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Neue Solidarität
Nr. 14-15, 1. April 2015

Der biogeochemische Effekt der Kultur

Von Megan Beets

Der folgende Vortrag wurde von Megan Beets, Mitglied des „Basement“-Wissenschaftsteams des LaRouche-Aktionskomitees, am 2. November 2013 in Los Angeles auf einer Konferenz des Schiller-Instituts über das „Neue Paradigma“ gehalten. Das Video ihrer Rede auf englisch ist verfügbar auf http://www.youtube.com/watch?v=OZsDFNsnAc8.

Ich möchte etwas genauer auf das eingehen, was hier bereits angeklungen ist, insbesondere in den musikalischen Beiträgen, aber auch in dem, was Helga Zepp-LaRouche über die Frage der Kultur, des Schönen und der Notwendigkeit einer neuen Renaissance gesagt hat. Man kann ganz klar sagen, daß wir den jetzigen politischen Kampf nicht gewinnen und die von uns vorgestellten Projekte nicht umgesetzt werden können, wenn wir unsere verkommene Kultur beibehalten.

Das eine ist mit dem anderen unvereinbar. Wir stehen somit vor einem wahrhaft großen Moment der menschlichen Freiheit, der sich in diesem Ausmaß noch nie in der Menschheitsgeschichte geboten hat.

Ich möchte deshalb aufzeigen, daß Schönheit und Kultur und insbesondere Musik nicht die Nachwirkungen einer großen wissenschaftlichen oder politischen Revolution, keine bloße Begleiterscheinung sind. Sie sind nicht etwas, das sich automatisch im Gefolge eines Zusammenbruchs politischer Freiheiten einstellt, sondern schöne Kultur ist in Wirklichkeit der notwendige Antrieb hinter der Politik und wissenschaftlichen Entdeckungen.

Zunächst möchte ich jedoch auf etwas hinweisen, was eigentlich allgemein bekannt sein sollte, daß nämlich die heutige Kultur seit der Zeit der Ermordung Kennedys weltweit zunehmend degeneriert ist. Es gibt zwar kleine Bereiche, die nicht verkommen und deshalb sehr wertvoll sind, aber insgesamt wurde die Menschheit auf eine tierische Ebene herabgezogen. Die ganze Freizeit, die Unterhaltungskultur, ist nur noch darauf abgestellt, die niedrigsten menschlichen Instinkte, die niedrigsten körperlichen Empfindungen und Lustgefühle anzusprechen, die wir mit den Tieren gemein haben. Eine Bevölkerung in diesem Zustand kann keinen Kampf für politische Freiheiten führen.

Wenn wir davon sprechen, ein neues Paradigma zu verwirklichen und zu einem Entwicklungsgang zurückzukehren, auf dem wir uns vor der Ermordung Kennedys befanden, bedeutet das in gewisser Weise die Schaffung einer neuen Zivilisation. Herr LaRouche hat im letzten Jahr [2012] große Anstrengungen gemacht, um in mehreren Schriften genau diese Frage anzusprechen, was den Menschen so einzigartig macht und was man wirklich menschlich nennen kann. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, daß der Mensch kein Tier ist. Was uns von den Tieren unterscheidet, ist die Natur des Menschen, in seiner Erfahrung und seiner Existenz über die reine Sinneswahrnehmung, über das Hier und Jetzt hinauszugehen.

Ich möchte eine kurze Passage aus einem seiner letzten Dokumente vorlesen, das „Die Suche nach einer verloren gegangenen Wahrheit“ überschrieben ist:1

Sehr direkt fordert Herr LaRouche damit die heutige Menschheit auf, sich der Umklammerung durch eine oligarchische Kultur zu entziehen, die auf reiner Sinneswahrnehmung beruht. Das können wir erreichen, wenn wir selbst uns eine Kultur mit einer ganz neuen Erfahrung schaffen - der Erfahrung, Wahrheit zu erkennen. Hierzu möchte ich Ihnen die Gedanken einiger der größten Denker der Vergangenheit vorstellen, die sich damit auseinandergesetzt haben, wie dem Menschen das Erleben von Wahrheit möglich ist.

Wernadskij: Was ist der Effekt von Leben?

