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Neue Solidarität
Nr. 13-14, 29. März 2018

SDE: Die Strategische Verteidigung der Erde

Von Benjamin Deniston, 16.12. 2016

Den folgenden Vortrag hielt Benjamin Deniston vom Wissenschaftsteam der LaRouche-Bewegung in der wöchentlichen Internetsendung von LPAC am 16. Dezember 2016, kurz nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Der Text wurde aus dem Englischen übersetzt und für den Druck leicht bearbeitet.

In den letzten Wochen führten wir einige Gespräche mit Lyndon LaRouche über die Aussicht, das Prinzip der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) bzw. ihrer modernen Form, der Strategischen Verteidigung der Erde (SDE), wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Unter der Voraussetzung, daß Obama keinen Atomkrieg anfängt, bevor der nächste Präsident überhaupt sein Amt antreten kann, könnte eine neue Allianz zwischen den Vereinigten Staaten, Rußland und China entstehen, wo das möglich ist.

Herr LaRouche hat das sehr unterstützt. Nun sei die Zeit, in der die Politik der Strategischen Verteidigung der Erde als wirkliche Säule einer neuen Sicherheitsarchitektur auf unserem Planten wieder ins Spiel gebracht werden kann. Es kann eine entscheidende Säule für die Sicherheit sein, dafür, wie die Verteidigungs- und Militärinstitutionen der Nationen sich in dieser neuen Ära verbinden können, um sich den neuen Herausforderungen, den gemeinsamen Gefahren für alle Nationen aufzustellen.

Der Grund, warum ich das sage, ist ein Prinzip. Wir sind, eigentlich schon seit zwei Generationen, in einer neuen historischen Phase für die Menschheit, im Zeitalter der Wasserstoffbombe. Wir sind an einen Punkt gelangt, an dem die geopolitische, imperiale Politik, bei der eine führende Macht um jeden Preis die Kontrolle behalten will, nicht mehr fortgesetzt werden kann. Denn das könnte in einem großen Krieg enden, ähnlich wie in vergangenen Jahrhunderten, aber diesmal reden wir von der Selbstzerstörung der Menschheit. In diesem thermonuklearen Zeitalter kann ein großer Krieg zur Folge haben, daß wir die Zivilisation, wie wir sie kennen, komplett auslöschen.

Nun aber sehen wir das Potential, daß ein solcher Krieg von der Tagesordnung verschwindet, daß die neue US-Regierung das hintenanstellt. Statt dessen sprechen wir mit der Strategischen Verteidigung der Erde von einer Gemeinschaftsanstrengung zur breiteren Erforschung und Erschließung des Weltraums. Das muß ein zentrales, positives Anliegen sein, um das wir Nationen sammeln. Denn es kann nicht nur heißen: „Wir wollen keine Kriege und Konflikte, weil das schlecht ist“, sondern: „Wir brauchen ein positives, wahrheitsgemäßes Konzept, ein echtes Prinzip für die Aufgaben, vor denen alle Nationen gemeinsam stehen und bei denen wir alle zusammenarbeiten sollten.“

Das war die ursprüngliche Perspektive von LaRouches SDI. Ich betone „LaRouches SDI“, weil das nicht notwendigerweise für das Programm gilt, das dann bis zu einem gewissen Grad umgesetzt wurde. LaRouches Vorstellung der SDI war ein gemeinsames, offenes Programm mit der Sowjetunion, wo man Technologien und Kapazitäten austauscht und gemeinsam neue entwickelt, um „die Gefahr durch thermonukleare Waffen unwirksam und obsolet zu machen“, wie Ronald Reagan damals sagte. Die USA sollten zusammen mit den Sowjets daran arbeiten, und Herr LaRouche gewann Dr. Edward Teller und Präsident Reagan für diese Idee.

Das waren keine „Peaceniks“, keine friedensbewegten Hippie-Blumenkinder, die nur herumliefen und skandierten: „Kein Krieg! Krieg ist schlecht!“ Es waren ziemlich ernsthafte, stramme Konservative, in gewissem Maße sogar Kalte Krieger, aber sie erkannten, daß das, was LaRouche um seine Idee der SDI herum entwickelte, wahrheitsgemäß und richtig war. Die Menschheit war an dem Punkt angelangt, wo wir positive, gemeinsame Entwicklung solcher Kapazitäten für die gemeinsamen Ziele von Nationen brauchten. LaRouche war, in Zusammenarbeit mit Reagan, Teller und anderen, in den 80er Jahren ganz nahe daran, mit diesem Programm den strategischen Rahmen völlig umzukrempeln.

