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Neue Solidarität
Nr. 20-21, 20. Mai 2021

Ein neues Paradigma gegen den moralischen Bankrott

Von Alexander Hartmann

Der 8. Mai 2021 muß in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem Stimmen aus aller Welt nicht nur nach einem neuen, gerechten Paradigma auf der Welt schrien – einem Paradigma ohne Sanktionen und Atomkriegsgefahr –, sondern auch gehört wurden. Die Konferenz mit dem Titel „Der moralische Bankrott der transatlantischen Welt schreit nach einem neuen Paradigma“ versammelte Redner aus Europa, Amerika, Syrien, Afghanistan und Japan, die jeweils aus ihrer Sicht schilderten, in welch prekäre, strategische Lage die heutige Welt geführt wurde.

Der erste Konferenzabschnitt hatte das Thema „Der Marsch der Torheit: Kann die Menschheit die jetzt brennende Lunte des thermonuklearen Krieges noch löschen?“ Er wurde eingeleitet von Helga Zepp LaRouche, der Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts, mit ihrem Grundsatzreferat „Ist die menschliche Gattung unsterblich, oder ist sie dümmer als die Tiere?“, einem „dringenden Appell“, den gefährlichen Weg zu verlassen, auf dem sich die Menschheit befindet. Sie zeichnete ein detailliertes, erschreckendes Gesamtbild der existentiellen Krisen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist: die Gefahr eines Atomkriegs; die sich ausbreitenden Pandemien und Hungersnöte; und die Vergiftung des Denkens durch eine malthusianische Ideologie, die eine Entvölkerung der Erde durch die „Dekarbonisierung“ von Landwirtschaft und Industrie, also der Mittel zur Erhaltung des Lebens verlangt.

Aber niemand zwinge die Welt, diesem Weg in Hölle und Untergang weiter zu folgen. Frau LaRouche malte ein Bild der Hoffnung, als sie dazu aufrief, mit Hilfe von Hilfsorganisationen, wie dem Ingenieurskorps der US-Armee und anderen Einrichtungen endlich ein modernes, weltweites Gesundheitssystem zu errichten. Um dies zu erreichen, müsse das Programm ihres verstorbenen Ehemanns Lyndon LaRouche verwirklicht werden, das an die Aufbaupolitik Franklin Roosevelts anknüpft – eine globale Glass-Steagall-Bankentrennung, ein Hamiltonisches Banken- und Kreditsystem und ein Neues Bretton Woods –, um gemeinsam dieses moderne Gesundheitssystem aufzubauen, die Fusionsenergie zu entwickeln und im Weltraum zusammenzuarbeiten, indem wir „ein Dorf auf dem Mond und dann eine Stadt auf dem Mars bauen“.

Vor diesem Hintergrund einer schönen Zukunft schloß Zepp-LaRouche mit einem inspirierenden Ausschnitt aus einem Video der Vorsitzenden der Raumfahrtbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate, Sarah Al-Amiri, die auf die Billionen von Galaxien im All zeigte und betonte, wie dumm wir wären, wenn wir das alles nicht entwickeln würden. In Anlehnung an ihren Appell schloß Zepp-LaRouche mit der Aufforderung an jeden von uns: „Seid nicht dümmer als die Tiere.“

(Den Text ihrer Rede finden Sie im Wortlaut in dieser Ausgabe.)

Sanktionen sind Kollektivstrafen gegen die Bevölkerung

Als nächstes hielt Dr. Bouthaina Shaaban, Politik- und Medienberaterin der syrischen Präsidentschaft, ein leidenschaftliches Plädoyer: „Stellt das Völkerrecht wieder her: respektiert Syriens vollkommene Souveränität“. Sie erklärte den Zuhörern, daß Syrien seit zehn Jahren „einen zweifachen Krieg führt“: einen Krieg auf der Straße mit Menschen, „die von gut organisierten Geheimkräften angeführt werden“; und parallel dazu einen Krieg gegen die Behauptungen der Medien im In- und Ausland, die das syrische Volk irreführen und verwirren sollen. „Die Unterwerfung Syriens war für die westlichen Mächte wichtig, weil Syrien das Kronjuwel der arabischen Welt ist: Deshalb setzten sie Milliarden von Ölgeldern, Waffen und Terroristen ein, um ihren Job zu erledigen.“ Dabei hob sie ausdrücklich die britische Rolle bei diesen Aktivitäten hervor.

