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Neue Solidarität
Nr. 40, 1. Oktober 2020

Der Schlüssel zum menschlichen Fortschritt

Die Entwicklung höherer Plattformen von Wissenschaft und Technik

Von Jason Ross

Jason Ross vom Wissenschaftsteam des LaRouche-Aktionskomitees (LaRouchePAC) eröffnete am 5. September mit dem folgenden Vortrag den zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts.

Lyndon LaRouche war während seiner gesamten Laufbahn als amerikanischer Politiker für seinen Einsatz für die Kernfusion als den absolut notwendigen nächsten Schritt für den Fortschritt der Menschheit besonders bekannt. Mitte der 1970er Jahre gründete LaRouche die Fusion Energy Foundation (FEF), die für die Verwirklichung der Kernfusion kämpfte. Die FEF gab eine Zeitschrift, ein Magazin und Bücher heraus, und ihre Mitglieder waren Teil des Gesetzgebungsprozesses und der Diskussionen mit [US-Präsident] Ronald Reagan über das, was Reagan dann unter dem Namen Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) vorschlug.

LaRouche war überzeugt, daß wir nur durch den Sprung über die Wissenschaft und Technik der Vergangenheit hinaus die Armut vollständig beseitigen, das Problem der Ressourcenerschöpfung überwinden und die Menschheit in die Lage versetzen können, die nächste Generation von Experimenten durchzuführen, um die nächste Generation wissenschaftlicher Prinzipien zu entdecken. Das ist ein Prozeß des unendlichen Wachstums der menschlichen Gattung, der die Entwicklungen widerspiegelt, die wir sowohl in der Biosphäre mit der zunehmenden Komplexität und Energieintensität des Lebens gesehen haben, als auch im Universum als Ganzem mit der Entstehung komplexer Himmelsstrukturen, deren Geheimnisse wir gerade erst zu erforschen begonnen haben.

In diesem Vortrag werden wir drei Themen aufgreifen:

1. Der wirtschaftliche Wert des wissenschaftlichen Fortschritts

Die menschliche Wirtschaft existiert durch das, was uns grundsätzlich von den Tieren unterscheidet: die Fähigkeit des individuellen menschlichen Geistes, eine Hypothese zu entwickeln – eine Idee, die etwas verkörpert, was nicht von den Sinnen wahrgenommen wird, aber auf die wahrgenommene Welt einwirkt – also universelle physikalische Prinzipien.

Diese Entdeckungen sind wie Werkzeuge, aber sie sind nicht physisch. Ein Affe mag einen Stock benutzen, um Termiten als Mahlzeit aus einem Erdhügel herauszuholen, und ein Seeotter mag Steine benutzen, um Muscheln zum Verzehr zu knacken, aber nur Menschen nutzen Elektromagnetismus, Navigation, Geometrie, Poesie, Feuer, Mathematik und Musik. Nur unsere schöne Gattung, die wie kein Tier eine Universalität der Kräfte unseres Geistes teilt, hat

Wissenschaftliche Hypothesen, mit denen wir die Unvollkommenheit unseres Verständnisses der Welt um uns herum verringern, sind die eigentliche Quelle wirtschaftlichen Reichtums, das Mittel, mit dem wir die Produktivität unserer Arbeit verbessern, und das Sprungbrett für die Entwicklung noch besserer Hypothesen.

Wie werden diese Entdeckungen gemacht? Und wie sicher können wir in unserem Wissen sein?

Betrachten wir das Problem der Induktion. Wenn ich beobachte, daß etwas hundertmal immer wieder geschieht, kann ich dann sicher sein, daß es auch beim 101. Mal wieder geschieht? Stellen Sie sich einen Truthahn vor, der für Thanksgiving gemästet wird. Jeden Tag wird er gut gefüttert und versorgt, jeden Tag erhält er mehr Beweise dafür, daß das Leben gut ist ... bis Thanksgiving kommt!

Wiederholte Erfahrung ist also nicht die Grundlage des Wissens.

