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Neue Solidarität
Nr. 42, 17. Oktober 2019

Treibstoffblockade im Jemen legt die Krankenhäuser lahm

Von Randi Nord

Die Blockade lebensnotwendiger Hilfsgüter durch die saudisch geführte Koalition hat katastrophale Folgen insbesondere für den Gesundheitssektor.

Während die Mainstream-Medien nur damit beschäftigt sind, Präsident Trump zu verurteilen, weil er US-Truppen aus Syrien abzieht, steht der Jemen vor einer nationalen Gesundheitskrise. In mehreren Großstädten im Jemen werden die letzten funktionierenden Krankenhäuser ihre Türen schließen und keine Dienstleistungen mehr für Patienten erbringen. Geopolitics Alert sprach mit dem Sprecher des jemenitischen Gesundheitsministeriums, Dr. Jusuf Al-Haidari, um die Auswirkungen dieser Krise zu diskutieren.

Dem Jemen ist der Treibstoff völlig ausgegangen

Stellen Sie sich vor, wie die Gesellschaft in den Vereinigten Staaten zum Stillstand käme, wenn eines Tages die Tankstellen einfach trocken lägen. Die Leute könnten nicht zur Arbeit fahren. Familien könnten kein Essen kochen. Die Häuser hätten kein heißes Wasser zum Reinigen oder Baden.

Für ein Land, das wie der Jemen belagert wird, bedeutet der Triebstoffmangel auch, daß Krankenhäuser geschlossen werden müssen. Die meisten Krankenhäuser haben ihre Arbeitszeiten reduziert, und die anderen bereiten sich darauf vor, vollständig zu schließen.

„Es gibt Hunderttausende von Patienten, wenn nicht Millionen, die schnell oder langsam sterben werden, sie werden unter Schmerzen sterben. Wer wird Millionen von Jemeniten, die Transport benötigen, um die Krankenhäuser zu erreichen, mit Benzin versorgen? Wer wird die 6000 Patienten mit Nierenversagen zweimal pro Woche zum Gesundheitszentrum bringen? Wer wird den Privatsektor, der Behandlungsdienste für etwa 60% der Bevölkerung erbringt, mit Kraftstoff versorgen?“, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Dr. Jusuf Al-Haidari, gegenüber Geopolitics Alert.

Die ärmsten Gemeinden in den ländlichen Gebieten des Jemen, wie Hodeidah, sind am stärksten gefährdet, da sie sich den Transport zu funktionierenden Krankenhäusern in Sanaa in fünf Stunden Entfernung nicht leisten können.

Krankenhäuser schließen im Jemen – und die Medien schweigen

Dr. Al-Haidari erklärte, daß in einem Land mit wenig Gesundheitsinfrastruktur nur 50% des Gesundheitssektors in Betrieb sind, während sich die Zahl der Menschen, die nach der Aggression und Belagerung Gesundheitsdienste benötigen, verfünffacht hat.

Praktisch betroffen von der aktuellen Krise sind:

Al-Haidari hob die bereits verheerenden Gesundheitskrisen in seinem Land hervor:

Krankheiten als Waffe

Die saudische Koalition hat nicht nur ihre Aggression fortgesetzt, sondern auch die Schlinge um die Katastrophenhilfe und Gesundheitsversorgung des Jemen weiter zugezogen, um die verletzlichsten Zivilisten im Jemen umzubringen. Krebspatienten, Nierenpatienten, Schwangere, Kinder und ältere Menschen sind mit den schlimmsten Folgen konfrontiert.

Viele Menschen wissen vielleicht nicht, wie sich der Kraftstoffmangel und die Blockade auf alle Aspekte der jemenitischen Gesundheitsversorgung auswirken.

95% der Medizinprodukte in staatlichen jemenitischen Krankenhäusern haben ihr Haltbarkeitsdatum überschritten, aber Ärzte müssen mit ihnen arbeiten, weil es keine Alternative gibt. Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes (500.000 Patienten), Herzerkrankungen, Nierenversagen (6000), Nierentransplantationen (3000), Krebs (60.000) und anderen chronischen Krankheiten haben aufgrund der hohen Preise auf dem kommerziellen Markt keinen Zugang zu ihren Medikamenten. Der Staat ist aufgrund der Blockade nicht in der Lage, eine kostenlose oder erschwingliche Alternative anzubieten.