Diese Perspektive ist auch nicht wirklich verschwunden. Wir haben in früheren Sendungen darüber gesprochen. Doch es lohnt sich, die Zuschauer daran zu erinnern, daß in den 90er Jahren, nach dem Vorstoß, das komplette SDI-Programm umzusetzen, die gleiche Idee im Zusammenhang mit dem Schutz der Erde wieder auftauchte. Man erkannte damals, Anfang der 90er Jahre, daß die Erde tatsächlich unglaublich anfällig für Asteroiden- und Kometeinschläge ist und daß wir genau studieren sollten, was wir tun können, um unseren Planeten vor solchen potentiellen Katastrophen zu schützen. Dr. Edward Teller hat das in direkter Zusammenarbeit mit anderen Veteranen der SDI und ihren Kollegen in Rußland in den 90er Jahren als einen wichtigen Schwerpunkt aufgegriffen. Es gab eine ganze Reihe von Konferenzen, Untersuchungen und Vorschlägen für die gleiche, offene Zusammenarbeit zwischen den Verteidigungsinstitutionen und verwandten Institutionen in den USA und Rußland – eine Zusammenarbeit bei dieser gemeinsamen Gefahr zum Schutz der Erde nicht nur vor Raketen, sondern auch vor diesen „Raketen“ aus dem Sonnensystem, den Asteroiden.

Grafik: http://www.theobjectreport.com
Abb. 1: Größenvergleich zur Illustration der Bedrohung der Erde durch Objekte aus dem Weltraum.
Grafiken: NASA
Abb. 2: Boliden-Ereignisse im Zeitraum 1994-2013, bei denen Objekte aus dem Weltraum in der Erdatmosphäre zerplatzten [oben].



Abb. 3: Die Bahnen der von der NASA als besonders gefährlich eingeschätzten Objekte im inneren Sonnensystem. Der äußere Kreis entspricht der Umlaufbahn des Jupiters, der schwarze Kreis der Umlaufbahn der Erde [rechts].
Abb. 4: Zählung der erdnahen Asteroiden: Jede Abbildung steht für 100 gesichtete Objekte, die geschätzte Zahl der noch unbekannten, weiteren Objekte ist durch die Konturen angedeutet [unten].
Grafik: NASA-JPL/Caltech
Grafik: Ben Deniston
Abb. 5: Es gibt Tausende von bisher unentdeckten erdnahen Objekten, die im Fall einer Kollision ein ganzes Land oder eine Region zerstören würden, und Millionen solcher Objekte, die eine Stadt zerstören würden.

Leider hat sich das damals nicht richtig durchgesetzt. Statt dessen gab es die Fortsetzung des geopolitischen Rahmens, was bekanntlich bis unter Bush und Obama immer weiterlief. Aber das Thema kam wieder auf. Im Jahr 2012 haben die Russen den Vorschlag wieder in Umlauf gebracht, und in einigen Medienberichten wurde das die „Strategische Verteidigung der Erde“ genannt. Sie sagten: „Warum arbeiten wir nicht zusammen an einem Gemeinschaftsprogramm für die Strategische Verteidigung der Erde gegen diese Bedrohung durch Asteroiden und ähnliches?“ Heute nun könnten wir mit der Aussicht auf einen wirklichen Kurswechsel in den Vereinigten Staaten – vorausgesetzt, wir können Obama eindämmen und er setzt nicht wieder seine mörderischen Tendenzen um, wie Herr LaRouche warnt –, es tatsächlich erleben, daß sich dieses Prinzip durchsetzt und eine der zentralen Säulen eine neuen historischen Ära wird.

