Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 43, 24. Oktober 2019

LaRouches Plan für ein Neues Bretton Woods

Von Lyndon H. LaRouche

Im Dezember 2008 besuchten Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche Neu-Delhi, um dort an mehreren Seminaren teilzunehmen und private Gespräche zu führen. Am 5. Dezember 2008 hielt Lyndon LaRouche eine Rede vor den United Services of India, einer privaten Vereinigung von mehr als 12.000 aktiven und pensionierten Offizieren, und erläuterte darin sein Konzept, wie die britische imperiale Politik für ein neues finsteres Zeitalter durch ein Vier-Mächte-Bündnis der Vereinigten Staaten, Indiens, Rußlands und Chinas überwunden werden kann. Zwei Tage zuvor hatte LaRouche bereits vor dem Forum for Strategic and Security Studies (FSSS), einer führenden militärischen Denkfabrik, gesprochen (siehe Neue Solidarität 52/2008).
   Auch elf Jahre später sind seine Vorschläge noch hochaktuell. Wir drucken daher im Folgenden das aus dem Englischen übersetzte, leicht gekürzte Transkript seines damaligen Vortrags ab; es erschien ursprünglich am 26. Dezember 2008 im Magazin Executive Intelligence Review.

Es ist schön, wieder bei Ihnen zu sein. Ich habe einige von Ihnen getroffen, als wir gestern miteinander sprachen, und ich habe eine Einschätzung dessen vorgelegt, was ich „Plan A“ und „Plan B“ (siehe Kasten) für die heutige Welt genannt habe...

Die wichtigste internationale Reform, über die ich gestern ein wenig gesprochen habe, besteht nun darin, einen Dreh- und Angelpunkt zu schaffen: die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten, Indien, Rußland und China, um eine allgemeine Reform des internationalen Währungs- und Finanzsystems einzuleiten. Denn ohne eine solche Reform gibt es keine Möglichkeit, den Weg in ein neues finsteres Zeitalter zu vermeiden.

Was dieses neue finstere Zeitalter an sich betrifft, so ist das Problem folgendes: Seit 1987 läuft der Prozeß des Niedergangs der Vereinigten Staaten und der Wirtschaft anderer Teile der Welt am Allgemeinen, insbesondere Europas und Amerikas. Dieser Niedergang ist mit dem Einsatz von sogenannten Finanzderivaten verbunden, die eigentlich eine Form des Glücksspiels sind. Diese Masse an Finanzderivaten beläuft sich nun auf rund 1,4 Billiarden Dollar Nominalwert, und das fällt jetzt in sich zusammen. Diese Blase von Derivaten zerfällt seit Ende Juli 2007. Die Rate dieses Zusammenbruchs beschleunigt sich. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem sich nichts voraussagen läßt und ein Crash fast mit Sicherheit unvermeidlich wird. Der genaue Zeitpunkt ist nicht sicher, das kann er unter solchen Umständen nicht sein.

Was wir brauchen, ist also eine Möglichkeit, die Weltwirtschaft aus dieser Blase der Finanzderivate herauszuholen. Denn es ist nicht genug Geld und Reichtum vorhanden, um diese Blase zu bezahlen oder um eine einvernehmliche Lösung dafür zu finden. Deshalb werden wir das Weltsystem schlicht und einfach einer finanziellen Insolvenzsanierung unterziehen müssen, so wie man es mit einem Unternehmen tun würde, das man retten will, weil es für die Gesellschaft wertvoll, aber hoffnungslos bankrott ist. Deshalb unterzieht man dieses Unternehmen einem Insolvenzverfahren, um im Interesse der Gesellschaft die Kontinuität seiner Funktionen zu gewährleisten, während einige Gläubiger einen Großteil der Verluste schlucken müssen. Und genau das müssen wir tun.

Die anti-monetaristische US-Verfassung

Um das gegen die sehr mächtigen internationalen Finanzinteressen durchzusetzen, die diese Blase verteidigen, brauchen wir daher eine starke Koalition von Nationen, um den Widerstand gegen die Reform zu brechen.

