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Neue Solidarität
Nr. 51, 16. Dezember 2015

LaRouche: die Stimme platzieren, um die Zivilisation zu retten

Die folgenden Ausführungen machte Lyndon LaRouche am 10. November auf einem Treffen mit Mitarbeitern.

Wir sind derzeit dabei, unsere [amerikanische] Organisation in der Gegend um Manhattan zu konzentrieren; dort hätte sie im Sinne von Alexander Hamiltons Intention immer bleiben sollen. All das geschieht jetzt sehr zügig.

In diesem Zusammenhang schaffen wir auch Klarheit in der Musikfrage. Bloßes Musikmachen ist nicht länger akzeptabel; es funktioniert nicht. Denn die Stimme wird dabei nicht richtig platziert. Alles hängt von der Platzierung der Stimme ab, sonst hat man keine einheitliche Grundlage. Wenn Menschen verschiedene Begriffe, verschiedene Wörter, verschiedene Eigenarten usw. benutzen und versuchen, aus dieser Ansammlung von Eigenarten und Handelstraditionen eine Nation zu machen, gibt das immer einen Reinfall. Das war immer ein Fehler.

Als ich mein Vorhaben im Oktober 2014 umzusetzen begann, war meine Absicht von Anfang an, ein derartiges uneinheitliches System zwischen den US-Bundesstaaten abzuschaffen. Diese Veränderung brauchen wir, wenn man Kompetenz für die Vereinigten Staaten schaffen will.

Wir haben uns deswegen mit der richtigen Platzierung der menschlichen Singstimme beschäftigt. Singen ist kein Knurren oder Brummen oder Gehuste. Es ist auch kein mathematischer Vorgang. Die Mathematik ist der Feind des menschlichen Geistes, das war schon immer so. Mir geht es darum, daß die schöpferischen Fähigkeiten des Menschen, die Platzierung der Stimme als solche, das Organisationsprinzip einer rationalen Gesellschaft ist. Darum geht es jetzt; es muß schnell passieren. Wir bekommen nicht unmittelbar die Ergebnisse, die wir gerne hätten, aber es muß schnell gehen.

Wir werden das Tempo dabei ständig steigern. Es geht um das Prinzip der Stimmplatzierung, und als Vorbild hierfür kann die Arbeit Furtwänglers dienen. Furtwänglers Arbeit betrifft genau diese Frage der Platzierung der menschlichen Singstimme.

Wir werden unsere Organisation in dieser Gegend neu aufstellen, nicht nur in Manhattan oder New York, sondern in der ganzen Umgebung. Wir erzeugen damit ein neues Verständnis, was die Vereinigten Staaten immer hätten sein sollen. Wir gehen jetzt daran, sie wieder zu dem zu machen, was sie im Sinne von Alexander Hamilton und Leuten wie ihm immer sein sollten.

Ich sage daher, Musik zu machen, ist solange legitim, wie man nicht falsch singt. Eure Stimme muß entsprechend platziert sein. Man produziert nicht Töne, sondern man muß das Prinzip der musikalischen Komposition verstehen. Daran muß man ständig arbeiten. Wir haben in der Gegend von Manhattan einige ziemlich begeisterte Leute um uns versammelt, und es werden immer mehr. Daran wird die wahre Bedeutung dessen sichtbar, was die Vereinigten Staaten immer hätten repräsentieren sollen. All das Geplapper, alle diese merkwürdigen Laute müssen verschwinden.

In der Region von Brooklyn, wo wir aktiv sind, funktioniert das schon ganz gut. Aber es braucht Zeit, um die Klaviere und andere Instrumente umzustimmen [auf die „Verdi-Stimmung“]; es braucht Zeit, um eine Gruppe von Instrumenten richtig zu konfigurieren, damit sie dem „italienischen Prinzip“, wie wir es nennen, entsprechen.