Die Asteroidengefahr

Wir denken, es ist angemessen, dieses Thema jetzt wieder auf den Tisch zu bringen. Zu Beginn möchte ich veranschaulichen, was einige dieser Gefahren sind, denen wir auf der Erde durch diese Objekte in unserem Sonnensystem ausgesetzt sind. Die erste Abbildung (Abbildung 1) zeigt die Realität, daß solche Einschläge tatsächlich passieren, und zwar viel häufiger, als die meisten von uns denken. In der Animation sehen wir den berühmten, sehr gut dokumentierten Einschlag von Tscheljabinsk über Rußland. Vor diesem Einschlag gab es keine Warnung, man wußte nicht, was dort auf uns zukam. Dieser sehr kleine Asteroid prallte auf die Erde mit sehr hoher Geschwindigkeit, wie das für alle diese Zusammenstöße im Sonnensystem charakteristisch ist. Es wird sehr viel Energie freigesetzt, weil diese Geschwindigkeiten unglaublich hoch sind.

Bei einem Zusammenprall von zwei Körpern, die im Sonnensystem umlaufen, gibt es meistens massive Freisetzungen von Energie, Explosionen. Hier war es ein sehr kleines Objekt, dessen Bahn die der Erde kreuzte, das in die Atmosphäre schoß und beim Aufprall die Energie einer kleinen Kernexplosion freisetzte. Das machte viele auf der Welt darauf aufmerksam, daß solche Dinge wirklich passieren und daß wir keinen Schutz davor haben.

Erstens sahen wir es nicht kommen, und zweitens hätten wir, selbst wenn wir es gesehen hätten, keine demonstrierten entwickelten Kapazitäten, um die Erde vor solchen Herausforderungen zu schützen.

Außerdem möchte ich auf einige Zahlen hinweisen, die vor relativ kurzer Zeit veröffentlicht wurden. Diese Weltkarte (Abbildung 2) zeigt viele der kleineren Meteoriteneinschläge in der Atmosphäre, die es zwischen 1994 und 2013 gab. Der von Tscheljabinsk war in diesem Zeitraum der größte, die anderen waren kleiner, aber es waren dennoch große Explosionen in der oberen Atmosphäre. Man sieht, daß sie in diesem Zeitraum die gesamte Erde überzogen haben. Solche Einschläge passieren ständig.

Einen anderen Eindruck zur Verteidigung der Erde gegen diese Asteroiden gibt die schematische Darstellung des inneren Sonnensystems (Abbildung 3). Man sieht die Jupiterbahn, das ist die Umlaufbahn dort am Rand. Dann folgt der Mars, und die Erdbahn ist etwas dunkler als die anderen Umlaufbahnen. Mit einer ausreichend hohen Auflösung für die Details sieht, man, daß dieser blaue Dunst tatsächlich aus mehr als 1400 Asteroidenbahnen besteht, die als besonders gefährliche Asteroiden eingestuft werden. Das sind Asteroiden, deren Bahnen an einem Punkt die Erdbahn kreuzen, und es wäre möglich, daß der Asteroid irgendwann gleichzeitig mit der Erde an dem Schnittpunkt ist, und dann gibt es einen Einschlag, eine Kollision. Man sieht also, wie „voll“ das innere Sonnensystem ist.

Zum Glück wird bei keinem der Asteroiden, die wir kennen, damit gerechnet, daß er im nächsten Jahrhundert oder in absehbarer Zeit auf die Erde stößt.

Das sieht hier im inneren Sonnensystem alles ziemlich dicht, ziemlich voll aus. Man sollte sich aber daran gewöhnen, daß auch das nur ein Bruchteil von dem ist, was wir dort erwarten können.

Betrachten wir eine etwas kompliziertere Grafik (Abbildung 4). Hier ist das genauer kategorisiert: Es gibt buchstäblich Hunderttausende, wenn nicht Millionen Asteroiden der Größe des Meteors von Tscheljabinsik oder größere, die wir noch nicht entdeckt haben. Aufgrund unserer Erkenntnisse über die Verteilung von Asteroiden verschiedener Größe wissen wir, daß sie dort draußen existieren – wir wissen nur nicht wo. Wir wissen nicht, welche hier einschlagen könnten und welche nicht. Wir wissen nicht, wann solche Einschläge kommen könnten.

Die nächste Abbildung (Abbildung 5) zeigt, auf der horizontalen Achse auf einer logarithmischen Skala dargestellt, das Verhältnis zwischen erdnahen Asteroiden unterschiedlicher Größe. Ganz rechts sieht man die ganz großen, mit mehreren Kilometern Durchmesser, und daneben immer kleiner, bis zu wenigen Metern. Auf der vertikalen Achse sieht man die mutmaßliche Verteilung, die Anzahl erdnaher Asteroiden dieser Größen. Wie wir sehen, wird davon ausgegangen, daß es von den sehr großen nicht sehr viele gibt, aber je kleiner sie sind, desto mehr wächst die Zahl geometrisch an.