Anfangen möchte ich mit Wladimir Wernadskij, einem großen russisch-ukrainischen Biogeochemiker, der sein ganzes Leben dafür eingesetzt hat, die Entwicklung des Planeten Erde in ihrer geschichtlichen Organisation wissenschaftlich zu erfassen, d.h. wie sich die Erde durch chemische, energetische und menschliche Einflüsse verändert hat.

Wernadskij studierte die Milliarden Jahre lange Erdgeschichte und die besonderen chemischen und geologischen Formationen, die sich dabei entwickelt haben, und er untersuchte die Lebensprozesse in diesem Zusammenhang. Er nahm die Untersuchung des Lebens den Biologen aus der Hand, die Lebewesen meist nur in ihrem Hier und Jetzt, nach ihrer Form, ihrer Lebensdauer und anderen Merkmalen betrachteten. Wernadskij hingegen sagte, man müsse Leben danach untersuchen, was es bewirke. Er erkannte, daß Leben kein festes Ding ist, das zu einem bestimmten Zeitpunkt existiert. Über evolutionäre Zeiträume sieht man einen deutlichen Wechsel in den Arten; es gibt zu keinem Zeitpunkt etwas Fixes. Lebewesen bestehen nicht aus der gleichen Materie wie noch vor ein, zwei oder fünf Jahren. Nichts in unserem Körper ist noch das, was es einmal vor 15 oder 20 Jahren gewesen ist. Wir sind alle ein völlig anderes Stück physischer Materie.

Das trifft für alles Lebende zu. Was ist somit an einem Lebewesen bleibend? Aus Wernadskijs Sicht nennt sich das, was bleibt, die „biogene Wanderung der Atome“, worunter man die Einwirkung des Lebenden auf seine Umwelt versteht. Wie geschieht es, daß Lebewesen Materie aus der Umwelt herausziehen, diese Materie in chemische Verbindungen umwandeln, die außerhalb des Lebens nicht existieren - eine Art Transmutation, die es sonst nirgendwo gibt? Die Stoffe verlassen den Körper dann wieder entweder durch Ausatmung, Ausscheidung oder Tod, und die Materie, die einmal lebte, wird dann Teil der geologischen Geschichte des Planeten.

Man denke dabei an die vielen bekannten nichtlebenden Prozesse, die Veränderungen auf der Erde bewirken: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tornados, Hurrikans, andere extreme Wetterphänomene. Doch Wernadskij stellte fest, daß das Leben auf der Erde einen noch stärkeren energetischen Effekt hat - es bewegt mehr Materie durch die Biosphäre als jeder andere nichtlebende Prozeß, der sich belegen läßt: Leben ist die stärkste Kraft auf dem Planeten.

Dieser Prozeß, der im Laufe der biologischen Zeit immer mehr an Intensität gewann, gipfelte im Erscheinen des Menschen. Und der Mensch ist eine ganz besondere Gattung. Wir haben scheinbar einen tierischen Körper, wir essen und wir atmen und wir befriedigen materielle Bedürfnisse, die auch Tiere befriedigen müssen.

Doch der Mensch macht etwas völlig Einzigartiges in der Biosphäre: Die maßgebliche Auswirkung der vom Menschen ausgelösten biogenen Wanderung von Materie ist nicht biologisch. Tatsächlich ist das, was wir durch Nahrungsaufnahme und körperliche Überreste zur Veränderung des Planeten beitragen, äußerst unbedeutend, wenn man dies etwa mit der Aktivität von Bakterien vergleicht.

Doch der Einfluß der biogenen Wanderung von Atomen durch Technologie, die Stärke der biogenen Wanderung von Materie durch die Kräfte der Kultur übersteigt alles, was ansonsten in der Biosphäre möglich ist. Der Mensch ist die stärkste Kraft, um die potentielle Energie und Organisation auf dem Planeten Erde und darüber hinaus zu verändern und zu gestalten.

Wie geschieht das?

Wernadskij selbst stellte fest, daß sich der menschliche Körper im Laufe seines Daseins fast gar nicht verändert hat. Selbst das menschliche Gehirn ist im Laufe seines Daseins strukturell nahezu unverändert geblieben. Doch wenn man die Stoffe betrachtet, die die menschliche Gattung heute verwendet, welche Materialien wir nicht nur in den Körper, sondern in unsere Volkswirtschaften aufnehmen, welche Stoffe vorhanden sind und welche Prozesse wir auf unserem Planeten einsetzen - wenn man das mit dem Zustand vor 100, 200 oder gar 1000 Jahren vergleicht, könnte man meinen, diese Momentaufnahmen würden eine andere biologische Art darstellen.

