieg oder durch ein finsteres Zeitalter als Folge der Desintegration des Finanzsystems. Die Frage ist nun: Können wir uns ändern und uns für die Alternative entscheiden?

Wir können diesen Weg gehen, indem wir Europa wieder in eine Allianz souveräner Nationen bzw. souveräner Republiken verwandeln. Warum widmen wir uns nicht zusammen mit Rußland, China, Indien, den Vereinigten Staaten und anderen Nationen den gemeinsamen Zielen der Menschheit? Dem Bau der Weltlandbrücke, der Entwicklung der Arktis als neuer Frontregion der Wissenschaft, dem Bau von NAWAPA [Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz], der Überquerung der Beringstraße, dem Bau von Transaqua und anderen Infrastrukturprojekten für Afrika, der Weltraumfahrt.

Warum tun wir das nicht einfach? Ist das nicht sinnvoller, als sich durch einen Atomkrieg selbst zu zerstören?

Krafft Ehricke, der ein guter Freund von uns war, betonte noch einen anderen Punkt, den ich hier hervorheben will: Er sagte, daß Wissenschaft und technischer Fortschritt mit der klassischen Kultur verbunden sein muß, mit der ästhetischen Erziehung des Menschen, denn ob eine Wissenschaft oder Technik gut oder schlecht ist, das liegt nicht an dieser Technologie, sondern am Menschen - ob er für das Böse ist oder für das Gute. Der ästhetisch gebildete Mensch in der großen klassischen Tradition von Schiller, Beethoven, Dante und vieler anderer großer Persönlichkeiten würde Technik niemals für einen bösen Zweck verwenden. Das Problem liegt also nicht in der Wissenschaft und der Technik, sondern im Mangel an kultureller Entwicklung der Menschen.

Ich bin überzeugt, daß wir zwar im Moment vor der Gefahr der Auslöschung der Zivilisation stehen, daß wir aber, wenn wir uns dazu aufraffen, auch die geistigen Väter einer neuen Ära der Menschheit werden können, in der wir eine wahre Renaissance aufbauen und in der wir das Oligarchentum als eine Kinderkrankheit hinter uns lassen, die niemals wieder zurückkehrt.

Warum entschließen wir uns nicht, das zu tun?

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Niemand wird einen Weltkrieg überleben: Verhindert den Selbstmord der Menschheit!
- Neue Solidarität 6/2012
Die schlechteste Idee seit Brüning: Neues EU-Fiskalpaket zum Jahrestag der Machtergreifung!
- Neue Solidarität 4/2012
Hört auf den Ökonomen, der die Krise vorhergesagt hat - Lyndon LaRouche!
- Neue Solidarität 4/2012
Stellungnahmen und Reden der BüSo-Vorsitzenden
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)