Außerdem sieht man auch das Ausmaß der Schadens, der auf der Erde entstünde, wenn einer davon an einem ungünstigen Ort aufschlägt. Der Einschlag von Tscheljabinsk war die obere Grenze, wo der Schaden nicht allzu groß ist. Wäre er nur ein klein wenig größer gewesen, hätte er katastrophale Folgen für die ganze Region um Tscheljabinsk in Rußland haben können. Die sehr großen werden manchmal „Städtekiller“ genannt, ihr Einschlag hätte eine Wirkung, die mit der Explosion einer großen Wasserstoffbombe vergleichbar wäre. Man hat herausgefunden, daß etwa ein Prozent der erdnahen Asteroiden eine solche Größe haben.

Kometen

Die NASA leistet gute Arbeit darin, eine gewisse Zahl der größeren Objekte zu finden und aufzuspüren, die einem großen Teil der Erde und vielleicht sogar der ganzen Erde Schaden zufügen könnten. Aber was diese kleineren Größen betrifft, kratzen wir kaum an der Oberfläche. So dicht auch diese letzte Grafik erscheinen mag, was die Zahl der Objekte da draußen betrifft, es gibt noch weitere Größenordnungen, die ernsten Schaden anrichten könnten, von denen wir nichts wissen. Auch hier ist der erste Schritt wieder, zu wissen, wo sie sind und wann sie einschlagen könnten. Und der zweite Schritt ist, sich einen wirksamen Schutz zu verschaffen. Bisher hat man an dieser Front noch nichts getan, außer allgemeinen Studien und theoretischen Untersuchungen. Das ist also noch eine offene, unbeantwortete Herausforderung.

Grafiken: NASA
Abb. 6: Aufnahme eines Kometen, der in zahlreiche Teile zerbrach, die dann auf den Jupiter stürzten [oben].







Abb. 7: Die Einschläge dieser Kometen-Fragmente hinterließen deutliche Spuren auf der Oberfläche des Jupiter, die der Größe der Erde entsprachen [rechts].

All dies ist allerdings nur der erste Schritt hin zu einem wirklichen Schutz des Planeten Erde vor derartigen kosmischen Herausforderungen. Hinzu kommt nämlich, wie Sie wahrscheinlich wissen, das Problem der Kometen. Das erregte die Aufmerksamkeit erst richtig, als wir Mitte der 90er Jahre auf dem Planeten Erde saßen und zusahen, wie ein gewaltiger Komet, der in mehrere Fragmente zersplittert war (Abbildung 6), den Jupiter traf. In der Animation sieht man die Explosion eines dieser Fragmente, als es auf die Jupiteroberfläche stößt. Das andere helle Objekt ist einer der Jupitermonde, aber dies ist ein Infrarotbild, auf dem man die Wirkung solcher Energieaktivitäten deutlicher sehen kann. In dem violetten Bild (Abbildung 7) sieht man deutlich die Auswirkungen auf der Jupiteroberfläche nach dem Einschlag. Er hinterließ Spuren auf der Jupiteroberfläche, die so groß waren wie die Erde.

Das war der große Weckruf Mitte der 90er Jahre. Es war der Komet Shoemaker-Levy 9. Bis dahin war es noch nicht allgemein akzeptiert, daß wir über solche Einschläge ernsthaft nachdenken müssen. Als das geschah, als man etwa ein Jahr vor dem eigentlichen Aufprall diesen Schwall von Kometenfragmenten bemerkte, studierte man deren Bahn und erkannte: „Oh! Das wird Jupiter treffen!“ Und so haben es alle beobachtet, als der Einschlag kam. Das Hubble-Teleskop und viele andere Teleskope wurden darauf gerichtet. Auf der ganzen Welt sah man sich die Sache an, so gut man konnte. Das war wirklich ein Weckruf, daß solche Einschläge tatsächlich passieren. Sie können von Asteroiden kommen, die haben Sie in der Abbildung des inneren Sonnensystems gesehen, aber sie können auch von Kometen kommen. Das stellt eine qualitativ andere Herausforderung dar, wie man in der nächsten Animation sieht.

