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„Es ist wie ein Chor in der Musik. Da sind einige Leute, die lernen, wie man im Konzert spielt. Es geht zwar nicht um die Musik an sich, doch es ist das gleiche wie bei der Musik: Man entwickelt ein Prinzip des Konzerts, das braucht man, wenn man ernsthaft eine Organisation aufbauen will.
Unser Ziel ist jetzt eine professionelle Entwicklung mit einigen, die professionelle (Musiker) sind, und anderen, die es nicht sind, aber eine Vorliebe für musikalische Aufführung haben und die zeigen können, daß sie ein Potential haben, erfolgreich zu sein oder sich dazu anleiten zu lassen. Und zu dieser Musikidee, dieser Idee eines Chores, muß man sagen: Man sollte sich vorstellen, daß plötzlich ganz Manhattan ein Chor wird, der von einem Ende zum anderen und weit über das Meer in die Welt hinaus erschallt.“
– Lyndon LaRouche im Gespräch mit führenden Aktivisten seiner Organisation am 15. Juni 2015
Im Oktober letzten Jahres kündigte Lyndon LaRouche seine Absicht an, Manhattan, den ältesten Stadtteil von New York, im Geist von Alexander Hamilton zu erneuern, damit es wieder seine nationale und internationale Rolle als ein Zentrum einnimmt, um das herum die Einheit der Vereinigten Staaten von Amerika wiederhergestellt wird. Ein entscheidender Aspekt davon ist und wird in Zukunft noch mehr sein, aus der Bevölkerung einen Chor aufzubauen, der auf dem Prinzip der Harmonie beruht, so wie dies in dem Zitat LaRouches oben ausgedrückt ist.
Nach 15 Jahren Wahnsinn unter den Regierungen Bush und Obama inmitten von hundert Jahren Dummheit ist Amerika als Nation heute zwar noch nicht gespalten, aber erschüttert. Die Amerikaner wurden dermaßen in Verzweiflung und Demoralisierung gestürzt, daß sie von ihren Mitmenschen völlig entfremdet sind. Wo bleibt in New York die Bestürzung über die Dürre in Kalifornien? Wo bleibt der Respekt der Jungen vor dem Alter? Wo bleibt die Sorge von Eltern um die Zukunft ihrer Kinder? Die Kommunikation zwischen Menschen ist heute nicht einmal mehr mündlich, sondern läuft nur über SMS, Mails, Twitter, Facebook, Instagram und so weiter. Persönliche Beziehungen im eigentlichen Sinne des Wortes beschränken sich zunehmend auf das Erotische und das Kriminelle.
Zu alledem sitzt in Washington ein Präsident, der kurz davor steht, die Welt in einen Krieg mit Kernwaffen zu stürzen, während er seine Fantasie an Bildern von der Tötung Bin Ladens befriedigt und sich als Gastgeber orgiastischer Rockkonzerte gefällt, was moralisch auf demselben Niveau liegt.
Aber die Amerikaner haben auch eine bessere Seite, und der Ursprung davon ist Manhattan, insbesondere Alexander Hamilton (der erste Finanzminister der USA) und der Kampf seiner Mitstreiter für das Prinzip des menschlichen Geistes gegen die bestialische Weltsicht der Sklavenhalter (siehe Robert Ingraham, „Manhattans Kampf um menschliche Freiheit gegen Virginias Sklavenhaltermacht“, Neue Solidarität 21-25/2015).
Diese menschliche Qualität der Bevölkerung der USA läßt sich am unmittelbarsten durch klassische Musik und speziell Chormusik ansprechen.
Im Dezember 2014 entschied ein Geschworenengericht im New Yorker Stadtteil Staten Island, einen Polizeibeamten, der den jungen Afro-Amerikaner Eric Garner mit einem verbotenen Griff zu Tode gewürgt hatte - wie auf Video festgehalten war -, nicht anzuklagen. Daraufhin kam es in der ganzen Stadt zu Kundgebungen, Märschen und auch zu Rangeleien mit der Polizei, obwohl Garners Familie die Menschen zur Zurückhaltung mahnte. Es hatte sich bereits Wut aufgestaut, weil nur kurz zuvor, im November, in Ferguson (Missouri) ein Polizist, der einen 18jährigen unbewaffneten Afro-Amerikaner erschossen hatte, ebenfalls nicht angeklagt worden war.
