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Neue Solidarität
Nr. 9, 27. Februar 2013

Rücktritt des Papstes: ein Zeichen der Zeit

Ein Papstrücktritt ist ein seltenes Ereignis. Bisher war nur ein Papst freiwillig zurückgetreten - Coelestin V. - und das vor über 700 Jahren. Die Ankündigung von Benedikt XVI. vom 4. Februar, Ende des Monats zurückzutreten, zeigt daher, daß keine Institution gegen die gewaltige Krise der Menschheit immun ist, nicht einmal die katholische Kirche.

Es gibt keinen Grund, an den Motiven, die Josef Ratzinger für seine Entscheidung anführt, zu zweifeln - daß er nämlich erkannt hat, daß seine schwindenden Kräfte es ihm nicht mehr erlauben, die Kirche wirksam anzuführen. Allerdings sind es die Spaltungen innerhalb der Kirche und der Widerstand gegen seine Reformen, die diese Aufgabe so schwierig machen und dem bald 86jährigen Papst soviel Energie abfordern.

Seit nunmehr einem halben Jahrhundert sind die Fronten im Konflikt innerhalb der Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil definiert. Dieses von Papst Johannes XXIII. einberufene und von Papst Paul VI. zu Ende geführte Konzil schuf Leitlinien für einen Kurswechsel der katholischen Kirche in Übereinstimmung mit einer Vorstellung von Fortschritt im Sinne der „westfälischen“ Ordnung souveräner, unabhängiger Nationalstaaten. Der beste Ausdruck des Konzils ist die Enzyklika Populorum Progressio (Über den Fortschritt der Völker) von Paul VI., worin erklärt wird: „Der neue Name für Frieden ist Entwicklung.“ Es bedeutete einen Kurswechsel hin zu einer ökumenischen Politik und weg von der jahrhundertelangen oligarchischen Vorherrschaft in der katholischen Kirche.

Unter dem Pontifikat von Benedikt XVI. überlappte sich der Kampf zwischen den beiden Fraktionen mit dem Kampf zwischen der „Pro-Westfälischen“ und „Anti-Westfälischen“ Fraktion (die, wie z.B. Tony Blair, behauptet, der Westfälische Frieden und damit die Idee der nationalen Souveränität sei überholt) auf strategischer Ebene. Mit dem Ausbleiben einer Lösung der Weltkrise und dem zunehmenden Übergewicht der imperialen Fraktion im Westen hat diese auch im Vatikan Auftrieb erhalten. Der Konflikt ist in beispielloser Weise ausgebrochen und hat den Vatikan beinahe lahmgelegt. Er wird von außen attackiert und in inneren Kämpfen zerrissen, wobei der Papst in letzter Zeit von verschiedener Seite angegriffen wurde.

Es ist nicht auszuschließen, daß Joseph Ratzinger mit seiner Entscheidung „die Karten neu mischen“ will. Wenn ein Papst zurücktritt, geht mit ihm auch die Kurie (Vatikanverwaltung), und sein Nachfolger ernennt eine neue. Benedikt kann die Wahl des nächsten Papstes beeinflussen, weil er mehr als die Hälfte des Kardinalskollegiums selbst ernannt hat und die meisten anderen von seinem Vorgänger und Mentor Johannes Paul II. ausgesucht wurden. Er kann auf eine starke Fraktion setzen, die seinen Favoriten unterstützen wird.

Das Verhalten des Papstes in der Übergangsphase bis zum Rücktritt bestätigt diese Sicht. Bei seinem letzten öffentlichen Treffen mit Priestern im Vatikan am 15.2. sprach er ausführlich über das Zweite Vatikanische Konzil. Er sprach über eine Stunde lang frei, was zeigt, daß er trotz Alters und körperlicher Schwäche noch ganz Herr seiner geistigen Kräfte ist.

Seine Botschaft war: Das Konzil wurde den katholischen Gläubigen der Welt falsch vermittelt; er werde sagen, worum es wirklich ging und warum die Kirche diesem Weg folgen muß. Die Absicht sei vor allem gewesen, die Kirche der Welt und dem Fortschritt zu öffnen und die seit dem Galileo-Prozeß eingeschlagene Richtung umzukehren. Aber diese Absicht sei banalisiert dargestellt und umgesetzt worden und das habe zu katastrophalen Ergebnissen geführt. Glücklicherweise sei die Idee des Konzils jedoch so stark, daß sie sich langsam aber sicher durchsetzen werde.

eir