Das sollte Ihnen einen Eindruck von dieser größeren, schwierigeren Herausforderung durch Kometen geben. Dies ist ein spezieller Fall, der Komet namens C1996B2, er wurde am 31. Januar 1996 entdeckt. Da wußte man erst, daß er überhaupt existiert. Wie man an der Animation sieht, die direkt auf den Orbit-Daten der NASA basiert, entdeckte man diesen Kometen, als er gerade die Marsbahn passiert hatte. Weniger als zwei Monate später flog er nahe an der Erde vorbei. Daß er überhaupt existierte, wußten wir erst ganze zwei Monate, bevor er nahe an der Erde vorbeiflog. Und während das Objekt, das über Rußland bei Tscheljabinsk einschlug, etwa 20 Meter im Durchmesser maß, hat der Komet C1996B2 einen Durchmesser von schätzungsweise fünf Kilometern. Das ist etwa die Hälfte des Durchmessers des Kometen, von dem man annimmt, daß er das Aussterben der Dinosaurier verursachte. Und wenn man die ganze Animation verfolgt, sieht man etwas Hochinteressantes, das für diese spezielle Natur der Herausforderungen durch die Kometen typisch ist. Betrachten Sie seine Bahn.

Die kreisförmigen Bahnen, die man hier sieht, sind die äußeren Planeten, Kometen hingegen haben eine extrem elliptische Bahn, die sie weit weg in die Tiefen des Sonnensystems trägt. Wenn diese Kometen draußen in den Weiten des Sonnensystems sind, sind sie unglaublich schwer zu sehen. Wir sehen sie also nur, wenn sie in das innere Sonnensystem eintreten. Und noch einmal, in diesem Fall war es so, daß wir den Kometen erst zwei Monate vor seinem nahen Vorbeiflug an der Erde sahen. Wenn er auf einem Einschlagskurs gewesen wäre, dann hätten wir nichts tun können. Ein Komet dieser Größe kann die ganze Zivilisation auslöschen. Wir sprechen dann nicht von dem auf einen örtlichen Bereich begrenzten Schaden durch Asteroiden, wir sprechen von katastrophalen Folgen für den ganzen Planeten.

Grafik: NASA
Abb. 8: Wissenschaftler vermuten, daß die Kometen aus dem Bereich des Sonnensystems weit jenseits der äußeren Planeten kommen.

Das ganze Sonnensystem meistern

Dies hier (Abbildung 8) ist eine weitere Darstellung, wo wir diese Körper vermuten. Aufgrund der Bahnen dieser Kometen – technisch bezeichnet man sie manchmal als langperiodische Kometen – wird vermutet, daß viele dieser Kometen in den am weitesten entfernten Teilen des Sonnensystems zuhause sind, weit jenseits der äußeren Planeten. Dies hier ist eine logarithmische Skala, man ersieht daraus, daß diese Verteilung der Kometen, sie wird manchmal Oortsche Wolke genannt, zigmal weiter entfernt beginnt als dort, wo Voyager vor kurzem hinkam, und sich noch zigmal weiter ausdehnt. Wir reden hier von den letzten Winkeln der Gravitationswirkung der Sonne. Wir haben diese Region noch nicht gesehen, aber aufgrund der Kometenbahnen, die in der kurzen Zeit, seit der Mensch so etwas beobachten kann, beobachtet wurden, ist man überzeugt, daß es eine sehr große Zusammenballung von Körpern in diesem äußeren Bereich des Sonnensystems gibt. Weil die Gravitationswirkung der Sonne dort so schwach ist, braucht es nicht viel, um ihre Bahnen zu stören und sie möglicherweise in das innere Sonnensystem umzulenken. Noch einmal: Mit unseren gegenwärtigen Möglichkeiten sehen wir sie erst Monate oder wenn wir Glück haben vielleicht ein paar Jahre vor einem Einschlag – mit Sicherheit nicht lange genug, um mit unseren heutigen Möglichkeiten etwas dagegen zu unternehmen.

Es gibt einige Studien – obwohl die Daten begrenzt sind –, denen zufolge diese großen Kometeneinschläge möglicherweise zyklischer Natur sind. Einige Leute glauben sogar, daß das damit zusammenhängen könnte, wie das Sonnensystem sich durch die Galaxie bewegt. Das wirft einige hochinteressante Fragen dazu auf, wie diese äußere Region mit den Kometen auf periodischer Basis gestört werden könnte und sogenannte „Kometenschauer“ ausgelöst werden. Das sind Schauer von vielen Kometen, die in das innere Sonnensystem kommen, so daß ein Szenario entsteht, bei dem es viel wahrscheinlicher ist, daß es auf der Erde oder anderen Planeten einen Einschlag gibt, so wie beim Jupiter in den 90er Jahren.

