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Neue Solidarität
Nr. 48, 1. Dezember 2016

Impulswelle-Seminar in Zürich über das Paradigma der Seidenstraße

Die spannende Geschichte der Entstehung der Politik des „Dialogs der Kulturen Eurasiens“ und der „Neuen Seidenstraße“.

Die schweizerische Gruppe „Impulswelle“ veranstaltete am 18. November in Zürich ein Seminar mit mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die Neue Seidenstraße, mit Caroline Hartmann und Claudio Celani vom Schiller-Institut und von EIR als geladenen Rednern. Die dreistündige Veranstaltung ergab einen breiten Konsens über die Prinzipien des „Neuen Paradigmas“ und den Wunsch, das bankrotte westliche Finanzsystem durch ein System der Entwicklung und Zusammenarbeit zu ersetzen.

Caroline Hartmann berichtete über die Pionierfunktion des Schiller-Instituts bei der Verbreitung der Idee der Neuen Seidenstraße - schon lange, bevor diese zur offiziellen Politik der chinesischen Regierung erklärt wurde. Sie betonte dabei, wie bemerkenswert es ist, daß hier eine Idee, für die das Schiller-Institut sich seit mehr als 30 Jahren eingesetzt hat, tatsächlich heute von mehr als der Hälfte der Menschheit aufgegriffen und vertreten wird.

Die Idee begann schon in den 1970er Jahren mit Lyndon LaRouches Vorschlag für eine Internationale Entwicklungsbank, schon 1958 hatte er die Prognose gestellt, daß die Welt in eine neue Depression und den Verlust der Währungsstabilität laufen werde, wenn man nicht vom verhängnisvollen Kurs des „Nachindustriellen Zeitalters“ ablasse. Doch seine Warnungen und Vorschläge wurden in den Wind geschlagen, als Präsident Nixon 1971 statt dessen die Politik der Finanzspekulationen initiierte, indem er den Dollar vom Gold abkoppelte und Privatbanken die Möglichkeit eröffnete, in Offshore-Märkten tatsächlich Geld zu schöpfen.

Mit der Idee der Schaffung einer neuen, gerechten Weltwirtschaftsordnung wurden dann die LaRouche-Bewegung und das Schiller-Institut in Deutschland und international aufgebaut. Die Idee wurde 1976 in Colombo bei der Konferenz der Blockfreien Staaten von 85 Staaten akzeptiert. Doch die Gegenlobby brachte die Bewegung zum Schweigen, viele der damaligen Staatschefs, wie z.B. Ali Bhutto oder Indira Gandhi, wurden destabilisiert oder sogar umgebracht.

Vom Produktiven Dreieck zur Landbrücke

Nach dem Mauerfall folgte 1989 der Vorschlag des Produktiven Dreiecks Paris-Berlin-Wien, was Anfang der 90er Jahre zum Vorschlag der Eurasischen Landbrücke bzw. Neuen Seidenstraße erweitert wurde, den Helga Zepp-LaRouche und das Schiller-Institut weltweit bekannt machten. Hartmann erwähnte vor allem die Konferenz 1994 in Berlin unter dem Motto: „China - Aufbruch ins 21. Jahrhundert“, auf der bereits hochrangige, regierungsnahe Vertreter aus China beteiligt waren. So berichtete Hui Yongzhen, der damalige Stellvertretende Vorsitzende des Staatsausschusses für Wissenschaft und Technik der VR China: „13 Mrd. Yuan wurden zwischen 1983 und 1992 von der chinesischen Regierung investiert, um den großen internationalen Korridor der Neuen Asiatisch-Europäischen Kontinentalbrücke (NAECB) zu schaffen. Diese Infrastruktur wurde neu geschaffen. Um die Probleme zu lösen, wird die chinesische Regierung eine Politik günstiger Bedingungen formulieren, sie wird die Schritte zur wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen entlang der NAECB beschleunigen, sie wird das Kapital, die Technologie und das qualifizierte ausländische Personal zur Entwicklung der NAECB mit Freude aufnehmen.“

In den USA kristallisierte sich bereits bei den Anfängen dieser optimistischen Ideen eine vehemente Gegenlobby um William Yandell Elliot von der Staatswissenschaftlichen Fakultät („School of Government“) der Universität Harvard heraus. Elliot war der Ziehvater der heute als „Neocons“ bekannten Denkschule und ihrer Vertreter wie Zbigniew Brzeszinski, Samuel Huntington, Verfasser des Buches Kampf der Kulturen, Henry Kissinger, McGeorge Bundy und Dean Rusk, zu denen auch Bernhard Lewis gezählt wird. Sie verbreiteten jene verheerenden Ideen, die uns heute bis an den Rand eines neuen Weltkrieges gebracht haben:

Schon 1995 machte eine Studie des Schiller-Instituts Rußlands Zukunft – gibt es eine Alternative zu Diktatur und Chaos? sowie 1996 in Berlin das bedeutende Seminar „Wirtschaftsstrategie für Eurasien – Ein neuer Westfälischer Friede als Grundlage internationaler Zusammenarbeit“ klar, daß die einzige wirkliche Alternative eine wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit der Völker ist. Hierzu zeigte Hartmann die bereits damals von EIR zusammengestellte Karte des „Netzwerks der eurasischen Landbrücke“.