Was man dabei beobachtet, ist das Äquivalent verschiedener Arten in der Biosphäre. Und doch ist der Mensch in dieser ganzen Zeit immer die gleiche Gattung geblieben. Wie hat der Mensch das gemacht?

Die Noosphäre

Wernadskij hat 1945 eine kurze Schrift mit dem Titel Einige Worte über die Noosphäre geschrieben, wobei Noosphäre der Begriff ist, mit dem er die menschliche Einflußsphäre und den Effekt menschlichen wissenschaftlichen Denkens auf den Planeten bezeichnet. In Einige Worte über die Noosphäre schreibt er, daß das menschliche wissenschaftliche Denken keine Form der Energie ist. Es hat keine Masse. Wissenschaftliches Denken hat keine meßbare Energie. Wie kann es aber sein, daß es so gewaltige Veränderungen hervorruft? Und wo ist diese Fähigkeit angelegt?

In seinem Tagebuch findet sich hierzu ein interessanter Eintrag: „Musik scheint mir der tiefste Ausdruck des menschlichen Bewußtseins zu sein, denn selbst in der Dichtung, der Wissenschaft und in der Philosophie, wo wir mit logischen Konzepten und Worten operieren, begrenzt und verzerrt der Mensch oft unwillkürlich und häufig das, was er erlebt und versteht. Im Rahmen von Tjutschews ,Ein Gedanke, der unwahr ist, sobald er geäußert wurde’ bewahren wir in der Musik ungeäußerte Gedanken.2 Es wäre sehr interessant, den offensichtlichen Einfluß der Musik auf das wissenschaftliche Denken konkret zu verfolgen.“

Wernadskij schreibt in seiner Schrift Wissenschaftliches Denken als planetare Erscheinung:

In der gleichen Schrift macht er die sehr interessante Beobachtung, daß sich die Organismen in der Biosphäre als kollektives Ganzes - samt aller Lebewesen, die vor ihnen existierten - nicht darüber bewußt sind, daß sie etwas zu der größten verändernden Kraft auf dem Planeten beitragen. Kein Tier hat je darüber nachgedacht. Für das Tier geht es darum, seine täglichen materiellen Bedürfnisse zum eigenen Überleben zu befriedigen. Deswegen folgt ein Vogel den Magnetfeldlinien, um zu weit entfernten Gegenden der Erde zu ziehen. Kein Tier ist sich darüber im Klaren, daß es Teil eines umfassenden kumulativen Effekts ist.

Wernadskij stellt jedoch auch fest, daß es mit den meisten Angehörigen der menschlichen Gattung ähnlich ist - was tatsächlich ziemlich unglaublich ist, wenn man es genau bedenkt. Selbst wenn man lange historische Entwicklungen betrachtet, ist es nicht das Ziel der meisten Angehörigen der menschlichen Gattung, die Noosphäre insgesamt zu verwirklichen bzw. die Geochemie des Planeten auf ihr höchstes Potential zu heben. Das haben die meisten Leute oder Politiker nicht vor Augen, und doch ist dies der kumulative Effekt menschlichen Handelns.

Es gibt somit eine Kraft oder einen Zustand außerhalb des jeweiligen Seinszustands des Menschen, auf den sich die Menschheit als Gattung zubewegt. Und Wernadskij ist sehr zuversichtlich, daß wir uns im 20. Jahrhundert erstmals darüber bewußt werden könnten, daß wir dies als Gattung repräsentieren. Das ist die Ansicht eines Naturwissenschaftlers.

Künstlerisches Vorstellungsvermögen

Ich möchte noch von einem ganz anderen Standpunkt einige Beobachtungen über die gleichen menschlichen Eigenschaften anführen, und zwar vom Standpunkt des Künstlers. Ich beginne mit der folgenden Passage und sage Ihnen erst nachher, wer der Künstler ist:

An anderer Stelle sagt er:

Und bei diesem dritten Zitat sollte wahrscheinlich klar werden, von wem ich spreche:

Das hat Albert Einstein gesagt, der gewöhnlich nicht als Künstler bekannt ist, der sich aber selbst wahrscheinlich gern als Künstler gesehen hat.