Sie forderte ein Ende der illegalen Sanktionen als eine „Form der kollektiven Bestrafung des syrischen Volkes“. Sie stellte jedoch fest, daß das Durchhaltevermögen der Syrer – zusammen mit anderen, die solche Sanktionen ertragen müssen – gezeigt hat, daß „die westliche Politik bankrott ist“. Sie schloß: „Wir sind Zeugen des allmählichen Zusammenbruchs von 500 Jahre alten westlichen Kolonialreichen und des aufstrebenden Schicksals des Ostens.“

Es folgte ein lebhafter Austausch zwischen Dr. Shaaban und Frau LaRouche, in dem auch Fragen aus dem Publikum beantwortet wurden. An einer Stelle sagte Dr. Shaaban, sie würde Zepp-LaRouches Grundsatzrede gerne „auf der ganzen Welt“ verbreiten. Auf die Frage, warum sie unter diesen Bedingungen Optimismus für die Zukunft Syriens haben könne, verwies sie auf die 7000-jährige ununterbrochene Geschichte Syriens. Das syrische Volk sei schon immer Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt und „ein Zufluchtsort vor Ungerechtigkeiten“ gewesen. Die friedliche Koexistenz mehrerer Religionen innerhalb Syriens „saugen wir mit der Muttermilch ein“. Shaaban erklärte, es sei an der Zeit, daß das Schiller-Institut zur führenden Kraft auf der Welt wird und seine „edle Sache der letzten 50 Jahre“ sich durchsetzt.

Oberst Richard H. Black, ehemaliger Landessenator des US-Bundesstaates Virginia, ehemaliger Offizier der US-Marines und ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee im Pentagon, forderte die Zuhörer auf, das „abscheuliche und widerwärtige“ Vorgehen der US-Regierung zurückzuweisen – daß diese Regierung mit Al-Kaida-Terroristen in Syrien zusammengearbeitet und sie finanziert hat und daß sie immer wieder illegale Sanktionen verhängt. Er lieferte auch ein detailliertes Bild der letzten zehn Jahre des Krieges und seiner schrecklichen Auswirkungen für das syrische Volk.

Prof. Hans Köchler, Präsident der International Progress Organization, der schon vor Jahren zugunsten von Lyndon LaRouche interveniert hatte, sprach sich in seinem Vortrag „Unilaterale Wirtschaftssanktionen: die Unmoral und Arroganz der Großmächte“ nachdrücklich gegen einseitige Wirtschaftssanktionen aus, die „eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ darstellten. Sanktionen seien eine neue Version asymmetrischer Kriegsführung mit dem klaren Ziel, ein Land in die Unterwerfung zu zwingen - eine skandalöse und moralisch abstoßende Form des mittelalterlichen Belagerungskrieges, die in unserer modernen Welt Einzug gehalten hat. Dr. Köchler kam mehrmals auf das Beispiel des Irak zurück: Die Sanktionen in den Jahren vor der Invasion des Landes stellten eines der schwersten internationalen Verbrechen in der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg dar, mit Hunderttausenden von Toten.

Dr. Köchler prangerte den skandalösen Zustand des internationalen Justizsystems an, das nicht in der Lage sei, etwas gegen solche Situationen zu unternehmen. Das kollektive Sicherheitssystem der UNO sei auch nicht in der Lage, Souveränität zu schützen, weil das Vetorecht es einem oder mehreren ständigen Mitgliedstaaten des Sicherheitsrats erlaube, dessen Politik zu kapern.

Er prangerte eine Situation an, in der die mächtigste Nation, die USA, sich zunehmend die Macht angemaßt hat, Sanktionen in ihrem eigenen Interesse durchzusetzen. Wir hätten es hier mit einer imperialistischen Anmaßung von Souveränität unter völliger Mißachtung des Völkerrechts zu tun. Die Caesar-Sanktionen gegen Syrien, die auf zehn Jahre Krieg gegen dieses Land folgen, seien ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie „offenbaren eine Haltung der Arroganz und Selbstgerechtigkeit, die typisch für imperiale Herrschaft ist“.

Dr. Köchler rief insbesondere dazu auf, die römisch-katholische und andere Kirchen zu mobilisieren, Druck auf die Staatsoberhäupter auszuüben, darunter natürlich auch auf Biden, um sie zum Handeln zu bewegen.