Erwähnenswert ist, daß einer der maßgeblichen Astronomen in diesem Bereich, Eugene Shoemaker, der leider Ende der 90er Jahre verstarb, einen Großteil der Pionierarbeit dazu geleistet hat. Der Komet, der auf Jupiter traf, wurde nach ihm benannt, er hatte ihn zusammen mit seiner Frau entdeckt. Shoemaker meinte, daß wir uns gegenwärtig in einer Periode eines Kometenschauers befinden könnten. Er veröffentlichte in den späten 90er Jahren Artikel darüber. Er sagte, aufgrund der Daten zu Kratern und anderen Hinweisen sei es zwar nicht sicher, aber doch möglich, daß wir gegenwärtig mitten in einer für menschliche Zeitmaßstäbe sehr langen Periode sind, in der es eine gesteigerte Häufigkeit von Kometeneintritten in das innere Sonnensystem gibt und Einschläge wahrscheinlicher sind.

Für diese These ist relevant, was man erst im letzten Jahr herausgefunden hat, daß ein relativ dunkler Stern vor etwa 70.000 Jahren durch die Oortsche Wolke wanderte – das ist eines der Ereignisse, das viele dieser Körper stören kann. Wie gesagt, da all dies so weit weg geschieht, kann es 70.000 Jahre dauern, bis ein solches Ereignis sich auf das innere Sonnensystem auswirkt. Es könnte ein langperiodischer Komet sein, der erst seit zehn Jahren unterwegs ist, der sich von der Oortschen Wolke schon vor 50.000 Jahren oder länger gelöst hat und jetzt seit zehn Jahren auf einem Kollisionskurs mit der Erde ist, ohne daß wir davon wissen. Er könnte schon an den Randgebieten der äußeren Planeten sein, nicht einmal in der ganz weit entfernten Region. Und wie gesagt, wir sprechen hier von Ereignissen, die unsere Zivilisation, wie wir sie heute kennen, völlig vernichten könnten.

Die Zukunft der Menschheit

Der Punkt, mit dem wir enden sollten – das ist etwas, worüber wir mit Herrn LaRouche in den letzten Wochen diskutiert haben –, ist der, daß dies keine isolierte Einzelfrage ist. Er ist Teil davon, daß aus der Menschheit eine Spezies im Sonnensystem wird. Dazu gehört, daß die Menschheit sich auf eine neue Ebene ausweitet und eine Plattform der Wirtschaftsaktivität entwickelt, die den Menschen zu einer aktiven Kraft im Sonnensystem macht.

Wir können verschiedene Szenarien entwerfen, wie man z.B. einen Asteroiden ablenkt oder vielleicht ein neues Teleskop entwickelt, das uns helfen kann, mehr zu sehen, und wir sollten darüber diskutieren und all das studieren. Aber das Entscheidende ist: Wie weiten wir die Menschheit auf das Sonnensystem aus, als einen viel aktiveren und fähigeren Akteur, so daß wir solche Herausforderungen bewältigen können? Wie können wir andere Nationen für Kooperation und Mitarbeit gewinnen, statt unsere Technologien und Fähigkeiten zu verstecken, weil wir China und Rußland überlegen sein möchten? Wie entwickeln wir gemeinsam die grundlegende Forschung und Technik, die der Mensch braucht, um den Planeten Erde auf offene, kooperative Weise zu schützen?

Wenn wir das ernsthaft anpacken wollen, dann führt uns das, wie Herr LaRouche sehr betont hat, zum Werk von Krafft Ehricke und LaRouches Zusammenarbeit mit Ehricke, und zu den frühen Raumfahrtpionieren, die tatsächlich die Grundprinzipien der Entfaltung des Menschen im Sonnensystem ausgearbeitet haben. Ich denke, das muß voll und ganz in die Perspektive der Strategischen Verteidigung der Erde eingebunden werden. Das muß ein entscheidender Bestandteil dieses neuen Weltraum-Paradigmas werden.