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Neue Solidarität
Nr. 13-14, 29. März 2018

Cambridge-Analytica-Skandal zeigt britische Einmischung

Die britische Firma Cambridge Analytica wird beschuldigt, Daten von Facebook-Nutzern für den US-Präsidentschaftswahlkampf mißbraucht zu haben

Der jüngste von der New York Times angestoßene Skandal um Cambridge Analytica und Facebook wirft ein weiteres Schlaglicht auf die laufende britische Einmischung in die amerikanische Politik, auch wenn die Zeitung den Skandal gegen Präsident Trump einsetzen wollte. In dem Bericht der New York Times wird behauptet, das ursprünglich britische Kommunikationsunternehmen Cambridge Analytica habe sich in unzulässiger Weise Daten von Facebook beschafft und diese dann benutzt, um psychologische Profile zur Unterstützung von Trumps Wahlkampf 2016 zu erstellen. In Wirklichkeit sind Cambridge Analytica und dessen Mutterunternehmen, die SCL Group, eine Operation der britischen Geheimdienste und seit den 90er Jahren an Programmen zur Verhaltensmodifikation beteiligt.

SCL (Strategic Communications Laboratory) ist ein britisches Unternehmen, das 1993 als Ableger des Behavioural Dynamics Institute gegründet wurde, um die Erkenntnisse der Verhaltensforschung kommerziell zur Steuerung des Massenverhaltens zu nutzen. Die Firma bezeichnet ihre Methode als „Psychografie“. Dabei werden große Datenbestände individueller psychologischer Profile angelegt, indem man Daten aus den Sozialen Medien und anderen Internetquellen abschöpft. Schon 1995 hatte die Firma Verträge mit militärischen und geheimdienstlichen Einrichtungen, bei militärischen Desinformationskampagnen, in den Sozialen Medien und bei der gezielten Beeinflussung von Wählergruppen mitzuwirken. Nach Angaben ihrer Internetseite gehören zu ihrem Kundenkreis die NATO, das britische Verteidigungsministerium sowie verschiedene US-Regierungsbehörden. Zu den dort genannten Aktivitäten gehören die Rekrutierung für das Militär, die Bekämpfung von Radikalisierung, die Bekämpfung fremder staatlicher Einflüsse und Empfehlungen für die strategische Einflußnahme.

2013 gründete SCL Cambridge Analytica mit dem erklärten Ziel, in die US-Wahlen zu intervenieren, und beteiligte sich auf Seiten des republikanischen Kandidaten am Gouverneurswahlkampf in Virginia. 2014 war Cambridge Analytica an 44 Wahlkämpfen in den USA beteiligt. Im gleichen Jahr bemühte es sich auch um eine Zusammenarbeit mit dem Psychometrischen Zentrum der britischen Universität Cambridge. Das Zentrum hat eine Datenbasis von psychologischen Eigenschaften von Facebook-Nutzern aufgebaut, indem es ihnen ein geringes Honorar dafür zahlte, eine Anwendung („App“) zu nutzen, die die Informationen von ihren Facebook-Seiten abgreift. Das Zentrum war nicht bereit, offiziell mit SCL zu kooperieren, aber ein Psychologieprofessor der Universität entwickelte eine eigene App, die von Cambridge Analytica finanziert und verwendet wurde.

2015 investierten der Hedgefonds-Milliardär Robert Mercer und dessen Tochter Rebekah 15 Mio.$ in Cambridge Analytica, um deren Dienste für den Präsidentschaftswahlkampf des republikanischen Senators Ted Cruz zu nutzen. Mercer holte auch Steve Bannon, der damals ebenfalls Cruz unterstützte, mit an Bord in den Vorstand von Cambridge Analytica. (Der Name der Firma wurde dem Vernehmen nach von Bannon vorgeschlagen.) Nachdem Trump Cruz in der Vorwahl geschlagen hatte, wechselten Mercer und Bannon zu Trump über und brachten Cambridge Analytica mit.

Vertreter von Trumps Wahlkampfteam haben häufig erklärt, Cambridge Analytica sei für den Wahlkampf nicht besonders wichtig gewesen und habe nur dabei geholfen, Werbung zu platzieren. Trumps Koordinator für die digitalen Medien, Brad Parscale, sagte in der CBS News-Sendung „60 Minutes“, Psychografie sei lächerlich, funktioniere nicht, und er habe sie nicht genutzt. Parscales Strategie war, in Sozialen Medien Menschen zu finden, die man für den Wiederaufbau der Infrastruktur und der Wirtschaft begeistern konnte, und dies dann mit direkter persönlicher Ansprache dieser Wähler abzuverfolgen.

Nach Aussage der New York Times wurde Cambridge Analytica von den eigenen Anwälten gewarnt, sie könnten gegen das US-Wahlgesetz verstoßen, das die Beteiligung von Ausländern in amerikanischen Wahlkämpfen stark einschränkt. Der Geschäftsführer von Cambridge Analytica und Direktor von SCL, Alexander Nix, ist britischer Staatsbürger, und die meisten Beschäftigten von SCL sind Kanadier oder Europäer.

Sonderermittler Robert Mueller hat im Rahmen seiner „Russiagate“-Ermittlungen E-Mails von Cambridge Analytica angefordert, aber alles deutet darauf hin, daß SCL nicht auf Seiten Rußlands, sondern, wie der „frühere“ MI6-Agent Christopher Steele, auf der Seite der britischen, antirussischen Kampagne in die Affäre verwickelt war.

bmd