Der Ausweg aus dem Induktionsproblem ist das Konzept des entscheidenden Experiments, bei dem jemand die hypothetische Ursache anwendet, um etwas zu schaffen, was noch nie zuvor geschehen ist. Wie oft muß man einen Elektromotor bei der Arbeit beobachten, um zu erfahren, daß es einen Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus gibt? Man braucht keine hundert Experimente, um sich vom Satz des Pythagoras zu überzeugen, wenn man geometrisch nachgewiesen hat, warum er immer wahr sein muß. Wie viele Wasserstoffbomben mußten explodieren, um das grundlegende Verständnis, das zu ihnen führte, zu bestätigen?

Einstein hat die Welt vor etwas mehr als einem Jahrhundert daran erinnert, daß unser Wissen nie vollkommen ist, sich aber vervollkommnen läßt. Das Universum belohnt unser Wissen – das weniger unvollkommene Wissen als früher – mit der verbesserten Fähigkeit, die physische Welt umzugestalten, unsere Lebensgrundlagen zu verbessern und noch mehr zu entdecken. Im Gegensatz zu den Tieren ist unsere Bevölkerungsdichte weder begrenzt noch vorherbestimmt. Der Fortschritt führt zu einer höheren potentiellen Bevölkerungsdichte für die Menschheit.

Damit kommen wir zum zweiten Thema: wie wissenschaftliche Entdeckungen in Gesellschaften umgesetzt werden.

2. Plattformen und Produktivität

Wie wird eine Entdeckung in der Gesellschaft wirksam? Wie manifestiert sich ein Gedanke in verbesserten Lebensbedingungen?

LaRouche erörterte den Zusammenhang zwischen Entdeckungen, Infrastruktur und Produktion in seiner 2005 erschienenen Schrift Science, the Power to Prosper (Wissenschaft, die Kraft zum Gedeihen):

Nehmen wir als Fallstudie die Einführung von Elektrizität in den ländlichen Gebieten der Vereinigten Staaten, um zu untersuchen, wie eine verbesserte Infrastrukturplattform die Gesellschaft und die Produktivität verändert.

Die Rural Electrification Administration (REA), die 1935 durch eine Exekutivanordnung von Franklin Roosevelt geschaffen und durch den Rural Electrification Act von 1936 finanziert wurde, entstand zu einer Zeit, als Elektrizität in den amerikanischen Städten weit verbreitet war, aber fast 90% der amerikanischen Farmen keinen Stromanschluß hatten. Die Kosten der Anbindung dieser Farmen an das Stromnetz galten angesichts des geringen Stromverbrauchs pro Haushalt, den die Elektrizitätswerke prognostizierten, als unerschwinglich. Sie glaubten nicht, daß es sich rentieren würde, den Farmen Strom zu liefern.

Die REA vergab Kredite an Bauerngenossenschaften, damit sie ihre eigenen Stromleitungen bauen und sogar Geräte und Ausrüstungen kaufen konnten. Die Resultate waren erstaunlich. Der Strom wurde nicht einfach in eine ansonsten unveränderte Geometrie eingespeist, er wurde nicht nur zum Betreiben der Radios, Waschmaschinen und Glühbirnen verwendet wie bei den Stadtbewohnern. Vielmehr war der Effekt, daß das Produktionspotential der Farmen auf eine ganz neue Ebene angehoben wurde.

© REA
© REA
© REA
Abb. 1: Beispiele landwirtschaftlicher Anwendungen von elektrischem Strom in den 1930er Jahren:
a) Elektrische Kühlung: Der elektrische Milch- kühler hält mit 1 kWh Strom pro Tag rund 38 l Milch frisch.
b) Elektrischer Brüter: Mit 0,5 kWh pro Huhn kann mit einem Brüter eine ganze Brut aufgezogen werden.
c) Elektrische Pumpe: Mit 25 kWh/Monat kann der gesamte Wasserbedarf der Farm und des Wohnhauses gepumpt werden.

Drei Beispiele:

Bis 1953 hatte sich das Verhältnis umgekehrt: Statt 90% der amerikanischen Farmen ohne Strom, waren nun 90% am Netz.

Das war eine unglaubliche Steigerung der potentiellen Produktivität, wenn eine fortschrittlichere Infrastrukturplattform als eine Basis existierte, die in vielfältiger Weise genutzt werden kann.

