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Neue Solidarität
Nr. 8, 20. Februar 2013

Klassische Musik ist die Musik der Welt

Von Elvira Green

Elvira Green war Mezzosopranistin an der Metropolitan Opera in New York und ist seit acht Jahren Künstlerische Dozentin an der North Carolina University, wo sie einst ihre Studien begonnen hatte. Sie ist eine Schülerin der 2004 verstorbenen Pianistin und Gesangslehrerin Sylvia Olden Lee und unterstützte deren Kampagne für die Gründung eines Nationalen Musikkonservatoriums.

Darf ich alle, die hier im Publikum sitzen, einmal bitten, ihre Hände hochzuheben, so hoch sie können, und ihrem Nachbarn „Hi“ zu sagen. Etwas lauter bitte. - Ach, das war ja so sacht.

Ich bin sehr froh, heute nachmittag hier zu sein und etwas aus dem Erbe eines wunderbaren Menschen mit Ihnen zu teilen.

Zwei Frauen, die auf diesem Planeten gelebt haben, haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Die eine ist meine Großmutter, Elvira Katherine Pennington Watson, die andere ist Sylvia Olden Lee. Erlauben Sie mir, Ihnen etwas vorzulesen. Es ist mein Tribut an Sylvia Olden Lee anläßlich ihrer Ehrung durch den Nationalen Opernverband.

Während wir hier reden, zeichnet die Geschichte auf: Eine meisterhafte Musikerin, eine zierliche Frau mit orchestralen Fingern, ein symphonischer Geist und ein wahres lebendes Genie. Interpreten von Musik in allen Gestalten, die die Ehre hatten, bei Frau Lee zu studieren, wissen, was für eine vollkommene Künstlerin sie ist. Es wird niemals genug Worte geben, um meinen Dank für sie auszudrücken, dafür, daß sie mir das Handwerkszeug der Opern und der Klassik vermittelt hat, eine unerschöpfliche Anzahl von Charakteren zu kreieren. Es gibt keinen schöneren Dank für meine Aufführungen, als wenn gesagt wird: „Man merkt, daß Sie mit Sylvia Olden Lee gearbeitet haben!“

Frau Lee bat mich eines Morgens - sie fragte eigentlich nie, sie sagte bloß: „Wir gehen heute hier hin, heute machen wir das und das.“ So lud sie mich ein, mit ihr zu einem Treffen dieser wundervollen Vereinigung zu kommen, um über das Nationale Musikkonservatorium zu sprechen. Das war damals für mich eine wunderbare Gelegenheit, meinen Horizont zu erweitern und noch weiter zu öffnen in Bezug darauf, worum es bei der Musik geht - was sie für eine Kultur bedeutet, was es bedeutet, wenn Menschen etwas vor sich hinsummen, was es bedeutet, wenn jemand sich die Zeit nimmt, sich fein anzuziehen - oder auch nicht -, um sich eine Aufführung irgendwelcher Art anzuhören - ob kultiviert oder weniger kultiviert -, um etwas Kultur zu lernen. Auch wir können das.

Sie gab mir zu verstehen, daß diese Welt der klassischen Musik nicht nur einen Namen hat und auch nicht 100.000 Namen. Es ist die Musik der Welt, geschaffen von einer Welt von Menschen. Und ich möchte jetzt vielleicht noch drei oder vier Minuten nehmen, um über meine Welt als Fürsprecherin junger Menschen in den Künsten zu reden.

Seit einiger Zeit - sagen wir, sicherlich mehr als eine Woche - [Heiterkeit] bin ich viele Male um die Welt gereist, auch mit dem Schiller-Institut, um mit Kindern aus allen Schichten und allen Lebensbedingungen zu musizieren. Wir waren in einer kleinen Stadt und besuchten ein Waisenhaus - vielleicht ist jemand hier, der sich daran erinnert -, und da war ein ganz kleines Mädchen, das die Musik hörte und zu uns in den Raum kam. Da kam sofort ihr [Pflege-]Vater und zog sie buchstäblich am Arm wieder weg. Sie hat nicht geschrieen oder geweint. Als er sie losließ, kam sie zurück. Er holte sie wieder. Dann ließ er sie los und sie kam wieder zurück. Und er kam mit ihr, und sie sang nur: „Mary had a little lamb“. Sie hatte uns etwa fünf Minuten lang Kinderlieder singen hören. Ich weiß nicht, welche Sprache sie sprach, aber das war egal. Es war die Sprache der Musik.

Das ist es, was wir für junge Menschen tun. Ich befasse mich seit mehr als 20 Jahren mit diesem besonderen Aspekt der Musik, der klassischen Kunst, und veranstalte einen Opern-Sommerkurs für 7-17jährige. Sie sind drei Wochen lang da und sie lernen nicht bloß, wie man eine Oper singt, sondern auch Schauspielern. Sie lernen, auf Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Russisch zu singen - ich spreche alle diese Sprachen ein wenig. Am ersten Tag, wenn sie kommen, wissen sie noch nicht, daß sie lernen werden, eine Oper zu singen. Sie lernen die Geschichte kennen. Sie lernen einander kennen. Sie sprechen darüber, wo sie herkommen, und sie spielen zusammen in einer schönen Welt, in der die Kultur der klassischen Musik lebt.

Wenn der Tag vorüber ist, schreiben sie in ihr Tagebuch: „Ich kann es gar nicht abwarten, morgen wiederzukommen.“

Ich denke, die Kultur der klassischen Musik lebt wirklich und gedeiht. Und warum denke ich das? Weil ich darauf bestehe, daß es so sein soll. Und so war es auch bei den jungen Menschen, mit denen ich in all diesen Jahren gearbeitet habe. Einige von ihnen sind inzwischen erwachsen und wurden internationale Opernsänger oder Kulturunternehmer in der Welt der Musik oder des Films oder der Oratorien - alle die Möglichkeiten, ihre Kultur der Musik mit anderen zu teilen, ihr Verständnis, was es bedeutet, wenn man sagt: Ich singe Opern, ich singe Konzerte, ich singe Händel und Mozart und Dvorak und William Grant Still und alle diese wunderbaren Werke.

Wir lieben Musik. Und wir lieben die klassische Musik.

(Als Abschluß ihres Vortrags sang sie dann das Spiritual „I am a Pilgrim of Sorrow“.)