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Neue Solidarität
Nr. 18, 30. April 2020

Sofortmaßnahmen zur Sicherung der Welternährung

Die EIR-Redaktion hat in diesem Beitrag zusammengestellt, wie die Welternährung gesichert und das ruinöse monetaristische „Marktsystem“ überwunden werden kann.

Quelle: Wirtschaftsforschungsdienst des USDA, Daten von Gallup World Poll 2017.
Schwarzafrika hat die höchsten Raten von Ernährungsunsicherheit und schwerer Ernährungsunsicherheit.

Es sind dringend Maßnahmen erforderlich, um die Lebensmittelversorgung unter den Bedingungen der Pandemie sicherzustellen: Erzeugung, Verarbeitung, Lagerung und Lieferung von Nahrungsmitteln. Millionen von Menschenleben stehen auf dem Spiel, weil in Afrika, Teilen Südamerikas und anderen Teilen der Welt mit chronischer Importabhängigkeit Nahrungsmittelknappheit herrscht. Und es kann überall zu Knappheit kommen, wenn Produktions- und Versorgungslinien zusammenbrechen, entweder direkt durch COVID-19 oder durch den laufenden Zusammenbruch des Finanzsystems, der die Landwirtschaft (außer in China) bereits vor dem Ausbruch des Virus an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatte. Schon seit letztem Herbst haben Landwirte in vielen Ländern Europas mit ihren Traktoren auf den Straßen protestiert.

Jedermann weiß, warum Essen lebens- notwendig ist, aber der gemeinsame Appell der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Welthandelsorganisation (WTO) vom 31. März für eine internationale Zusammenarbeit zur Sicherung der Lebensmittelversorgung wird nicht mehr als ein Plädoyer bleiben, solange keine handfesteren Initiativen von Schlüsselnationen folgen. Die Erklärung von WHO, FAO und WTO bringt deren Besorgnis über Nahrungsmittelunsicherheit, Exportbeschränkungen und Knappheit zum Ausdruck: „In Zeiten wie diesen wird mehr, nicht weniger, internationale Zusammenarbeit überlebenswichtig.“

Es sind in drei Bereichen Notfallmaßnahmen erforderlich:

LaRouche schlägt Lösungen vor

Für solche Initiativen gibt es Präzedenzfälle. So taten sich im Rahmen des „Leih- und Pacht-Programms“ (März 1941-August 1945) im Zweiten Weltkrieg Nationen zusammen, um Zielvorgaben dafür festzulegen, welche Waren (Nahrungsmittel, Maschinen und anderes Material) in den USA produziert und unter verschiedenen Bedingungen an andere Länder (Großbritannien, UdSSR, Freies Frankreich, China und andere) geliefert werden sollten. Heute brauchen wir eine vergleichbare Zusammenarbeit, aber im Weltmaßstab, für viele weitere Millionen von Menschen.

Der afrikanische Kontinent war schon in den letzten „normalen“ Jahren zu 40% von Nahrungsmittelimporten für die tägliche Ernährung abhängig. Der Importanteil variiert von Land zu Land, aber insgesamt stellt er eine enorme Anfälligkeit dar. Angesichts der kombinierten Auswirkungen der Ausbreitung von COVID-19, der Ausbreitung anderer Krankheiten (Masern, Lassa-Fieber, HIV/AIDS, Malaria, Tuberkulose), der Heuschreckenplage im östlichen Afrika und der Dürre im Süden drohen Holocaust-artige Bedingungen, wenn keine internationale Nothilfemobilisierung für Nahrungsmittel wie auch für medizinische Hilfe stattfindet.

Der Staatsmann Lyndon LaRouche hat in den letzten Jahrzehnten wiederholt die Prinzipien dargelegt, die für die Bewältigung solcher Notsituationen und für einen nachhaltigen Fortschritt erforderlich sind. Er warnte vor Pandemien und anderen tödlichen Folgen mangelnder wirtschaftlicher Entwicklung und mobilisierte, um Leid und Katastrophen wie die, die wir jetzt erleben, abzuwenden. China hat sich in letzter Zeit bei der Anwendung der von LaRouche hervorgehobenen Prinzipien in einzigartiger Weise hervorgetan. Wären sie überall beachtet worden, dann gäbe es die jetzige planetarische Krise nicht. LaRouche lenkte auch stets die Aufmerksamkeit darauf, daß das monetaristische System des modernen Britischen Empire, das jetzt in chaotischer Weise zusammenbricht, beendet werden muß.

In seinen Warnungen ging LaRouche auch immer wieder speziell auf die Landwirtschaft ein. Er traf sich mit Landwirten in vielen Ländern und beriet sich mit ihnen über die gesamte Bandbreite der Landwirtschaft, von der Wissenschaft bis hin zu Kreditfragen. So gab es in den 1980er Jahren – nur ein Jahrzehnt nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse im August 1971 – eine große Krise. Der US-Landwirtschaftssektor erlebte einen raschen Anstieg und dann einen Preissturz, Zahlungsunfähigkeit auf die künstlich überhöhte Verschuldung sowie Bankrotte, Zwangsvollstreckungen und Kahlschlag. 1979 organisierten 3000 Farmer, die aus einigen Staaten 2500 Meilen zurücklegten, eine landesweite Traktorkolonne, um Abhilfe zu fordern. LaRouche legte die Prinzipien dar, nach denen gehandelt werden sollte (siehe Artikel in dieser Ausgabe). Sie sind auch heute noch im Kern gültig. Im Folgenden berichten wir mehr über die Bedingungen in den drei oben genannten Bereichen, wobei der Schwerpunkt auf den Vereinigten Staaten liegt.