Das Ziel ist, daß wir keine lokal denkenden Bundesstaaten brauchen. Wir wollen einen einheitlichen Staat; und der Staat wird hoffentlich mit anderen Staaten harmonieren. Die Vereinigten Staaten sind ein einheitlicher Staat, keine Ansammlung von Bundesstaaten. Das traf immer zu, wie Alexander Hamilton bereits gefordert hat; und die Vereinigten Staaten haben immer nur als ein gesamter Staat erfolgreich funktioniert.

Wir brauchen eine ganze Nation mit der einzelnen Qualität einer Singstimme. Daran müssen wir arbeiten, und wir verweisen auf diesen Standpunkt als ein wissenschaftliches Prinzip: Alles muß mit der richtigen Platzierung der menschlichen Singstimme in Einklang stehen. Auch den Instrumenten muß beigebracht werden, sich einzufügen.

Wir sind an dem Punkt angelangt, wo das gesamte Gesellschaftssystem der Vereinigten Staaten in seiner jetzigen Form vor dem Zerfall steht. Und der einzige Weg, wie man den Zerfall verhindern kann, ist, zu lernen, wie man seine Stimme richtig platziert. Das ist das Gesetz, und daran wird gearbeitet, wo ihr hier sitzt. Das geschieht im Augenblick im Umfeld von Manhattan; in diese Richtung gehen wir. Warum tun wir es? Weil alles andere nichts nutzt, wenn wir es nicht tun. Das muß unser Projekt sein.

Wir sind an einem Punkt, wo sämtliche Hoffnungen der Menschheit unter den derzeitigen globalen Bedingungen geschwunden sind. Ausnahmen sind Teile von China, Teile von Indien und andere Gebiete, aber in der transatlantischen Region herrscht im wesentlichen Verfall. Keine Regeneration, sondern Degeneration. Ich meine, es tut keinem weh, die menschliche Singstimme platzieren zu lernen. Man muß an einigen Teilen etwas arbeiten, aber das Prinzip macht den Unterschied. Alte Gewohnheiten funktionieren nicht, das haben sie nie getan. Aber wenn einige Leute, die vernünftig musikalisch angeleitet werden, ihre Stimme richtig platzieren, dann hat man schon etwas.

Die Stimme scheint nicht zu klingen

Man muß immer auf eines zurückkommen: Man macht Musik nicht aus Klängen, sondern man platziert die Stimme, und durch diese Platzierung entsteht die Musik. Da ist nicht eine Art Maschine, die in der Kehle angetrieben wird, die Töne macht, sondern es geht um die richtige Platzierung des Geistes.

Für den heutigen Zweck ist Furtwängler das beste Beispiel hierfür - Furtwänglers Vorstellung der Platzierung der Stimme. Er ist nicht der einzige, aber er hat darauf ganz besonderen Wert gelegt, und niemand reicht da heran. Man sieht im musikalischen Bereich andere Dinge, die auf das gleiche hinauslaufen. Man läßt nicht Noten erklingen, sondern man erzeugt eine Aktivität der Stimme. Das ist ein grundlegender Unterschied. Deswegen ist das klassische italienische Modell der beste Maßstab.

Helga und ich haben bei verschiedenen Gelegenheiten in Italien mit Musikern und Sängern gearbeitet. Sie konnten es, die Platzierung war da. Bei den italienischen Künstlern dieser Generation - unserer Generation - war die Platzierung vorhanden. Es wird nicht Klang erzeugt, das ist keine Musik. Es wird in gewisser Weise ein Vakuum erzeugt, das die Stimme ist. Man versetzt etwas in Resonanz, in diesem Sinne. Man erzeugt keinen Klang, sondern platziert die Stimme. Die Vorstellung vom „Platzieren der Stimme“ - die genaueste Art der Platzierung - findet man bei Furtwängler. Furtwängler ist das eigentliche Maß für das Prinzip der Stimme.

Einige von unseren Leuten sind praktizierende Musiker, und sie arbeiten auf Grundlage der Platzierung der Stimme - nicht der Stimme als solcher, sondern der Platzierung der Stimme. Was wichtig ist, ist die Platzierung der Stimme. Jeder, der eine schöne Stimme hat, hat sie im wesentlichen wegen der Platzierung. Die Platzierung macht das Menschliche angenehm. Das ist eine Wahrheit, die nur selten wirklich verstanden wird.