Prof. Wilfried Schreiber, Forscher am WeltTrends-Institut für Internationale Politik in Potsdam, setzte die Diskussion über Probleme der gegenwärtigen Weltordnung mit seinem Vortrag „Global Governance – eine Antwort aus China und Rußland“ fort.

Er erinnerte an den 8. Mai, der an den Sieg über den Nationalsozialismus und den Beitrag der Sowjetunion zu diesem Sieg erinnert, und prangerte den gefährlichen aktuellen Trend an, daß die Massenmedien täglich Haß und Häme über Rußland ausgießen. 76 Jahre nach Kriegsende sei die Lage aufgrund des enormen technischen Fortschritts der letzten 30 Jahre noch weit gefährlicher als im Kalten Krieg.

Prof. Schreiber hob dann die gemeinsame Erklärung, die der russische und der chinesische Außenminister nach ihrem Treffen in Guilin im März abgegeben hatten, als einen positiven Beitrag zur Lösung dieser Situation hervor. Davon seien zwei Signale ausgegangen: Das erste sei, daß China und Rußland die sog. „regelbasierte Ordnung“ des Westens nicht akzeptieren. Eine solche „Verabsolutierung westlicher Werte“ werde als neokolonialistischer Anspruch, als eine Art struktureller Rassismus wahrgenommen. Das zweite Signal sei, daß gerade die Vielfalt der Welt nach Kooperation und Dialog rufe, nach dem Zurückstellen von Differenzen und dem Streben nach gemeinsamer Sicherheit. Bei dieser Suche nach einer gemeinsamen und legalen internationalen Ordnung wird der UN-Organisation die zentrale Rolle zugewiesen. Statt einer einseitigen Vormachtstellung oder dem Recht des Stärkeren brauche man eine gemeinsame Verantwortung.

Historisch gesehen liegt Afghanistan an der Kreuzung der alten Seidenstraße, wo sich verschiedene Kulturen und Gesellschaften aus der ganzen Welt trafen und Ideen und Waren austauschten, berichtete Sayed Mujtaba Ahmadi, Gesandter-Botschaftsrat an der Botschaft Afghanistans in Kanada, in seinem Vortrag „Eine Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans im Rahmen der Neuen Seidenstraße“.

Heute arbeite Afghanistan gemeinsam mit den anderen beteiligten Ländern energisch daran, die Seidenstraße und die Lapislazuli-Straße wiederzubeleben. Afghanistan sei ein Bindeglied in der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) und ermögliche den Betrieb der Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien-Gaspipeline (TAPI) und der CASA-1000-Stromübertragungsleitung, die Zentralasien und Südasien verbindet. Der Hafen Chabahar werde dazu beitragen, Handel, Transport, Transit und Zusammenarbeit in der Region und darüber hinaus zu fördern.

Afghanistan liegt zwischen dem Persischen Golf, dem Kaspischen Meer und Zentralasien, wo sich die drei größten Öl- und Gasvorkommen der Welt befinden. Indem es seine geostrategische Lage sowie seinen Mineral- und Energiereichtum nutzt, habe es ein großes Potential, eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Nahen Ostens und der Welt einzunehmen, wenn man das Land als wirtschaftliche Brücke zwischen Süd- und Zentralasien, dem Nahen Osten, Europa, Kanada, den Vereinigten Staaten und darüber hinaus etabliert. „Das ist unsere Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans und den Aufbau der Neuen Seidenstraße“, schloß Herr Ahmadi.

„Überlegungen zu einer neuen Außenpolitik“ lautete der Titel des Vortrags von Eric Denécé, Direktor des Französischen Zentrums für Geheimdienstforschung (CF2R). Er kritisierte gründlich die französische Außenpolitik, die seit dem Jahr 2000 zunehmend unter den Einfluß der US-Politik geriet, „indem eine Handvoll Diplomaten, die von amerikanischen neokonservativen Idealen überzeugt sind, das Sagen haben“.

