Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 18, 4. Mai 2016

Nachrichten von der Seidenstraße

Erster Güterzug von Wuhan nach Lyon

Am 21. April traf der erste Güterzug aus dem chinesischen Wuhan im französischen Lyon ein, das früher Europas wichtigste Seidenstadt war. Der Zug fuhr in 15 Tagen 11.300 km durch Kasachstan, Rußland, Weißrußland und Polen nach Duisburg in Deutschland und von dort weiter nach Lyon an der Rhone, dem zweitgrößten Ballungsraum Frankreichs.

In 41 Containern wurden elektronische und mechanische Produkte sowie Kleidung geliefert, auf der Rückfahrt werden französische Agrarerzeugnisse nach Wuhan in Zentralchina gebracht, wo sich u.a. eines der größten Stahlunternehmen der Welt befindet. Ein Drittel aller französischen Investitionen in China entfällt auf Wuhan, wo die Franzosen ein Hochsicherheitslabor zur Virusforschung gebaut haben, einen Nachbau des P4-Labors in Lyon. In der Region Lyon arbeiten und forschen mehr als 30.000 Chinesen, und 1921 gründete die Stadt die erste chinesische Universität außerhalb Chinas.

Die Route Wuhan-Lyon wurde in enger Abstimmung zwischen der chinesischen Spedition Wuhan Asia-Europe Logistics, dem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn Trans-Eurasia Logistics und der französischen Bahngesellschaft SNCF geplant und koordiniert. Die 15 Tage Fahrzeit bedeuten einen enormen Zeitgewinn gegenüber den bisher notwendigen zwei Monaten Seetransport.

* * *

Duisburger Hafen setzt auf China

Seit zwei Jahren besteht die direkte Bahnverbindung von Chongqing/Chengdu, einer boomenden Industrieregion in Zentralchina, und Duisburg im Ruhrgebiet, dem größten Binnenhafen der Welt. Von Duisburg können Güter auf dem Rhein zum größten Hafen Europas, Rotterdam, verschifft werden. Der Chef des Duisburger Hafens, Erich Staake, kündigte am 21. April vor Journalisten an, trotz der gegenwärtigen Flaute im weltweiten Schiffstransport sehe Duisburg die Entwicklung des Handels mit China und das enorme Wachstumspotential der Neuen Seidenstraße optimistisch.

Daher plane man in Duisburg eine Erweiterung der Logistikkapazitäten mit Investitionen in Höhe von 20 Mio.€. Staake geht davon aus, daß die Bahnverbindungen des Hafens zu chinesischen Regionen und anderen Märkten entlang der Neuen Seidenstraße sehr von der in einem Jahr geplanten Eröffnung einer neuen Eisenbahnbrücke über den Bosporus profitieren werden. Dieser südliche Zweig der Neuen Seidenstraße durch den Iran und die Türkei wird die Fahrzeiten beträchtlich reduzieren.

Eine weitere im Bau befindliche Bahnverbindung verläuft nach Georgien und von dort aus weiter in verschiedene Richtungen, ausgehend von dem neuen großen Containerhafen, den China und Georgien bei Anaklia am Schwarzen Meer planen.

* * *

China und Nigeria: das neue Paradigma in Aktion

Im Rahmen des China-Besuchs des nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari am 12. April wurde ein zukunftsweisendes Abkommen unterzeichnet, mit dem China sich bereiterklärt, Nigerias ehrgeizige Infrastrukturpläne mit einem Kredit über 6 Mrd.$ zu fördern. Dies entspricht einem Fünftel des Staatshaushalts des Landes.

Damit kann Nigeria, das bevölkerungsreichste (175 Mio.) Land Afrikas, den Boykott des Weltwährungsfonds (IWF) umgehen, der als Bedingung für Kredite eine Abwertung der Landeswährung Naira fordert. Gäbe Nigeria dem nach, würde dies die Bevölkerung in Hunger und Armut stürzen, weil das Land sehr stark von Importen abhängig ist, deren Preise in die Höhe schießen würde.

Dank des chinesischen Kredits kann die Regierung ihren Investitionsplan aufrechterhalten, obwohl die Staatseinnahmen wegen des niedrigen Ölpreises stark gesunken sind. Sie läßt sich nicht davon abbringen, ein Drittel des Budgets in Realkapital zu investieren, um dem Land eine Zukunft zu sichern.

„Wir steigen in große Entwicklungsprogramme in Energie, Straßen, Häfen und Flughäfen ein, die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industriebetriebe in Nigeria stärken werden“, sagte Buhari auf einem Investmentforum in Beijing.

Sein Außenminister Geoffrey Onyeama betonte, China „ist nicht auf politische Zugewinne aus, will kein anderes Land beherrschen... Sie sind bereit, uns zu helfen.“ China ist schon jetzt Nigerias größter Handelspartner.

Der Chef des Unternehmens BGL Capital aus Lagos, Femi Ademola, äußerte sich ebenso optimistisch. Er sagte der nigerianischen Zeitung This Day: „Bedenkt man, was China überall in Afrika hinsichtlich des Ausbaus der Infrastruktur bewirken konnte, muß man den Eindruck erhalten, daß diese Vereinbarung mit der Bundesregierung Nigerias eine sehr gute Idee ist... Äthiopien ist ein sehr gutes Fallbeispiel dafür, was eine solche Vereinbarung mit den Chinesen bewirken kann.“

Zusätzlich schlossen die nigerianische Zentralbank und Chinas Industrie- und Handelsbank ein Devisenabkommen, das den Naira im internationalen Handel weiter stärken wird. Nigeria soll die Abrechnungszentrale für alle Yuan-Geschäfte in Afrika werden. Damit können nigerianische Händler und Fabrikanten ihre Geschäfte in Yuan statt in Dollar abwickeln.

Buhari besichtigte auch den Luft- und Raumfahrtkonzern China Aerospace Science and Technology Corporation. Nigeria ist dessen erster ausländischer Kunde, es hat schon zwei Satelliten gekauft und zwei weitere bestellt.

Das Empire war über Buharis erfolgreichen China-Besuch nicht erfreut. In der Financial Times hieß es am 13. April, Buharis Unterstützung im Volk „schwindet dahin“, und der gegenwärtige Naira-Kurs verzerre den freien Markt, was das Wachstum behindere. „Es besteht die Gefahr, daß Nigerias Neuanfang entgleist“, so die ominöse Warnung des Sprachrohrs der City.