Nun, ich habe vorgeschlagen, daß es vier Nationen gibt, die dafür ausschlaggebend sind.

Die Vereinigten Staaten sind ausschlaggebend, nicht nur wegen ihres Dollars und ihrer historischen Situation in diesem Prozeß, sondern auch wegen ihrer besonderen Verfassung. Wir als die Vereinigten Staaten sind das einzige Land auf diesem Planeten, das laut seiner Verfassung antimonetaristisch ist. Unser System basiert nicht auf einem internationalen Währungssystem, wie es die meisten anderen Nationen tun. Das US-System ist ein konstitutionelles System, das auf Kredit basiert.

Lassen Sie mich das erklären, denn das wird meistens nicht gut verstanden. Nach der US-Verfassung kann ohne die Zustimmung des US-Kongresses kein Geld in Umlauf gebracht werden. Es wird als souveräne Emission der US-Regierung in Umlauf gebracht, nicht von irgendeinem Bankinstitut. Banken sind nach dem amerikanischen Verfassungsrecht nicht befugt, Zahlungsmittel in Umlauf zu bringen. Die Ausgabe der Währung erfolgt durch die ausdrückliche Genehmigung des Kongresses, des Repräsentantenhauses, das die Präsidentschaft ermächtigt, nach einem vorgeschlagenen – flexiblen oder anderweitigen – Plan Kredit zu schöpfen. Dieser Kredit wird dann in der Regel über das Bankensystem in Umlauf gebracht. Und dieser Kredit ist dazu bestimmt, zweckgebunden für bestimmte Arten von Investitionen verwendet zu werden. Diese Investitionen laufen dann über das Bankensystem, und normalerweise sollte es eine Nationalbank geben, die sich darum kümmert – wir haben dazu einen entsprechenden Reformvorschlag. Dieser Kredit, der durch das System läuft, wird dann monetarisiert: Das heißt, der US-Dollar wird auf der Grundlage dieses Kredits in Umlauf gebracht.

Alle anderen Systeme, jeder andere Staat hat im allgemeinen eine Vereinbarung mit den internationalen Währungssystemen. Entweder hat der Staat eine entsprechende Vereinbarung oder sie wird ihm von bestimmten internationalen Institutionen auferlegt. Daher ist faktisch die ganze Welt dem Einfluß der Macht eines monetären Empires unterworfen, in dem faktisch keine Nation das Sagen hat. Traditionell war die Bank von England der Grundpfeiler der Herrschaft über dieses Weltreich – das Weltreich des Geldes.

Wir befinden uns jetzt an einem Punkt, an dem dieses Weltreich des Geldes, das internationale Währungssystem im weiteren Sinne – nicht nur dem Namen nach, sondern auch im weiteren Sinne – hoffnungslos bankrott ist, mit über 1,4 Billiarden Dollar Schulden. Das sind offene Schulden, die jetzt zusammenbrechen, weit über alles hinaus, was jemals bezahlt werden könnte. Die Frage ist, wer wird den Großteil dieser Schulden streichen?

Nun gibt es mächtige Interessen, die nicht wollen, daß diese Schulden gestrichen werden. Und wenn irgendein Land versuchen würde, dieses Problem allein zu lösen, würde es wahrscheinlich vernichtet werden. Die meisten Länder, die versuchen, z.B. den IWF und ähnliche Institutionen zu bekämpfen, würden vernichtet werden.

Deshalb braucht man eine starke politische Kombination von Staaten, von denen keiner allein in der Lage wäre, die Reform durchzuführen, die aber zusammen einen Block bilden, der so mächtig ist, daß ihm keine Macht auf diesem Planeten widerstehen kann.

Zur besonderen Bedeutung Asiens gehört natürlich auch die Tatsache, daß Asien für die Zukunft der Menschheit besonders wichtig ist – wegen seiner Bevölkerung, wegen des dringenden Entwicklungsbedarfs in Asien und wegen der sehr großen Masse von Menschen, die im wesentlichen unausgebildet oder nur gering qualifiziert sind, und die nicht überleben können, es sei denn, es gibt Verbesserungen der Lebensbedingungen durch Investitionen und Entwicklung für die Zukunft.