Er schlug eine Reihe von Änderungen vor, um Frankreichs verlorene internationale Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, ebenso wie dessen Fähigkeit, eine nützliche Vermittlerrolle zwischen den „Gegensätzen“ der Welt einzunehmen. Dazu müsse es in Geheimdiensten, Militär und Wirtschaft erstklassig und unabhängiger werden. Frankreich müsse sein Verhältnis zu den USA neu ausbalancieren, weil diese in besorgniserregender Weise Hegemonie anstreben, im Irak und in Syrien eine aggressive, unverantwortliche Politik betreiben und seit dem Arabischen Frühling den radikalen Islam unterstützen.

Ausführlich prangerte er auch das „wirtschaftliche Gangstertum“ an, mit dem die USA ihre eigenen Verbündeten durch ein ganzes Arsenal erpresserischer Methoden unterdrücken, um die Vorherrschaft auf den Weltmärkten zu erlangen. Dazu gehören die extraterritorialen Sanktionen, mit denen der Kampf gegen die Korruption gekapert wurde, um Milliarden von Euro von französischen Unternehmen zu erpressen. Solche Praktiken von einem „Verbündeten“ seien nicht zu akzeptieren.

Denécé ist dafür, daß Frankreich das integrierte Kommando der NATO verläßt, und fordert eine Reform der EU, weil deren zu schnelle Ausdehnung nach Osteuropa zu einem übermäßigen Einfluß der USA und Feindseligkeit gegen Rußland geführt habe. Frankreich müsse seine traditionellen Beziehungen zu Rußland, China und Afrika wiederherstellen.

Daisuke Kotegawa, ehemaliger Beamter des japanischen Finanzministeriums und ehemaliger Vertreter Japans beim IWF, überschrieb seinen Vortrag „Die Obama-Sanktionen sabotieren die japanisch-russische Entwicklung“. In einem kurzen Rückblick auf die japanisch-russischen Verhandlungen im Jahr 2012, die in acht Bereichen zu einer wirtschaftlichen, politischen und sozialen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern führten, zeigte Kotegawa auf, wie die harte Hand der amerikanischen „Sanktionsdiplomatie“ diese geplante russisch-japanische wirtschaftliche Zusammenarbeit zum Erliegen brachte. In dem Fall habe Obamas Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice, als sie kurz nach dem ukrainischen Maidan-Putsch 2014 mit Obama nach Japan reiste, den japanischen Ministerpräsidenten Abe „unter Druck gesetzt, Wirtschaftssanktionen gegen Rußland einzuführen“. Da den japanischen Banken Repressalien der USA für jegliche Kredite an russische Unternehmen angedroht werden, seien die Projektvereinbarungen von 2012 inzwischen fast zum Stillstand gekommen.

Letzter Redner dieser ersten Vortragsrunde war der Journalist und Analyst Caleb Maupin, Gründer des amerikanischen Center for Political Innovation. Er sprach zum Thema: „Sanktionen gegen Syrien, Konflikt mit China: Wer profitiert?“ Maupin bekräftigte eindringlich, was schon alle seine Vorredner betont hatten: Die von den USA verhängten „kriminellen Sanktionen“ müßten beendet werden. Er zählte Fakten darüber auf, wie die syrische Regierung von den 1970er Jahren bis 2011 die Lebenserwartung erhöhte, die Kindersterblichkeit senkte, die Infrastruktur aufbaute und den Analphabetismus im Land beseitigte. Aber anstatt sich mit Syrien anzufreunden, habe die Führung der USA den Sturz dieser Regierung angestrebt, und auch die Biden-Administration setze die Sanktionen um.

Maupin verglich die Fakten aus Syrien mit China, das ebenfalls „Millionen Menschen aus der Armut geholt hat“. Chinas Erfolg, sich von einer bitterarmen Nation zu einer wirtschaftlichen Supermacht zu entwickeln, „sei eine der schönsten Erfolgsgeschichten des 20. und 21. Jahrhunderts“. Er schloß mit den Worten: „Es gibt nur eine Menschheitsfamilie“, und wie Frau LaRouche hoffe er, daß diese Konferenz die Menschen dazu erzieht, Amerika und die Menschheit auf einen neuen Weg zu bringen.

Es folgte ein einstündige Debatte, in der die Redner Fragen und Antworten des Moderators und aus dem Publikum beantworteten – beispielsweise, was man gegen die Sanktionen tun könne und ob es andere internationale Möglichkeiten gebe, sie aufzuheben, oder ob die USA das Bündnis zwischen China und Rußland aufbrechen könnten.

