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Neue Solidarität
Nr. 36, 6. September 2018

Indien plant bemannte Raumfahrtmission

Der Vorsitzende der indischen Weltraumbehörde ISRO, Sri Kiran Sivan, beschrieb am 27. August in einem Treffen mit Reportern in Neu-Delhi, wie die ISRO den Plan von Ministerpräsident Narendra Modi umsetzen will, bis 2022 einen indischen Astronauten in den Weltraum zu schicken. Die Mission soll fünf bis sieben Tage dauern, in denen die Mannschaft Experimente zur Mikrogravitation durchführen wird.

Für diese Mission würden 13.000 Arbeitsplätze in der Industrie und weitere 900 bei der ISRO selbst geschaffen, erklärte Sivan. Man habe bereits Experimente zur Rückführung der Weltraumkapsel durchgeführt und den Prototypen eines Weltraumanzugs entwickelt. Die ISRO plane für Landungen sowohl zur See als auch auf dem Land, berichtete er. „Sie werden schon bald Inserate sehen, um mögliche Astronauten auszuwählen“, sagte Sivan.

Die Kritiker haben das Projekt der bemannten Weltraumfahrt – und sogar das indische Satellitenprogramm – im Laufe der Jahre immer wieder aufgehalten. Der meiste Widerstand kommt aus der Finanzwelt und von den Berufspessimisten, die Indien nie etwas Großes zutrauen. Die Londoner Financial Times ließ sie am 26. August zu Wort kommen. Vivek Dehejia vom IDFC Institute der IDFC Bank sagte: „Ich denke, wenn man eine ausführliche Kosten-Nutzen-Analyse durchführen würde, dann hätte das keine sehr hohe Priorität... Wenn wir irgendwann ein reiches Land sind, werden wir reichlich Zeit haben, einen Mann auf den Mond zu fliegen.“ (Etwas, was derzeit überhaupt nicht im Gespräch ist!) Dehejia ist ein Schüler des „Vaters des Euro“, Robert Mundell.

Oft wird eine künstliche Konkurrenz zwischen der indischen und der chinesischen Raumfahrt aufgebaut. So rät Dehejia: „Wenn man China schlagen will, dann sollte man es in der Wirtschaft schlagen.“ Offenbar übersteigt es seinen Verstand, wie China in der Lage ist, dauerhaft hohes Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, die Armut zu bekämpfen und gleichzeitig große Summen für ein Weltraumprogramm auszugeben.

Indiens Wissenschaftsgemeinde ist mobilisiert, um die Finanzierung und Unterstützung für das Weltraumprogramm zu gewinnen. Am 26. August erklärte der hochangesehene Biologe und wichtigste Wissenschaftsberater der Regierung, K. Vijay Raghavan, das Programm und der Zeitplan seien anspruchsvoll, aber die ISRO arbeite gut an der Mission. Dr. Raghavan erinnerte daran, daß es schon in den 1970er Jahren Opposition gegen Indiens Raketenprogramm gab. Fragen nach den „teuren“ Ausgaben für die Raumfahrt ließ er nicht gelten, er antwortete: „Wir erwarten uns davon kurzfristige und langfristige Vorteile.“ (Tatsächlich belaufen sich die auf 1,5 Mrd.$ geschätzten Kosten des bemannten Weltraumprogramms auf umgerechnet 1,15 $ pro Inder über die kommenden vier Jahre.)

Raghavan sieht in dem Programm einen Technologiemotor für die Wirtschaft. Heute müsse Indien elektronische Bauteile und andere Geräte importieren, aber „diese bemannte Mission können wir nutzen, um die einheimische Industrie und Wissenschaft zu fördern“. Außerdem werde die Mission die junge Generation begeistern, und alle Inder wären stolz auf sie.

Der frühere Direktor der Indischen Nationalen Weltraum-Laboratorien, Rodman Narashima, berichtete über seine Gespräche, die er im Lauf seiner Karriere mit Indern aus der Arbeiterklasse über das Weltraumprogramm hatte: „Es ist ihr Traum, ihre Kinder auf die Universität zu schicken, damit sie Dinge wie die Weltraumtechnologie machen können... Ich habe kaum jemanden getroffen, der meint, daß wir das nicht tun sollten.“

Die Mission kann erfolgreich sein, denn Modi macht es richtig. Wie einst US-Präsident John F. Kennedy hat er seiner Nation eine herausfordernde Aufgabe gestellt und einen Termin genannt, wann sie bewältigt werden soll. Es ist eine Erklärung zur Wirtschaftspolitik, mit dem Weltraumprogramm als Beispiel: Indien wird auf fortgeschrittene Technologien und wissenschaftliche Durchbrüche als Motor für seine Wirtschaft der Zukunft setzen, anstatt auf „angepaßte Technologien“. Das ist auch ein Vorbild für viele andere Entwicklungsländer, die entschlossen sind, die Armut zu überwinden.

mgf