Einstein hatte einen Freund und großen Kollegen, Max Planck, der mit seiner Entdeckung des Wirkungsquants die wissenschaftliche Plattform begründete, auf der wir noch heute stehen. Planck mußte sich als junger Mann entscheiden, ob er Physiker oder Konzertpianist werden wollte. Es ist wahrscheinlich gut, daß er sich für die Physik entschied, aber daran wird deutlich, wer er wirklich war.

Ich möchte einige längere Passagen von Planck vorlesen, die aber einen wichtigen Einblick in das Denken von jemandem gibt, der eine absolut grundlegende Entdeckung gemacht und genauso wie Einstein ein Verständnis künstlerischer Vorstellungskraft hatte.

Dieses Zitat ist aus Plancks Vortrag „Positivismus und reale Außenwelt“ von 1930:

Im weiteren Verlauf der gleichen Rede wendet er sich gegen die Reduktionisten, die behaupten, nichts sei sicher, außer was man selbst wahrnehme. Er verweist darauf, daß man selbst bei der Erhebung von Meßergebnissen eine Hypothese über das haben müsse, was man da mißt, denn bereits in den Aufbau der Versuchsanlage gehe eine Hypothese ein. Somit stehe das menschliche Denken immer an erster Stelle.

Hier ist ein weiteres Zitat aus der gleichen Rede, das ich besonders mag:

Das kommt aus der Vorstellungskraft eines schöpferischen Künstlers bzw. aus der Seele eines Physikers, der nach etwas Gültigem sucht. Einiges davon kann breite Anwendungsmöglichkeiten finden, die unser reales Universum verändern und beherrschbar machen kann.

Schiller: Die ästhetische Erziehung des Menschen

Wie läßt sich das hervorbringen?

Ich möchte mich nun darauf konzentrieren, wie man ein solches künstlerisches Vorstellungsvermögen entwickelt. Wie erzeugen wir eine Kultur, und warum ist es wichtig, eine Kultur zu haben, in der die künstlerische Vorstellungskraft und ein Gefühl für Schönheit und das Gute das Denken der gesamten Gesellschaft bestimmt? Ich spreche nicht von nur schönen, phantastischen, reizvollen Gedanken, sondern von etwas absolut Notwendigem für die Zukunft der Zivilisation.

Deswegen will ich einige Ideen Friedrich Schillers vortragen, der wahrscheinlich mehr Zeit und Anstrengung aufgebracht hat, um diese Frage zu beleuchten, als irgendjemand sonst, der mir bekannt ist.

Schiller ist ganz unbestreitbar einer der größten Künstler, Dichter und Dramatiker. Schiller lebte in sehr bewegten Zeiten. Er wurde 1759 geboren und starb 1805; er hat also die sehr vielversprechende Zeit der Amerikanischen Revolution und den unglaublichen Optimismus erlebt, der sich davon auf der ganzen Welt verbreitete, um erstmals wirkliche politische Freiheit für die Menschheit zu erreichen.

Er erlebte aber auch die Französische Revolution, bei der er mit ansehen mußte, wie der erste Versuch, diesen großen Sieg in Europa zu wiederholen, kläglich scheiterte. In vielen seiner Werke geht es deshalb um die ästhetische Erziehung der Bevölkerung. In seinen Ästhetischen Briefen schreibt er ausdrücklich über die Französische Revolution, daß dabei ein großer Moment ein kleines Geschlecht gefunden habe.

In den Augen Schillers ist eines der wirkungsvollsten Werkzeuge, das einem Künstler oder eigentlich jedem zur Verfügung steht, um Menschen aus einem Zustand der Entwürdigung in einen moralischen, veredelten Zustand zu erheben, die Theaterbühne, das Drama und heute sogar der klassische Film. Warum ist das so? In einem Drama kann man dem Zuschauer schöne Gedanken, aber auch seine eigenen Torheiten und die Torheiten seiner Zeit vor Augen führen, über die er im täglichen Leben nur ungern nachzudenken bereit ist. Man kann ihm diese auf poetische Art und in gewisser Distanz vorführen, so daß er darüber nachdenken kann. Man kann ihn in einen spielerischen Zustand versetzen, in dem der normale, oftmals lasterhafte Bürger einige Zeit damit verbringen kann, große moralische Urteile über das Handeln von Königen abzugeben. Dadurch gelangt er für eine gewisse Zeit in einen erhabenen und veredelten Zustand, der hoffentlich anhält, wenn er das Theater wieder verläßt.

