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Neue Solidarität
Nr. 13-14, 29. März 2018

Strahlenwaffen bieten Amerika ein militärisches Mittel,
um Frieden zu erreichen

Von Lyndon LaRouche, 5. März 1983

Wenige Wochen vor Präsident Reagans SDI-Rede vom 23. März 1983, am 5. März 1983, hielt Lyndon LaRouche, Gründer des Magazins Executive Intelligence Review und führender Demokrat, in San Diego die folgende Fernsehansprache.

Ich möchte zu Ihnen über einen sehr schmerzlichen Gegenstand sprechen: die wachsende Gefahr eines Atomkriegs zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Diese Gefahr ist sehr real, und sie nimmt zu. Ich möchte zu Ihnen darüber sprechen, worin das Problem liegt, und ich möchte zu Ihnen auch über eine mögliche Lösung für dieses Problem sprechen.

Vor einiger Zeit, es war vor etwa 20 Jahren, gab es zwei Ereignisse, die die Menschen in den Vereinigten Staaten in Angst versetzten. Das erste war die Kubakrise 1962, in der damals die meisten Menschen annahmen – und das zu recht –, daß wir nur wenige Minuten von einem thermonuklearen Schlagabtausch zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion entfernt waren. Dann wurde etwa ein Jahr danach Präsident John F. Kennedy ermordet, und die Tatsache dieses Mordes und seiner Vertuschung versetzte die Menschen in Amerika und auch in Europa in Angst und Schrecken.

Unter dem Eindruck dieser beiden Ereignisse gingen wir in den Vereinigten Staaten zu einer Politik über, die mit dem damaligen Verteidigungsminister Robert S. McNamara verbunden war. (Das „S“ in seinem Namen steht für „Strange“ [seltsam], und ich denke, das paßt sehr gut.)

Diese Doktrin heißt „Mutually Assured Destruction“ (Gegenseitig Garantierte Zerstörung) oder kurz und angemessen MAD [mad = engl. „verrückt“]. Die Doktrin besagt im wesentlichen, daß thermonukleare ballistische Raketen die ultimative Waffe sind – eine Waffe, die so schrecklich ist, daß weder die Vereinigten Staaten noch die Sowjetunion es wagen würden, tatsächlich einen Atomkrieg gegeneinander zu führen. Das Argument ist dabei, man könne den Krieg abschaffen, indem wir ständig solche Waffen bereithalten und indem man Arrangements schafft, die man im allgemeinen als „Krisenmanagement“ bezeichnet – also rote Telefone, Sonderkonferenzen usw. –, damit die beiden Regierungen nicht zufällig durch Fehleinschätzungen in eine Lage geraten, in der sie tatsächlich einen Atomkrieg auslösen. Diese MAD-Doktrin war und ist die geltende Doktrin im Westen.

Dies führte ungefähr zu der Zeit, als die Sowjets uns einholten, Anfang der 70er Jahre, zu einem Prozeß, der „Entspannung“ (Detente) genannt wird und vom früheren Bürgermeister West-Berlins, Willy Brandt, und Willys engem Berater Egon Bahr in Gang gesetzt wurde. Daraus resultierten das sog. SALT-1 [Abrüstungsabkommen] und andere Vereinbarungen, die zwischen Präsident Nixon und dem sowjetischen Generalsekretär Breschnew ausgehandelt wurden. Die Entspannung kam also in Gang. Aber kaum begann die Entspannung, da begannen wir, uns auf die reale Möglichkeit eines thermonuklearen Krieges hinzubewegen. Das zeigte sich 1974 und hat sich seitdem immer weiter verstärkt.

1974 hatten wir das, was wir die Schlesinger-Doktrin nannten – die Doktrin, daß man in Gebieten wie dem europäischen Kampfschauplatz einen „begrenzten Atomkrieg“ führen könnte, ohne daß es zu einem atomaren Schlagabtausch auf den Staatsgebieten der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten selbst käme.

Nach der Schlesinger-Doktrin gab es andere Doktrinen, die in die gleiche Richtung gingen und die man im allgemeinen als „Nukleare Vorneverteidigung“ bezeichnete. Diese Doktrinen bedeuteten, daß die Vereinigten Staaten in ihrer militärischen Verteidigung schwächer wurden, und dafür bestimmte, insbesondere nukleare Kapazitäten nach vorne verlegt werden sollten, immer näher heran an eine Angriffsposition gegenüber dem sowjetischen Gegner – mit anderen Worten, wir sollten den Bluff verstärken, während wir real schwächer wurden.

Dann wurde gegen Ende der Regierung Carter eine politische Richtlinie erlassen, die Präsidialdirektive 59, die die bisher verrückteste Politik in dieser Reihe war – die Politik, die faktisch noch heute in der Regierung der Vereinigten Staaten vorherrscht. Das ist eine aggressive Verteidigung, bei der man auf „Euro-Raketen“ und ähnliches setzt.

