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Neue Solidarität
Nr. 12-13, 23. März 2017

Gedenken an Nina Ogden

Von Alan Ogden

Am 28. Februar ist unsere liebe Nina mit 69 Jahren dieser Welt entschlüpft. Sie ist in der Bronx in New York City als Kind von Flüchtlingen aus dem russischen Bürgerkrieg aufgewachsen. Ihre erste Sprache war Russisch. Ihr Vater arbeitete in einer Nadelfabrik und war in der Gewerkschaft der Damenbekleidungsindustrie, ihre Mutter war Gewerkschaftsaktivistin.

Jeder Mensch ist das Kind seiner Eltern, und so wurde Ninas lebenslange Identität als Vorkämpferin für soziale Gerechtigkeit im Hexenkessel der Gewerkschaftskämpfe der 1930er Jahre geprägt, ebenso wie ihr Patriotismus und ihre starke intellektuelle Identität. Schon vor dem zehnten Lebensjahr fuhr sie jeden Samstagnachmittag allein mit der U-Bahn zur Metropolitan Oper, um alle großen Opern anzusehen und zu hören und kennenzulernen. Ihre Eltern liebten die Literatur, ganz besonders Shakespeare, und studierten seine Werke, um ihre englischen Sprachkenntnisse zu verfeinern, und Shakespeare ist seit jener Zeit immer ein wesentlicher Einfluß auf Nina geblieben. Sie liebte es, Geige zu spielen, und spielte mit einem Schülerorchester in der Carnegie Hall. 1963 machte sie mit 16 Jahren ihren Abschluß an der Evander Childs High School - das Ende ihrer Schulzeit, aber nicht das Ende ihrer Ausbildung und ihres Lernens!

Als junges Mädchen schloß sie sich der Bürgerrechtsbewegung an, nachdem sie auf einer Straße in New York mit Demonstranten gesprochen hatte. Einer von ihnen sagte ihr: „Wir kämpfen für die Bürgerrechte, und wir hören erst auf, wenn wir gewonnen haben.“ Sie gesellte sich sofort zu der Gruppe - und der Bürgerrechtsbewegung -, und als die Demonstranten einpackten und einer sagte, es sei Zeit, nach Hause zu gehen, war Ninas Antwort: „Ich dachte, wir hören erst auf, wenn wir gewonnen haben!“ Sie war beim Washingtoner Marsch für Arbeitsplätze und Freiheit dabei, wo Martin Luther King seine berühmte Rede „Ich habe einen Traum“ hielt, und auch beim bekannten Marsch von Selma nach Montgomery in Alamaba 1965. Beim Organisieren für die Bürgerrechte trampte sie sogar durch Kanada, um sich mit Stokely Carmichael für die Rechte der Inuit einzusetzen.

Ich traf Nina zum erstenmal 1968 in Fayetteville in Arkansas. Sie machte bei einer sehr gefährlichen Mobilisierung der Textilarbeiter mit, die in den Textilmühlen des Bundesstaates Gewerkschaftsgruppen aufbauen wollten - in Orten, wo Gewerkschaftsaktivisten ihres Lebens nicht sicher waren.

Wir heirateten dann 1969 in Richmond in Virginia. Nach Martin Luther Kings Ermordung geriet die Bürgerrechtsbewegung in eine Krise, weil die Black-Panther-Partei und andere schwarze Nationalisten häufig ganz andere Ziele als King verfolgten. Man sagte mir und Nina ganz offen, daß wir in dieser neuen Variante der Bürgerrechtsbewegung unerwünscht waren.

Nina hatte später verschiedene Bürojobs, aber zu der Zeit arbeitete sie in Mühlen und Fabriken - in einer Baumwollmühle, einer Buchbinderei, einer Hutfabrik als Mitglied der Hutmachergewerkschaft und bei Philip Morris als Mitglied der Gewerkschaft der Tabakarbeiter.

Der Weckruf vom August 1971

Wir beschlossen, unsere politischen Anstrengungen darauf zu konzentrieren, die Arbeitslosen und die Bürger allgemein für die damaligen Kämpfe der Gewerkschaften zu mobilisieren, beispielsweise für den Streik bei der Zeitung Richmond Times-Dispatch. Wir nannten das die „Streik-Unterstützungskomitees“, es war eine kleine feste Gruppe mit neun Aktiven, die wie ein kleines politisches Aktionskomitee funktionierte; wir gingen zu schwarzen Kirchen, Bürgerorganisationen, Friedensgruppen und anderen.