Ich hatte während meines Lebens verschiedene Male die Gelegenheit, mich in Italien aufzuhalten. Das beste ist dort der Bezug auf Verdi, das ist das beste allgemeine Wissen für die heutige Praxis. Die besten der italienischen Sänger haben die Musik gelebt, und sie haben verstanden, was das bedeutet. Sie befreien ihre Stimme von Müll und Unrat, und lassen ihre Stimme für sich sprechen. Die Stimme klingt nicht unmittelbar; sie hat keinen klingenden Charakter. Sie fasziniert die Menschen aber, weil sie kein bloßer Klang ist. Es geht in erster Linie immer um die Frage der Platzierung.

Ich weiß, einige Leute hier im Raum haben einiges Wissen in dieser Frage. Tappt aber nicht in die Falle, Jazz zu singen!

Warum sind alle so einfältig?

Die Leute haben eine simplistische Vorstellung vom Klang der Stimme als solcher, so als sei das ein Prinzip menschlichen Handelns. Das stimmt nicht. Tatsächlich ist der Maßstab nicht das Beiwerk, nicht die Klänge oder etwas anderes, sondern die Musik, die musikalische Stimme selbst. Es ist die Platzierung der Stimme, und diese Platzierung wird nicht physisch erzeugt. So ist es nicht. Sie ist eine Eigenschaft des Geistes.

Ein Beispiel. Was stimmt nicht mit dem heutigen amerikanischen Durchschnittsbürger? Warum sind sie alle so dumm? Worin liegt ihre Dummheit? Sie geben mit Begeisterung Geräusche von sich. Sie reden, sie produzieren Geräusch. Das hat nichts mit Menschsein zu tun, ganz im Gegenteil. Die Idee der Stimmplatzierung ist nicht, einen Klang zu erzeugen. Die Platzierung der Stimme ist eine Handlung, die eine Wirkung hat. Aber es ist kein Geräusch, kein Klang an sich. Sie hat einen ganz spezifischen Charakter, und wenn man versucht, diesen Charakter ohne die richtige Platzierung nachzuahmen, wird das immer mißlingen.

Was schließt man aus diesem Mißlingen? Daß die meisten Menschen heute töricht sind. Warum sind sie töricht? Weil sie ihren Geist nicht an den richtigen Platz versetzen. Die Platzierung des Geistes ist kein Geräusch, es ist kein Klang an sich. Genauso hat Furtwängler es definiert; genauso. Das ist das Konzept der Stimmplatzierung. Es geht dabei nicht um die Idee physisch hervorgebrachter Kunst, um nichts Physisches. Das hat zwar eine Wirkung, und die Wirkung hat eine Bedeutung. Aber entscheidend ist die Platzierung der Stimme. Die Stimme wird platziert; sie wird nicht als Klang hervorgebracht. Sie wird durch die richtige Stimmung platziert.

Hier liegt das Problem, denn die Frage ist: Was ist so wichtig daran, Töne zu machen? Auch ein Stinktier kann man dazu bringen, Töne zu machen. Tatsächlich machen Stinktiere Töne.

Ein Platz, der kein Platz ist

Das Prinzip des Stimmens, das wir jetzt in Manhattan einsetzen, ist eine komplette Erneuerung der Idee von Musik im Vergleich zu dem, was bisher lange Zeit die Regel war. Die Platzierung der Stimme ist nichts Willkürliches. Die Platzierung der Stimme ist ein besonderer Ort im menschlichen Geist bzw. im Verhalten des menschlichen Geistes, der auf den menschlichen Geist selbst reagiert.

Es geht also nicht darum, einen Gegenstand zu stimmen. Das Problem ist, die meisten Leute stimmen Gegenstände. Wir haben in Manhattan, Brooklyn und anderen Orten, relativ gesprochen, eine Massenmobilisierung in Gang gesetzt, wo wir mit Leuten zusammenarbeiten, die tatsächlich aus der italienischen Schule der Stimmplatzierung kommen. Von dieser Platzierung kann man nicht einfach abweichen. Und sie ist kein Klang. Es ist eine Resonanz, kein Klang. Wenn man diesen Effekt hörbar machen will, muß man den Geist in die richtige Stimmung versetzen.

