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Neue Solidarität
Nr. 9, 27. Februar 2013

Nach dem Meteoriten-Einschlag:
Aufruf zur Verteidigung der Erde

Asteroidenabwehr. Vor allem russische Stellen fordern eine internationale Zusammenarbeit zum Schutz vor Gefahren aus dem Weltraum.

Der Meteoritenregen über Rußland am 15. Februar und der Vorbeiflug des Asteroiden 2012 DA14 in Rekordnähe zur Erde haben viele Menschen zu der Erkenntnis aufgerüttelt, daß die wissenschaftliche Grundlagenforschung in dem Bereich dringend ausgeweitet und vertieft werden muß. Führende Wissenschaftler, allen voran aus Rußland, haben deutlich gemacht, daß der Schutz der Erde vor Asteroiden, Meteoren und Kometen jetzt eine gemeinsame Aufgabe die ganze Menschheit ist. Diese Gefahren in Umfeld unseres Planeten sind viel häufiger, als den meisten Menschen bewußt ist.

Der russische Vizepremier Dmitri Rogosin erneuerte seinen Aufruf aus dem Jahr 2011 zu einer russisch-amerikanischen Zusammenarbeit bei der Strategischen Verteidigung der Erde, kurz SDE. Interfax zitierte ihn: „Ich sprach schon früher über die Notwendigkeit einer internationalen Initiative im Zusammenhang mit der Einrichtung eines Frühwarn- und Präventionssystems für gefährliche Annäherungen von Objekten außerirdischen Ursprungs an die Erde.“ Der jüngste Vorfall in Tscheljabinsk im Ural unterstreiche die Dringlichkeit einer Lösung dieses Problems, so Rogosin. Gegenwärtig verfügten weder Rußland noch die USA oder irgendein anderes Land über Möglichkeiten, derartige Objekte unschädlich zu machen.

Rogosin erinnerte daran, daß er diese Frage der Verteidigung der Erde bereits angesprochen hatte, als er noch Rußlands Botschafter bei der NATO war. Der staatliche Fernsehsender RTR Vesti zitierte ihn: „Die Reaktion war Skepsis: ,Das kann nicht geschehen, weil es niemals geschehen kann.’ Es gab einige Kritik und viele haben gelacht.“

Heute lacht niemand mehr. Die russische Regierung ist inzwischen aktiv geworden, in Wien tagt eine Konferenz der Vereinten Nationen über die friedliche Nutzung des äußeren Weltraums und der Vorsitzende des Forschungs- und Weltraumausschusses im US-Kongreß Lamar Smith (Republikaner aus Texas) will in den kommenden Wochen eine Anhörung zu Möglichkeiten zur Identifizierung von möglicherweise gefährlichen Asteroiden veranstalten.

Rußland mobilisiert

Wie zu erwarten, mobilisiert die russische Regierung nun, um die praktischen Bedingungen und politischen Bündnisse für einen Schutz vor herabstürzenden Himmelskörpern zu schaffen. Der frühere Vizeverteidigungsminister Andrej Kokoschin erklärte in einem Interview mit Itar-Tass am 17. Februar, die Reaktion auf Gefahren aus dem Weltraum sei eine dringende Aufgabe für die Politiker und Regierungen ebenso wie für die Wissenschaftler. „Es wurden schon Menschen durch den Meteoritensturz geschädigt und verletzt“, sagte er. „Sollte ein größerer Himmelskörper die Erde treffen, wären die Wirkungen noch viel verheerender, vor allem, wenn er eine große Stadt treffen sollte. In bestimmten Fällen, so warnen viele Wissenschaftler, kann ein Asteroidenaufprall sogar das Ende der Menschheit bedeuten.“

Kokoschin ist Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und Gründungsdekan der Fakultät der Moskauer Staatsuniversität für internationale Politik. Er war zuvor am USA-Kanada-Institut und von 1997-99 Sekretär des Verteidigungsrates und des Sicherheitsrates der Russischen Föderation. Er ist derzeit auch erster stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Hochtechnologie in der russischen Staatsduma.