Als Präsident Nixon im August 1971 die Maßnahmen zur Beendigung des Bretton-Woods-Systems und für das Einfrieren von Löhnen und Preisen ankündigte, wollten wir sofort eine Massenbewegung dagegen organisieren, aber wir erkannten auch, daß wir viel zuwenig Ahnung von den Inhalten hatten, um die es dabei ging, vor allem keine kohärente Vorstellung von Wirtschaftspolitik. Daher schickte unsere kleine Organisation zwei Frauen mit dem Bus nach New York mit dem Auftrag, herauszufinden, wer in dem Gewirr zahlloser linker und sozial engagierter Gruppen wirklich erklären konnte, was los war, und es ernsthaft ändern wollte. Nina war eine dieser beiden Delegierten, und ein paar Tagen später erklärte sie uns am Telefon, sie hätte Lyndon LaRouche reden gehört, und das wäre der richtige Mann, mit dem wir zusammenarbeiten sollten.

Ich widersprach ihr heftig, ohne wirklich Argumente zu haben, und das dauerte noch mehrere Monate. Wir kannten LaRouche und seine Bewegung schon, ein mit LaRouche verbundener Gewerkschaftsaktivist hatte uns einmal kontaktiert, hatte uns aber nicht wirklich überzeugen können. Und wie so oft vorher und nachher lag ich falsch und Nina richtig, doch es kam ihr nicht in den Sinn, nachzugeben. Wir fuhren in dem Jahr alle neun nach New York zur nationalen Weihnachtskonferenz der LaRouche-Bewegung, und nachdem wir Lyns Rede und seine Antworten auf Fragen in der Diskussion gehört hatten, machte ich mit Nina einen Spaziergang auf der kalten, winterlichen Straße und sagte ihr: Okay, ich bin dabei. Und dank Nina schlossen wir uns Ende 1971 allesamt an, nicht nur wir beide, sondern die ganze Gruppe von neun Personen, die nun die „Ortsgruppe der Labor Committees von Hampton Roads“ war.

Gott in seinem Herzen finden

In den mehr als 40 Jahren in LaRouches Organisation war Nina immer eine Führungspersönlichkeit mit einer ganz eigenen, stets unverbrauchten Herangehensweise; immer wieder stürzte sie sich in neue, unbekannte Situationen, sprach mit Menschen, die wir noch nicht kannten, und suchte nach Wegen, immer das beste in diesen Menschen anzusprechen. Sie war eine treibende Kraft, die anderen Vertrauen gab, in ihren Herzen einen Widerschein Gottes zu entdecken, und - indem sie erlebten, wie Nina es tat - mit diesem Wissen und dieser Hoffnung selbst mutig zu handeln.

Mit ihren nationalen und später internationalen Initiativen für eine neue, gerechte Weltordnung wandte sie sich an ein breites Spektrum politischer und diplomatischer Persönlichkeiten, darunter ganz entscheidende aus der alten Ära von John F. Kennedy, wie den Jesuitenpater Richard McSorley und den ehemaligen Pressesprecher Kennedys Pierre Salinger, wichtige Kirchenvertreter wie den libanesischen katholischen Maronitenbischof Elias El-Hayek, der eine zentrale Figur der Bemühungen um einen dauerhaften ökumenischen Frieden im Nahen Osten war, sowie viele Größen der Franklin-Roosevelt-Tradition in der Demokratischen Partei des 20. Jahrhunderts, wie (um nur einige, schon öffentlich bekannte Kontakte zu nennen) Senator Eugene McCarthy, Senator George McGovern, der Kongreßabgeordnete Jim Wright aus Texas und der Abgeordnete Andy Jacobs aus Indiana. Auch wichtige, außerordentliche Menschen aus der Bewegung von Martin Luther King wurden Ninas Freunde und politische Mitstreiter.