Euer Mund und Kopf steuert nicht die Musik, nicht wirklich in der italienischen Schule. Die Aufgabe ist die Platzierung der Stimme, die genaue Tonhöhe der Stimme - die Platzierung dieser Tonhöhe. Man muß sie sich selbst projizieren lassen. Man gibt sie nicht von sich, sondern läßt sie von selbst hervortreten. Als bestes Beispiel hierfür, das man am leichtesten versteht, muß man sich damit beschäftigen, wie Furtwängler das gemacht hat. Man stülpt niemals der Musik bloß eine Stimmung über. Das gibt es nicht; sonst ist es nur Geräusch.

Es geht um die Platzierung der Stimme, und die Platzierung ist eine Art Leerung - ein Platz, der kein Platz ist. Man bewegt sich und wird gestimmt. Du selbst wirst gestimmt. Wie? Indem man die Stimme platziert, aber man „macht“ die Stimme nicht. Man hört die Stimme, aber man macht sie nicht. Man stellt sich darauf ein, auf die Stimme zu reagieren und mitzuschwingen mit dieser Stimme, die man als solche nicht hören und nicht erschaffen kann. Es ist die Platzierung des Klangs, nicht der Klang selbst. Und die Platzierung erlaubt es, das anzuwenden, was man die Amplitude des Tons nennt. Aber es ist nicht die Amplitude als solche, sondern die Amplitude des Stimmens.

Das versuchen wir derzeit in Brooklyn. Es wird wahrscheinlich ein Jahr lang dauern, bis wir alles in der richtigen Stimmung haben, wir werden die gesamte instrumentale Struktur der musikalischen Aufführung in Manhattan nach dem wahren italienischen Standard stimmen, alle Instrumente und alle Stimmen, so daß sie keine Klänge mehr herauslassen, sondern etwas empfangen. Sie schwingen mit; sie sind auf das Umfeld abgestimmt, in dem sie sich äußern. Sie sind auf das Umfeld ihres Ausdrucks abgestimmt - nicht des Ausdrucks selbst, sondern auf die Stimmung des Umfelds. Das ist der Unterschied.

Das ist etwas, was heute fast völlig verlorengegangen und den meisten Musikern unbekannt ist. Sie haben keine Vorstellung davon, was die Platzierung der Stimme bedeutet. Aber die größten Sänger und Komponisten und auch Instrumentalisten, die haben das alle verstanden.

Die heutige Bevölkerung hat davon überhaupt keine Ahnung mehr! Nur noch eine Handvoll Menschen hat noch wirklich eine Vorstellung davon.

Ein Ton, der keiner ist

Den besten Zugang hierzu bietet Furtwängler; er hat davon das vollkommene Verständnis. Auch die italienische Methode ist perfekt, denn sie beruht auf dem Prinzip der richtigen Stimmung. Die Stimmung der Stimme ist eingeschränkt. Man kann der Stimme keine Stimmung auferlegen. Man muß der Stimme folgen und sich ihr anpassen. Und man muß sich ihr fügen, sonst funktioniert es nicht.

Das heißt, es ist nicht der Ton als solcher, der erzeugt wird, sondern es geht um die Stimmung des menschlichen Geistes. Nicht die Stimme wird gestimmt, sondern der Geist. Und die Stimmung des Geistes und die Stimmung der Funktion des Geistes ist ein und dasselbe. Ohne die richtige Platzierung geht es nicht. Genau da liegt das Problem. Das beste, die beste Anschauung hierfür sind die Aufführungen mit Furtwängler und auch die italienische Schule als solche. Das ist perfekt.

