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Neue Solidarität
Nr. 16, 20. April 2017

Adam Smith in Deutschland

Das in der Geschichtsschreibung verbreitete Phänomen, führende Persönlichkeiten der damaligen Zeit in Deutschland zu Anhängern von Adam Smith zu erklären oder zumindest als von ihm entscheidend beeinflußt zu präsentieren, ist weit verbreitet und hat zu manch mißverständlicher Oberflächlichkeit geführt.

Es ist eine Tatsache, daß z.B. Freiherr vom Stein Adam Smith studiert hat. Der Grund war, daß Stein - wie andere auch - das Feudalsystem überwinden wollte, das die Weiterentwicklung hemmte. Was lag da näher, als den führenden Ökonomen der führenden Macht, Großbritannien, der als Ideologe des „Subjektivismus“, der kaufmännischen Einzelinitiative, galt und der auch noch ein umfassendes „Lehrbuch“ verfaßt hatte, „auf Brauchbares abzuklopfen“, und es dann nutzbringend für die eigene Politik einzusetzen.

Der Unterschied zu den wirklichen Smith-Anhängern liegt jedoch im Menschenbild und der Frage des Gemeinwohls. Während der Mensch sich bei Adam Smith bezüglich seiner Beweggründe im Prinzip nicht vom Tier unterscheidet und durch Lust oder Unlust motiviert ist, ist in Deutschland, so in der Konzeption Friedrich Schillers, Kreativität die primäre menschliche Substanz. Bei Smith gibt es kein Gemeinwohl, der „gemeinsame Nenner“ einer Gesellschaft bildet sich durch den Kampf aller gegen alle auf dem „freien Markt“, wo eine „unsichtbare Hand“ Regie führt.  In Deutschland hielt man dagegen an der Idee des Gemeinwohls fest, d.h. der Staat setzt den für das Ganze gedeihlichen Ordnungsrahmen, in dem der einzelne seinen schöpferischen Beitrag leisten kann. Für Verwirrung sorgte dabei ein Ideologe wie Adam Müller, der sich - von Metternich kommend - den preußischen Junkern als Propagandist gegen die Reformer andiente. Er attackierte Adam Smith und behauptete, das zu verteidigende „Gemeinwohl“ sei das alte System feudaler Vorrechte.

Wenn man jedoch weder das alte Feudalsystem noch den kommerziellen Egoismus der Konzeption Adam Smiths, sondern wirtschaftliche Entwicklung wollte, dann war die erfolgreiche Wirtschafts- und Finanzpolitik Alexander Hamiltons als Orientierung recht naheliegend, was öffentlich zu erörtern jedoch spätestens seit den Karlsbader Beschlüssen verboten war. Heinrich Heine - beileibe kein Industriepionier, doch als Dichter vertraut mit den Dingen des menschlichen Herzens - persiflierte in De L’Allemagne die englische Wirtschaftskonzeption mit dem „Gentleman“ als Maschine, die ihren Schöpfer mit dem verzweifelten Ruf „Give me a soul!“ durch ganz Europa verfolgt. Die systematische Antithese zu Adam Smith und dessen Überwindung war dann das Werk von Friedrich List, der in Deutschland zurecht als ein Nachfolger Alexander Hamiltons angesehen wurde.

hpm