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Neue Solidarität
Nr. 34, 22. August 2019

Ein neues Kapitel für die Menschheit:
Prinzipien für eine nachhaltige Zukunft

Von Helga Zepp-LaRouche

Die Welt ist aus den Fugen. Wir erleben die zunehmende Eskalation bei der Destabilisierung von Hongkong, die Krise um Kaschmir spitzt sich zu, Europa driftet immer mehr auseinander, in den USA wird gerade die zweite Phase des Putschversuchs gegen Präsident Trump inszeniert, das transatlantische Finanzsystems befindet sich erneut in einer alarmierend prekären Situation, der bisherige Status quo der Weltordnung bricht auseinander und es bilden sich völlig neue strategische Ausrichtungen. Angesichts all dessen stellt sich die Frage: Gibt es zwischen all diesen diversen Ereignissen einen Zusammenhang? Und grundlegender: Treibt die Menschheit auf eine neue Katastrophe zu, oder können wir uns eine gemeinsame Ordnung geben, ein System der internationalen Beziehungen zwischen den Nationen etablieren, welches das langfristige Überleben der menschlichen Gattung garantiert?

Ganz offensichtlich ist die im Sommer 1989 veröffentlichte These Francis Fukuyamas vom „Ende der Geschichte“, d.h. die Vorstellung, daß es mit dem Untergang der Sowjetunion keine weltpolitischen Widersprüche mehr geben, sondern das westliche liberale System sich überall auf der Erde durchsetzen würde, von der Realität widerlegt. Im Gegenteil, der Versuch die Welt einer unipolaren, neoliberalen monetaristischen Politik zu unterwerfen, hat einen weltweite politische Gegenbewegung provoziert, die die strategische Konstellation völlig verändert hat. Der zugrundeliegende, gemeinsame Nenner, der bei den meisten angeführten Krisen eine Rolle spielt, ist der Versuch der Kräfte des alten, scheiternden Systems, den Aufstieg neuer Partnerschaften, die auf völlig anderen Prinzipien basieren, zu torpedieren. Einen Einblick in das Denken des Establishments dieses alten, von geopolitischen Gesichtspunkten geprägten Paradigmas findet man in Veröffentlichungen des britischen Establishments, das seine Dominanz gefährdet sieht.

Konkret heißt es zu diesem Thema z.B. in der Zusammenfassung des Jahresberichts des britischen Oberhauses – gewissermaßen dem Aufsichtsrat des Britischen Empires in seiner modernen Form – vom 18.12. 2018: „In einer Welt, in der der Einfluß des UK nicht länger als selbstverständlich gelten kann und die Veränderungen in den ökonomischen und politischen Machtverhältnissen nicht mehr zu unseren Gunsten arbeiten, hat unsere Untersuchung ergeben, daß wir eine agilere, aktivere und stärkere Diplomatie bezüglich unserer internationalen Beziehungen brauchen, um sicher zu stellen, daß wir in einer stärkeren Position sind, um unsere  Interessen zu verteidigen und zu schützen.“

An anderen Stellen des Papiers wird explizit gesagt, daß dieses Gremium eine zweite Amtszeit Donald Trumps, den Aufstieg Chinas zur globalen Macht, Rußlands Wiedererstarken unter Putin und die asiatische Neuausrichtung Indiens als größte Herausforderungen betrachtet.

Lyndon LaRouche hatte bereits Ende der 90er Jahre, als die katastrophalen Konsequenzen des Versuchs sichtbar wurden, die Welt einer unipolaren, d.h. einer von britischer Empire-Ideologie dominierten Ordnung zu unterwerfen, in einer Reihe von strategischen Studien dargelegt, warum nur die Zusammenarbeit zwischen Rußland, China, Indien und den USA stark genug sein würde, um diese Politik, die Welt auf der Basis der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung als Welt-Empire zu beherrschen, durch eine Politik im Interesse des Gemeinwohls zu ersetzen.

