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Am 5. Mai 2017 hatte Verteidigungsminister Jim Mattis eine Überprüfung der Raketenabwehr-Strategie der USA in Auftrag gegeben; diese wird voraussichtlich demnächst vorliegen. Die Überprüfung, die erste seit 2010, ist Anlaß für Diskussionen von Sicherheitsexperten über eine Neuauflage der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI), die Präsident Ronald Reagan 1983 ankündigte.
Dr. Peter Pry, ehemaliger Stabschef der Kommission des US-Kongresses für elektromagnetische Pulswaffen (EMP-Waffen) und ehemaliger Mitarbeiter des Streitkräfteausschusses, forderte Präsident Trump auf, anstelle der heutigen, minderwertigen Version der Raketenabwehr zur ursprünglichen SDI zurückzukehren.
Pry verfaßte einen Gastkommentar in der im Kongreß viel gelesenen Washingtoner Zeitung The Hill vom 17. Januar mit dem Titel „Trump muß Reagans Vision für die Krieg-der-Sterne-Verteidigung umsetzen – bald“. Er betont darin, Reagans SDI habe den Kalten Krieg beendet, sei aber später sabotiert worden. In dem Artikel heißt es:
„Die SDI-Technologie war erprobt und einsatzbereit. Aber Präsident Clinton war ideologisch gegen den ,Krieg der Sterne’. Amerika zu schützen, hätte die gegenseitig gesicherte Zerstörung und das ,strategische Gleichgewicht’ in Frage gestellt. Deshalb brüstete sich Clintons Verteidigungsminister Les Aspin damit, daß er ,die Sterne aus dem Krieg der Sterne herausnahm’ und die SDI absagte.
Geblieben ist nur die technisch zurückgestutzte Nationale Raketenabwehr, die keine Verbündeten verteidigen kann und ganz Hawaii zwang, sich in Schutzbunkern zu verstecken.“ (Gemeint ist der falsche Atomraketen-Alarm auf Hawaii Mitte Januar.) „Wir können den Neuen Kalten Krieg gewinnen, indem wir die SDI wieder aufgreifen und weltraumgestützte Raketenabwehrsysteme in Dienst stellen. Wir sind immer noch allen potentiellen Gegnern technisch überlegen und können diese Überlegenheit als Hebel einsetzen, um Amerika vor den wachsenden Bedrohungen durch Atomraketen zu schützen.“
Weltraumgestützte Abwehrsysteme hätten gegenüber der bestehenden Nationalen Raketenabwehr (NMD) „revolutionäre Vorteile“. Die heutige Raketenabwehr könne weder die amerikanischen Verbündeten noch Stützpunkte in Übersee schützen, wäre vielleicht schon überfordert mit dem Schutz des amerikanischen Festlands vor Bedrohungen aus Nordkorea und könne die USA gegen einen umfassenden Angriff mit Atomraketen aus Rußland und China nicht verteidigen.
Vor allem betont Pry: „Der ,Krieg der Sterne’ würde die MAD obsolet machen, so wie es Ronald Reagan beabsichtigte, und ,eine gemeinsame Verteidigung’ für das amerikanische Volk bieten, anstatt es nur zu rächen.“
Pry verweist darauf, daß in Abschnitt 1685 des Verteidigungshaushalts für 2018 (HR 2810) eine „ballistische Raketenabwehr für die Anflugphase“ gefordert wird und in Abschnitt 1688 ein „Plan zur Schaffung einer weltraumgestützten Ebene zum Abfangen ballistischer Raketen“ vorgelegt wird. In beiden Abschnitten werden neben Abfangraketen auch „Waffen mit gerichteter Energie“ gefordert, so wie bei Reagans SDI.
Dr. Pry schließt: „Wenn Präsident Trumps Überprüfung der Raketenabwehr diesen Vorgaben folgt, dann wird Präsident Reagans Vision, den MAD-Wahnsinn durch den menschenfreundlichen ,Krieg der Sterne’ abzulösen, ebenso Wirklichkeit wie sein Erbe des ,Friedens durch Stärke’.“
In einem Kurzinterview mit EIR bestätigte Dr. Pry, daß er nicht nur eine vollständige SDI einschließlich revolutionärer Technologien fordert, sondern daß er auch eine Zusammenarbeit mit Rußland bei dem Programm für notwendig hält.
Pry hatte als Mitarbeiter des Kongresses mit Abgeordneten wie Curt Weldon (Republikaner aus Pennsylvania) zusammengearbeitet, der 1992 den damaligen Präsidenten George Bush senior aufrief, das Angebot des russischen Präsidenten Jelzin anzunehmen, bei einem weltweiten Schutzsystem nach dem Vorbild der SDI zu kooperieren. Weldon, der eine gemeinsame Arbeitsgruppe der russischen Duma und des US-Kongresses gründete, war Pry zufolge einer der wichtigsten Unterstützer von Jelzins Vorschlag. 2003 begann das FBI mit Ermittlungen gegen Weldon wegen des Vorwurfs, er erhalte illegal Gelder aus Rußland. Die Vorwürfe erwiesen sich später als haltlos, kosteten ihn aber die Wiederwahl.
Pry erklärte, es gebe in der Regierung und im Kongreß Unterstützung für eine neue SDI-Kooperation, aber das gegenwärtige Umfeld mit der rußlandfeindlichen Hysterie und Establishmentkreisen, die am „strategischen Gleichgewicht“ festhalten wollen, könne Präsident Trump davon abhalten, eine neue SDI zu beginnen. Hinter den Kulissen tobe ein Machtkampf darum.
dea