Wie der Sprecher des Gesundheitsministeriums Al-Haidari sagte, sterben jeden Tag Dutzende von Menschen am fehlenden Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten.

Aufgrund der Zerstörung der jemenitischen Infrastruktur, wie der Wasserversorgung oder der Abwasserentsorgung, breiten sich im Jemen Epidemien wieder aus, die seit Jahrzehnten verschwunden waren. Im Zuge der Cholera-Epidemie wurden bis zum 5. Oktober 2019 2.099.531 Menschen infiziert.

Al-Haidari betonte, daß die Blockade, das sich verschlechternde Gesundheitssystem und die schlechte Hygiene dazu geführt haben, daß mittelalterliche Krankheiten im Jemen mit verheerenden Folgen zurückkehren. „Weitere 3662 Menschen kamen wegen der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen, der Zerstörung von Straßen und der Angst vor Kampfflugzeugen, die sie angreifen, und aus anderen Gründen nie mit dem Krankenwagen in die Krankenhäuser. Das ist eine katastrophale Zahl bei einer Epidemie und im 21. Jahrhundert!“

Es ist üblich, daß Riad nach einem ersten Luftangriff auf eine zivile Siedlung oder Versammlung „Zweitschlags“-Luftangriffe auf Krankenwagen, Medienteams und Rettungsdienste durchführt. Im vergangenen Sommer trafen Kampfflugzeuge einen überfüllten Fischmarkt in Hodeidah und bombardierten anschließend den Eingang zum Krankenhaus, wobei 55 Menschen starben und mehr als 130 verletzt wurden.

Neben dem Cholera-Problem ist auch eine Diphtherie-Epidemie mit 4244 Infizierten und 233 Toten bis September 2019 angewachsen; 79% davon waren Kinder unter 14 Jahren. Darüber hinaus haben sich die H1N1-Grippe, Malaria, Dengue-Fieber, Masern und viele andere Epidemien verbreitet und Tausende von Jemeniten getötet.

Weitere 42.000 Jemeniten starben an den Folgen der Schließung des Flughafens Sanaa, der am 8. August 2016 geschlossen wurde und bis heute geschlossen ist. „Mehr als 200.000 Patienten müssen zur Behandlung ins Ausland reisen und können es wegen der Schließung nicht. Wir verlieren täglich etwa 30-50 Patienten“, sagte er.

Warum brauchen jemenitische Krankenhäuser Treibstoffe?

Nur 40% des Jemen hatten vor dem Krieg Zugang zu Strom. Im Laufe der fast fünfjährigen Aggression haben Kampfflugzeuge der von den USA unterstützten saudischen Koalition wichtige Kraftwerke und Ausrüstungen bombardiert, die Großstädte zur Stromversorgung benötigten. Die meisten Krankenhäuser, Fabriken, Hotels, Großgebäude und Industriebetriebe verließen sich schon vor Kriegsbeginn auf Notstromgeneratoren mit Benzinantrieb, um die Stromversorgung sicherzustellen.

Viele jemenitische Häuser und Gemeinden in der Hauptstadt Sanaa haben sich auf Solarstrom umgestellt, um ihre Abhängigkeit vom Benzin zu brechen. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, daß die saudische Koalition auch kommunale Solarkraftwerke angreift. Während Solarstrom die Lücke für Privathaushalte füllen kann, benötigen Krankenhäuser und große Betriebe immer noch Benzin.

Jemen ist ein Ölförderland und hat mehr als 3 Milliarden Barrel an Rohölreserven, aber die Vereinigten Staaten und die Vereinigten Arabischen Emirate besetzen derzeit die wichtigsten Ölfelder des Jemen und exportieren das Produkt.

Infolgedessen müssen die Jemeniten Treibstoff importieren und sich auf Hilfe verlassen, um zu überleben.