Auf eine Frage, wie man das von ihr geforderte Weltgesundheitssystem in Südwestasien aufbauen könne, antwortete Zepp-LaRouche mit der Frage: „Warum gibt es keinen Aufschrei?“ Die Pandemie hätte die Nationen veranlassen müssen, zusammenzuarbeiten, aber das sei leider nicht passiert. Auch gegen die Gefahr eines Atomkrieges werde nichts getan. Sie erklärte eindringlich: „Wir müssen die Unmoral durchbrechen!“

Ein Fragesteller wollte wissen, ob man Kardinal Zenari eine Gelegenheit verschaffen könnte, vor dem US-Kongreß zu sprechen. Zepp-LaRouche antwortete, dies wäre eine sehr nützliche Sache, und rief die Teilnehmer auf, ihre Kirchen und andere Konfessionen dazu zu bringen, dies zu fordern. „Wir brauchen einen öffentlichen Aufschrei.“

Nur ein Paradigmenwandel kann die Krise überwinden

Der zweite Abschnitt der Konferenz des Schiller-Instituts widmete sich dem Thema „Die Methode des Zusammenfalls der Gegensätze: Nur eine gemeinsame Anstrengung für weltweite Gesundheit, ohne Sanktionen, kann eine weltweite Pandemie besiegen“. Landwirte, Ärzte, pensionierte Militärs und junge Aktivisten diskutierten mit Vertretern aus Deutschland, Peru, den Vereinigten Staaten und Venezuela, um nach der Methode des „Zusammenfalls der Gegensätze“ (coincidentia oppositorum) Lösungen für die dreifache Krise von Krieg, Hungersnot und Pandemie zu finden.

Vor Beginn der Debatte wurden Videobeiträge von zwei Autoritäten eingespielt, die über die Gefahr eines Weltkrieges sprachen: Lyndon LaRouche und Admiral a.D. Marc Pelaez von der US-Marine. In dem kurzen Ausschnitt aus seinem Videovortrag Sturm über Asien aus dem Jahr 1999 betonte Lyndon LaRouche, daß viele im Westen – die USA und die Länder des britischen Commonwealth der Queen – damals der Illusion unterlagen, sie könnten in Übersee tun, was sie wollen, aber „hier wird uns nichts passieren“. Aber solange die Politik Londons und der Wall Street fortbestehe, wachse die Wahrscheinlichkeit, daß Rußland und andere Nationen sich wehren, bis hin zu einem thermonuklearen Krieg.

Eine ähnliche Einschätzung gab Pelaez, der sagte, die Militärs hätten generell die Einstellung, daß sie auf einen Krieg vorbereitet sein müssen, auch wenn sie ihn nicht wollen (weil sie ihn gesehen haben). Er berichtete, daß er Kommandant eines Atom-U-Boots war, und erklärte unverblümt, daß er, wenn er den Befehl zum Abschuß von Atomraketen erhalten hätte, dies auch getan hätte, denn „die Abschreckung muß glaubwürdig sein“. Er betonte: „Die Waffen meines U-Boots könnten jede größere Stadt in den Vereinigten Staaten östlich des Mississippi auslöschen. Und das ist nur ein einzelnes U-Boot!“

Helga Zepp-LaRouche leitete die Vortragsrunde ein und erläuterte die Methode der coincidentia oppositorum. Sie erinnerte an die Zivilisationskrise im Jahr 1453 mit dem Fall von Konstantinopel, als das Osmanische Reich die Hauptstadt des Bzyantinischen Reiches eroberte und es damit praktisch vernichtete. Die Bevölkerung wurde von den Invasoren ausgeplündert und viele starben. Damals stand Nikolaus von Kues vor der Herausforderung, sich mit dieser Krise auseinanderzusetzen und herauszufinden, wie man den enormen Haß der beiden Seiten aufeinander so auflösen kann, daß man zu einer Lösung auf höherer Ebene gelangt.

Das Ergebnis dieser Inspiration war sein Dialog Über den Frieden im Glauben (De Pace Fidei), in dem Vertreter vieler Nationen und Glaubensrichtungen in einem Dialog mit Gott darüber sprechen, wie sie in Frieden miteinander leben können. Nach einer Reihe von Fragen mit scheinbar widersprüchlichen Ideen und den Antworten Gottes gelangen sie zu dem Schluß, daß es nur eine Wahrheit gibt: daß das Universum gesetzmäßig ist und daß alle Menschen den göttlichen Funken in sich tragen – daß alles menschliche Leben heilig ist.

