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Neue Solidarität
Nr. 18, 2. Mai 2019

Störung des US-Wohnungsmarkts seit 2008 erzeugt Obdachlosigkeit

Einer von vielen Berichten über das wirtschaftliche und menschliche Versagen der USA, das sich in der wachsenden Obdachlosigkeit widerspiegelt, erschien am 24. April in der Los Angeles Times, ein verstörender Artikel über die alarmierende Sterblichkeitsrate unter Obdachlosen in der Stadt, die zu denen in Amerika gehört, wo das Problem am größten ist.

„Eine Rekordzahl von Obdachlosen – 918 allein im letzten Jahr – sterben im gesamten Bezirk Los Angeles, auf Busbänken, Hügeln, Eisenbahnschienen und Gehwegen. Die Todesfälle sind in den letzten fünf Jahren um 76% gestiegen und nehmen damit schneller zu als die Obdachlosenbevölkerung, so eine Analyse der gerichtsmedizinischen Daten durch Kaiser Health News.“ Michael Cousineau von der Medizinischen Fakultät der Universität von Kalifornien in Los Angeles wird zitiert: „Es ist eine Kombination daraus, daß Menschen lange in ungesunden Situationen leben und verschiedene Gesundheitsprobleme haben... Es gibt noch weitere Komplikationen, und die Konsequenz ist eine hohe Sterblichkeitsrate. Es ist eine Tragödie.“

Die Zahl der Obdachlosen in den USA wird heute sehr grob auf etwa 600.000 geschätzt, davon 63.000 in New York City und 90.000 in Kalifornien. Die Störung des US-Wohnungsmarkts seit dem Finanzkrach 2008 und die verbreitete Abhängigkeit von Opiaten und anderen illegalen Drogen – was beides häufig miteinander zusammenhängt – verursacht unmittelbar eine hohe Obdachlosigkeit.

2006 gab es in Amerika 76,5 Millionen Haushalte mit Eigenheimen und 34,1 Millionen Miethaushalte. 2018 gab es bei insgesamt 9 Millionen mehr Haushalten 73,9 Millionen Haushalte in Eigenheimen (2,6 Millionen weniger) und 45,6 Millionen Miethaushalte (11,5 Millionen mehr). Diese Zahlen stammen vom Washingtoner Meinungsforschungsinstitut Pew Research. Im Zuge des Finanzkrachs 2008 wurden fast 8 Millionen Eigenheime zwangsvollstreckt. 7 Millionen Haushalte mit 11 Millionen Menschen verloren ihre Häuser. Innerhalb weniger Jahre, bis 2012, haben die Banken dann fünf Millionen Eigenheime vom Eigentumsmarkt genommen und in Mietwohnungen umgewandelt. Die Mieteinnahmen wurden verbrieft, was eine zusätzliche Profitquelle im Wertpapierhandel schuf und die Mieten in die Höhe trieb.

Die Eigenheimpreise selbst stiegen, obwohl die Wirtschaft stagnierte, dramatisch um durchschnittlich 6% pro Jahr an, bis die Preise für Neubauten unerschwinglich wurden. Der Durchschnittspreis für neue Eigenheime stieg 2018 auf 319.000 $. Weil sich nicht mehr genug zahlungskräftige Käufer finden, sank er seither wieder leicht auf rund 307.000 $. Die Preise für bestehende Eigenheime steigen immer noch, allerdings mit einer geringeren Steigerungsrate von 3,8% in diesem Jahr. Weil die Häuser für viele unbezahlbar geworden sind, liegt die Gesamtzahl der Eigenheimkäufe nur etwa bei 60% des Niveaus von vor 20 Jahren.

Die Folge dieser Entwicklung ist, daß die Durchschnittsmiete in den USA in den zehn Jahren seit 2009 um durchschnittlich 5,1% pro Jahr gestiegen ist. Das entspricht einem kumulativen Anstieg der Durchschnittsmiete um 63%, während die Löhne in demselben Zeitraum nur um durchschnittlich 2% im Jahr und damit insgesamt um 22% stiegen. Die Mieten stiegen also dreimal so schnell wie die Löhne. Während bisher in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg die Miete einer Wohnung meist weniger kostete als der Besitz einer vergleichbaren Fläche in demselben Landkreis, hat sich dies inzwischen umgekehrt, das Mieten der gleichen Fläche kostet deutlich mehr.

Dies hat häufig Obdachlosigkeit zur Folge, zumal der Wohnungsbau im Billigsegment (unter 200.000 Dollar) im Laufe des letzten Jahrzehnts praktisch zum Erliegen gekommen ist. Eine sechsjährige Studie 2011-17 des Immobilien-Informationsdienstes Zillow ergab, daß die Obdachlosigkeit steigt, wenn der Anteil der Miete am Einkommen 22% überschreitet; überschreitet er 32%, steigt die Obdachlosigkeit dramatisch. Schon 2015 zahlten 38% der Miethaushalte mehr als 30% ihres Einkommens (doppelt soviel wie 2001), 17% sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens. Seitdem hat sich die Situation noch weiter verschärft.

pbg