Die Koalition beschlagnahmt willkürlich Treibstofftanker, um eine Krise zu schaffen

Die von den USA unterstützte, rechtswidrige Land-, See- und Luftblockade beschränkt alle Importe in den Jemen. Bevor Schiffe im Hafen von Hodeidah anlegen, um Hilfe zu verteilen, müssen sie zunächst in Dschibuti anlegen, wo sowohl die Saudis als auch die UNO die Schiffe auf Waffen und Raketen überprüfen. Dieses Verfahren dauert Wochen, und die Nahrungsmittel verderben oft in der heißen afrikanischen Sonne, bevor sie überhaupt im Jemen ankommen.

Letzten Monat enthüllten Beamte von Sanaa und lokale NGOs, daß die saudische Koalition willkürlich mindestens 13 Schiffe festgehalten hatte, die mit Lebensmitteln, Treibstoff und medizinischen Hilfsgütern beladen waren. Diese Schiffe hatten bereits die Inspektion in einem benachbarten Hafen bestanden, doch die saudischen Behörden verweigerten den Schiffen die Genehmigung, im jemenitischen Hafen Hodeidah anzulegen und zu entladen.

Riads Aktionen, mit denen die Schiffe festgehalten werden, stellen eine eklatante Verletzung des Stockholmer Abkommens vom Dezember 2018 dar, in dem die jemenitische Regierung von Sanaa und Mitglieder der saudischen Koalition einen Teilfriedensvertrag ausgearbeitet haben. Während die jemenitische Ansarullah ihren Teil der Abmachung einhielt (einschließlich der Übergabe der Kontrolle über den Hafen von Hodeidah an internationale Beobachter), verstieß die saudische Koalition sofort wieder gegen das Abkommen mit Luftangriffen und militärischen Bombardierungen und tut dies weiterhin.

Mohammed Al-Huthi vom Obersten Revolutionskomitee von Sanaa sagte in einem Tweet, die Schiffsbeschlagnahmungen bewiesen, daß die Koalition nicht am Frieden interessiert sei: „Die Eskalation der Blockade durch das Festhalten von Schiffen zeigt keine positive Absicht und impliziert keine praktische Ausrichtung auf Frieden. Die Welt sollte erkennen, daß die Verschärfung der humanitären Situation durch die Verschärfung der Blockade nichts anderes als eine Katastrophe ist. Es ist bekannt, daß sich der Jemen in der schlimmsten humanitären Krise befindet, die durch die Aggression verursacht wurde. Wir hoffen, daß die Angelegenheit sehr ernst genommen wird, da es sich um eine rein humanitäre Angelegenheit handelt.“

Keine Medienberichterstattung über die Katastrophe im Jemen

Erinnern Sie sich an die Welle der Berichterstattung über das sogenannte „letzte Krankenhaus in Aleppo“? Es überrascht nicht, daß von diesen Journalisten weit und breit keiner zu finden ist, wenn jetzt das jemenitische Gesundheitssystem aufgrund der illegitimen Aktionen von Washington, Riad und Abu Dhabi zusammenbricht.

Eine einfache Google-Suche zeigt im Gegenteil, daß beworbene Artikel, die von Medien der saudischen Koalition stammen, im Gegenteil saudische „Hilfe“ für den Jemen loben.

Die Vereinigten Staaten spielen eine zentrale Rolle im Krieg der Saudis und der Emirate gegen den Jemen. Washington stellt Truppen, Training, Kampfjets, Treibstoff für Kampfflugzeuge und präzisionsgelenkte intelligente Raketen Riad speziell für den Krieg gegen den Jemen zur Verfügung. Darüber hinaus liefern die Vereinigten Staaten auch logistische Unterstützung bei der Auswahl von Luftangriffen, Geheimdiensten und Truppen für die Besatzung von Luftangriffskommandos.

Durch Luftangriffe und Militäraktionen der Koalition wurden seit Kriegsbeginn im Jahr 2015 rund 40.000 Menschen getötet oder verletzt. Die Blockade fordert mehr Todesopfer als die Luftangriffe, doch darüber berichten die Mainstream-Medien nicht, und auch die UN-Berichte gehen routinemäßig nicht darauf ein.

(Dieser Bericht, den wir mit freundlicher Genehmigung der Autorin aus dem Englischen übersetzt haben, erschien am 7. Oktober 2019 im Online-Magazin „Geopolitics Alert“: https://geopoliticsalert.com/yemen-fuel-hospitals-close)