Bedenken Sie nun, was die Kernfusion für die Welt bedeuten wird. Es geht nicht nur um billigeren Strom oder darum, all das, was wir jetzt schon tun, zu erleichtern – denken Sie an all das Neue, das wir tun können:

Die Fusionsenergie als Plattform wird enorme Verbesserungen in der Produktion ermöglichen. Wir sollten nach solchen Fortschritten Ausschau halten, die nicht nur kleine marginale Gewinne, sondern eine Verbesserung um das Zehnfache bewirken können.

Hier ist, was Lyndon LaRouche 2010 zu diesem Thema geschrieben hat:

Zusätzlich zu den neuen Plattformen, die mit der Fusionsenergie möglich sind, sollte uns die gegenwärtige Pandemie daran erinnern, wie wichtig es ist, Durchbrüche in der Biologie zu erzielen.

Welche Folgen hat es, wenn man in einer dem Fortschritt verpflichteten Gesellschaft lebt, in der jedes Jahrzehnt ein besseres Leben als in der Vergangenheit bringt? Ganz klar eine große Freude darüber, leichter leben zu können, aber auch einen kulturellen Zugang zum schönen Potential der menschlichen Spezies an sich – dem dritten und letzten Thema dieses Vortrags.

3. Unsterblichkeit

Lyndon LaRouche schrieb 2004:

Außergewöhnliche Führungspersönlichkeiten, wie die in diesem Zitat erwähnten, handeln in der Gegenwart, um die Zukunft, aber auch die Vergangenheit zu verändern. Die Beiträge der Menschen, die in der Amerikanischen Revolution den Sieg über die wichtigste Quelle des Übels in der Welt, das Britische Empire, errungen haben, erhielten neue Bedeutung durch Lincolns Erfolg bei der Verteidigung der Union und durch Kings Leistung, das Land in größere Übereinstimmung mit den Ideen von „Gleichheit und Streben nach Glückseligkeit“ zu führen, die damals seine Gründung motiviert hatten.

In dieser Zeit, in der die „Identitätspolitik“ einen fieberhaften Höhepunkt erreicht und die Menschen entzweit werden unter einem mikroskopischen Intersektionalismus2 von Vererbung, Religion, geographischem Hintergrund, sexueller Orientierung und sogenannter Rasse ist es wichtiger denn je, den Menschen die Herausforderung nahe zu bringen, nach unserer Universalität zu handeln.

Die Entdeckungen großer Denker bleiben auch nach ihrem Tod gültig. Louis Pasteur ist tot, aber seine Entdeckungen leben weiter. Der Körper von Marie Curie ist nicht mehr, aber ihre Durchbrüche beleben weiter unser Streben nach Wahrheit. Albert Einstein ist gestorben, aber seine monumentale Neukonzipierung von Raum, Zeit, Energie und Materie bietet immer neue Rätsel, die unsere Vorstellungskraft anregen, mehr über das Universum zu entdecken.

Bei einer funktionalen Unsterblichkeit geht es nicht um Sterben und Märtyrertum. Bereit sein, zu sterben, um eine Zahnarztpraxis, einen Sandwich-Laden oder ein Möbelgeschäft zu verteidigen – oder niederzubrennen –, geht am Thema vorbei.

Werden wir die Armut überall auf diesem Planeten beseitigen? Werden wir einen Schutz vor Kometen und Coronaviren entwickeln? Werden wir für unsere Kinder und Enkel eine Zukunft schaffen, in der sie die Möglichkeit haben, ihre Gedanken auf neue wissenschaftliche Untersuchungen zu richten, und auf eine Kultur, die dieses Streben fördert? Die Antwort liegt bei uns.

Dieser Ansatz, tiefgreifende wissenschaftliche Entdeckungen zu machen und umzusetzen, ist der einzige Weg, alle Menschen auf diesem Planeten sowohl physisch als auch kulturell zu Lebensbedingungen zu führen, die mit der Würde des menschlichen Individuums vereinbar sind. Grüne Technologie – wie die jahrhundertealte Technik der Windenergie – wird nicht der Antrieb unserer Zukunft sein, weder auf der Erde noch über der Erde.


Anmerkungen

1. In seiner Schrift Das Geheimnis der Wirtschaft, https://shop.eir.de/produkt/das-geheimnis-der-wirtschaft/

2. Diskriminierung gegenüber einer Person aufgrund mehrerer, sich überschneidender Kategorien.