So könne man auch heute die scheinbar unterschiedlichen Perspektiven und Probleme nur von einem höheren Prinzip aus angehen, so Zepp-LaRouche, dem Zusammenfall der Gegensätze: daß die Entwicklung des anderen auch zum vorrangigen eigenen Interesse wird.

Von diesem Standpunkt aus wiederholte sie ihre Forderung nach der Schaffung eines weltweiten Gesundheitssystems, um den Aufbau der benötigten Infrastruktur in allen Nationen zu beginnen, und nach der Beendigung aller Sanktionen. Dazu müsse man gegen den moralischen Verfall vorgehen, nicht zuletzt in den Vereinigten Staaten.

Dr. Joycelyn Elders, ehemalige oberste Gesundheitsbeamtin der USA (Surgeon General), sprach über die Idee, den „Standard der moralischen Vortrefflichkeit“ wiederzubeleben – d.h. mehr zu tun als das, was man glaubt, tun zu können, und nicht aufzugeben, bis das Ziel erreicht ist. Dieser Standard der moralischen Vortrefflichkeit sei nicht nur ein schönes Ideal, sondern eine Notwendigkeit.

Sie ging die Statistiken durch: Mehr als 2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu frischem Wasser; mehr als 2,5 Milliarden Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, und 270 Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht. Etwa 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Elektrizität, und ohne Elektrizität kann man Krankheit nicht überwinden.

Dr. Elders erklärte dann, die Pandemie sei kein Ergebnis des Versagens der Medizin, sondern des Versagens der Moral. Sie bezog sich auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, wo von unveräußerlichen Rechten wie „Leben, Freiheit und Streben nach Glück“ die Rede ist. Dies müsse auch den Zugang zu den notwendigen Mitteln des Lebens einschließen. Alle Länder brauchten sauberes Wasser, reichlich Nahrung und billige Elektrizität, denn ohne das seien das Leben und die Gesundheitsversorgung nicht möglich. Die derzeitige Politik des Westens sei eine „selbstmörderische Ökonomie der Gleichgültigkeit“. Sie schloß mit der Aufforderung an die Zuhörer, sich zu engagieren und den „Standard der moralischen Vortrefflichkeit“ wiederzuerlangen. Apathie sei „die schlimmste Pandemie von allen“.

Dr. Khadijah Lang (USA), Vorsitzende der Internationalen Abteilung des afroamerikanischen Medizinerverbands NMA (National Medical Association) und Präsidentin der kalifornischen Golden State Medical Association, sowie die Landwirtschaftsexpertin Marcia Baker vom EIR-Magazin gaben anschließend einen umfassenden Überblick über die Erfolge und Herausforderungen des Agrarsektors sowie der Produktion und Verteilung von Lebensmitteln.

Dr. Lang erläuterte die Erfolge ihrer Organisation in der Zusammenarbeit mit Mosambik bei der Versorgung mit medizinischen Hilfsgütern und geschultem medizinischem Personal (wie Chirurgen) in der Hauptstadt. Die Bemühungen um eine angemessene Gesundheitsversorgung wurden nicht nur durch den Mangel an Vorräten und geschultem medizinischem Personal behindert, sondern auch durch Heuschreckenschwärme, dann durch Zyklone, dann durch die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera und Malaria. Als dann COVID-19 zuschlug, war das verheerend, weil die Menschen nicht einmal mehr aus dem Haus gehen konnten, um Lebensmittel zu holen.

Aber sie blieb optimistisch, denn ihre Organisation sammelt mehr Ressourcen, um ihre Arbeit auszuweiten, und sie sagte, selbst ihre kleinen Bemühungen zeigten, was getan werden kann, wenn sich Menschen zum Wohle der Menschheit zusammentun.