Spekulation und Monopolisierung stoppen

Die Landwirte leiden seit Jahren und ganz besonders in den letzten Monaten unter viel zu niedrigen Preisen und starken Preisschwankungen. Seit Januar fielen die bereits niedrigen Preise, die US-Maisbauern erhalten, um 12%; die Preise für Sojabohnen fielen um 7%. Auch die Fleisch- und Milcherzeuger sind sehr hart betroffen. Die Milchpreise der Molkereien sind drastisch gesunken, weil Schulen und Restaurants geschlossen wurden und die Nachfrage entsprechend einbrach. Milchbauern in Wisconsin schütten ihre Milch lieber freiwillig weg. Die Erzeugerpreise für Rindfleisch fielen vom 23. Januar bis zum 16. März um 28%, von 126 $ auf 91,35 $ pro hundert Pfund für lebende Rinder – der größte Rückgang seit 40 Jahren.

Dies ist jedoch nicht bloß die Folge von „Angebot und Nachfrage“, denn die fleischverarbeitenden Unternehmen – vier Firmen beherrschen über 85% der US-Rindfleischverarbeitung (Cargill, Tysons, National Beef/Marfrig, JBS) – verdienten 500 bis 700 $ pro verarbeitetem Rind. Der Senator von Iowa, Chuck Grassley, hat dazu eine Untersuchung gefordert.

In anderen landwirtschaftlichen Sektoren herrscht ein völliges Chaos. So mußten Tausende Obst- und Gemüsebauern erleben, wie ihre Märkte praktisch über Nacht verschwanden, als Restaurants, Colleges, Schulen, Gerichte, Hotels, Kreuzfahrtschiffe und Ferienregionen aufgrund der Ausgangsbeschränkungen schlossen. Einige Bauernhöfe versuchen, stattdessen an Supermärkte zu liefern. Andere Agrarbetriebe sind abhängig von Saisonarbeitskräften – meistens Migranten –, die nun direkt oder indirekt aufgrund von COVID-19 nicht zur Verfügung stehen.

Das CARES-Gesetz vom 27. März sieht auch mehr als 40 Mrd.$ Unterstützung für Landwirte durch die Commodity Credit Corporation (CCC, gegründet in den 1930er Jahren) des Landwirtschaftsministeriums vor. Auch wenn diese Notmaßnahmen sicher helfen, ändert das nichts daran, wie die Bauern über die an der Wall Street manipulierten „Marktstrukturen“ geplündert werden.

Erzeugung zur Deckung des Bedarfs stärken

Die gesamten landwirtschaftlichen Kapazitäten müssen durch Konsultationen innerhalb und zwischen Ländern aufeinander abgestimmt werden, um den Nahrungsmittelbedarf der Menschheit zu decken. Die Zeit ist vorbei, in der die landwirtschaftliche Produktion an alle möglichen Orte ausgelagert oder hier unterdrückt und dort gefördert werden kann, was dann als Mittel für mehr „Wettbewerb“ in der Rohstoffproduktion, die Erzielung eines Handelsbilanzüberschusses und andere monetaristische Ziele dargestellt wird, wobei in Wirklichkeit immer nur die Rohstoffkartelle und Spekulanten, aber weder die Bauern noch die Verbraucher profitieren.

Zur Stabilisierung des Angebots können Verträge zwischen Nationen geschlossen werden. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln - insbesondere proteinreichen – muß sichergestellt werden. Gegenwärtig, inmitten der Virus- und Finanzturbulenzen, kündigen einige Nationen Beschränkungen des Getreideexports an. Rußland, die führende Weizenexportnation, hat seine Weizenausfuhren von April bis Juni auf 7 Mio. Tonnen begrenzt (was immer noch im Bereich der üblichen Schwankungen liegt). Ebenso werden Rußland und die anderen Länder seiner Zollunion (Belarus, Armenien, Kirgisistan) vom 12. April bis 30. Juni die Ausfuhr von Roggen, Sonnenblumenkernen und Sojabohnen beschränken. Vietnam, der drittgrößte Reis-Exporteur, kündigte an, daß für einen bestimmten Zeitraum die Aufstockung der nationalen Reisvorräte Vorrang vor den Exporten an die Handelspartner haben wird. Kambodscha hat ein Exportverbot für Reis erlassen. Ägypten wird die Bohnenexporte begrenzen. Wenn zu diesem Import-Export-Chaos und der Pandemie noch schlechtes Erntewetter hinzukommt, wird das Ergebnis eine Katastrophe sein.

Neben der Zusammenarbeit bei der Deeskalation von Nahrungsmittelkonflikten ist es auch an der Zeit, den Mißbrauch landwirtschaftlicher Kapazitäten für die Produktion von Biotreibstoffen zu beenden und Platz für mehr Nahrungsmittelproduktion zu schaffen. Um die betreffenden Agrarkapazitäten zu retten, sollten Finanzhilfen für die Landwirte bereitgestellt werden, damit sie sich umstellen können. Das gilt sowohl für die Maisbauern als auch für die Käufer von Trockenschlempe (DDGS) als Viehfutter, die auf andere Futtermittel umstellen können.

Nahrungsmittel müssen Thema des Pandemie-Gipfels sein

Die Erwägung, wie man international zu einer Landwirtschaftspolitik übergehen kann, die auf die Deckung des Nahrungsmittelbedarfs der Welt zielt und die allen Nationen und Völkern zugute kommt, führt zu der Erkenntnis, daß das monetaristische System der City und Wall Street, das seit Jahrzehnten Hunger in Afrika und anderswo zur Geißel macht und gleichzeitig überall das System der landwirtschaftlichen Familienbetriebe ruiniert, nicht andauern kann. Nur globale Entscheidungen auf höchster Ebene können dieser Zerstörung ein Ende setzen, und sie müssen umgehend beginnen.