Die Kombination USA-Eurasien

Die Zukunft der Welt wird davon abhängen, wie die Welt zwei ihrer Teile betrachtet, allen voran Asien, wo das größte Problem, die größte Krise liegt. Von den Massen, die es hier in Indien gibt, leben etwa 63% der Bevölkerung in extremer Armut. In China und ganz Asien gibt es eine vergleichbare Situation. Wir stehen potentiell vor einer Eruption, einem Ausbruch der sozialen Krise. Wenn wir also keine Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung Asiens haben, die diese Quelle der Gefahr und Krise beseitigt – durch wirksame Maßnahmen zur Entwicklung –, dann hat die ganze Welt keine große Chance. Und deshalb ist es sehr wichtig, daß die Vereinigten Staaten, die aufgrund unserer Verfassung der Schlüssel zur Lösung sind, und die großen Nationen Eurasiens sich einigen. Und die wichtigsten Nationen Eurasiens sind Rußland, Indien und China.

Rußland spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Rußland ist nicht mehr das, was es einmal war, was seine Macht angeht. Aber Rußland hat eine unsichtbare Macht. Keine politische Macht, sondern unsichtbare Macht, wirtschaftliche Macht. Rußland sitzt in seinem gesamten Territorium, insbesondere in Sibirien, auf einer der größten Rohstoffkonzentrationen auf diesem Planeten. Man kann aber beispielsweise Sibirien nicht einfach in verschieden Teile aufteilen. Man muß diese Rohstoffe systematisch erschließen, und das bedeutet, daß man große Eisenbahnnetze und ähnliche Systeme, Energienetze und alles andere braucht.

Rußlands Wissenschaftsgemeinde verfügt über die Fähigkeiten dazu. Nehmen wir zum Beispiel ganz konkret das Wernadskij-Institut, das seinen Sitz in Moskau hat. Es ist ein Zentrum dieser ganz spezifischen Fähigkeiten. Rußland ist also von entscheidender Bedeutung, denn die Entwicklung Asiens erfordert eine sehr starke Steigerung der Rohstoffversorgung, insbesondere der Mineralienversorgung. Und ohne diese Zusammenarbeit wäre es unmöglich, diese Ressourcen ausreichend zu erschließen, um die Probleme der Masse der Armen – sagen wir, 60% oder mehr der asiatischen Bevölkerung, die sich insgesamt in einem schrecklichen Zustand befinden –, zu bewältigen. Und deshalb ist dies notwendig.

Die Vereinigten Staaten wiederum sind von entscheidender Bedeutung, weil es sich um eine englischsprachige Macht handelt. Denn die Welt ist seit 1763, speziell seit dem Pariser Frieden vom Februar 1763, zwischen zwei englischsprachigen Mächten auf diesem Planeten gespalten: dem Vereinigten Königreich, dem sogenannten Britischen Empire auf der einen Seite, und wir in den Vereinigten Staaten, die Gegner des Empire waren. Wir sind zwei Kulturen, oder wie es manchmal ironisch heißt, „eine einzige Kultur, die durch eine gemeinsame Sprache getrennt ist“. Und wir sind gespalten. Es gibt Menschen in New York, in der New Yorker Bankenwelt, die das leugnen werden, aber der typische Amerikaner, besonders die Patrioten, mag die Briten nicht, und das aus gutem Grund. Wir mögen die Briten nicht, nicht wegen der Menschen, zu denen wir oft herzliche Beziehungen pflegen. Aber wir mögen ihr Empire nicht. Das ist der größte Streitpunkt. Es geht also um das Britische Empire, das heute das einzige Imperium von Bedeutung auf diesem Planeten ist, anders als viele Gerüchte, Geschichten und Märchen besagen.