In einem großen Drama geschieht genau das.

In einem kurzen Aufsatz mit dem Titel Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie schreibt Schiller:

Und eben darum, weil die wahre Kunst etwas Reelles und Objektives will, so kann sie sich nicht bloß mit dem Schein der Wahrheit begnügen; auf der Wahrheit selbst, auf dem festen und tiefen Grunde der Natur errichtet sie ihr ideales Gebäude.“

Und in den Ästhetischen Briefen schreibt er:

Im weiteren Verlauf der Ästhetischen Briefe konfrontiert Schiller den Leser mit dem Paradox zwischen dem sinnlichen Menschen, dem Menschen der täglichen Instinkte, der völlig in der Welt aufgeht, und dem vom „Formtrieb“ bestimmten Menschen, der sich nie verändert und dessen Persönlichkeit in allen Zuständen des Individuums gleich bleibt. Diese beiden Eigenschaften des Menschen, so Schiller, können sich nicht gegenseitig beeinflussen, sie leben in völlig getrennten Sphären. Es sei die Aufgabe der Kunst, diese Trennung zu überwinden und die Möglichkeit einer Harmonisierung dieser beiden menschlichen Zustände zu schaffen. Er sagt:

Aus diesem Grunde sagt Schiller auch, daß der Künstler selbst, bevor er es wagen kann, seine Zuhörer zu bewegen, zumindest in diesem Moment ein idealischer Mensch sein müsse. Er halte die Verantwortung für die Seele der anderen in seinen Händen, so daß er es nicht wagen dürfe, diese zu bewegen, bevor er sich nicht über seine eigenen Gefühle sicher sei.

Eine unaufhörliche globale Renaissance

Abschließend möchte ich nur sagen, daß diese Ideen Schillers, auch wenn er in einer bestimmten Zeit lebte, universell sind. Sie beschränken sich nicht auf ein einzelnes Land oder eine besondere kulturelle Richtung, sondern dies sind Ideen, wie man den Menschen aus einem tierischen Zustand in einen Zustand versetzt, in dem er tatsächlich als besondere Gattung die Vorgänge auf dem Globus gestalten kann, in dem er Zugang zu seinen schöpferischen Fähigkeiten hat und nicht nur im Hier und Jetzt lebt, sondern seine Identität in einen in die Zukunft gerichteten Prozeß legt.

Heute morgen sagte Frau LaRouche, daß sie nicht sicher sei, ob wir die Zivilisation retten können. Was wir aber meines Erachtens sagen können, ist: Wenn wir Erfolg haben und heute diesen Kampf gewinnen, dann wird dies kein Teilsieg, sondern ein völliger Sieg sein. Mit der potentiellen Mitarbeit der Vereinigten Staaten mit den pazifischen Mächten und den wunderschönen klassischen Kulturtraditionen dieser Länder eröffnet sich uns eine Renaissance auf globaler Ebene, wie wir sie noch nie erlebt haben.

Wernadskij hat ebenfalls gesagt, daß die Menschheit im Grunde erst am Anfang des 20. Jahrhunderts fähig geworden sei, überall auf der Erde zu leben, wo sie es will. Und erst im 20. Jahrhundert haben wir die technischen Möglichkeiten entwickelt, auf dem ganzen Globus als eine koordinierte Gattung miteinander zu kommunizieren.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte aber auch ein Jahrhundert des Krieges und des Zusammenbruchs ein. Deswegen sollten wir es uns zur Aufgabe machen, die ersten Schritte zu einer unaufhörlichen globalen Renaissance zu tun, die erstmals in der Geschichte der Menschheit nie wieder aufhört. Ich möchte mit dem letzten Absatz aus LaRouches Aufsatz Die Suche nach einer verloren gegangenen Wahrheit enden, den ich eingangs bereits erwähnt hatte:


Anmerkung

1. Fusion 1/2014.

2. Fjodor Iwanowitsch Tjutschew (1803-73) war der größte lyrische Dichter Rußlands neben Alexander Puschkin und Michail Lermontow.