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Neue Solidarität
Nr. 44, 29. Oktober 2020

Hyperinflation der Papiere und Deflation der Produktion

Die Hölle ist ein Ort, an dem man gleichzeitig friert und brennt, sagt Dante Alighieri. Der Abstieg in die wirtschaftliche Hölle hat bereits begonnen, verursacht durch die wahnsinnige Entscheidung von Zentralbanken und Regierungen, die Finanzblase neu aufzublähen (Feuer) und gleichzeitig die Realwirtschaft schrumpfen zu lassen (Eis). Während die monetären Werte exponentiell steigen, stürzt der Zusammenbruch der Produktion die Volkswirtschaften in eine deflationäre Spirale.

Die jüngsten Zahlen und Diagramme der Federal Reserve von St. Louis zeigen das hyperinflationäre Potential: Die Wachstumsrate der Geldmenge M1 (Konten und Scheckeinlagen) ist von 6% vor der Lehman-Brothers-Krise auf 9,6% im März dieses Jahres und bis zu 65% in den 30 Wochen danach gestiegen! Auch die M2-Kurve (M1 plus Spareinlagen und Geldfondsanlagen) schießt in die Höhe. In den letzten sechs Monaten wurden 3,4 Bio.$ geschaffen, verglichen mit 14 Bio.$ in den gesamten vorangegangenen 40 Jahren (https://fred.stlouisfed.org/series/M2).

© EIR
Aktualisierte Fassung der von Lyndon LaRouche entwickelten „typischen Kollapsfunktion“: Wenn die physische Produktion kollabiert und die Geldmenge vermehrt wird, um die Finanzwerte zu stützen, ist der Kollaps unvermeidlich. Er tritt ein, sobald die Geldmenge schneller wächst als das Volumen der Finanzwerte.

Vor der zweiten Welle der Covid-19-Pandemie forderten Beamte der Federal Reserve eine Quantitative Lockerung in Höhe von 30% des BIP oder 6,5 Bio.$. Im August schrieb Michael T. Kiley, ein leitender Ökonom der Fed, zwischen Ende Februar und Ende Juni seien etwa 3 Bio.$ ins System gepumpt worden; es fehlen also noch 3,5 Bio.$. Geht man davon aus, daß der gesamte Stimulus in Höhe von 6,5 Bio.$ bis Februar organisiert wird, dann könnte sich der Anstieg der Geldmenge mehr als verdoppeln.

Irgendwann in der Zukunft, an einem nicht vorhersehbaren Punkt, wird diese Liquidität von der Papierwirtschaft auf die Verbraucherpreise übergreifen, aber der Wert der physischen Produktion wird dann um Größenordnungen unter den nominalen Finanzwerten liegen. Der IWF hat errechnet, daß die Realwirtschaft durch die Corona-Beschränkungen bereits um 28 Bio. $ geschrumpft ist. Es ist also zu erwarten, daß sich der Geldwert in Luft auflösen wird wie einst in der Weimarer Republik.

Wall-Street-Banken drosseln die Kredite

Dank der Federal Reserve stapeln sich bei den großen Wall-Street-Banken die Ersparnisse nicht nur Amerikas, sondern auch anderer Länder. Doch anstatt sie für produktive Zwecke zu verleihen, werden sie für Spekulation und „Handelsprofite“ verwendet.

Die Zahlen machen es deutlich. Nach einem Bericht der Citigroup schossen ihre Gesamteinlagen im dritten Quartal 2020 auf 1,26 Bio.$ in die Höhe, während ihre Kredite bei 719 Mrd. stagnierten. Das ist ein Verhältnis von Krediten zu Einlagen von 58%, verglichen mit 64% vor einem Jahr. 2010 hatten sich die Kredite auf 730 Mrd.$ und die Einlagen auf 880 Mrd.$ belaufen, was einem Verhältnis von 82% entspricht. Vor dem Crash 2008 hatte das Verhältnis um 100% gelegen. Die Einlagen von JPMorganChase stiegen 2020 auf 2,001 Bio.$ steil an, während die Kredite bei 990 Mrd.$ blieben, was einem Verhältnis von Krediten zu Einlagen von nur 48% entspricht! Das letzte Mal, daß das Verhältnis 100% betrug, war im Jahr 2000. Im Fall von Wells Fargo liegt das Verhältnis 2020 bei 66%.

Betrachtet man das gesamte US-Bankensystem, so sind die Kredite und Leasinggeschäfte seit Mai um 3% zurückgegangen (auf 10,49 Bio.$), während die Einlagen um 3,7% stiegen (auf 15,682 Bio.$). Sogar der gesamte ausstehende Bankkredit des Bankensystems liegt laut dem neuesten wöchentlichen Bericht (H8-Formular) der Federal Reserve um 5,2% unter den Gesamteinlagen. Noch vor einem Jahr war der Gesamtbankkredit um 6% höher als die Gesamteinlagen gewesen.

Es ist offensichtlich an der Zeit, das Wall-Street-System abzuschaffen und die Bankentrennung wieder einzuführen.

eir