Die Vereinigten Staaten haben, wie Sie vielleicht bemerkt haben, in der letzten Zeit nicht gut funktioniert. Wir hatten drei Bushs, also drei „Büsche“, wir brauchen aber Bäume! Wir hatten zwölf Jahre der Apostasie, und auch einige andere Perioden nach 1968 waren nicht mehr so gut, genaugenommen schon seit der Ermordung Kennedys. Reagan tat einige nützliche Dinge, und Clinton war als Präsident ein guter Kerl, aber er hat das Problem nie gelöst. Er hätte das Problem wahrscheinlich damals nicht lösen können; es war zu groß, als daß er es hätte unter Kontrolle bringen können.

Eine Entwicklungsperspektive für Asien

Deshalb brauchen wir eine solche Einigkeit, mit einer Perspektive für die Zukunft.

Ein Bereich, in dem Indien natürlich wegen Nehrus Entscheidungen sehr wichtig ist, ist die Kernkraft. Indien ist eine sehr wichtige Nuklearmacht. Nicht wegen seiner Kernwaffen, sondern bei der Nutzung der Kernenergie, vor allem wegen der Armut und verwandter Probleme, insbesondere im Süden Indiens. Nur mit Kernkraft, die Indien besonders gut entwickeln kann – es hat in dieser Hinsicht bereits einen Fuß in der Tür –, können wir das Problem der Armen Indiens angehen, insbesondere entlang der Küsten.

Zum Beispiel bietet die Plutonium-Beschickung des Thoriumkreislaufs kleiner Reaktoren an Indiens Küsten quasi die Lösung, um die erforderliche Energie für die Wasseraufbereitung bereitzustellen und um die Infrastruktur bereitzustellen, die eine unausgebildete Bevölkerung in der Landwirtschaft und anderen Bereichen verwandeln kann. Es wird mehr als eine oder zwei Generationen dauern, die Qualifikationen deutlich zu verbessern; aber in der Zwischenzeit kann man die Nettoproduktivität dieser Menschen durch die richtige Form von Infrastruktur wie Wasserressourcen, Energieressourcen usw. erhöhen. Allein dadurch, daß man diese Art von Infrastruktur einführt, kann man ein Umfeld schaffen, in dem die Bevölkerung ihre Produktivität steigern kann.

Im Falle Chinas haben wir eine andere, aber eine ähnliche Situation. Und überall in Asien ist das Problem im wesentlichen das gleiche: Man hat eine Bevölkerung, die nicht die Fähigkeiten hat, um aus eigener Kraft große Fortschritte zu machen. Aber wenn man die richtige Auswahl beim Infrastrukturausbau trifft, kann man die Produktionskräfte einer Bevölkerung steigern, und die Kernenergie in Indien ist typisch für viele Arten von Infrastrukturprojekten in großem Maßstab, die dafür geeignet sind.

Vier Kulturen, die den Planeten vereinen

Beim Konzept der vier Nationen geht es natürlich nicht darum, daß wir irgendein anderes Land ausschließen wollen. Aber was wir brauchen, ist eine Kombination von Nationen, die repräsentativ und mächtig genug sind – und die verschieden sind! Das wichtigste an diesen vier Nationen sind vier verschiedene Kulturen.

Deshalb sind gerade die Unterschiede zwischen den Kulturen äußerst wichtig, weil wir versuchen wollen, die ganze Erde zu einen. Und wenn man nicht den Beweis dafür liefert, daß man die ganze Erde auf der Grundlage souveräner Kulturen mit unterschiedlichen kulturellen Eigenschaften einen kann, dann kann man sie nicht einen. Dann haben wir nicht das Bild für die Zukunft geschaffen, das wir wollen, das Bild, das Franklin Roosevelt sich gewünscht hat, um alles, was irgendwie an Imperialismus und Kolonialismus erinnert, von diesem Planeten zu eliminieren: einen Planeten zu schaffen, dessen Grundlage ein Bündnis souveräner Nationalstaaten ist.

Um souveräne Nationalstaaten zusammenzubringen, muß man verschiedene Kulturen einander näher bringen. Es muß Ausdruck der nationalen Souveränität über die kulturellen Neigungen jedes Volkes sein, nur so lassen sich diese Kulturen zusammenbringen. Man muß allen Beteiligten signalisieren, daß ihre kulturellen Unterschiede in Form einer gemeinsamen Zusammenarbeit gewürdigt werden. Das ist die Absicht.