Nina unternahm viele politische Reisen in die Bundesstaaten der Großen Ebenen und übte vor allem in Nord-Dakota und in Nebraska einen bleibenden Einfluß aus, durch die persönliche intensive und offene Zusammenarbeit mit führenden Leuten aus Politik, Landwirtschaft, unter den Indianern und anderen.

Sie meldete sich freiweillig, mit den Iren für die Sache der irischen Freiheit zu kämpfen, um die Unterdrückung und Barbarei des britischen imperialen Systems in dessen Hinterhof abzuschütteln. Sie arbeitete mit wundervollen Menschen in Irland zusammen und unternahm dort 2013 eine dreiwöchige Organisierungstour. Ihr unvollendetes Werk, das nun andere zu Ende führen müssen, betrifft nicht nur die nationale Einheit Irlands und die Unabhängigkeit von britischen Gouverneuren und Dekreten, sondern auch das Wiederaufgreifen der Pläne des Sinn-Fein-Gründers Arthur Griffith und des Unabhängigkeitsführers Michael Collins für den Aufbau Irlands als maritime Industrienation, die ihre natürlichen Rohstoffe nutzt und ihren rechtmäßigen Platz in der neu entstehenden Entwicklungsgeometrie auf der Welt einnimt.

„Wunder sind harte Arbeit“

Eine besondere Herzensangelegenheit für Nina war die Verbindung zu Mutter Teresa, heute offiziell die Heilige Teresa von Kolkata (Kalkutta). Mutter Teresa und Nina entwickelten ein enges Verhältnis in der Zusammenarbeit, um die Herzen der Nationen so zu verändern, daß sie die Würde jedes Menschen anerkennen. Nina war überzeugt, daß man Herzen ändern kann und das Gute am Ende triumphieren wird. Sie konnte eine öffentliche Zusammenarbeit zwischen Lyndon LaRouche und Mutter Teresa als einer Person mit bedeutendem Einfluß auf der Welt vermitteln, insbesondere in dem entscheidenden Kampf gegen die Malthusianer, die lieber Milliarden von Menschen ausmerzen wollen, als den wahren Wert der menschlichen Seele anzuerkennen.

Mutter Teresa autorisierte Nina Ogden vom Schiller-Institut offiziell, allen Delegierten der potentiell hochgefährlichen UN-Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo 5000 Exemplare eines Flugblatts des Schiller-Instituts zu überreichen. Es enthielt den Text einer Rede Mutter Teresas beim Gebetsfrühstück des Präsidenten in Washington über das Recht auf Leben und die Würde des menschlichen Lebens.

Nina organisierte auch eine persönliche, öffentlichkeitswirksame Intervention Mutter Teresas gegen die Todesstrafe für den verurteilten Mörder Joseph Roger O’Dell in Virginia; unter anderem sendete eine Radiostation in der Landeshauptstadt Richmond alle halbe Stunde eine persönliche Audiobotschaft Mutter Teresas an Gouverneur George Allen mit der Bitte, O’Dells Leben zu schonen.

Mutter Teresa sagte einmal zu Nina: „Die meisten Menschen meinen, daß Wunder einfach so geschehen, aber du und ich wissen, daß sie sehr viel harte Arbeit erfordern.“ Das war kurz zusammengefaßt Ninas Leitidee, in der Überzeugung: nie locker lassen, aber immer liebevoll (ebenfalls eine Eigenschaft Mutter Teresas), dann wird das Gute triumphieren.

Nina und ich waren 48 Jahre verheiratet. Ich danke für jeden Tag, den ich mit ihr verbringen durfte - heute mehr denn je. Sie hat mir so viele Erinnerungen und Gutes hinterlassen, daß der größte Supertanker im Suezkanal nicht alles fassen könnte. Sie liebte mich und ich liebte sie wieder. Sie war eine einzigartige, willensstarke, wundervolle Frau.

Einige ihrer Lieblingszeilen stammen aus dem Geistlichen Gesang des Johannes vom Kreuz:

Nina hinterläßt einen Sohn und Schwiegertochter, Mathhew und Meghan Ogden, ihre Tochter Erika Vaughan, ihre Schwester Lenore Sanders, ihren Neffen Joshua Smith und unzählige weitere Verwandte und Freunde in aller Welt.