Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 46, 11. November 2015

Richtiges Singen und Moral

Von Lyndon LaRouche

Die amerikanische LaRouche-Bewegung organisiert seit mehreren Monaten im New Yorker Stadtteil Manhattan eine politische und musikalische Bürgerbewegung. Als sich dieses Programm noch in den Anfängen befand, machte LaRouche darüber gegenüber Mitarbeitern am 25. Juli die folgenden grundsätzlichen Bemerkungen.

Ich arbeite an der Herausforderung in Manhattan, und dabei arbeiten wir neben anderem insbesondere an der Frage der Musik. Meine Ansicht ist: Wenn man einige Leute hätte, die dabei sind, sich als ausgebildete klassische Musiker zu qualifizieren, und dazu eine größere Anzahl - sagen wir, mehr als 1500 Menschen -, die an dieser Arbeit Interesse zeigen, dann würde man sehr bald feststellen, daß von dieser Masse ein sehr großer Teil nicht wirklich als Sänger qualifiziert ist. Aber sie hätten eine Affinität zur klassischen Musik an sich und sie würden darüber nachdenken und hätten eine Leidenschaft für solche Dinge, auch wenn sie nicht in der Lage sind, beim Singen kompetent eine Stimme zu halten.

Wenn man also etwa 1500 Leute im Großraum New York hätte, dann hätte man darunter wahrscheinlich etwas weniger als hundert, die tatsächlich für Gesangsauftritte qualifiziert sind. Die holt man an einen passenden Ort in Manhattan, wo sie bequem zusammenkommen und experimentieren können und man die Geeigneten auswählt. Man hätte auf der einen Seite Leute, die keine gutplatzierte Stimme haben, aber mitmachen wollen, und die säßen im Publikum und würden gleichzeitig versuchen, ihre Singstimme auszubilden. Vielleicht schafft man es, daß sie in der Qualität ihrer Singstimme einen Sprung machen.

Bei diesem Prinzip ist aber die Bedingung, daß die Stimme richtig platziert wird, man will ja nicht bloß Geräusche machen. Wir wollen nicht quaken wie die Frösche, sondern wir wollen Stimmen haben, die sich weiterentwickeln lassen und tragfähig werden und die in der Lage sind, die Aufgabe zu meistern. Denn diese Arbeit ist teilweise sehr schwierig.

Aber das Entscheidende ist die Platzierung der Stimme. Ohne die richtige Platzierung der Stimme funktioniert es nicht. Nun gibt es verschiedene Grade der Fähigkeit, die Stimme zu platzieren. Aber wenn die Leute erst einmal in diese Richtung gehen, dann können sie sich verbessern, bis sie für eine angemessene Ausbildung bereit sind.

Worauf ich hinaus will: Wenn solche geeigneten Chorstimmen da sind - wir bemühen uns jetzt darum, in Manhattan, im Stadtzentrum -, dann können wir tatsächlich etwas aufbauen. Und in dem Prozeß, das aufzubauen, können wir durch das, was wir jetzt tun, sogar einen neuen Weg finden, die eigentliche Bedeutung der Musik verstehen. Denn das, woran wir arbeiten, kann und wird funktionieren, das Prinzip ist vorhanden.

Wenn man auf diese Weise die Singstimmen immer weiter entwickelt und die Voraussetzungen dafür schafft, sich ein immer anspruchsvolleres Repertoire vorzunehmen, dann erschafft man damit etwas.

Eine Veränderung inspirieren

Und was wird geschaffen? Man will nicht bloß Geräusche machen, sondern entscheidend ist die richtige Platzierung der Stimme. Das ist es, was Furtwängler in seinem Beispiel vormacht.1 Furtwänglers Aufnahme ist gut geeignet, um das zu zeigen. Man will erreichen, daß die Leute die Vorstellung aufgeben, sie müßten „praktisch“ sein; denn praktische Menschen sind im Grunde dumme Menschen. In ihnen ist nichts, was es ihnen ermöglicht, an einem bedeutungsvollen [musikalischen] Ausdruck zu arbeiten.

Und deshalb wollen wir diese Platzierung der Singstimme haben... die richtige Platzierung, nicht bloß Geräusche, kein Brüllen, sondern wirkliche Stimmplatzierung. Wenn die Menschen im Prozeß des Chorgesangs die Stimme richtig platzieren, dann erzielt man eine Wirkung, die ohne das nicht erreichbar ist. So können wir es schaffen, wenn wir eine ausreichende Anzahl von Stimmen haben.

Und wenn die Menschen lernen, wie sie die Singstimme richtig einsetzen - nicht als etwas, womit man herumkrakeelt, sondern mit der richtigen Stimmplatzierung -, dann ändert sich die Einstellung der Menschen, weil sie inspiriert sind. Weil sie dann nicht bloß daran denken, was für Geräusche sie erzeugen, sondern sie erleben, wie die eigene Singstimme richtig platziert wird. Und wenn sie anfangen, die Stimme richtig zu platzieren, dann ändert sich ihre ganze Einstellung zum Leben.

Deshalb ist es die Absicht, diesen Faktor, nämlich die kompetente Platzierung der menschlichen Singstimme, einzusetzen, um eine Änderung in der Geisteshaltung der Bevölkerung herbeizuführen. Das wirkt auf die Menschen, die an der Chorarbeit teilnehmen - der Arbeit der Solisten, der Arbeit des ganzen Chores -, und auch auf diejenigen, die daran teilhaben, indem sie die Aufführung des Chores erleben.

Mit anderen Worten... das, was wir „die Noten“ nennen, das will man nicht bellen. Das ist keine gute Idee! Aber wenn man die richtige Idee so in den Geist einpflanzen kann, daß die Stimme die richtige Platzierung findet, dann ändert das die ganze Einstellung der Menschen zum Leben.

In erster Linie ändert man die Gruppe der Chorsänger, aber es wirkt auch auf diejenigen, die noch nicht so gute Sänger sind. Die werden hören, was ihnen noch fehlt, um ihre Stimme zu projizieren bzw. richtig zu projizieren.

Und diese Einstellung ist die Grundlage der Moral.


Anmerkung:

1. LaRouche spricht von Furtwänglers Aufnahme der 9. Sinfonie von Franz Schubert aus der Nachkriegszeit, vgl dazu den Beitrag von Renée Sigerson in dieser Ausgabe.