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Neue Solidarität
Nr. 11, 12. März 2020

Wird die globale Coronavirus-Seuche zum „Wendepunkt in der Globalisierung“?

Von Alexander Hartmann

Während die Zahl der bestätigten Neuinfektionen mit dem SARS-CoV2-Virus in China inzwischen stark zurückgegangen ist, explodieren die Fallzahlen in anderen Ländern. Auch in Deutschland wurden inzwischen (Stand: 5.3. 2020) mehr als 500 Fälle gemeldet, und diese Zahl steigt weiter rasch an. Die Gefahr, daß sich Covid-19 zu einer weltweiten Pandemie entwickelt, die nicht einmal die entwickelten Länder in der transatlantischen Welt unter Kontrolle halten können, ist nicht von der Hand zu weisen, da die medizinischen Kapazitäten in den letzten Jahrzehnten im Zuge der Sparpolitik immer weiter abgebaut wurden.

Aber nicht nur die gesundheitlichen Gefahren, die von dem Virus ausgehen, sind Grund zur Sorge. In den Medien wird viel von „Befürchtungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie“ gesprochen, die 1000-Punkte-Stürze an der Wall Street, einen weltweiten Ansturm auf US-Schatzpapiere, der ihre Zinssätze gegen Null treibt, und gleichzeitig eine verschärfte Knappheit an Liquidität (zum Spekulieren!) auf den US-Interbanken-Kreditmärkten auslösen können. Es sind aber nicht die „Virusängste“, die nach 50 Jahren das verrottete Londoner System der „freien Wechselkurse“ erschüttern, es sind die zig Billionen an unbezahlbaren, spekulativen, verbrieften Schulden in einer „Alles-Blase“ aus Unternehmensspekulationen und Schulden der Privathaushalte. Es gibt Hunderte von Billionen von darauf aufgebauten Derivatewetten, die nun zu platzen drohen.

Tatsächlich ist diese Krise des Finanzsystems in gewissem Sinne noch das geringste Problem, denn bei den zusammenbrechenden „Werten“ handelt es sich zum überwiegenden Teil nur um „Papier“, bzw. Zahlen in den Computern, die mit einem Tastendruck gelöscht werden können, ohne daß dies dramatische Auswirkungen auf die Versorgungslage der Bevölkerung haben muß – sofern die Regierungen rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen, um die normalen Bankgeschäfte von den Spekulationen zu trennen.

Viel schlimmer als die Krise an den Finanzmärkten sind die Auswirkungen auf die physische Wirtschaft. Sie zeigen die Schwachstellen eines Systems, das die physische Wirtschaft und das Wohl der Bevölkerung dem Wahn geopfert hat, in kürzester Zeit maximale Spekulationsgewinne zu erzielen und wichtige Teile der produktiven Wirtschaft in Niedriglohnländer auszulagern. Infolgedessen gibt es heute wenig bis gar keine Ernährungssicherheit, wie die vielen protestierenden Landwirte in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bezeugen werden, die nicht genug verdienen können, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion werden faktisch von internationalen Kartellen beherrscht, es gibt keine nationale Souveränität in Bezug auf industrielle Lieferketten oder Energie. In jüngster Zeit wurde dem Bereich der Pharmazeutika viel Aufmerksamkeit geschenkt, in dem Europa zu 80 bis 85% von Lieferketten aus Asien, hauptsächlich China, abhängig ist, aber auch fast alle anderen Industriesektoren setzen auf Zulieferer aus aller Welt. Und die globale Finanzblase sitzt, um mit einem Bild zu sprechen, das Lyndon LaRouche gerne verwendet hat, „wie ein 400 Pfund schwerer Floh auf einem 50 Pfund schweren Hund“, und lebt davon, daß sie der produzierenden Wirtschaft die finanziellen Kräfte aussaugt. Es ist offensichtlich, daß die physische Wirtschaft nun all ihre Kraft braucht, um die Folgen der Coronakrise zu bewältigen, und deshalb nicht mehr in der Lage ist, die Finanzblase weiter zu füttern – und das ist die eigentliche Ursache der Finanzkrise.

Ein heilsamer Schock

Deshalb könnten die Folgen der drastischen Maßnahmen, die erst China und dann andere Länder gegen die Ausbreitung der Epidemie ergreifen mußten, in der Weltwirtschaft einen heilsamen Schock auslösen. Sie zwingen viele Menschen, insbesondere in den Vereinigten Staaten und in Europa, vielleicht zum ersten Mal die neoliberalen Grundsätze in Frage zu stellen, die uns in diese Lage hineingeführt haben.

Beispielsweise veranlaßte diese Situation einen der bisher glühendsten Befürworter der Globalisierung in Frankreich, Finanzminister Bruno Le Maire, die Alarmglocken zu läuten. Bei einer Veranstaltung in Athen am 25. Februar bezeichnete er die Coronavirus-Epidemie als „einen Wendepunkt in der Globalisierung“, der die Notwendigkeit der Rückverlagerung bestimmter industrieller Aktivitäten nach Frankreich und der Gewährleistung einer gewissen Unabhängigkeit in den Produktionsketten aufzeige.

Dennoch warnen wir vor denen, die in der Illusion, eine Art nationale Autarkie zu errichten, die Schließung der Grenzen fordern. Die zunehmende Vernetzung und der weltweite Handel sind insofern positiv, als sie eine für alle Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen Ländern begünstigen, wie dies bei Chinas „Belt & Road-Initiative“ der Fall ist. Aber Grundnahrungsmittel, Krankenversorgung und industrielle Sicherheit sind unersetzlich.

Deshalb muß die produzierende Wirtschaft in allen Ländern der Welt massiv entwickelt werden, und dazu braucht sie ein Finanzsystem, das den Aufbau finanziert und nicht Finanzspekulationen. Es ist also höchste Zeit, daß die technologisch führenden Nationen – allen voran die Vereinigten Staaten, China, Rußland und Indien – für diese wissenschaftliche und industrielle Entwicklung ein neues internationales System der Kreditvergabe schaffen, und dies ist durchaus möglich.

Die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, ging darauf in ihrem Internetforum am 4. März 2020 ein:

Ein neues Paradigma

Wesentlich dafür ist aber ein vollkommenes Umdenken, ein neues Paradigma. Helga Zepp-LaRouche verglich die Lage heute mit der Mitte des 14. Jahrhunderts, als die damalige Welt von der Schwarzen Pest heimgesucht wurde:

Sie schloß ihre Ausführungen mit einem Appell: „Ich bin auch absolut überzeugt, daß dies die vollständige Rehabilitierung meines verstorbenen Mannes erfordert; denn seine Ideen haben die Grundlage für diese Bewegung gelegt, und für die Analysen, die in den letzten 50 Jahren immer richtig waren. Und sie haben die Lösungen geliefert, die wir heute dringend brauchen. Ich denke also, Sie sollten sich unserem Kampf für die Rehabilitierung von Lyndon LaRouche anschließen, denn ich denke, seine Rehabilitierung würde ebenso wie ein geistiger Funken wirken wie die Wiedereinführung Platons in der italienischen Renaissance, indem wir die Menschen auf eine ganz andere Ebene des wissenschaftlichen und künstlerischen Denkens bringen. Und deshalb bitte ich Sie, unsere Bemühungen um die Rehabilitierung von Lyndon LaRouche zu unterstützen.“