Wie gehen wir jetzt in Manhattan vor? Wir bringen alles in Ordnung, wir verändern die Instrumente, wir stimmen sie richtig. Und auf Grundlage dieses Prinzips der Stimmung stimmen wir die Sänger richtig. Man macht keinen Klang. Die eigene Gegenwart macht die Stimme, und man gehorcht seiner Stimme. Man produziert die Stimme nicht, man gehorcht ihr. Man lernt, ihr zu gehorchen. Ein guter Sänger lernt, sich entsprechend dieser Vorgaben richtig zu verhalten. Was aus dem Sänger herauskommt, ist das, was Sänger eben tun, wenn sie verstanden haben, was sie tun müssen. Sie verstehen, was sie ihre Stimme tun lassen müssen - auf welcher Tonhöhe, in welcher Stimmung, in welcher Tonart.

Das geht verloren, weil die Leute versuchen, Klänge zu erzeugen, und Klänge erzeugen ist die falsche Herangehensweise. Furtwängler machte es sehr deutlich: Die richtige Stimmung ist im Grunde etwas nicht Klingendes. Darin liegt das Geniale. Es ist kein Klang, oder genauer gesagt, es ist kein Klang, der von der Singstimme oder einem Instrument abgegeben wird.

Es geht darum, daß man sich auf die Menschheit einstimmt. Man stimmt sich auf das Menschsein ein. Man produziert keinen Klang als solchen; es entsteht etwas, das aus dem Geist des Sängers strömt. Aber es entsteht nicht als Klang oder Ton an sich. Der Körper und der Geist werden richtig eingestimmt. Und all das Gute und Schöne, das dabei herauskommt, ist von dieser Art. Das Vorbild Furtwänglers ist dafür ideal. Furtwängler benutzte eine bestimmte Methode, die italienische Methode. So sind die besten Ergebnisse entstanden.

Man erzeugt keinen Klang, man stößt keinen Ton aus. Man schwingt auf gewisse Weise mit. Furtwänglers Aufführungen, wie sie als Aufnahmen verfügbar sind, zeigen dieses Prinzip ganz genau. Darin liegt das wahre Prinzip der Musik: die Platzierung der Stimme, die nicht durch das Ausstoßen der Stimme entsteht. Es ist eine Art Vakuum, ein Bereich, der fast wie ein nichts erscheint.

Man kann das in Furtwänglers Werken verfolgen: Er erzeugt nie einen Ton als solchen. Er platziert die Stimme, alle Stimmen. Jeder, der gut singen kann, wird es genauso machen. Sie werden nicht bloß ein Geräusch produzieren, sondern der Sänger stimmt das gesamte Umfeld. Leider ist das verloren gegangen.

Es gibt Sänger, die das gelernt haben. Aber wenn sie es gut hinbekommen, denken sie nicht daran. Sie denken daran, die Stimme zu projizieren, sie überlegen, wie man einen Effekt erzielt. Aber die Stimme muß richtig gestimmt sein. Die menschliche Stimme ist gestimmt, sie erzeugt keine Klänge.

Um es anders auszudrücken: Stellt euch einen Klangraum vor, einen Strom von Klang - absoluten, unbestimmten Klang an sich. Was macht wirkliche Musik aus? Das besondere dabei ist das Vakuum - der Ort, der anders ist. Wenn die Stimme des Sängers geübt ist, folgt sie dieser Regel. Die besten Beispiele hierfür stammen von Furtwängler, der im wesentlichen der wahren italienischen Schule folgte, die darauf basiert. Man selbst, sein Körper, alles an einem ist dann gestimmt - wie das Wasser. So gestimmt befindet man sich in Harmonie mit dem Universum. Der Zweck von Musik liegt darin, das Gefühl der Harmonie der Menschheit im Universum zu finden.

Mensch werden

Die Kompositionsmethode der klassischen italienischen Kunst ist das Prinzip. Wenn man aber das italienische Modell in der richtigen Tonhöhe, dem richtigen Fokus ausführen will, muß man dieser Regel folgen. Man muß sagen: „Nein, ich erzeuge keinen Klang, ich stimme mich in ein ganz anderes Umfeld ein.“ Wenn man an musikalische Aufführungen denkt - ganz gleich, ob instrumental oder vokal -, überall wird der gleiche Fehler begangen. Es ist das gleiche wie bei der ganzen Mathematik. Mathematik ist Mist - und das ist noch das beste, was man darüber sagen kann.

