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Neue Solidarität
Nr. 34, 21. August 2013

„Amerika ist keine britische Kolonie!“

EIR-Redakteur Gallagher antwortet Jamie Dimon.

Die Zeitung „The Oklahoman“ veröffentlichte am 7. August ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der größten US-Bank JP Morgan Chase, Jamie Dimon,1 in dem dieser Glass-Steagall angriff und behauptete: „Unsere Probleme in Amerika haben nichts mit Glass-Steagall zu tun und ein großer Teil der übrigen Welt hatte kein Glass-Steagall und hatte auch keine Probleme, etwa Kanada oder Australien.“ Dieselbe Zeitung publizierte eine Woche später, am 14. August, als Gastkommentar unter der Überschrift: „Wirtschaftsredakteur: Glass-Steagall-Gesetz muß wiederhergestellt werden“ eine Antwort des EIR-Wirtschaftsredakteurs Paul Gallagher. 2 Es folgt sein Text im Wortlaut.

In dem Artikel „JP Morgan Chase-Chef äußert sich zur Regulierung und dem Wachstum des Instituts“ vom 7.8. sagt Jamie Dimon, wir sollten das Glass-Steagall-Gesetz nicht wiedereinführen, weil Australien und Kanada angeblich auch ohne das Gesetz ganz gut ausgekommen seien. Ich bin anderer Meinung.

Amerika ist keine spärlich entwickelte und stark unterbevölkerte frühere britische Kolonie; es wurde zur führenden Industrie- und Agrarmacht der Welt dank des Kredit- und Geschäftsbankensystems, das auf George Washingtons Finanzminister Alexander Hamilton zurückgeht. Das Glass-Steagall-Gesetz von 1933 war eine Rückkehr zu Hamiltons Prinzipien des Nationalbankwesens, nachdem die Wall Street das Land in den 1920er Jahren weit vom rechten Weg geführt hatte, was zum Kollaps führte.

Dimon und seine Bankierskollegen taten nach der Aufhebung von Glass-Steagall 1998 das gleiche wieder, mit dem gleichen katastrophalen Resultat. Die Wiederinkraftsetzung des „Amerikanischen Systems“ durch das Glass-Steagall-Gesetz hätte schon längst passieren sollen. Es verhinderte, daß staatlich versicherte Einlagen der Geschäftsbanken für die Spekulationsgeschäfte von Investmentfirmen verwendet wurden.

Drei Anträge zur Wiederherstellung von Glass-Steagall liegen derzeit im Kongreß vor. Glass-Steagall-Resolutionen wurden in 26 Landtage von US-Bundesstaaten eingebracht; das Interesse daran ist inzwischen weltweit (u.a. mit vier Glass-Steagall-Anträgen im italienischen Parlament).

Heute, fast fünf Jahre nach dem Bail-out, sagt Dimon, seine Firma - die soeben eine 500-Mio.$-Geldbuße für die Manipulation des Strompreises in Kalifornien akzeptiert hat - brauche Glass-Steagall nicht. Dodd-Frank arbeitet für ihn, wenn man die Geldbuße damit vergleicht, wie Enron und seine Vorstandsleute letztendlich bestraft wurden.

Unter Glass-Steagall durften Banken keine Rohstoffe, Kraftwerke, Öltanker oder Metallager besitzen und damit spekulieren. Die Stromgeschäfte von JP Morgan Chase wären verhindert worden. Detroit, Philadelphia und andere Städte werden durch „Zinsswaps“ ruiniert, die auf dem manipulierten LIBOR-Zinssatz beruhen. Unter dem Glass-Steagall-Gesetz hätten die Banken diese Swaps gar nicht verkaufen dürfen. Wenn der Verkäufer nicht dieselbe Bank gewesen wäre, die auch ihre Kommunalanleihen zeichnete, welche Stadt hätte dann „Swaps“ gekauft?

Die Vereinigten Staaten haben ihre wesentlichen Industrien verloren, wie die Autoindustrie, die Stahlindustrie und die Kraftwerke, die die Grundlagen für Verkehr, Wasser- und Stromversorgung produzieren und den Menschen die gutbezahlten Arbeitsplätze bieten, die sie brauchen. Statt dessen spekulieren die Banken mit 60% der Bankguthaben im Land. Die Spekulationsverluste der Investmentbanken der Wall Street durch hypothekenbesicherte Wertpapiere wurden von der Bundesregierung aufgefangen. Glass-Steagall schützt die Bürger davor, daß sie für solche Verluste bezahlen müssen.

Glass-Steagall ist nicht bloß ein vernünftiges Bankengesetz, es bedeutet eine Rückkehr zu den Prinzipien Alexander Hamiltons, der nach dem Unabhängigkeitskrieg ein verschuldetes Land wieder aufbaute, indem er den Kredit für jede neue Welle der Produktion schöpfte, die wiederum die nächste finanzierte.

Dabei wächst jedesmal die Macht der Menschheit über die Natur, die sich in verbessertem Potential für die Produktion und die Intelligenz der Arbeitskräfte zeigt. Der Kongreß muß jetzt Glass-Steagall wiedereinführen.

(Gallagher ist Wirtschaftsredakteur des Wochenmagazins Executive Intelligence Review, das die Wiederherstellung des Glass-Steagall-Gesetzes unterstützt.)


Anmerkungen

1. Siehe http://newsok.com/jpmorgan-chase-ceo-jamie-dimon-weighs-in-on-banking-regulation/article/3869700

2. Siehe http://newsok.com/economics-editor-glass-steagall-act-must-be-restored/article/3871732