Baker betonte, daß wir sofort die enormen Nahrungsbedürfnisse vieler Nationen erfüllen müssen, denn ohne Nahrungsmittelnothilfe würden 34 Millionen Menschen in den kommenden Monaten sterben. Die Bauern in Ländern wie den USA, Deutschland oder Frankreich könnten sehr produktiv sein und wollten Lebensmittel anbauen, würden aber systematisch ruiniert. Geldgierige Interessen, wie Bill Gates, kaufen produktives Ackerland auf, um es aus der Produktion zu nehmen. Man müsse eine weitere Verdrängung der Landwirte und Viehzüchter verhindern, indem man Paritätspreise einführt, die Agrarproduktion ausweitet und das Monopol der agrarindustriellen Lebensmittelkonzerne bricht. „Was steht dem im Weg?“, fragte sie: nicht die Lebensmittelproduktion, sondern die grüne Agenda, die die Landwirte in den Ruin treibt. „Wir müssen die Macht der grünen Agenda brechen, das Ingenieurskorps der Armee in Ländern wie Mosambik einsetzen und Programme wie die TVA (Tennesseetal-Behörde) aufbauen.“

Anschließend wurden Gesprächsausschnitte mit den beiden deutschen Landwirten Alf Schmidt und Rainer Seidl gezeigt, die Aktivisten des Schiller-Instituts Interviews gegeben hatten. Beide betonten, daß die größte Gefahr in Europa im Moment darin bestehe, daß mit dem „Green Deal“ der EU Ackerland aus der Produktion genommen und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln um bis zu 25% reduziert wird. Ihre wesentliche Forderung laute: Gebt uns einen fairen Preis für unsere Produktion, so daß wir davon leben können, dann können wir die Welt ernähren!

Luis Vasquez vom Schiller-Institut in Peru betitelte seinen Vortrag „Vergeßt nicht: die globalen Öfen der Konzentrationslager sind jetzt nuklear“. Er berichtete, daß er und seine Frau vor kurzem an der neuen südamerikanischen Variante von COVID-19 erkrankten und sie wahrscheinlich ohne die Hilfe der Familie nicht überlebt hätten, weil es in ihrem Land wegen der verheerenden Auswirkungen der neoliberalen Wirtschaft keine Dienstleistungen, keine Schulen und keine Transportmöglichkeiten mehr gibt und eine Ansteckung mit COVID-19 dort einem Todesurteil gleichkommt. In ganz Lima gebe es keine verfügbaren Intensivbetten mit Sauerstoffbeatmungsgeräten; auf jedes Intensivbett kommt eine Warteliste von bis zu 300 Personen. Eine Sauerstoff-Flasche kostet 1000 Dollar, eine Nachfüllung 200 Dollar. „Wenn du nicht zahlen kannst, stirbst du. Das ist ein Holocaust... Das Ende der Fahnenstange ist erreicht ... Wir befinden uns in einem globalen Konzentrationslager.“

Als Ursachen dieser heutigen Tragödie könne man die falschen wirtschaftlichen Entscheidungen betrachten, die seit 1974 getroffen wurden; die Weltwirtschaft sei heute ein Kasino am Rande des Bankrotts. Um aus dieser Lage herauszukommen, müßten die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in jedem Land mobilisiert werden. „Wir wissen, daß wir es schaffen können, weil der Mensch kreativ ist. Wir sind jetzt alle miteinander vernetzt, und die Sorge um andere ist nicht nur moralisch richtig, sondern auch wissenschaftlich richtig.“

Dr. Walter Faggett, ehemaliger Medizinischer Leiter der Gesundheitsbehörde der US-Hauptstadt Washington und Co-Vorsitzender des Gesundheitsrats für den 8. Stadtbezirk, sprach über die Erfolge, die bei der Koordination der Zusammenarbeit zwischen Gemeindeorganisationen, Kirchen, Universitäten und örtlichen Gesundheitshelfern zur Erhöhung der Covid-Impfrate in Washington erzielt wurden.

Genita Finley, Medizinstudentin im zweiten Jahr und Gestalterin eines Nachwuchsprogramms in Mississippi (Mississippi Delta Medical Extension School Program), sprach darüber, wie ihr Programm erfolgreich dazu beiträgt, mehr junge Menschen und Studenten aus armen Verhältnissen in das Gesundheitswesen zu bringen, u.a. indem es ihnen hilft, das Gefühl zu überwinden, nicht „intelligent genug“ zu sein, um in diesem Bereich zu arbeiten. Das Mississippi-Delta ist eine der größten Konzentrationen ländlicher Armut in den USA.