Ich weiß das ganz genau, denn ich war in Italien mitten drin in der Sache. Es gibt den italienischen Standard, doch der vollkommenste Ausdruck, um heute dieses Prinzip zu definieren, ist Furtwängler. Absolut präzise. Man findet es auch anderswo, aber am präzisesten für heutige Zwecke dort.

Das ganze Musikprojekt, das wir in Manhattan und Umgebung betreiben, basiert darauf. Alles, was man dazu braucht, die Instrumente und die Sänger, sind entsprechend dieser Gesetzmäßigkeit gestimmt. Wenn man Menschen dazu inspiriert, sich auf diese Stimmung einzulassen, dann werden sie wahre Menschen und geben keine nichtmenschlichen Laute mehr von sich.

Das ist sehr viel und ist wohlbekannt; aber wir sind verdorben durch verschiedene Musikstile und anderes, was Geräusch macht. Tatsächlich ist es aber gerade das Nichtklingende, was man hören will. Das Nichtklingende ist vollkommen anders als all die Klänge um einen herum.

Dazu muß man singen! Man muß singen und herausfinden, wie man die Stimme richtig platziert. Jeder, der die Stimme platzieren kann, wird dies verstehen. Er mag ein anderes Wort, einen anderen Begriff dafür verwenden und abgelenkt werden, aber er wird dadurch zum Menschen - anders als Menschen, die weniger menschlich sind.

Furtwängler ist als Vorbild perfekt. Das allgemeinere Vorbild ist die neuzeitliche italienische Klassik. Furtwängler hatte es. [Der deutsche Bariton Heinrich] Schlusnus hatte große Fähigkeit zur Platzierung der Stimme. In den Aufnahmen von Liedern mit Schlusnus kann man viel davon hören, und ihr werdet genau merken, wie das funktioniert.

Schönheit durch Weglassen

Die Bedeutung kommt, wenn es anders ist, indem man, einem Prinzip folgend, die ganze Atmosphäre verändert. Die italienische Schule, die besten italienischen Beispiele, sind allgemein gesprochen das beste Vorbild. Ganz besondere Fähigkeiten in der Hinsicht hat aber Schlusnus.

Das Problem ist, daß unser Denken nicht richtig funktioniert, weil wir ständig versuchen, nach irgendwelchen Prinzipien Lärm zu machen. Wir erkennen nicht, daß unser Leben reicher und schöner wird, wenn wir den Prozeß richtig organisieren. Die gute italienische Schule und andere gute Schulen lehren es uns: Menschen singen, mit schöner Stimme. Warum singen sie? Um ihrer Umgebung etwas aufzuzwingen? Im Gegenteil: Sie singen, um den Lärm abzuschalten. Und was nach diesem Abschalten bleibt, ist Musik.

Ich habe mich über viele Jahre an Schönem erfreut; in letzter Zeit nicht mehr so. Mein Zustand erlaubt es nicht mehr, mich an der praktischen Musikausübung zu beteiligen. Aber ich weiß, worum es dabei geht, und habe es nicht vergessen. Ich weiß, wann es richtig gemacht wird, und mir ist auch sehr bewußt, wann es falsch ist.

Man macht Menschen glücklich, wenn man die Atmosphäre reinigt und einen freien Raum schafft, wo es keinen Schmutz gibt. Das erzeugt Resonanz, durch Subtraktion, durch das Entfernen des Lärms. Schon seit einigen Wochen lege ich besonderen Wert auf diese Frage. Die Platzierung der Stimme fügt der Stimme nichts hinzu - sie nimmt den Lärm weg! Gerade das ist schön: den Lärm wegnehmen. Das läßt einen schön träumen und denken. Man kann das Leben genießen, wenn man die schlechten Töne in allen Formen loswird.