Er betonte, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, dies zu einem Thema der internationalen Politik zu machen. Man brauche koordinierte Bemühungen der internationalen Gemeinschaft auf der Grundlage von Entscheidungen der maßgeblichen Länder der Welt, die über die entsprechenden wissenschaftlichen Kenntnisse und Technologien verfügen. „Solche Technologien existieren in Rußland, den Vereinigten Staaten, China, der Europäischen Union und in gewissen Maß auch in Indien“, sagte Kokoschin. Die Frage sollte sowohl bilateral als auch in multilateralen Foren diskutiert werden. „Es ist höchste Zeit, ein gemeinsames internationales Zentrum zur Beobachtung und Reaktion auf natürliche Bedrohungen aus dem Weltraum zu gründen“, sagte Kokoschin. „Die UNO könnte im Rahmen ihrer Strukturen ein spezielles Gremium schaffen, das die Bemühungen der Mitglieder des UN-Sicherheitsrates und anderer UN-Mitgliedstaaten in diesem Bereich koordiniert.“

Parallel dazu forderte der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses der Staatsduma, Alexej Puschkow, die Schaffung eines internationalen Abwehrsystems gegen Asteroiden (AADS), in dem die Vereinigten Staaten mit Rußland und China zusammenarbeiten sollten. Das Magazin Space Safety berichtete: „Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der russischen Regierung, Alexej Puschkow, interpretierte die ,Botschaft’ anders und sagte: ,Statt sich auf der Erde gegenseitig zu bekämpfen, sollten die Menschen ein Europäisches Weltraum-Verteidigungssystem schaffen, die Vereinigten Staaten sollten sich uns und China anschließen, um das AADS - das Asteroiden-Abwehr-System - zu schaffen.“

Staatspräsident Wladimir Putin hat Vizepremier Rogosin persönlich damit beauftragt, bald einen Aktionsplan vorzulegen.

Was tut Amerika?

Damit stellt sich offensichtlich die Frage nach den Aussichten für eine internationale Zusammenarbeit, nicht zuletzt seitens der Vereinigten Staaten. Soweit bekannt ist, haben die USA auf Rogosins Angebot einer Zusammenarbeit in einem Programm zur „Strategischen Verteidigung der Erde“ bisher niemals ernsthaft reagiert.

Dabei muß man festhalten, wie Lyndon LaRouche dazu jüngst betonte, daß die Menschheit bei den Vorbereitungen auf Bedrohungen aus dem Weltraum praktisch drei Jahrzehnte verloren hat. Deshalb seien nun außerordentliche Anstrengungen notwendig, um das entsprechende Personal auszubilden und die notwendigen Anlagen aufzubauen, mit denen unser Planet vor der Bedrohung durch erdnahe Objekte geschützt werden kann.

LaRouche hatte Rogosins Vorschlag 2011 umgehend aufgegriffen und voll und ganz unterstützt. Er beschrieb es als eine Erweiterung der ursprünglichen Strategischen Verteidigungsinitiative, die er selbst 1977 den USA und Rußland als Gemeinschaftsprojekt einer Raketenabwehr mit Zukunftstechnologien - z.B. gerichteten Energiestrahlen - vorgeschlagen habe. US-Präsident Ronald Reagan habe das zwar 1983 mit der SDI aufgegriffen, aber dieses Programm sei inzwischen sabotiert worden. Heute forschen die USA bei der SDI nur an der ineffektiven kinetischen Methode mit Abwehrraketen, die auch für die im Aufbau befindliche NATO-Raketenabwehr in Europa genutzt wird. Nicht weniger als vier verschiedene offizielle Berichte, die der US-Kongreß beim Rechnungshof GAO in Auftrag gab, bezeichnen diese Methode als völlig ineffektiv.

Nach Schätzungen der NASA gibt es etwa 11,5 Millionen erdnahe Asteroiden mit einem Durchmesser von weniger als 30 m und etwa 500.000 mit einem Durchmesser zwischen 30 und 100 m. Weniger als 1% von ihnen sind bisher entdeckt worden, und es gibt derzeit kein laufendes Programm, um alle diese kleineren Objekte systematisch zu suchen.

Bei einer Pressekonferenz am 15. Februar bestätigte ein NASA-Sprecher, daß die US-Weltraumagentur derzeit nicht den Auftrag hat, solche Objekte zu suchen, geschweige denn die Erde vor Objekten dieser Größe zu schützen. Ihr sind die Hände gebunden durch die Vorgaben und Kürzungen der Regierung Obama.

Derzeit wird zwar viel über denkbare praktische Möglichkeiten diskutiert, solchen Gefahren zu begegnen, und das neuerdings sogar in den Massenmedien, trotzdem bleibt festzuhalten, daß drei Jahrzehnte verloren wurden. Hätte man LaRouches SDI-Plan umgesetzt, dann hätten wir heute vermutlich schon Mittel zur Abwehr eines Meteoriteneinschlags wie in Tscheljabinsk.

Der Meteoritenschauer von Tscheljabinsk ist für die Bewohner dieses Planeten eine klare Warnung: Die verfehlte Wirtschafts- und Außenpolitik der letzten 30 Jahre muß aufgegeben werden. Die Zukunft der Menschheit liegt in der internationalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Kapazitäten zur strategischen Verteidigung der Erde - sonst werden wir überhaupt keine Zukunft haben.

nbs