Unterdessen kollabieren unsere grundlegenden strategischen Kapazitäten, in den Vereinigten Staaten wie in Westeuropa, teils weil wir uns in eine Wirtschaftsdepression hineinbewegen, und teils aufgrund der Wirkung der sog. Umweltbewegung oder malthusianischen Bewegung, d.h. dem Versuch, uns zu einer nachindustriellen Gesellschaft zu machen.

Strategisches Ungleichgewicht

Gleichzeitig wenden die Sowjets einen außerordentlich großen Teil ihres Wirtschaftsprodukts auf, um nicht nur solche Systeme zu entwickeln, wie wir sie in den Tabellen sehen, die ich hier zum Vergleich habe, sondern auch einige vollkommen neuartige, fundamentale Revolutionen in der Militärtechnik, wofür sie viel mehr Geld ausgeben, als selbst das Team B der CIA geschätzt hat. Tatsächlich besteht ein wachsendes strategisches Ungleichgewicht zwischen den beiden Supermächten, wobei die Vereinigten Staaten zunehmend schwächer werden und die Sowjetunion zunehmend stärker wird. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, dann wird die Sowjetunion bis 1988 oder 1990 hinsichtlich des strategischen Gleichgewichts insgesamt einen nicht bloß quantitativen, sondern auch qualitativen Vorsprung haben. Das heißt, sie werden den Punkt erreichen, an dem sie der Welt allgemein die Gestaltung der Außenpolitik diktieren können.

Irgendwann in der Zeit zwischen jetzt und 1988 oder 1990 könnte der Präsident über die Gefahr der Entstehung dieser Lage informiert werden, und vielleicht wird man ihm auch mitteilen, daß es zu spät ist, um irgendetwas daran ändern zu können. Unter diesen Umständen hat der Präsident dann zwei Optionen: entweder, demjenigen, der dann in Moskau der Boß ist, die Füße zu küssen, oder vielleicht unser thermonukleares Arsenal einzusetzen, um die Sowjets durch einen Bluff oder den Versuch eines Bluffs davon abzuhalten, daß sie diesen Stand der militärischen Entwicklung erreichen, an dem sie einen qualitativen und nicht nur quantitativen Vorsprung haben.

Diese Gefahr wird noch verstärkt durch eine Politik, die von der Bewegung für den „Atomstopp“ oder „atomare Abrüstung“ („Nuclear Freeze“) befürwortet wird. Nun, einige mögen glauben, die Atomstopp-Bewegung sei eine Antikriegs-Bewegung. Die Atomstopp-Bewegung vertritt drei Ziele:

Wir legen uns darauf fest, mehr Vietnamkriege zu führen, aber keine thermonuklearen Kriege – das besagt diese Doktrin. Aber wenn wir in diese Geometrie eintreten, die die Unterstützer der nuklearen Abrüstung vertreten, wie etwa die Unterstützer von Robert McNamara, Maxwell Taylor (diejenigen unter uns, die sich an den Vietnamkrieg erinnern, kennen diese Leute noch sehr gut), dann steht uns eine strategische Unterlegenheit gegenüber der Sowjetunion bevor, während wir uns gleichzeitig massiv in Kriegen in der Art des Vietnamkrieges oder etwas ähnlichem engagieren, und wir schießen auf unsere früheren Freunde in Iberoamerika, Afrika und anderswo.

Dieser Wahnsinn macht einen thermonuklearen Krieg in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wahrscheinlich. Und wenn wir die gegenwärtige Politik fortsetzen, dann machen wir uns selbst zu Gefangenen dieser Geometrie und werden einen solchen Krieg erleben. Das ist dann so wahrscheinlich, daß man nicht zu sagen wagt, es sei bloß eine Möglichkeit.

Der Ausweg

Was ich vorschlage, ist eine Lösung für die militärische Seite dieses Problems. Mein Vorschlag ist, die Übermacht der thermonuklearen Waffen als „ultimative Waffen“ zu beseitigen. Sie sind keine absoluten Waffen. Wir hatten in demselben 20jährigen Zeitraum, real oder als Möglichkeit, Waffensysteme mit der Fähigkeit, thermonukleare ballistische Systeme in der Stratosphäre zu zerstören. Wir hatten Systeme, die eine Punktverteidigung zum Schutz von Städten, zum Schutz von Raketenstandorten oder anderen Zielen vor angreifenden Sprengköpfen bieten konnten.

Die Sowjetunion hat in den letzten ungefähr sechs Jahren eine Reihe von Waffensystemen entwickelt, die dies mit Hilfe von laserartigen Strahlen, Strahlenwaffen, bewerkstelligen können. Es gibt viele Arten von Strahlenwaffen, und sie sind inzwischen recht gut machbar. Wenn wir jetzt ein Crashprogramm entwickeln würden, könnten wir wahrscheinlich innerhalb von zehn Jahren oder weniger garantieren, daß 99,44% einer gegen die Vereinigten Staaten gerichteten umfassenden Raketensalve das Territorium der Vereinigten Staaten nicht erreicht. Wir werden in naher Zukunft die technischen Möglichkeiten dafür haben. Auch die Sowjets haben sie. Die Sowjets sind uns bei der Entwicklung solcher Kapazitäten sogar weit voraus, und einiges von dem, was sie friedlich im Weltraum stationieren, ist dafür relevant. Sie betreiben schon seit einigen Jahren ein beschleunigtes Programm zur Entwicklung dieser Dinge, während wir hinterherhinken.