Bei dieser Idee der vier Mächte, die sich zusammenschließen, um eine Reform durchzusetzen, geht es nicht darum, ein Imperium oder eine Weltmacht zu schaffen, sondern darum, ein solches Imperium aufzulösen.

Nehmen wir zum Beispiel Simbabwe, das ehemalige Rhodesien: Es verdient die Freiheit. Es wird heute von den Briten ausgehungert. Ganz Afrika wird durch anglo-amerikanische Interessen geplündert, die in Afrika Völkermord begehen, besonders im südlichen Afrika. Und deshalb müssen wir das Empire auflösen. Das bedeutet jedoch gleichzeitig, daß wir in diesen Bereichen das Bewußtsein für die nationale Kultur entwickeln müssen, und wir müssen einige sehr große, multinationale Infrastrukturprojekte durchführen, bei denen diese verschiedenen Nationen als Souveräne im gemeinsamen Interesse teilnehmen.

Unser Ziel ist also nicht, eine Vier-Mächte-Diktatur über die Welt zu errichten. Unser Ziel ist es, die Opposition zu brechen, die imperiale Tradition zu brechen, so wie Roosevelt es gewollt hätte, wenn er noch leben würde, und eine Situation zu schaffen, in der das Ziel der Vereinten Nationen, wie es von Roosevelt – im Gegensatz zu einigen seiner Nachfolger – vorgegeben wurde, verwirklicht wird: eine Gemeinschaft souveräner Nationalstaaten für die Souveränität der Völker, die sich auf der Grundlage der kulturellen Unterschiede vereint. Und das ist das Ziel, dem wir uns verpflichten sollten.

Ein neues Bretton-Woods-System

Was die Machbarkeit betrifft: Das wird ein Kampf werden. Ich habe die Warnung erstmals am 25. Juli 2007 ausgesprochen. Ich sagte, wir würden in wenigen Tagen den Beginn einer Zusammenbruchskrise des US-amerikanischen und internationalen Finanzsystems erleben. Drei Tage später begann sie.

Dies war nie eine Hypothekenkrise, wie manche sagen, sondern eine Krise der Finanzderivate. Und der Grund, warum ich das als einziger prognostizieren konnte, so wie ich es getan habe, war, daß ich das Problem von der richtigen Seite betrachtete. Andere betrachteten das untere Ende des Problems, nämlich einige der Hypothekenprobleme. Ich betrachtete das obere Ende, von dem die Hypothekenprobleme nur ein Spiegelbild waren: daß das System der Finanzderivate, das heute die Welt beherrscht, kurz davor stand, zusammenzubrechen, weil es nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Und seit jener Zeit, dem 28. Juli 2007, schlingert das internationale Finanzsystem in eine allgemeine Zusammenbruchskrise des gesamten Weltsystems.

Wenn wir in absehbarer Zeit keine Reform durchführen, wird es nicht mehr viel Zivilisation auf diesem Planeten geben. Es handelt sich also nicht um eine kleine Reform, sondern um eine strategische Frage im höchsten Sinne, im extremsten Sinne. Und wir müssen die Nationen in dieser Hinsicht zusammenführen.

Im allgemeinen werden Sie feststellen, daß in den Vereinigten Staaten, aber vor allem in Europa viel von der Idee eines Neuen Bretton Woods-Systems die Rede ist. Der Name bezieht sich auf Franklin Roosevelts Vorschlag von 1944 für ein Bretton-Woods-System. Leider wissen viele der Menschen, darunter Russen und Italiener, einige Franzosen usw., die sich für ein neues Bretton-Woods-System aussprechen, gar nicht, wovon sie reden! Denn sie sprechen von einer Reform eines internationalen Währungssystems, während ein neues Bretton-Woods-System in Wirklichkeit bedeutet, das internationale Währungssystem zu beseitigen und es durch ein neues Kreditsystem zu ersetzen!