Mitglieder des Schiller-Instituts in New York beschlossen - zumal es Adventszeit war -, daß es sinnvoll wäre, ein „Mitsing-Konzert“ mit Händels Messias zu veranstalten, unter dem Motto, daß jedes Menschenleben etwas Heiliges ist. Die enthusiastische Reaktion professioneller Solosänger, die ohne Gage mitwirkten, und die Dankbarkeit der über hundert Zuhörer, die trotz der sehr kurzen Vorbereitungszeit von wenigen Tagen kamen, waren ein klares Zeichen dafür, daß in der Bevölkerung der Wunsch herrscht, Haß und Spaltung durch Harmonie und Einigkeit zu überwinden.
Wie notwendig das ganze Vorhaben war, wurde in tragischer Weise unterstrichen, als die Veranstalter und Musiker gerade in dem Moment, als der Chor mit dem Kanon Dona nobis pacem (Gib uns Frieden) das Konzert eröffnete, erfahren mußten, daß jemand gerade im Stadtteil Brooklyn zwei junge Polizisten in ihrem Dienstwagen erschossen hatte.
Aus dem Publikum wurde der Wunsch an das Schiller-Institut herangetragen, in Manhattan einen für alle offenen Chor zu gründen, und ein paar Wochen später fand die erste Probe statt, mit einer bunt gewürfelten Mischung aus Berufsmusikern, Amateuren und politischen Unterstützern, die noch nie außerhalb der Dusche gesungen hatten. Die Gruppe traf sich in einem kleinen Proberaum in einer Ecke eines völlig heruntergekommenen Bürogebäudes.
Bei dem Konzert im Dezember und allen weiteren Proben und Aufführungen wird die klassische wissenschaftliche „Verdi-Stimmung“ c’ = 256 Hz oder a’ = 432 Hz verwendet, für die sich das Schiller-Institut seit Jahrzehnten einsetzt.
Seit Hamiltons Zeit bis heute ist New York nicht nur ein Zentrum des Handels und krimineller Finanzgeschäfte, wie an der Wall Street, sondern auch des wissenschaftlichen und kulturellen Diskurses, dessen Hintergrund die Geschichte des erfolgreichen Einsatzes von Hamilton für die Einheit des Landes bildet. LaRouche schätzt, daß bis zu 20 oder 30% der Einwohner Manhattans dafür gewonnen werden können, heute eine solche Mission zu unterstützen.
In diesem Geist gehen die LaRouche-Aktivisten an den Aufbau des Chores, dem sich jetzt jede Woche einige neue Mitglieder anschließen. Es sind Sänger im Alter von 19 bis 84 Jahren, und genauso breit gefächert sind die musikalische Erfahrung und der kulturelle Hintergrund. Berufsmusiker schließen sich aus Liebe zur Musik an, und Amateure kommen, weil sie „schon immer gern singen wollten“. Dabei wird die Gruppe irgendwie von Woche zu Woche homogener, je mehr hinzukommen.
Was ist die Idee eines Chores? Welchen Sinn hat er? Wie funktioniert unser Geist? Ähnlich wie bei den regelmäßigen Telefonkonferenzen, die Lyndon LaRouche jeden Donnerstag mit Unterstützern abhält, lernen die Teilnehmer ihren eigenen Geist besser kennen, wenn sie die Gedanken anderer hören und darauf reagieren. LaRouche beschreibt es so:
„Mein Ziel ist, die Idee eines Konzertes herüberzubringen, ein Konzert unterschiedlicher Menschen, und inzwischen reden wir von 50, 60 oder 70 Menschen, die einander hören. Und viele davon kommen wieder, nicht jeder ist immer dabei, aber der Prozeß bildet eine Gesamtheit.“
Der Chor hat eine doppelte Funktion:
Das ist das Prinzip des antiken griechischen Chores, was Shakespeare sehr gut verstanden und sehr wirkungsvoll in seinem Drama Heinrich V. angewandt hat. Dort tritt „Chorus“ auf, es ist aber ironischerweise nur eine einzige Person. Oder etwa nicht? Was ist „Chorus“?
Diane Sare