Aber wir können nicht nur entsprechende Raketen ausschalten – landgestützte oder luftgestützte Raketen, d.h. solche, die von Land oder von einem Flugzeug aus gestartet werden –, wir können potentiell auch mit Raketen bestückte U-Boote ausschalten. Es heißt, U-Boote seien nicht zu entdecken, aber das ist Unsinn. Wir kennen inzwischen die technischen Mittel, um mit strategischen Raketen bestückte Atom-U-Boote aufzuspüren. Es sind verschiedene Technologien daran beteiligt, auch dies ist wieder eine technische Frage, aber sie existieren. Wenn Ihnen also jemand sagt, seegestützte oder U-Boot-gestützte Raketen seien unangreifbar, dann wissen die entweder nicht, wovon sie reden, oder sie lügen. Ich weiß genug über diese Technologien, um zu wissen, daß U-Boote grundsätzlich aufgespürt werden können. Das ist möglich.

Kampflos gewinnen

Wenn eine Seite – wir oder die Sowjetunion – jemals als erste ein solches System einführen würde, dann würde dies sofort zum Dritten Weltkrieg führen. Derzeit schaut es so aus, angesichts der derzeitigen Trends der Heritage Foundation und anderer Lobbies in Washington, daß die Sowjets, vielleicht gegen Ende des Jahrzehnts oder vielleicht schon früher, eine solche strategische Kapazität haben werden, dann haben wir den Dritten Weltkrieg verloren. Vielleicht werden wir schon vorher einen Dritten Weltkrieg führen, Mitte des Jahrzehnts, um „den Ball abzufangen“, wie man sagt.

Ich schlage vor, daß wir unsere Rüstungsverhandlungen mit Rußland folgendermaßen ändern:

Der Schwindel der Abrüstung

Es gibt keinen anderen gangbaren Weg. Es ist nicht möglich, durch Verhandlungen die Zahl der nuklearen Sprengköpfe spürbar zu senken; weder die Vereinigten Staaten noch die Sowjetunion würden ernsthaft aufgeben, was sie als die Fähigkeit betrachten, die andere Seite durch nukleare Mittel zu vernichten. Abrüstung führt nirgendwohin, sie bewirkt nichts. Wir können die thermonuklearen Raketen nicht anders beseitigen als durch die Entwicklung von Waffensystemen, die sie überflüssig machen.

Zugegeben, es besteht die Möglichkeit eines Rüstungswettlaufs aus einer solchen Entwicklung, wie ich sie vorgeschlagen habe. Das ist wahr. Man könnte über die Entwicklung defensiver Systeme hinaus zur Entwicklung von offensiven Systemen übergehen, die mit großer, schrecklicher Macht verbunden sind. Aber wir hoffen, daß wir, indem wir die akute Gefahr eines Atomkriegs vermeiden und abwenden, auf diesem Weg auch etwas erwachsener werden, und dann, wenn wir etwas erwachsener geworden sind, vielleicht auch feststellen, daß wir uns etwas mehr wie erwachsene Menschen verhalten, die Maßnahmen ergreifen, um die Ursachen von Kriegen beseitigen, anstatt bloß zu versuchen, die Waffen zu stoppen.

Ich denke, die Antwort hierauf liegt in dem, was Dr. Teller im vergangenen Oktober in Washington gesagt hat. Ich stimme darin völlig mit ihm überein. Wenn wir uns zu dieser technischen Revolution verpflichten (und die Entwicklung der Strahlenwaffentechnik ist eine technische Revolution, sowohl in den Produktionsformen als auch als Militärwissenschaft) und diese Technologien nutzen, um den Fortschritt der Entwicklungsländer voranzutreiben, um das Gemeinwohl der Menschheit auf diesem Planeten zu vergrößern, um uns vernünftiger zu machen, wissenschaftlicher zu machen, geneigter, rational über den Zusammenhang zwischen Maßnahmen und Methoden und den späteren Resultaten dieser Maßnahmen und Methoden nachzudenken – wenn wir uns zu diesen Dingen verpflichten, die im gemeinsamen Interesse der Menschheit liegen, dann können wir vielleicht in diesem großen Unterfangen eine Lösung finden.

Deshalb schlage ich vor, daß wir diese Strategie annehmen – eine Strategie der Entwicklung von Strahlenwaffen – und dafür ein Crashprogramm entwickeln. Wie ich schon angedeutet habe: Wir müssen mit den Sowjets über diese Frage verhandeln, und wir müssen dies mit einem Plan für ein Wirtschaftswachstum mit technischem Fortschritt verbinden, um die schrecklichen Folgen von Jahrhunderten britischem und anderem Imperialismus, die die Lebensbedingungen der Menschen im Entwicklungssektor verderben, endlich zu überwinden. Ich denke, das ist der Weg zum Frieden, und ich denke, das ist die richtige Militärpolitik.