LaRouche sagte damals in seinem Vortrag 1996 über die Entstehung einer „eurasischen Kultur“ auf der Grundlage eines neuen Westfälischen Friedens: „Machen wir uns an die Arbeit, erfüllen wir die Aufgabe des gemeinsamen Interesses. Schließen wir entsprechende Abkommen unter einer neuen Währungsordnung. Und betrachten wir dann jedes der beteiligten Länder und fragen: Was kann jeder durch seine Produktion zum Gemeinwohl aller beitragen? Gebt den Europäern wieder Arbeit, besonders im Hochtechnologiebereich, wo sie Güter produzieren können, die Entwicklungsländern und deren Volkswirtschaften nützlich sind.“

Und Dr. Su Jing Xiang, Stellvertretender Direktor des Zentrums für Studien über die Globalisierung am Chinesischen Institut für Internationale Beziehungen in Beijing, betonte: „China ist gegenwärtig mit rapiden Veränderungen in seiner Wirtschaft und Gesellschaft konfrontiert. Zur Zeit wird Chinas Wirtschaftspolitik von bestimmten Einflüssen aus den USA und Großbritannien dominiert, aber die Regierung weiß, daß die ,Ideen’, die von dort kommen, nicht von großem Nutzen sind. Von großer Wichtigkeit sind dagegen die Ideen der sogenannten physischen Ökonomie von Lyndon LaRouche.“

Vorteil des anderen

Celani beschrieb dann detailliert, in welcher Weise diese Initiativen Konkretisierungen und Erweiterungen von LaRouches ursprünglicher Idee eines Systems der internationalen Zusammenarbeit in Entwicklungsprojekten auf der Grundlage des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts waren (Den Mitschnitt des Vortrages finden Sie im Internet unter https://www.youtube.com/watch?v=iNpDScsftb8). Er beschrieb LaRouches Einsatz für die Steigerung der menschlichen Produktivität in der Tradition von Leibniz, Alexander Hamilton und Friedrich List, und berichtete über dessen Treffen und internationale Konferenzen mit führenden Persönlichkeiten Rußlands, Chinas und anderer asiatischer Nationen, bei denen er für ein solches Grand Design warb.

Außerdem zeigte Celani die vielfältigen Aspekte der Neuen Seidenstraße („Ein Gürtel, eine Straße“) auf, die nicht nur ein modernes Verkehrsnetz zwischen Europa und Asien schaffen soll, sondern ein gigantisches Programm von Infrastrukturinvestitionen ist, um die Produktivität weltweit zu steigern. Der entscheidende Aspekt sei der Wissenschaftsmotor, insbesondere verkörpert durch Chinas Kernfusions- und Weltraumforschung.

Diese chinesische „Win-Win“-Perspektive beruhe auf der konfuzianischen Philosophie sowie auf der westlichen Tradition des Westfälischen Friedens. Die konfuzianische Idee des „Mandats des Himmels“ – das der Herrscher verliert, wenn er nicht das Gemeinwohl fördert –, stimme überein mit dem Prinzip des „Vorteils des anderen“, das mit dem Westfälischen Frieden zur Grundlage der internationalen Beziehungen wurde, betonte Celani. Wenig überraschend bekämpfen die oligarchischen Interessen heute, wie schon im 18. Jahrhundert, eine Ost-West-Kooperation auf der Grundlage dieser konfuzianisch-westfälischen Prinzipien, wozu sie auf Geopolitik setzen.

Celani zeigte dann die erstaunlichen Ähnlichkeiten zwischen der Politik gegen Rußland und China heute und der Kampagne des spanischen Habsburgerreiches und des Vatikan gegen die Politik der eurasischen Kooperation, für die sich Leibniz und die Nachfolger Matteo Riccis einsetzten, und er erläuterte Leibniz’ Ideen des Grand Design, wie dieser sie bereits in seiner Schrift Novissima Sinica beschrieben hatte:

In der anschließenden, langen und lebhaften Diskussion wurden Fragen zum Schiller-Institut und seiner Arbeit, zur strategischen Lage nach der Präsidentschaftswahl in den USA sowie zum Bank- und Kreditwesen gestellt. Die Bankenreform bzw. das Trennbankensystem, für das sich die „Impulswelle“ seit Jahren einsetzt, wird in der Schweiz heiß diskutiert. Die Vertreter des Schiller-Instituts betonten, nach der Niederlage Obamas und Hillary Clintons müsse die Gelegenheit genutzt werden, nun endlich die Glass-Steagall-Bankenreform in den USA und weltweit durchzusetzen. Dabei könne die Schweiz eine katalytische Rolle spielen.

cah