Ich nenne ein Beispiel dafür, was das bedeutet. Die Bedeutung der Vereinigten Staaten ergibt sich, wie gesagt, aus unserer Verfassung, in der festgelegt ist, daß kein Kredit oder keine Währung im Namen der amerikanischen Regierung oder des amerikanischen Volkes in Umlauf gebracht werden kann, außer durch ein Votum des Repräsentantenhauses zugunsten dieser Maßnahme der Bundesexekutive. Das ist einzigartig. Wir brauchen ein Weltsystem, das auf diesem Prinzip basiert, denn wir müssen die meisten finanziellen Vermögenswerte auf der Welt abschreiben – zwischen 50 und 90 Prozent der nominellen Vermögenswerte. Sie können nicht aufrechterhalten werden. Es existiert nicht genug realer Reichtum, um sie zu bedienen, deshalb müssen wir sie aus den Büchern streichen.

Nun, wir werden das nicht plötzlich tun, wir werden das durch einen organisierten Prozeß tun, über die Regierungen. Wir werden Gesetze und Regeln aufstellen, um das zu erreichen. Aber wir werden ein neues System haben, das im wesentlichen auf einem neuen Konzept von Geld und Währung basiert. Dieses neue Konzept wird sich auf das Modell der Vereinigten Staaten stützen, daß Währung ausschließlich vom souveränen Nationalstaat in Umlauf gebracht werden kann.

Wir brauchen natürlich auch einen festen Wechselkurs zwischen den Nationen, weil es sonst nicht funktioniert, und weil wir große Mengen an neuen Krediten schaffen müssen, um die großen Infrastruktur- und sonstigen Projekte zu finanzieren, die der Motor für eine allgemeine wirtschaftliche Erholung auf dem ganzen Planeten sein werden. Wir müssen langfristige Entwicklungsprojekte in Asien finanzieren. Wir müssen langfristige Entwicklungsprojekte in Afrika finanzieren. Wir werden in allen Nationen ähnliche Verbesserungen vornehmen müssen.

Wir werden uns verschulden, aber diesmal werden wir es in der richtigen Art und Weise tun. Jede Schuld, die so entsteht, wird durch einen nützlichen Beitrag zur Infrastruktur, zur realen Produktion oder Produktionskapazität bestens abgesichert sein. Wasserprobleme, Stromprobleme – solche Dinge werden primär sein. Und genau da wollen wir hin.

Ein Kreditsystem schaffen

Für die Vereinigten Staaten gilt gemäß unseren vertraglichen Vereinbarungen – gemäß der vertraglichen Vereinbarung in der Verfassung der Vereinigten Staaten – das gleiche Verfahren für ausländische Kredite wie für inländische Kredite. Jedes Land, das ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten in Bezug auf monetäre Angelegenheiten – Schulden usw. – abschließt, hat Zugang zu der gleichen Art von Schutz und Rechten wie ein Bürger in den Vereinigten Staaten.

Wenn wir die mächtigeren Nationen der Welt dazu mobilisieren, sich auf dieser Grundlage zu einigen und ein solches Kreditsystem unter souveränen Staaten zu schaffen, dann können wir den Kredit generieren, um die Dinge zu tun, die getan werden müssen.

Das ist die Gelegenheit. Immer mehr Menschen unterstützen das, besonders auch, da eine neue Regierung [Obama] kommt.

Ich kann nichts garantieren, denn es gibt viel Unvorhersehbares. Aber ich kann Ihnen sagen, daß meine Freunde oder Menschen, die mit mir und meinen Freunden in den Vereinigten Staaten verbündet sind, die meisten führenden Positionen in der kommenden, neuen US-Regierung besetzen werden. Und sie neigen immer mehr dazu, meinen Vorschlägen zuzustimmen. Und deshalb kann ich Ihnen diese Vorschläge machen, jetzt, wie ich es tue – nicht in dem Sinne, daß ich alles garantieren kann; aber ich kann Ihnen sagen, daß der Wind in diese Richtung weht. Hoffen wir, daß er auch weiterhin in diese Richtung weht.