Als Reaktion auf die unipolare Politik, die sich seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion unter Bush sen. und jun., Obama, sowie den britischen Premierministern eigentlich schon von Thatcher an bis Johnson heute in der Form von Farbrevolutionen, Regimewechseln und „humanitären“ Interventionskriegen äußerte, festigte sich die strategische Partnerschaft zwischen Rußland und China. Indien, das historisch eine tiefgehende Beziehung mit Rußland verbindet, hat sich im Kontext des heraufziehenden „Asiatischen Jahrhunderts“ an China angenähert.

Aber es war vor allem die erklärte Absicht des Anti-Establishment-Präsidenten Donald Trump, das Verhältnis zu Rußland auf eine bessere Basis stellen zu wollen, und seine anfänglich vielversprechende Beziehung zu seinem „guten Freund Xi Jinping“, der das britisch dominierte, transatlantische Establishment in einen beispiellosen „Schock-Zustand“ – so z.B. Ursula von der Leyen am Morgen nach der Wahl Trumps – versetzte und in unversöhnliche Gegnerschaft zu dem Potential dieser strategischen Kooperation zwischen Rußland, China, Indien und den USA brachte.

Der unverhohlene Versuch, mit Hilfe einer ganz klar von Großbritannien und Neokon-Kreisen in den USA organisierten Provokation in „der ehemaligen Kronkolonie“ Hongkong eine Farbrevolution in China auszulösen, hat nur wenig Chancen, einen Regimewechsel bei der chinesischen Regierung herbeizuführen, aber das Ziel ist, einen dauerhaften Keil zwischen China und Präsident Trump zu treiben. Trump hat bislang dem massiven Druck seitens der Demokraten und Neokons in der Republikanischen Partei widerstanden und die Ereignisse in Hongkong zur „innerchinesischen Angelegenheit“ erklärt.

Derweil versuchen die anglophilen Trump-Gegner, ihre „Truppen“ in den USA selbst neu aufzustellen: Nachdem der über zwei Jahre andauernde Versuch, Trump „Kollusion“ mit Rußland bei seinem Wahlsieg von 2016 nachzuweisen, mit dem jämmerlichen Auftritt von Sonderermittler Robert Mueller vor dem Kongreß krachend gescheitert ist, wird nun die Phase II des Putschversuchs gegen Trump eingeläutet. Der Washington Examiner berichtete von einem „Krisentreffen“ der Redaktion der New York Times, bei dem der Herausgeber Dean Baquet zugab, daß das „Kapitel 1“ des Narrativs gegen Trump, das sogenannte Russiagate, nicht funktioniert habe, und man deshalb für die nächsten zwei Jahre „Kapitel 2“ des Narrativs erzählen  müsse: Trump sei ein Rassist (und damit für die Massenschießereien verantwortlich).

Die Wahrheit spielt hier keine Rolle, es geht darum, die Hexenjagd gegen Trump mit immer wieder neuen geheimdienstlichen Methoden weiterzuführen, um ihn daran zu hindern, das, was er in den bilateralen Gipfeln mit Putin und Xi Jinping in Mar-a-Lago, Beijing, Helsinki und Osaka in Gang zu setzen versuchte, nämlich eine Zusammenarbeit der wichtigsten Nationen dieser Erde bei der Lösung der existentiellen Probleme, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist, zu verwirklichen.

Und nur auf dieser Ebene kann der gordische Knoten all der diversen Geheimdienstoperationen, von der „Farbrevolution“ in Hongkong, über die Ausnutzung der von Lord Mountbattan hinterlassenen ethnischen und religiösen Konflikte in Kaschmir als Operation gegen die Neue Seidenstraße, bis zum Versuch einer Farbrevolution gegen Putin und Kapitel II gegen Präsident Trump, durchtrennt werden. Der Zweck all dieser Operationen ist es, die Präsidenten dieser wichtigsten Staaten, die alle eine strategische Zusammenarbeit wollen, wie Gulliver bei seiner Reise nach Lilliput mit einer Unmenge von Fäden und Schnüren zu fesseln und damit lahmzulegen.

