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Neue Solidarität
Nr. 45, 7. November 2019

Mario Draghis Vermächtnis: ein Finanzsystem vor dem Absturz

Der scheidende EZB-Vorsitzende Mario Draghi wurde zu seinem Abschied Ende Oktober in geradezu obszöner Weise gelobt und gefeiert. Doch Draghi hat vielleicht „den Euro gerettet“, aber nur vorübergehend und auf Kosten einer totalen Zerstörung der Wirtschaft. Das jahrelange Liquiditätspumpen der sog. „quantiativen Lockerung“ hat die Zinsen zunehmend in den negativen Bereich getrieben, so daß es heute in der Eurozone keine Staatsanleihen mehr gibt, in die es sich noch zu investieren lohnt. Sogar Griechenland gibt jetzt Anleihen mit Negativzinsen aus! Der IWF schätzt, daß es weltweit Anleihen im Nennwert von 15 Bio.$ mit negativen Zinssätzen gibt. Dies ruiniert die Ersparnisse, und Rentenfonds, Versicherungen und Sparer sind gezwungen, ihr Geld in riskante Papiere zu investieren, um eine minimale Rendite zu erzielen.

Doch während Draghi zum letztenmal seine Litanei „der Euro ist unumkehrbar“ herunterbetete, zeigten sich Risse im globalen Finanzsystem – und Eurosystem –, das sich auf die nicht zuletzt durch Draghis eigene Politik angehäuften hochriskanten Finanzwerte stützt. Die Rettungsaktion für das Unternehmen WeWork am 22. Oktober hat die Pandorabüchse der „Start-up“-Blase geöffnet, es droht ein Ausverkauf auf allen Märkten. WeWork wurde als Vermittlung für Büroflächen gegründet, als Firmen, die den Finanzkrach 2008 überstanden hatten, billige Büros suchten. Anfang des Jahres hatte das Unternehmen einen nominellen Wert von 47 Mrd.$, als es den Börsengang beschloß. Doch bald stellte sich heraus, daß WeWork mehr Geld verlor als einnahm, und der Wert stürzte ab. Schließlich wurde es von seinem Hauptinvestor, der japanischen Softbank, für 9,5 Mrd.$ aufgekauft. Das ist ein Wertverlust von 38 Milliarden in weniger als drei Monaten!

Jetzt fürchten Anleger, daß unter den Start-ups noch viele ähnliche Problemfälle sind, und dies hat die Börsengänge für die nächste Zukunft allgemein ausgebremst. Und wenn sich Panik ausbreitet, könnte Kapital aus den allgemeinen Anleihemärkten abfließen, wo der Markt für Unternehmensanleihen am Rande des Zusammenbruchs steht.

Die Zentralbanken glauben, sie könnten den kommenden Tsunami unter Kontrolle bekommen, indem sie unbegrenzt Geld drucken, und die Federal Reserve pumpt bereits jeden Tag Zigmilliarden Dollar in den Übernacht-Geldmarkt. Doch die Liquiditätskrise verschärft sich, und am 25. Oktober mußte die Fed ihr Sicherheitsnetz von 75 auf 120 Mrd.$ täglich erweitern.

Die globale „Alles-Blase“, die Mario Draghi und seine Kollegen mit der Negativzinspolitik geschaffen haben, platzt nun, und sie können nichts dagegen tun. Die einzige Lösung besteht darin, durch eine Glass-Steagall-Bankenreform die Finanzblase vom Kreditgeschäft des Bankensystems zu trennen.

eir