Augustinus Berkhout, emeritierter Professor für Geophysik an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden und Mitglied der Königlichen Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften, überbrachte Grüße an die Konferenz und dankte Helga Zepp-LaRouche für die Organisation. Er ist Gründer von CLINTEL (Climate Intelligence), einer Organisation von Wissenschaftlern und anderen, die gegen die falschen Behauptungen von der „menschengemachten Klimakatastrophe“ streiten. Er erklärte, der „Great Reset“ unterziehe die Menschen durch Angst und Pessimismus einer Gehirnwäsche, und wenn wir der grünen Ideologie „Rettet den Planeten“ folgen, werde uns das in ein finsteres Zeitalter führen. „Ich habe eine hoffnungsvolle Botschaft für die Jugend und zukünftige Generationen: Wir sind mit Kohlenwasserstoffen zum Mond geflogen; mit Nuklearraketen werden wir den Mars kolonisieren! ...Wir müssen Angst in Mut verwandeln.“

Antonio Sanchez von der Internationalen LaRouche-Jugendbewegung sprach über Venezuela und Chile und zeigte auf, wie die US-Sanktionen die venezolanische Wirtschaft zerstören, was sich wiederum auf andere Länder Südamerikas auswirkt. Er nannte einige Statistiken – zum Beispiel, daß 95% des venezolanischen Einkommens aus dem Ölexport stammen (größtenteils in US-Dollar); Guthaben in anderen Ländern sind eingefroren; die Löhne sind auf ein 24stel eingebrochen.

Sowohl Chile als auch Venezuela stünden aufgrund des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und der Auswirkungen von COVID-19 am Rande des Abgrunds. Der einzige Weg, dies zu lösen, sei es, es von höchster Ebene anzugehen und eine umfassende Zusammenarbeit zwischen den Nationen mit dem Aufbau der benötigten Infrastruktur für Strom, Wasser etc. einzuleiten.

Die anschließende Frage- und Diskussionsrunde war sehr lebhaft und ausführlich und drehte sich vor allem um die Frage, wie die Politik, die zu diesen Krisen geführt hat, überwunden werden kann und wie die Jugend sich einbringen und einen Beitrag leisten kann. Es herrschte allgemeine Einigkeit darüber, daß jetzt alle Länder und alle Menschen mit diesen Krisen konfrontiert sind und daß jeder sich in irgendeiner Weise an der Lösung und dem „Zusammenfall von Gegensätzen“ beteiligen muß. Es gibt viele Möglichkeiten für die Jugend, dabei aktiv zu werden. Grundsätzlich können wir den Kurs der Menschheit nur ändern, wenn wir unsere Denkweise ändern.

Immer wieder brachte Helga Zepp-LaRouche die Diskussion auf die schöpferischen Fähigkeiten des Menschen zurück und betonte, daß die imperiale Politik auf der Strategie „Teile und Herrsche“ beruhe und verschiedene Länder und Bevölkerungsteile gegeneinander manipuliert. Wenn wir uns aber vor Augen führen, wie groß das Universum ist, können wir über die Fähigkeit des Menschen nachdenken, Probleme zu lösen. Dazu erinnerte sie nochmals an die Rede von Sarah Al-Amiri, die zum Himmel zeigte und bemerkte, egal wohin man mit dem Finger am Himmel zeigt, überall gibt es Milliarden von Galaxien. Frau LaRouche betonte, es gebe keine Grenzen für die Kreativität des Menschen. Die Krisen können durch den Zusammenfall der Gegensätze gelöst werden.

Sie appellierte leidenschaftlich an die Teilnehmer und die Zuschauer: Die Menschheit sei in (geologisch betrachtet) sehr kurzer Zeit weit vorgeschritten; doch ein Atomkrieg würde unsere Spezies auslöschen. Soll die Arbeit all jener Menschen, die vor uns kamen, sollten Errungenschaften wie die Renaissance oder die Arbeit der amerikanischen Gründerväter vergebens gewesen sein?

Sie schloß mit der Feststellung: „Wir müssen mit einer dramatischen Verschlechterung der Weltlage rechnen“, aber die Krise könne eine Chance sein, das gesamte Paradigma zu ändern. „Wir müssen die coincidentia oppositorum zu einer bestimmenden Institution machen, und wir müssen eine höhere und neue Moral unter den Menschen hervorrufen, wenn die Menschheit überleben soll.“