Es muß eine höhere Ebene der Zusammenarbeit bei der Lösung der Fragen geschaffen werden, die über die Existenz und das Glück der Menschheit auf viele Generationen in die Zukunft entscheiden. Eines der entscheidenden Themen ist dabei die Realisierung der kommerziellen Nutzung der thermonuklearen Kernfusion, mit deren Hilfe Energie- und Rohstoffsicherheit garantiert und so gut wie jedes Problem auf diesem Planeten gelöst werden kann.

Genau eine solche internationale Kooperation schlug Präsident Putin im Juli beim „Global Manufacturing and Industrialization Summit“ (GMIS) in Jekaterinburg vor, um diese „potentiell kolossale, unerschöpfliche und sichere Energiequelle nutzbar zu machen“. Erfolg bei der Realisierung der Kernfusion und bei der Lösung anderer fundamentaler Aufgaben sei allerdings nur möglich, wenn eine breite internationale Zusammenarbeit und Austausch zwischen Regierungen und Wirtschaft zustande käme, bei der alle Forscher ihre verschiedenen wissenschaftlichen Schulen und Expertisen einbringen könnten. Der technologische Fortschritt müsse wirklich global werden und dürfe nicht monopolisiert werden. Es gehe darum, bessere Lebensbedingungen und Chancen für die ganze Menschheit zu schaffen, die ihr kreatives Potential freisetzen könne. Schlüssel dafür sei die Beherrschung neuer Technologien, die sich auf reale Prozesse im Universum beziehen, wie dies bei der Nachahmung der Kernfusion auf der Sonne der Fall sei.

Ein weiteres Feld der Forschung, das ebenfalls nur durch internationale Kooperation wirkliche Aussicht auf Erfolg haben kann, ist die Raumfahrt, die die wirkliche Identität der Menschheit, ihre Würde als einzige bisher bekannte kreative Gattung, und ihre potentiell unbegrenzte intellektuelle und moralische Vervollkommnungsfähigkeit einzigartig etabliert.

Der große deutsch-amerikanische Raumfahrtpionier Krafft Ehricke schrieb dazu schon 1957:

Einen Ausweg aus der anfangs skizzierten gefährlichen Dynamik, in der sich die Welt aufgrund des Versuchs der geopolitischen Kräfte befindet, den längst untergegangenen Status quo und die damit verbundenen Privilegien einer kleinen Oberschicht zu erhalten, kann es nur geben, wenn wir in Europa und den USA den Sprung schaffen, uns gemeinsam mit Rußland, China, Indien und anderen Nationen auf die Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der Menschheit zu einigen. Das Potential dafür ist mit dem Artemis-Programm der NASA gegeben, bei dem Präsident Trump bis 2024 wieder Amerikaner auf dem Mond bringen und dann eine internationale Kooperation bei der Kolonialisierung des Mars etablieren will. In Europa ist die internationale Kooperation beim internationalen Fusionsforschungsprojekt ITER in Cadarache in Südfrankreich und die Kooperation der ESA mit den Raumfahrtbehörden der USA, Rußlands, Chinas, Indiens und weiterer Staaten die optimistische Perspektive, die ein Modell für die internationale Kooperation bei einem neuen Paradigma der Beziehungen zwischen den Nationen sein muß.

Letztlich wird die Menschheit die gegenwärtige existentielle Krise nur überwinden, wenn wir nicht nur im Bereich der Wissenschaft die realen Gesetzmäßigkeiten des physischen Universums berücksichtigen, wie dies bei der Kernfusion und der Raumfahrt unabdingbar der Fall ist, sondern wir müssen diese Prinzipien auch zur Grundlage der Politik und der Wirtschaft machen, wie es Lyndon LaRouche mit seiner Wissenschaft der physischen Ökonomie so großartig entworfen hat.

zepp-larouche@eir.de