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Neue Solidarität
Nr. 42, 17. Oktober 2019

Der Aufstand der Niederlande gegen
die Bedrohung durch den Ökofaschismus

Von Karel Vereycken, Gründer der Internetseite Agora Erasmus

In den Niederlanden demonstrierten Tausende von Landwirten gegen die drohende Zerstörung ihrer Betriebe im Namen des „Klimaschutzes“.

Tausende niederländische Bauern demonstrierten am 1. Oktober gegen die Bedrohung der modernen Landwirtschaft im Namen des „Klimaschutzes“. Sie fuhren auf die Autobahnen und rollten ihre Traktoren in die Hauptstadt Den Haag für eine riesige Kundgebung, die über 1100 km Staus verursachte.

Die niederländische Landwirtschaft basiert auf dem Nachkriegsmodell der „intensiven“, hochmechanisierten Landwirtschaft (mit hochwertigem Saatgut, Dünger, Bewässerung und Maschinen) und war schon immer ein Synonym für hohe Produktivität pro Kopf und pro Hektar. Die Regierung hat noch keine konkreten Maßnahmen ergriffen, die der Landwirtschaft schaden würden, aber schon die Tatsache, daß einige Politiker sich für wahnsinnige Pläne für eine massive Dezimierung des Viehbestands starkmachen, ließ den Zorn der Öffentlichkeit überkochen.

Der Parlamentarier Tjeerd de Groot von der regierenden Partei D66 brachte die Idee auf, die Zahl der zulässigen Nutztiere zu halbieren (!) und die Landwirte dafür finanziell zu entschädigen. Landwirtschaftsministerin Carola Schouten wies die Idee entschieden zurück, und sie wurde zu der Demonstration entsandt, um die Situation so weit als möglich zu beruhigen.

Wenig überraschend taucht die kriminelle, malthusianische Idee, die Viehbestände zu halbieren, gerade zu der Zeit auf, wenn die Finanzoligarchie radikale grüne Aktivisten fördert, die alle Landwirtschaft und Industrie zu „Klimaverbrechen“ erklären wollen, um den von Großbritannien ausgehenden, globalen Vorstoß für die „Ökologisierung der Weltfinanzen“ voranzutreiben.

Bevor De Groot 2017 Mitglied des Parlaments wurde, begann er seine Karriere als hochrangiger Beamter im Landwirtschaftsministerium, dann war er Leiter eines großen Milchproduktionskartells. Diese Karriere und seine persönlichen Verbindungen sind der Grund, warum die Landwirte seine Aussage als Versuchsballon betrachten, der Realität werden könnte, wenn die öffentliche Meinung mitzieht.

Wie viele andere Regierungen in Europa hat sich auch die niederländische Regierung verpflichtet, die Treibhausgasemissionen des Landes bis 2030 auf 49% des Niveaus von 1990 zu senken. Auch Lachgas (N2O, Distickstoffmonoxid) steht auf der Liste der Treibhausgase. Lachgas kommt in kleinen Mengen in der Atmosphäre vor. Heute wird geschätzt, daß 30% des Lachgases in der Atmosphäre auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, vor allem auf die Landwirtschaft.

In den Niederlanden entstand die Idee, die Landwirtschaft massiv zu dezimieren, als Reaktion auf das Urteil eines hohen Gerichts vom Mai, wonach „die niederländischen Vorschriften für die Erteilung von Bau- und Landwirtschaftsgenehmigungen gegen das EU-Recht zum Schutz der Natur vor stickstoffhaltigen Emissionen wie Ammoniak und Lachgas verstoßen“. Infolge des Urteils wurden Tausende von Bauprojekten für Wohnungen und Autobahnen von einem Tag auf den anderen gestoppt.

De Groot sagte dazu: „Die Politik muß sich entscheiden. Junge Menschen wollen ein Haus, können es aber nicht finden. Die Bauwirtschaft wird wegen des Gerichtsurteils über Stickstoff zum Stillstand kommen. Auch der Bau von Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln ist gefährdet. Und die Schädigung der Natur durch Stickstoff ist viel zu groß.“

Mit aristotelischer Sophistik rechnete De Groot vor: „Von allen niederländischen Stickstoffemissionen stammen 70% aus der Landwirtschaft, meist aus intensiver Rinderzucht. Das ist enorm. Gleichzeitig trägt die Viehzucht nur 1% zu unserem BIP bei, das ist unverhältnismäßig.“ Er will, daß die Regierung die Bauern zwingt, entweder die Rinderzucht ganz aufzugeben oder auf eine „Kreislaufwirtschaft“ umzustellen, wo sie die Tiere nur mit Nahrungsmitteln füttern, die der Mensch nicht ißt (um den „Druck auf den Planeten“ zu verringern) – und keinen Dünger mehr verwenden! Natürlich würde eine solche Umstellung, weg von der Intensivhaltung, automatisch die Zahl der Tiere verringern.

Um der Öffentlichkeit diesen Ökofaschismus zu verkaufen, behauptet die Regierung, ein solcher Rückzug aus der modernen Landwirtschaft schüfe „Lebensraum“ für neue Wohnungen! In dem Wissen, daß die niederländische Öffentlichkeit auf der Seite der Bauern steht, verbreitet das niederländische Fernsehen das Schauermärchen, wenn der Nutzviehbestand nicht reduziert werde, könnte als nächstes eine Offensive gegen Haustiere folgen. Die Partner der D66 in der Regierungskoalition (VVD, Christen-Unie und CDA) zögern bisher sehr stark, den Vorschlag zu unterstützen. Als der Niederländische Rat für Umwelt und Infrastruktur im vergangenen Jahr einen ähnlichen Vorschlag machte, um „die Ziele der Pariser Vereinbarungen der COP21 zu erreichen“, reagierten alle drei Partner der Regierungskoalition negativ.