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Ein Ereignis der letzten Woche erinnert daran, wie leicht aus einer militärischen Drohhaltung ein atomarer Weltkrieg werden kann, der möglicherweise sogar mit dem Aussterben der Menschheit endet. Am 17. Februar wurde an Stanislaw Petrow, Oberstleutnant a.D. der Roten Armee, in Dresden die Friedensauszeichnung „Dresden-Preis“ verliehen. Petrow hatte 1983 sozusagen im Alleingang und unter Umgehung von Dienstvorschriften einen atomaren Dritten Weltkrieg zwischen den USA und der UdSSR verhindert.
Petrow war in der Nacht des 26. September 1983 diensthabender Offizier im Satelliten-Überwachungszentrum Serpuchow-15 bei Moskau, als das neue Frühwarnsystem den Start von fünf US-Atomraketen Richtung Sowjetunion anzeigte. Er hätte umgehend den Staatschef Juri Andropow über den Angriff informieren müssen, der dann über einen Gegenschlag hätte entscheiden müssen - welcher natürlich automatisch einen atomaren Gegenangriff der USA ausgelöst hätte.
Aber Petrow meldete „Fehlalarm“, weil er zu dem Schluß gelangte, daß die USA, wenn sie denn einen atomaren Angriff führen wollten, bestimmt nicht nur fünf Raketen abschießen würden. Tatsächlich hatte der Computer Spiegelungen von Sonnenlicht in den Wolken mit Startblitzen von Atomraketen verwechselt.
Petrow sagte bei der Preisverleihung in Dresden, an was er damals im entscheidenden Augenblick dachte: „Wer als erster auf den Knopf drückt, lebt nur 27 Minuten länger.“
Heute taucht wegen der aggressiven Politik des Westens dieselbe Gefahr wieder auf. So hat die einseitige Entscheidung von USA und NATO, nahe Rußlands (und Chinas) Grenzen eine Raketenabwehr zu stationieren, bereits ein neues Wettrüsten ausgelöst. Rußland verbessert u.a. systematisch seine Fähigkeit, seinerseits den Westen mit Atomraketen von Flugzeugen, Schiffen und U-Booten aus zu bedrohen. Und die Vorwarnzeit, um zwischen Alarm und Fehlalarm zu entscheiden, ist in den letzten 30 Jahren noch kürzer geworden.
wh